Was soll den Ausschlag geben?
Die Endphase der Entscheidung zwischen der Art wie unser Haus gebaut werden soll naht.
Es stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl:
- Die erste Möglichkeit erfordert länger dauernden, intensiven eigenen Einsatz und Unwägbarkeiten entlang des Weges - allerdings ist das zu erwartende Ergebnis originell, unüblich und vermutlich kostengünstig.
- Die zweite Möglichkeit ist solide, erprobt und wird im Wesentlichen unabhängig vom eigenen Einsatz erledigt, der finanzielle Rahmen ist besser überschaubar - das Ergebnis gerät wahrscheinlich eher 'mainstream' und alltäglich. Wenn auch mit 'Pfiff', also nicht unbedingt 'gut bürgerlich'.
Kurz:
1. Verrückt und finanziell offen;
2. Gediegen und solide finanziert.
Muss es denn immer so weit auseinander liegen?
Könnte es nicht 'mal einfacher zu entscheiden sein?
In vier Wochen ist es soweit, da muss entschieden werden.

Am liebsten wäre mir ein Turm ohne sichtbare Türen. An den würde ich dann einen langen, blonden 'fake'-Zopf hängen der über ein bis zwei Stockwerke von ganz oben herunter reicht. Dazu ein Klingelschild anbringen auf dem steht "Rapunzel" und "Für Einlaß bitte laut 'Rapunzel, Rapunzel, laß' dein Haaar herunter' rufen!" - woraufhin sich ein (mechanisch gesteuerter) Glatzkopf aus dem Fenster lehnt und ruft "Rapunzel ist offline, versuchen Sie es später noch einmal!"
Legt sich hier nicht eine bestimmte Entscheidung altersbedingt nahe? Sie wollen doch sicher noch eine Weile in einem fertigen Haus wohnen, ohne sich körperlich über Gebühr belasten zu müssen?!
In jungen Jahren wäre natürlich, selbstverständlich und ohne Zweifel die erste Variante zu bevorzugen! Aber vielleicht können Sie ja auch der (Bau-/Liefer-)Firma noch ein paar originelle Details schmackhaft machen?
Und nicht vergessen: Nicht alles ist machbar, es gibt genehmigungspflichtige Varianten des persönlichen Geschmacks.
Körperliche Belastung kommt nicht in Frage - das hieße die Gebrechlichkeit geradezu herauszufordern! Außerdem soll man sich nicht zu viel zutrauen, denn ein Fachmann braucht höchstens die Hälfte der Zeit und das Ergebnis wird immer dann besser wenn man nicht schon häufiger solche Arbeiten selbst erledigt hat. Der finanzielle Gewinn bei "Eigenleistung" ist schnell dahin wenn später doch noch Fachleute ran müssen um den Murks irgendwie noch nutzbar zu machen .... wenn auch die Baumärkte voll von "Selbermachern" sind sagt das noch nichts über deren Fähigkeiten aus.
Flexibilität bei der Ideenfindung und der nachfolgenden Ausführung sind - soviel haben die letzten Monate gezeigt - nicht unbedingt weit verbreitet unter den Firmen die Hausbau anbieten. Industriell hergestellte "Fertighäuser" sind auf bestimmte Größen normiert, die den Durchschnitt der Hauswünsche der Bauherren darstellen, und das unabhängig von der jeweiligen Firma. Es gibt wenig Abwechslung, der Unterschied liegt höchstens in der Qualität des Materials und der Art des Wandaufbaues.
Mir graust schon wenn ich in Neubaugebieten reihenweise 'gestylte' Flachdach-Townvillen sehe, da muss ich an den Slogan von Ritter Sport denken: " .. Quadratisch, praktisch, gut .. " - wobei "gut" bestimmt nicht auf die Kosten angewandt werden kann, denn eine halbe Million Euro für einen solchen Klotz zahlen offenbar nur Menschen die zu viel Geld und zu wenige eigene Ideen haben.
Genehmigungen:
Da haben wir das Glück, dass der Bebauungsplan aus den späten Siebzigern stammt. Zu der Zeit war es noch nicht so eingeengt wie heute, weswegen Vieles möglich ist, was andernorts undenkbar ist.
Wenn Variante 1 in gewissem Rahmen zeitlich und finanziell halbwegs überschaubar ist, also zumindest ungefähr abschätzbar ist, was schlimmstenfalls maximal dabei ungefähr zu erwarten ist, dann natürlich diese Variante. Wobei mich ausführliche Beschreibungen sehr interessieren würden.
Variante 2 hört sich aber auch nicht so schlecht an, wenn man noch einige Gestaltungsmöglichkeiten hat.
Ich habe da meinerseits ja nicht so viel Wert aufs Äußere bei der Suche nach einer Gebrauchtimmobilie gelegt. Neben Kosten und Lage hatte ich dabei nur den Anspruch, dass der Grundriss passt und ich das Äußere ertragen kann. Individuell vollkommen meinem persönlichen Geschmack entsprechen bzw. DAS Traumhaus musste es nicht sein. Jetzt ist es halt von außen gesehen ein spießiges Mittelreihenhaus mit weißem Putz und dunkelgrauen Dachziegeln. Damit kann ich leben und freue mich nach wie vor jeden Tag, dass ich nun hier wohne und vermisse meine vorherige Wohnung überhaupt nicht, obwohl ich da gleichfalls sehr gern gewohnt habe. Am Wichtigsten ist für mich soundso die Innengestaltung. Schließlich verbringt man wohl doch die meiste Zeit dort. Und draußen ist es dann eher die Grundstücksfläche oder vornehmlich der Garten, den man gleichfalls individuell gestalten kann, den man größtenteils vor Augen hat. Zumindest geht es mir so. Das liegt ganz sicher auch daran, wenn man vorher noch nie in einem Haus gewohnt hat, sondern immer nur in Wohnungen und zudem vornehmlich in einer Metropole.
Ich wundere mich ja etwas, dass Sie hierbei nun so viel Wert auf alles legen, wenn Sie bisher mit einem Heim (Wohnung/Haus) kein Heimatgefühl, sondern nur Zweckmäßigkeit verbunden haben. So ähnlich haben Sie sich zumindest mal ausgedrückt. Da war nur die Rede davon, dass Sie mit Ihrer Region Heimatgefühle verbinden und nie mit Ihren jeweiligen Wohnungen oder Häusern, die Sie bewohnt haben. Also ich denke schon, dass der gleiche Wortstamm bei Heimat, Heim, sich heimisch fühlen nicht zufällig ist, sondern schon in Korrelation zueinander steht.
Das haben Sie richtig beobachtet - ich wundere mich schon selbst darüber. Ob es die Tatsache ist, dass es hier von Grund auf eine Einbindung gibt, die ansonsten noch nie da war, oder ob es möglicherweise der unterschwellige Gedanke 'letztes Haus vor Ableben' ist. Da noch alles rein zu packen, auch an Gefühl(!), was bezahl- und machbar ist. Jedenfalls bleibt die Grundlage, dass es irgendwie mehr in Richtung "Heim - Heimat" geht, denn Hessen mit seiner ausgeprägten Mittelgebirgsstruktur ist nun mal das, worauf ich geprägt wurde.
Meine Sorge zu 1. begründet sich darauf, dass es sich um noch nicht so erfahrene, aber voll Ideen steckende Fachleute handelt. Die ein Projekt dieser Größenordnung noch nicht abgewickelt haben. Daher das 'finanzielle Risiko'. Wohl aber sind es international bekannte Spezialisten, deren Arbeiten, die allerdings bisher nicht diese Größenordnung erreichten, in ebensolchen Veröffentlichungen besprochen wurden. Das Zeitliche ergibt sich daraus, dass noch keine lokale Vernetzung mit ausführenden Unternehmen vorhanden ist. Bei routinierten Architekten hat sich da ein Fundus an vertrauten & vertrauenswürdigen Ausführungsfirmen gebildet - was hier noch fehlt. Da habe ich schon in den paar Monaten vor Ort mehr solche Firmen kennen gelernt und könnte mich selbst darum kümmern, aber was, wenn ich aus irgendwelchen Gründen ausfalle?
Die Variante 2. ist bestimmt nicht als 'Lückenbüßer' zu verstehen - es ist vielmehr ein bundesweit operierendes Unternehmen mit sehr erfahrenen Mitarbeitern. Die genau das mitbringen, was ein solches Projekt an Ablaufplanung braucht. Das liefe auch ohne mein Zutun rund. 'Gestaltung' ist da nicht sehr variabel, mindestens nicht außen, eher was die innere Aufteilung angeht. Das finanzielle Risiko ist geringer, da wegen der Vernetzung überall Firmen bereit sind - deren Arbeitsqualität feststeht und vielfach bewiesen ist.
Beide Lösungen sind Häuser aus Holz, das Erste komplett modular. Das Zweite in der Struktur so, wie man früher Fachwerkhäuser baute. Also nicht das, was man heute als "Fertighäuser" bezeichnet (was besser mit "Tafelbauweise" benannt würde). Obwohl dabei natürlich eine gewisse Vorfertigung von Bauteilen (in der nördlichen EU) stattfindet, die dann vor Ort kürzere Produkterrichtung / Bauzeit gewährleistet. Danach geht es um den Innenausbau. Der wird, da ähnlich, etwa gleich lang anzusetzen sein.
Beide Lösungen brauchen zudem eine Gründung im Erdreich, die von zwei Faktoren, der Bodenbeschaffenheit und dem Gewicht des Baukörpers abhängt. Da läge bei 1., nach bisherigen Überlegungen, das Gewicht wesentlich unter dem, was bei 2. nötig wäre - woraus sich ein immenser Kostenvorteil ergäbe, weil die Absicherung am Hang weniger Aufwand bedeutete. Wenn allerdings da eine Änderung nach oben errechnet würde, die 1. an 2. annähert, könnte eine Situation enstehen, die das wieder aufhebt.
Die äußere Gestaltung wäre uns (meiner Frau und mir gleichermaßen) schon wichtig. Wir wollen kein "Siedlungshaus", sondern etwas Originelles. Da ist 1. klar im Vorteil, 2. glänzt hingegen mit Feinheiten, die eine skandinavische Anmutung ausmachen. Unter all den Nachbarhäusern würden beide Varianten als Unikat herausgehoben ....
Solch einen Turm ohne sichtbaren Eingang, wie Ihnen vorschwebt, ließ sich im biedermeierlichen Wien tatsächlich mal einer bauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kornh%C3%A4uselturm
Danke, Herr nömix, für diesen Hinweis - sollte ich also noch einmal in die Lage versetzt werden über ausreichende Barmittel zu verfügen, namentlich einen Lotteriegewinn o.ä., dann ist dieser Turm das Objekt der Begierde. Zumal er offenbar eines Besitzers harrt, der sich seiner annimmt und die Erhaltung betreibt.
PS
Wie ich gerade las ist das nicht richtig, sondern der Turm ist komplett renoviert .... da werde ich wohl doch selbst bauen müssen.