Im diesem letzten Teil, Teil III, setze ich mich mit verbliebenen Aspekten auseinander, die der Autor Horx aus den von ihm vertretenen Thesen zu erkennen glaubt. Und natürlich mit der von ihm propagierten " .. Hasskultur bei Facebook & Co .."
Gestern ging es um die Alters- und Bildungsstruktur der angeblich so wenig duldsamen "Gebildeten und Jüngeren" die nicht ständig "angehasst" und "angepöbelt" werden wollen.
Thema heute ist also "Hasskultur bei Facebook & Co.", wobei ich mir wieder einen etwas ausschweifenden Bogen erlaube, nur Hass wäre ja langweilig. Besser ist richtig Zoff, so mit Anwalt & Gerichten ...! Nein, nicht wirklich, aber ein Schlenker zu den von Horx so gepriesenen "Qualitätsmedien" muß erlaubt sein.
"For 15 years Little Green Footballs has been a leading source of unique stories and opinion about news, politics, art, culture and music, as well as a host for one of the best commenting communities on the web, wonderfully free of the trolls and haters that plague most comment sections."
Dieses Zitat stelle ich deswegen an den Anfang, weil es beweist:
Es geht auch anders als mit Pöbelei & Hasstiraden in Kommentaren. Anders als Herr Horx in seiner eher generellen Aussage sehe ich die Ursache in dem Mix des Publikums, dem Umgang mit Störern und dem angestrebten Leser- (und Schreiber-) niveau eines Veröffentlichungsmediums:
Je breiter angelegt und je weniger spezifisch die Inhalte sind, desto wahrscheinlicher sind Entgleisungen. Das ist einfach erklärt. Wenn ein Leser etwas nicht versteht hat er (mindestens) drei Möglichkeiten der Reaktion:
Wegsurfen,
lächerlich machen,
gegenhalten, oft aggressiv.
Je komplexer also die Erörterungen sind, umso mehr "Ausschlag" an Emotionen werden sie hervorrufen - und wegen der (relativen) Anonymität überschlagen sich oft die überhitzten Argumente, gleiten ins Persönliche und manchmal sogar Gesetzwidrige ab.
Wenn der Anspruch eines Blogs erhalten wird werden jene, die die Inhalte nicht verstehen irgendwann aufgeben und weg bleiben. Erste Gruppe eliminiert.
Es ist die Aufgabe der Moderation für Ordnung zu sorgen, damit sollte es wenigstens eine Weile Ruhe geben, weil ganz ohne diese Begleiterscheinung der "Leserbriefersatz-Kommentare" wird es nie gehen. Der Unterschied - und das verkennt Herr Horx völlig - zu einem Leserbriefkasten bei Redaktionen ist deren Möglichkeit Harmonie zu suggerieren indem die Störer ausgesondert und gar nicht erst veröffentlicht werden. Das ist aus meiner Sicht nicht "besser" im Sinne von mehr Qualität, auch nicht demokratisch, sondern Machtausübung im Sinne von Meinungssteuerung der Massen. Moderation & ein bekannter, streng eingehaltener Ordnungsrahmen lösen nicht das Problem mit Aggressiven. Sie machen das Lesen für die wirklich interessierten einfacher. Bei "telepolis" hilft beispielsweise eine Bewertung der Qualität durch Mitkommentatoren Auswüchse zu vermeiden.
"Verächtlich machen", die dritte Variante, kann nach dem Prinzip "Gleiches mit gleichem vergelten" (nicht so gute Wahl) oder durch völliges Ignorieren (beste Wahl) angegangen werden. Die Agierenden laufen ins Leere, ihre Attacken laufen sich tot. Es wird ruhig.
" .. Wenn sich herausstellt, dass Facebook durch die Hasskappen der Welt übernommen wird, wird irgendwann niemand mehr zu Facebook gehen .. " so schreibt Horx und es steckt die Unterstellung darin, dass facebook das etwa nicht recht sein könnte. Ich behaupte das Gegenteil, denn der Umgang mit Reklamationen - selbst von staatlichen Stellen - beweist genau das Gegenteil. Es interessiert facebook nur vordergründig welche INHALTE bewegt werden. Worauf es ankommt sind die DATEN der Nutzer:
Bargeld lacht! Jede Information die Geld bringt wird verarbeitet, da stören Untersuchungen des "WIE?" "WARUM?" oder "WAS?" nur bei der Generierung von 'profit'.
Was an 'usern' an einem Ende verloren geht wird am anderen Ende neu einsteigen .... die Schwankungen bedingen sich nur aus den absolut vorhandenen potentiellen Nutzern, deren Zahl schwankt ja ebenfalls nach Jahrgängen.
facebook ist
das Unterschichtenfernsehen
übertragen auf 'print'
- so einfach, so klar, so falsch eingeschätzt vom Zukunftsforscher. Ein umfassenderes Fazit (auch) hierzu folgt ganz am Ende des Beitrages
" .. Die Medien werden sich wieder auf ihre geistig-kulturellen Kernfunktionen besinnen .. " - das wird nicht genügen. Die Kernfunktion der Medien ist als Vierte Gewalt die drei anderen Gewalten des demokratischen Staates zu kontrollieren. Das werden sie weder analog noch digital schaffen wenn die Parole so verstanden werden soll, dass sie es jetzt schon ganz richtig machen. Gerade für die als leuchtendes Beispiel für einen gelungenen analog-digitalen Auftritt benannte "Zeit" ist eine politische Nähe insgesamt und speziell durch ihre Redaktionsmitglieder zu verzeichnen. Nicht nur auf das Inland bezogen, auch für andere Regierungen.
" .. weil der Kern dessen, was sie tun, authentische Sinnproduktion ist .. " - einer dieser kryptischn Horx-Sätze die Alles oder Nichts bedeuten können:
Wenn Redaktionen mit Lobbyisten, Verbänden und einzelnen Regierungsvertretern eng verbunden sind erweckt das mindestens den Anschein von Parteilichkeit. Nicht von "Sinnproduktion" im Sinne (!) der Bevölkerung die diese Blätter bezahlen.
Das Gegenteil also von vorurteilsfreier, ausgewogener Berichterstattung. Vielleicht spricht Horx deswegen von " .. wirklich guten Qualitätsmedien .. " und erspart es sich, diese leere Floskel mit Inhalt zu füllen. Die Qualitätsmedien arbeiten allesamt mit den Agenturmeldungen, nur vereinzelt werden noch Eigenrecherchen durchgeführt. Wo da die Qualität zu finden ist bleibt rätselhaft.
Großverlage, das darf nicht unerwähnt bleiben, haben ein Interesse Politik mitzubestimmen. Richtlinien macht die Kanzlerin, gut befreundet, wie bekannt, u.a. mit Frau Springer. Kaffeekränzchen wie bei Müllers? Mit Austausch von Backrezepten? Wenig glaubhaft!
Aufklärung betreiben heute die wenigsten dieser "Qualitätsmedien". Die kommt von völlig auf sich gestellten Weblogbetreibern, Youtubern und anderen Einzelkämpfern [Markus Beckedahl (netzpolitik); Tilo Jung (Jung & naiv); alternative Redaktionen wie "Krautreporter", leserfinanziert.] - oft gerade gegen den Widerstand der Etablierten. Dort erfährt der Leser Hintergründe, die aus falsch verstandener Staatsräson oder Angst um die eigene Position im Verteilungskampf um Anzeigengelder in den großen Häusern nicht mehr zu finden sind.
Fazit, und jetzt ernenne ich mich zum "Zukunftsforscher":
Nicht die "Qualitätsmedien" werden uns wahrhaftig informieren, sondern kommentierende Aggregatoren, Spartenblogs & kommentierte Videomitschnitte.
Nicht die "Blütezeit", sondern der "Honeymoon" ist vorbei. Die Konsolidierung, schon weit fortgeschritten was die Bloglandschaft angeht, wird sich weiter fortsetzen. Übrig bleibt dann irgendwann ein Konglomerat aus Einzelkämpfern, Gruppenkämpfern und Massenveröffentlichern.
Also wie schon immer.
Nur überwiegend elektronisch ....