Zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des kirchlichen Arbeitsrechts und ähnlicher Privilegien

Mei­ne Emp­feh­lung zum Thema:
Ket­zert­ag 2019 - Kirch­li­ches Arbeits­UN­recht [Vor­trag von Ingrid Mat­thä­us-Mai­er beim Ket­zert­ag, der ein­zi­gen kri­ti­schen Gegen­ver­an­stal­tung zum Kir­chen­tag in Dortmund.]

98% der Kosten bei der (katho­li­schen) Cari­tas und der (evan­ge­li­schen) Dia­ko­nie sind Staats­zah­lun­gen - ledig­lich 1,8% tra­gen die Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten selbst.

Die so oft als "wesent­li­che Lei­stung der Kir­chen für sozia­le Dien­ste und Wohl­tä­tig­keit" genann­ten Berei­che wer­den also fremd­fi­nan­ziert und den­noch erdrei­sten sich die Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten dafür (und für die noch dazu in vie­len Berei­chen statt­fin­den­den frei­wil­li­gen Lei­stun­gen ohne Bezah­lung!) die Lor­bee­ren zu kas­sie­ren und sich damit zu schmücken. Damit die seit mehr als zwei­hun­dert Jah­ren andau­ern­de, geset­zes­wid­ri­ge Ali­men­tie­rung durch die Län­der zu recht­fer­ti­gen. Wenn immer von "Wahr­haf­tig­keit" und der Bedeu­tung der Kir­chen für gesell­schaft­li­che Ord­nung, Sit­te und ange­mes­se­nem Beneh­men, kurz: Wer­ten, gespro­chen wird, wider­spricht das ekla­tant dem, was tat­säch­lich pas­siert und vor allem wie es durch ganz offen­sicht­li­che Lügen, Intri­gen und unmo­ra­li­sche Lob­by­be­mü­hun­gen gestützt wird.


Bei­de gro­ßen Kir­chen wen­den sich gegen Unge­rech­tig­keit und Gesetz­lo­sig­keit, Dis­kri­mi­nie­rung, Anti­se­mi­tis­mus, Frem­den­feind­lich­keit und ähn­li­che Scheuß­lich­kei­ten in der Welt. Sicher lobens­wert und ange­mes­sen, betrach­tet man den Stand der Men­schen­rechts­si­tua­ti­on und die Machen­schaf­ten vie­ler dik­ta­to­ri­scher Régime rund um den Glo­bus.
 

Doch wie sieht es im Inne­ren, in Deutsch­land mit den 'guten Wer­ken' der Kir­chen aus? Auf die erbärm­li­chen Ver­su­che der katho­li­schen Kir­che durch 'Aus­sit­zen' und 'Ableug­nen', oder 'Ver­set­zung' der Täter auf ande­re Kon­ti­nen­te (wo sie wei­ter ihr Unwe­sen trei­ben!) die Sexua­li­täts­de­lik­te gro­ßer Zah­len ihrer Geist­li­chen zu 'ver­schlep­pen' und durch Ver­zö­ge­run­gen der Ver­fah­rens­wei­se in Kauf zu neh­men, dass Vie­le der Betrof­fe­nen mög­li­cher­wei­se die Erle­di­gung ihrer Fäl­le schon nicht mehr erle­ben wer­den, will ich hier nicht wei­ter eingehen.

Wor­um es hier geht ist die rie­si­ge Dis­kre­panz zwi­schen gepre­dig­ter und aus­ge­führ­ter Barm­her­zig­keit. Was irgend­wo auf der Welt beklagt wird fin­det man hier­zu­lan­de in aus­ge­feil­ter juri­sti­scher Recht­fer­ti­gung und zahl­lo­sen, end­lo­sen Ver­hand­lun­gen wie­der: An eine men­schen­wür­di­ge Behand­lung durch die Groß­kir­chen hier ist nicht zu den­ken, wäh­rend ihre Reprä­sen­tan­ten Scho­nung und Barm­her­zig­keit (!) durch die Justiz erfahren.

Neh­men wir aktu­el­le Bei­spie­le her­aus und fra­gen "Ist die Ein­stel­lung der Kir­chen zu die­sen The­men 'barm­her­zig', ist sie 'zeit­ge­mäß' und ist sie 'mehr­heits­fä­hig' in der deut­schen Bevöl­ke­rung?". Natür­lich umfasst eine sol­che Betrach­tung pau­scha­li­siert vie­le Berei­che in denen es regio­nal und nach Kon­fes­si­on Unter­schie­de gibt. Die hier im Ein­zel­nen zu erör­tern wäre ein wochen­lan­ges Unter­fan­gen - des­we­gen bit­te ich um Ver­ständ­nis wenn ich hier sehr gro­be Raster anle­ge. Soll­ten Sie Fein­hei­ten ken­nen und zu erör­tern wün­schen bin ich für eine Dis­kus­si­on offen. Wie immer bit­te mit Fak­ten, nicht Mei­nung. Danke.

Kir­che gegen Bevölkerung? 
Thema  barm­her­zig zeit­ge­mäß mehr­heits­fä­hig
Abtreibung  NEIN¹  NEIN²  NEIN³ 
Sterbehilfe  NEIN⁴  NEIN⁵  NEIN⁶ 
Arbeitsverträge  NEIN⁷  NEIN⁸  NEIN⁹ 


Bei kei­nem der The­men ein "JA"
- was für ein Armuts­zeug­nis!
 

 

Links aus der Tabel­le & wei­te­re Lese­emp­feh­lun­gen zum Thema
- Homo­se­xua­li­tät;
- (¹) Miser­i­cor­dia et mise­ra Abtreibungsvergebung;
- (¹) Abtrei­bungs­ver­bo­te ver­hin­dern nicht, dass unge­wollt Schwan­ge­re abtrei­ben - sie machen Abtrei­bun­gen jedoch lebensgefährlich.
- (²) Käme für dich eine Abtrei­bung infrage?
- (²) 47 Pro­zent befür­wor­ten Abschaf­fung von §219a
- (³) Spahn: Kein Kom­pro­miss bei Wer­be­ver­bot - Kei­ne Ahnung, und davon ganz viel!
- HISTORISCH: Text­aus­zug aus: Stöcker, Hele­ne (1924): Fort mit der Abtrei­bungs­stra­fe!

- (⁴) Sterbehilfe-Debatte.de (Ins­be­son­de­re → Kri­tik an der Ster­be­hil­fe-Umfra­ge und ff.)
- (⁵) Frei­heit und Ver­trau­en am Ende des Lebens
- (⁶) Fal­sche Richtung

- (⁷) Kirch­li­ches Arbeits­recht: Sach­grund­lo­se Befri­stung stark eingeschränkt
- (⁸) Arbeits­recht der Kirchen
- (⁹) Son­der­sta­tus der Kir­chen im Arbeits­recht bleibt umstrit­ten Vor­wurf der Dis­kri­mi­nie­rung

Verschiedene:
- Pro und Con­tra Schwan­ger­schafts­ab­bruch: War­um wir reden müssen
- Lega­le Abtrei­bung – Für & Wider
- Ster­be­hil­fe in Deutsch­land und Euro­pa: Die Tötung auf Verlangen

ⓐ Kin­der hel­fen Kin­dern - und die Kir­che bestimmt wie das Geld ver­teilt wird.
Ob das immer im Inter­es­se ALLER Kin­der geschieht oder wird nur denen gehol­fen, die katho­li­schen Glau­bens sind?
".. Wir sind dank­bar, in einem Land zu leben, in dem die Aller­mei­sten gut ver­sorgt wer­den. In Län­dern, die von Armut geprägt sind, kön­nen sich hin­ge­gen vie­le Eltern eine gute medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung ihrer Kin­der nicht lei­sten. Der näch­ste Arzt und das näch­ste Kran­ken­haus sind oft weit ent­fernt. Nicht sel­ten sind es die Pro­jekt­part­ner der Stern­sin­ger, die hel­fen: Sie küm­mern sich um ver­letz­te Kin­der, brin­gen Medi­ka­men­te und medi­zi­ni­sche Fach­kräf­te in ent­le­ge­ne Gegen­den und för­dern Kin­der mit Behin­de­rung. Sie unter­stüt­zen die Vor­sor­ge und zei­gen jun­gen Men­schen, wie man sich vor Unfäl­len und Infek­ti­ons­krank­hei­ten schützt ..“ [Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz]

ⓑ ".. Zu oft klärt noch die Justiz offe­ne ethi­sche Fra­gen und treibt den Gesetz­ge­ber damit vor sich her. Sowohl die Urtei­le des Bun­des­ge­richts­hofs zur Ster­be­hil­fe als auch zur PID aus die­sem Jahr sind dafür bei­spiel­haft. Einem ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit bri­san­ten ethi­schen The­men ent­spricht das nicht. Es ist not­wen­dig, dass das Par­la­ment den gan­zen The­men­kom­plex Fort­pflan­zungs­me­di­zin schnell cou­ra­giert angeht – mit wel­chem Ergeb­nis auch immer, und Rechts­si­cher­heit schafft. Das wäre eine wirk­li­che Stern­stun­de. .." [Wider eine ethisch gefes­sel­te Rechts­po­li­tik]

ⓒ/(³) ".. Mit einem Regie­rungs­bünd­nis aus SPD, Bünd­nis 90/Die Grü­nen und FDP steht nun end­lich die Strei­chung von § 219a Straf­ge­setz­buch (StGB) an. Sie wird es Ärzt*innen ermög­li­chen, öffent­lich und umfäng­lich über Schwan­ger­schafts­ab­brü­che und damit ver­bun­de­ne medi­zi­ni­sche Lei­stun­gen zu infor­mie­ren .." [#wegmit219a]
ⓓ / (⁶) Sind Sie für oder gegen das Gewäh­ren von pas­si­ver Ster­be­hil­fe? (Gra­fisch)
Sie­he hier­zu aktu­ell → Säku­la­re The­men: Vie­les ist offen, aber möglich

[Zuerst ver­öf­fent­licht → 06. Jan. 2022 um 00:38 Uhr]

 

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