Dem Vernehmen nach sind wir Deutschen in drei religiöse "Lager" aufgeteilt: 32% katholische, 34% evangelische (incl. Freikirchen) und der Rest andere Mitglieder, davon ca. 5% Muslime. Aber was heißt schon "Mitglied" - laut Umfrage sind von den evangelischen und katholischen Gläubigen nur 30% aktiv, d.h. gehen regelmäßig zu Gottesdiensten, ein paar mehr bei den katholischen Christen aber doch wieder so wenige, daß die Prozentzahl kaum nennenswert abweicht.
Es gibt, und das wird durch die reinen Prozentzahlen nicht widergespiegelt, ein Gefälle der Verteilung evangelisch - katholisch von Nord nach Süd. Ursache dafür ist der im "Augsburger Religionsfriede" 1555 festgelegte Grundsatz, der für nahezu 300 Fürstenstaaten galt: "cuius regio, eius religio" [frei etwa: Der jeweilige Souverän bestimmt die Religion seiner Untertanen].
Die aktuelle Verteilung - nach der Vereinigung Ost-West - spiegelt das jahrzehntelange Bestreben der DDR-Regierung wider, Religion abzuschaffen: Ost= 29% Christen, West= 68% Christen, wobei hier noch keine Aussage zu den "tatsächlichen" Verhältnissen, also der "gelebten" Religionsausübung gemacht wird [s.o.].
Erstaunlich ist aber, daß - obwohl im Osten nur schwach vertreten - die Kirchen, und hier besonders die evangelische Kirche, wesentlichen Anteil an der Vereinigung hatten.
Im Westen gab es einige Austrittswellen:
•In den 60er Jahren vorwiegend politisch motiviert,
•In '70-'71 wegen des "Konjunkturzuschlags",
•In '73-'74 durch die "Stabilitätsabgabe" und schließlich
•seit 1991 wegen des "Solidaritätszuschlags" zur Einkommensteuer.
Man sieht also, daß die Austrittswellen im wesentlichen, von der 60er-Welle abgesehen, finanziell motiviert waren, d.h. die Mitglieder liefen den Kirchen weg, da sie durch den Austritt bares Geld sparen konnten, das ihnen der Staat durch Aufschläge auf die sowieso schon hohe Steuerbelastung zusätzlich aus den Taschen gezogen hat.
Heute ist Sonntag, der traditionelle Tag für den Kirchgang. Und was tun die meisten Bundesbürger? Sie haben "frei", was etwa bedeutet, sie gehen solchen Beschäftigungen nach, die sie während der Woche nicht wahrnehmen können - und wer will es ihnen verdenken?
Allerdings:
Sind Solidarität, Hilfe für die Schwachen, Zusammenhalt in Familie und Nachbarschaft nicht mehr geübte Praxis, dann waren vielerorts die Freiwilligen der Kirchen noch der letzte Anker - sie könnten sicher auch säkular tätig sein, denn es geht diesen Menschen doch zunächst um "das Helfen in Not".
Hier liegt - mindestens für eine Übergangszeit - die Gefahr! Die Weltgeschichte hat wiederholt gezeigt, daß solche "Kulturen" untergehen, in denen die vorgenannten Werte verloren wurden.
Nachtrag vom 25.04.2004
Inzwischen hat sich eine weitere Gefahr für die christlich dominierten Gesellschaften aufgetan, mit der lange Zeit nicht gerechnet wurde. Die Vertreter des Islam - ob militant oder gemäßigt - vertreten die These, "die Ungläubigen" seien mit Stumpf und Stil auszurotten - koste es was es wolle!
Stellenweise wurde darauf schon hingewiesen (Beispiel hier), jedoch eher zaghaft und ohne Kenntnisnahme durch breite Bevölkerungsschichten.
So wie sich unsere Gesellschaft allmählich darauf einrichten muß, wegen der zunehmenden Zahl älterer Bundesbürger, Modelle für deren Einbindung in das gesellschaftliche Leben, insbesondere das Arbeitsleben, zu entwickeln, müssen sich diese "christlich geprägten" Gesellschaften auch darauf einrichten, dem Herrschafts- und Alleinstellungsanspruch des Islam mit vernünftigen Lösungsmodellen für ein "ausgeglichenes" Nebeneinander zu begegnen. Andernfalls droht uns im eigenen Land in wenigen Jahren genau das, was sich an sogenannten "Brennpunkten" in der Welt bereits abspielt: Kampf der - religiös bedingten - Weltanschauungen solange, bis eine Seite obsiegt und bei ihrem Sieg nur verbrannte Erde hinterläßt .... siehe Palästina, siehe Irak, etc. Meine Forderung dazu: Nur solche 'Andersgläubige' einbürgern, die sich verpflichten das Grundgesetz über ihre Glaubensgrundsätze zu stellen.
Noch ist die Zahl der Konvertierenden gering, etwa 2%. Da ist die Zahl derer, die an Naturphänomene oder Horoskope glauben gut 15-fach größer, das soll uns aber nicht in der - falschen - Sicherheit wiegen, daß, gerade wegen der geringen Zahl, die Gefahr, die daraus erwächst, gering zu schätzen sei. Denn zugleich nimmt die Zahl der Eingebürgerten islamischen Glaubens Jahr um Jahr um etwa 1% zu, wobei heute eine Basis aus Nicht-Bürgern und Eingebürgerten von insgesamt ca. 12%¹ der Bevölkerung bereits erreicht ist, in einigen geographischen Regionen aber weitaus mehr.
Aus diesen Zahlen werden in den nächsten Jahren Ansprüche der Betroffenen resultieren, die auf eine sich vermindernde Zahl von christlich orientierten Menschen einwirken werden, von denen zudem noch ein Anteil von ca. 30% an der "Institution Kirche" kein Interesse mehr hat, und davon lediglich ca. 9% noch zu Gottesdiensten gehen.
So ergibt sich folgendes Szenario:
- Sinkende Kenntnis und sinkendes Interesse an christlich bestimmten Lebensmodellen bei gleichzeitig
- steigendem Interesse an und straff organisierten islamischen Lebensmodellen.
Eine brisante Mischung!
Dem zu begegenen ist keine Zauberei:
Die absolute Trennung von Kirche und Staat, längst überfällig, nun endlich in die Tat umzusetzen. Die nächste Gelegenheit bietet sich bei Bundestagswahlen - nämlich durch Wahl von Parteien, die NICHT schon in ihrem Namen das Wort 'christlich' führen und damit zu erkennen geben was ihnen wichtiger ist als das Wohl der Bürger.
------------------------
¹ Hier sind alle Menschen mit ausländischen Wurzeln subsummiert - sowohl praktizierende wie nicht praktizierende Muslime, solche, die aus muslimisch dominierten Gegenden der Welt kommen auch, unabhängig von ihrer religiösen Einstellung. Das ist unter der Annahme gerechtfertigt, daß die sozio-kulturelle Prägung aus dem Umfeld der unseren oft entgegengesetzt ist (Beispiel → Gesellschaftliche Rolle der Frauen)