In den letzten Jahren war es oft schlimmer: Da wurde gar der dritte Schritt vor dem ersten und zweiten in Gesetze gefaßt und dem staunenden Volke übergestülpt.
Ein Paradebeispiel ist der Ausbau der Solarenergie. Ganz zu Anfang, so um 2010, hat man durch Einspeisevergütung weit über den Kosten für Aufbau und Betrieb solcher Anlagen, ein exponentielles Wachstum erzeugt. Erschrocken über die eigene Tat wurde nicht etwa nur diese Vergütung reduziert, nein, die Netzbetreiber bekamen kalte Füße und haben lobbyiert, sahen ihre Pfründe schwinden.
Vertuscht wurde das durch die angebliche Unzumutbarkeit für die Stromverbraucher, auf deren Rechnung saftige Beträge für diese Kosten, den Aufwand für die Einspeisevergütungen auftauchten. Verschwiegen wurde der Aufschlag, den die Netzbetreiber selbst noch darauf setzten ".. das macht doch nichts, das merkt doch keiner ...!" In der Tat, es wurde zwar geschimpft, aber eher generell - so wie immer in Deutschland. Das wahre Problem, die Übergriffigkeit der Politik, dieses unselige Erziehungsverhalten den Bürgern gegenüber, wurde kaum moniert.
Heraus kam am Ende ein kompletter Stop der Förderung und der daraus resultierende Zusammenbruch des Ausbaues und der Zuversicht in die hoffnungsvoll gestartete Innovationstechnik.
Die nächste Welle wurde von der Ampel-Koalition in Gang gesetzt. Ich beschränke mich hier auf Solar, allerdings mit Exkurs zum Thema "Elektromobilität". Energiewende hieß das Zauberwort und alle wollten etwas Gutes für die Umwelt tun - wer wollte sowas schon nicht? Sodann war die Idee sich von den Energieerzeugern unabhängig zu machen für Viele durchaus wünschenswert, denn die Vermutung durch die großen Stromkonzerne abgezockt zu werden hatte sich gerade in den letzten Jahren - Regierungen Merkel - bewahrheitet. Als dritten Effekt sahen die Menschen eine Möglichkeit sich auch finanziell abzusichern, denn nach *Peak Oil* war nicht zu erwarten, daß die fossilen Brennstoffe etwa über die Zeit preiswerter würden, im Gegenteil!
[Quelle]
Doch erneut diese erzieherisch-ideologische Überstülpung von maximalen Zielvorstellungen, zu viel, zu unausgegoren, zu schnell ... das "Heizungsgesetz" [Gesetz zum Erneuerbaren Heizen; auch "Gebäudeenergiegesetz (GEG)"]
".. Mit dem Gesetz für Erneuerbares Heizen – dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) – leitet die Bundesregierung den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen ein. Spätestens ab Mitte 2028 wird die Nutzung von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich – eng gekoppelt an die kommunale Wärmeplanung.
Unter anderem mit diesem Gesetz will die Bundesregierung die Wärmewende in Deutschland schneller voranbringen .."
Beim Stichwort "Kommunale Wärmeplanung" stellen sich mit die Nackenhaare auf: Hier bei uns wird der Vorgang von einem Konsortium vorbereitet, zur Entscheidung vorgelegt und soll bis 2030(!) verabschiedet werden. Dann erfolgt die Umsetzung. Als ich auf einer Veranstaltung der Stadt zum Thema "Wärmeplanung und Bürgerbeteiligung in Form einer Genossenschaft" darauf hinwies, das sei doch wohl nicht ernst gemeint und asynchron zu der sonstigen Gesetzgebung wurde mir beschieden das sei schon ungeheuer schnell für so eine komplexe Aufgabe ... Verwaltungsdenken, doppelte Absicherung, nur keine eigene Entscheidung treffen, den Ermessensspielraum nicht etwa auch nur in Erwägung ziehen, es könnte sich ja später rächen sich so exponiert zu haben.
Der Aufschrei im Land war ob der völlig unklaren und sich widersprechenden Verlautbarungen groß. Jeder Erklärungsansatz wurde schon von Anfang an mit Mißtrauen zur Kenntnis genommen und dann an den Stammtischen zerrissen.
Übrig blieb eine Förderung von E-Autos, und Ladestation an eigener Photovoltaikanlage, einem Vorhaben das einer Mindestinvestition von 60.000 wahrscheinlich eher 80.000 € bedurft hat. So wurden die Bürger gefördert die es sich sowieso alleine hätten leisten können und 50 Millionen waren innerhalb weniger Stunden verpufft. Der Effekt gleich "NULL", denn was sind so um die 5.000 bis 10.000 geförderten Projekte im Blick auf die Zahlen zur Gesamtbevölkerung?!
Sie erkennen jetzt schon worauf ich hinaus will:
Die Ladeinfrastruktur steckt in den Kinderschuhen, und da wo sie vorhanden ist sind die Preise unverschämt hoch - da wäre es doch sicher angemessener gewesen anstatt diese nun erst im nächsten Jahr zu fördern damit anzufangen bevor man diese privaten Zubauten gefördert hat.
Die neue Initiative für das kommende Jahr setzt wieder jenseits des zweiten Schrittes an - siehe Abbildung:
Für die Entfernungen, die die meisten Arbeitnehmer zu ihren Unternehmen von zu Hause aus haben reichen die jetzigen Reichweiten der meiste Elektrofahrzeuge durchaus ohne Zwischenladung im Betrieb, ganz abgesehen einmal von dem zunehmenden *home office* Gebrauch - was fehlt sind nicht geschlossene, sondern offene Ladesäulen zu angemessenen Preisen ... vielleicht sollte das 'mal jemand den Politikern erklären.
Schon wieder hat man den dritten Schritt vor dem zweiten gemacht, denn die Förderung für Elektrofahrzeuge ist ja ausgelaufen und der Markt zusammengebrochen. Bei Preisen für deutsche Fahrzeuge von 45.000€ aufwärts ist es kein Wunder, welcher normale Arbeitnehmer kann eben mal locker diese Summe aus dem Ärmel schütten? Die greifen dann nach Modellen aus China (oder solchen, die indirekt von dort als Teile produziert und andernorts gefertigt werden)
Womit ich bei VW angekommen bin.
Die Manager dort haben in der ihnen eigenen Art von Größenwahn die Elektrofahrzeug-Nachfrage-Entwicklung erst unterschätzt und dann verschlafen. Ausbaden soll es nun die Belegschaft, durch 10%-igen Lohnverzicht und die Gewerkschaft soll Werksschließungen zustimmen. Allein der Vorstand will keine Kröte schlucken, die Dividende soll nicht angegriffen werden, die Familieneigentümer sind pikiert, daß man etwa auf die Idee kommt von ihnen einen Beitrag zum Erhalt und der fairen Behandlung des Personals zu verlangen.
Wenn von führenden Wirtschaftskennern ein schleichender Verfall der deutschen Wirtschaft konstatiert wird, so ist aus dieser Abhandlung ein Schlaglicht auf einen Sektor geworfen - aus dem die Ursachen der aktuellen Misere ans Licht gezerrt werden:
Profitgier,
Managmentversagen,
Überbürokratisierung,
Politik die in Wahlperioden denkt.
Es fehlen die großen Entwürfe, die über die Legislaturperioden hinaus wirken können. Es fehlt an Wagemut und Ideen, denn Menschen die um die Ecke denken, Generalisten, die Dinge nach vorn bringen könnten, sind meist als 'Störfaktor' eliminiert, während der Durchschnitt, und Bodensatz an Dumpfbacken darunter, die Geschicke in Händen hält.
Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht
[Heinrich Heine, Nachtgedanken (1846)]
... das ist nach fast zwei Jahrhunderten immer noch nicht überwunden.