bookmark_borderBequemer, sicherer, günstiger ..!?

Alles elek­tro­nisch ohne Alternative?

Mein erster Com­pu­ter (1988) hat­te noch den Tra­fo im Bild­schirm inte­griert und es war die erste Gene­ra­ti­on mit Farb­dis­play. Nicht lan­ge danach kam eine Maschi­ne auf den Schreib­tisch die man mit BTX ver­bin­den - und so in einem Vor­läu­fer des Inter­nets kor­re­spon­die­ren konnte.

Win­dows gab es noch nicht, Text­ver­ar­bei­tung und Nach­rich­ten zu ver­sen­den war aller­dings mög­lich. Rei­he für Rei­he und alle Befeh­le über DOS-Ein­ga­ben. Das sah bei­spiels­wei­se für den Druck unter MS-DOS 2.0 bis 3.2 so aus

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Bestimmt wur­den so der Drucker, die Puf­fer­grö­ße (Daten­men­ge), Stan­dard­wert 512 bytes (!) und wei­te­re Befeh­le für das Betriebssystem.

Genug davon, es geht um etwas völ­lig ande­res, aber eng mit die­sen Anfän­gen aus den spä­ten acht­zi­ger Jah­ren ver­bun­den. Glück­li­cher­wei­se kamen bald sehr viel ein­fa­che­re Pro­gram­me als Win­dows-Ver­sio­nen, mit gra­fi­scher Ober­flä­che, Maus­steue­rung, und sehr viel mehr Spei­cher. Zu wesent­lich höhe­ren Kosten. Aber sehr viel schnel­ler und mit erwei­ter­ten Anwendungen.

Die ersten *smart­phones* kamen so um Ende 2005 - und seit­dem haben die­se Gerä­te ein Touch­screen für die Steuerung.
Die Vor­tei­le Tele­fo­nie mit Kalen­der und Ter­min­da­ten­bank zur Hand zu haben, dazu noch eine Foto-Funk­ti­on, war der Grund für die rasan­te Ver­brei­tung die­ser Technologie.

Wo Vor­tei­le sind gibt es immer auch Nach­tei­le.

Da ist zunächst als erstes die stän­di­ge Ver­füg­bar­keit, "24/7", wie es im Jar­gon heißt. Die stän­di­gen Ände­run­gen am Design, an der Lei­stung, bzw. Funk­to­nen, ist eben­so zu betrach­ten. Sie füh­ren zu einer gera­de­zu zwang­haf­ten Wel­le von Neu­käu­fen - und das, obwohl die älte­ren Ver­sio­nen weder ver­schlis­sen noch funk­ti­ons­un­tüch­tig sind. Der Res­sour­cen­ver­brauch ist enorm - gleich­sin­nig stei­gen die Preise.

Der mitt­ler­wei­le ent­stan­den Digi­tal­zwang ist ein zwei­ter Nachteil:
Es gibt vie­le Lei­stun­gen, die nicht mehr ana­log son­dern nur noch per App wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen. So vor­teil­haft die Nut­zung von *smart­phones* also sein kann, sie wird zuneh­mend mit Zwän­gen ver­bun­den die ich zumin­dest nicht mit­zu­ma­chen bereit bin.
Inso­weit gehö­re ich zu den Ver­wei­ge­rern, nicht aus Prin­zip, son­dern weil die Vor­tei­le nicht mehr greif­bar sind.
Die Nach­tei­le sind aus mei­ner Sicht mitt­ler­wei­le grö­ßer als die Vorteile.

Drit­tens greift jede App Daten ab, in Sum­me wird der Nut­zer damit glä­sern und kal­ku­lier­bar. Auf eine Art wie sie noch nie in der Mensch­heits­ge­schich­te mög­lich war. Durch die - ver­brei­te­te - Ahnungs­lo­sig­keit der Gesetz­ge­ber, und so öffent­lich demon­strier­te Unfä­hig­keit Daten­si­cher­heit zu garan­tie­ren, haben Unter­neh­men die Regeln zu ihren Gun­sten aus­ge­brei­tet und sind ver­mut­lich nicht mehr dar­an zu hin­dern das wei­ter zu betrei­ben und dar­aus Nut­zen zu ziehen.
Wohin sol­che Daten­samm­lun­gen füh­ren kön­nen wird in Chi­na schon ein­drück­lich demonstriert:
Das Leben wird von *scores* bestimmt, wer aus dem (poli­tisch) gewünsch­ten Raster fällt ist sozi­al iso­liert und ver­liert schritt­wei­se Bürgerrechte

Ver­ste­hen Sie mich nicht falsch: Smart­phones sind zuerst eine gute Erfin­dung. Nur ist es hier wie in vie­len Wech­sel­fäl­len des Lebens die Art und Wei­se der Nut­zung durch die Besit­zer. Der (vier­te) Nach­teil ist näm­lich die gera­de­zu süch­tig machen­de Art wie die so-genann­ten *sozia­len Netz­wer­ke* auf­ge­baut und pro­gram­miert sind.
Eine Sucht wie Alko­hol, Wet­ten, und *IN-Sein*, dazu zu gehö­ren, ist die stän­di­ge Nut­zung des *smart­phones*.

Es kann mir nie­mand erklä­ren war­um es bes­ser oder unbe­dingt not­wen­dig sein soll anstatt der Bank­kar­te mit dem Tele­fon zu bezah­len. Der ein­zig denk­ba­re Vor­teil (in die­sem Fall) ist doch die Erspar­nis von Per­so­nal bei den Banken. 

Die mög­li­che Zusam­men­füh­rung der Bewe­gungs- und Kauf­da­ten, der Gesamt­si­tua­ti­on der Finan­zen des Nut­zers und die Wei­ter­ga­be von wesent­li­chen phy­si­schen und psy­chi­schen Para­me­tern aus den Apps zum Zwecke der Beein­flus­sung die­ser Per­son für Ver­käu­fer von Waren und Dienst­lei­stun­gen, oder der Beur­tei­lung von Risi­ken für z.B. Ver­si­che­run­gen, sind doch bestimmt nicht als erwünsch­te Fol­gen zu bezeichnen.

Ich ver­ra­te ihnen noch etwas:
Ich kann Men­schen nicht ver­ste­hen, wenn sie sich Chips ein­pflan­zen las­sen, so wie sie zur Kennt­lich­ma­chung von Hun­de­be­sit­zern deren Hun­den ein­ge­pflanzt wer­den, nur weil sie dann kei­nen Schlüs­sel mehr für ihre Haus­tü­re benut­zen müs­sen, oder sich auto­ma­tisch das Flur­licht anschal­tet wenn sie nach Hau­se kommen.

"In the year 2525" aus Juni 1969 kommt mir immer wie­der mal in den Sinn - was damals noch Uto­pie war ist heu­te teil­wei­se schon Wirk­lich­keit: Der Mensch zer­stört sei­ne Lebens­grund­la­gen. Etwas, was ande­re Lebe­we­sen auf die­sem Pla­ne­ten noch nicht geschafft haben und nicht lei­sten könnten.

Ist also das Leben durch Mobil­te­le­fo­ne "Beque­mer, siche­rer, gün­sti­ger" geworden?
1. Beque­mer vielleicht.
2. Siche­rer kei­nes­falls, ganz im Gegen­teil, denn nie wur­den auf der Welt so vie­le Daten und Erkennt­nis­se zu jedem Indi­vi­du­um in den mei­sten Län­dern der Welt erho­ben - auch sol­che, die gege­be­nen­falls GEGEN den Besit­zer ver­wen­det wer­den kön­nen wenn man Macht­er­grei­fung durch eine neo-faschi­sti­sche Regie­rung unterstellt!
3. Gün­sti­ger schon erst recht nicht, wenn man die Prei­se für Mobil­te­le­fo­ne abwägt. Die Tech­nik ist im wesent­li­chen so geblie­ben wie sie vor einem Jahr­zehnt war, es wer­den hin­ge­gen Pseu­do-Inno­va­tio­nen ein­ge­baut die kein Mensch braucht, mit denen die Prei­se gerecht­fer­tigt werden. 

Unterm Strich:
Men­schen ver­wen­den eine auf vie­len Ebe­nen gegen sie gerich­te­te Tech­nik
und begrü­ßen das auch noch!

Bei­trags­bild basiert auf: [Edu­ca­ti­on Group GmbH] (http://bilder.tibs.at/node/24190) Bild-Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 AT]