Ein "Wort zum Sonntag"

Kom­ple­xe Vorgeschichte
.

Wis­sen­schaft war nicht immer unge­fähr­lich. Vie­le Jahr­hun­der­te lang waren Wis­sen­schaft­ler eine höchst gefähr­de­te Per­so­nen­grup­pe. Sie wur­den von den Kir­chen als lästi­ge Quäl­gei­ster emp­fun­den, deren man sich ent­le­di­gen mußte.

Wenn dann heu­te zu lesen ist, dass es eine wun­der­ba­re Har­mo­nie zwi­schen Kir­che und Wis­sen­schaft gäbe so ist das der blan­ke Hohn.

Was an der Ver­fol­gung anders­den­ken­der Wis­sen­schaft­ler "har­mo­nisch" sein soll erschließt sich mir nicht: Men­schen zu quä­len, zu fol­tern, zu ver­bren­nen, zu erträn­ken oder zu erwür­gen - so wie es die Kir­che mit Hil­fe der Inqui­si­ti­on tat - ist eine zutiefst ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ge Vor­ge­hens­wei­se die nicht dadurch "wett gemacht" wird, dass heu­te ein paar fröh­li­che Wor­te des Pap­stes ver­brei­tet wer­den, die das beschö­ni­gend als "Feh­ler der Ver­gan­gen­heit" bezeichnen.

Wäh­rend­des­sen gibt es in ande­ren Reli­gio­nen, z.B. in den isla­mi­schen Kul­tur­krei­sen, für abwei­chen­des Den­ken & Ver­hal­ten auch heu­te noch, 21. Jahr­hun­dert(!), ähn­lich dra­ko­ni­sche Stra­fen und Quä­le­rei­en wie zu Zei­ten der Inquisition.

Wäh­rend die Wis­sen­schaf­ten ein Dog­ma der Reli­gio­nen nach dem ande­ren zer­pflückt und wider­legt haben, indem sie die For­schung los­ge­löst von ideo­lo­gi­sier­tem Muff betrie­ben, waren die Reli­gio­nen stets bemüht Erkennt­nis­se in ihrem Sin­ne umzu­in­ter­pre­tie­ren und mög­lichst zu vereinnahmen. 

Selbst aber haben sie eher ver­schlei­ert als auf­ge­klärt. Bis heu­te gibt es kei­ne Bewei­se zur Authen­ti­zi­tät der Bibel (oder ande­rer Schrif­ten mit ähn­li­chem Anspruch) - der Vati­kan hält gehei­me Biblio­the­ken unter Ver­schluß in denen mög­li­cher­wei­se Bele­ge dafür zu fin­den sind, dass das gesam­te Glau­bens­ge­bäu­de nicht nur auf töner­nen Füßen steht son­dern gar eine - frei erfun­de­ne - Mög­lich­keit dar­stellt einer pri­vi­le­gier­ten Grup­pe von Per­so­nen ein beque­mes Leben auf Kosten der Aber­mil­lio­nen Gläu­bi­ger zu gewährleisten. 

Bewei­se? Wer braucht sowas schon? Es gibt nur Sät­ze wie " .. dass die Tora, die Moses erhielt und dem jüdi­schen Volk gab, G-ttli­chen Ursprungs und damit das Wort G-ttes ist. Daher stellt die Tora G-ttli­che Weis­heit dar, und da G-tt wahr ist, ist auch Sei­ne Tora wahr .." - wobei die­ses Bei­spiel nur eines von vie­len gleich­ar­ti­gen Bei­spie­len ist.

Tja, da schließt sich der Kreis:
Wahr ist, was der jewei­li­gen Reli­gi­on in den Kram paßt - und die meckern dar­über, dass es in der Wis­sen­schaft jen­seits der rein beschrei­ben­den auch noch eine über­prü­fen­de, spe­ku­la­ti­ve Rich­tung gibt, die ver­sucht bis­her nicht bewie­se­ne Theo­rien zu bewei­sen. Das Stre­ben nach Erkennt­nis wird gegen die Wis­sen­schaf­ten gerich­tet und als "spe­ku­la­tiv" abge­wer­tet - wo doch allei­ne der Beweis oder die Wider­le­gung einer theo­re­ti­schen Annah­me als Erkennt­nis gül­tig sein kön­nen. Bes­ser als völ­lig unbe­wie­se­ner "Glau­be" ist es allemal.

Zwi­schen einer wis­sen­schaft­li­chen und reli­giö­sen Welt­sicht gibt es kei­nen Kom­pro­miß - egal was immer wie­der ver­sucht wird, wie es immer wie­der ver­sucht wird, da etwas zu kon­stru­ie­ren, was wie "Kon­sens" aus­se­hen soll. Wenn ich dann einen Satz wie den fol­gen­den lese:
" .. Die Kir­che heu­te fun­giert eher als mora­li­sche Instanz, bei der Bewer­tung wis­sen­schaft­li­cher Arbeit .. " wird mir klar, dass alles Gere­de von "Har­mo­nie" nur dazu dient nicht voll­ends 'abge­hängt' zu wer­den und sich wenig­stens noch ein Stück "Deu­tungs­ho­heit" zu reser­vie­ren. Wis­sen­schaft ist was der Kir­che gefällt? 

Hof­fent­lich nicht. Reli­gi­on hat aus­ge­dient seit Men­schen anfin­gen dar­über nach­zu­den­ken wie ver­lo­gen die Ansprü­che sind, und wie ver­lo­gen ihre Ver­tre­ter auch heu­te noch an The­sen fest­hal­ten die nicht halt­bar sind. 

 ∙ ▪  ▪ ∙ 

Quellen: 
- Wider­spre­chen sich Wis­sen­schaft und Religion? 
- WISSENSCHAFT UND RELIGION
- CARL GÜTTLER: Wis­sen­schaft und Religion
- Mes­sung und Kor­re­la­te von Religiosität
- Josef Honer­kamp in Ansich­ten: Natur­wis­sen­schaft und Religion
- Kir­che und Wis­sen­schaft - im Streit vereint?

PS:
Ich fin­de es uner­träg­lich, dass ich zwangs­wei­se per "Haus­halts­pau­scha­le" gezwun­gen wer­de eine Sen­dung wie "Das Wort zum Sonn­tag" mit­zu­fi­nan­zie­ren. Angeb­lich haben wir doch in die­sem Land eine "Tren­nung von Kir­che & Staat"!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert