(IV) Aus gegebenem Anlaß, ....

"Ärzt­li­che Leistungen
und IGeL-Zusatz­lei­stun­gen - was man selbst bezah­len soll." 

Noch vor weni­gen Jah­ren, so etwa vor der Jahr­hun­dert­wen­de, wäre es mit dem ärzt­li­chen Selbst­ver­ständ­nis unver­ein­bar gewe­sen Extra­lei­stun­gen anzu­bie­ten und in der Paxis neben­bei Geschäf­te abzu­wickeln die nicht durch die gesetz­li­chen oder pri­va­ten Ver­si­che­run­gen aus­ge­gli­chen wurden.
Erst durch die Gesund­heits­re­for­men der frü­he­ren SPD-Mini­ste­rin Ulla Schmidt (2001 - 2009) wur­de durch die Pra­xis­ge­bühr [die­se wur­de durch die Kas­sen­ärz­te ein­ge­zo­gen] der Umgang mit Zuzah­lun­gen in die Medi­zin ein­ge­führt - da nun der Damm ein­mal gebro­chen war san­nen Bera­tungs­un­ter­neh­men und Ärz­te dar­über nach, wie sich Pati­en­ten wei­ter als zusätz­li­che Ein­nah­me­quel­le nut­zen lassen.

Zwar ist die Pra­xis­ge­bühr mitt­ler­wei­le Ver­gan­gen­heit, die IGel-Lei­stun­gen aber sind geblieben.

Wel­cher Pati­ent hat schon die Stär­ke eine von sei­nem Arzt, einer Ver­trau­ens­per­son, ange­bo­te­ne und emp­foh­le­ne Zusatz­be­hand­lung abzu­leh­nen? Beson­ders beliebt sind For­mu­lie­run­gen wie
"Das soll­te ihnen ihre Gesund­heit wert sein" oder
"Wer wird denn an der Gesund­heit spa­ren" oder
"Für Zigaretten/Alkohol/Eis/Urlaub geben Sie doch auch locker X €uro im Monat aus".

Im eige­nen Inter­es­se soll­te der Pati­ent stand­haft blei­ben und ableh­nen. Die Zusatz­lei­stun­gen sind oft unnö­ti­ge Ergän­zun­gen mit gerin­ger bis sinn­lo­ser Aus­sa­ge-, Heil- und/oder Wirk­kraft. Was von den Kas­sen bezahlt wird ist nötig - alles ande­re ist Geldmacherei.

Wenn über/neben/unter der Pra­xis die Gat­tin des Arz­tes (oder ein ande­res Fami­li­en­mit­glied, bzw. Ver­wand­ter) ein Ernäh­rungs­stu­dio, ein Fit­neß­stu­dio oder eine Ver­kaufs­stel­le für "Natur­heil­kund­li­che Pro­duk­te" unter­hält und ihnen der Arzt Pro­duk­te aus deren "Sor­ti­ment" emp­fiehlt, sind die­se meist genau­so wenig nutz­brin­gend wie die IGel-Leistungen:
In sol­che Fäl­len soll­ten Sie über einen Arzt­wech­sel nach­den­ken, denn es geht in sol­chen Fäl­len nicht um ihr Wohl als Pati­ent, son­dern dar­um, ihren Geld­beu­tel zu strapazieren ...!

Manch­mal fin­den Sie auch 'Anhäng­sel' mit direk­tem Durchgang:
Etwa der ortho­pä­di­sche Schuh­ma­cher gleich mit einem Gang durch die ortho­pä­di­sche Fach­pra­xis zu errei­chen - in sol­chen Pra­xen wer­den dann beson­ders häu­fig Lei­stun­gen ver­ord­net die von die­ser ange­häng­ten Werk­statt erle­digt wer­den. Der Zusam­men­hang ist erkenn­bar. Der Arzt ver­ord­net, der Schuh­ma­cher hat siche­re Ein­künf­te - und von die­sen Ein­künf­ten geht ein bestimm­ter Anteil als 'kick-back' zurück an die Pra­xis. Ein ein­träg­li­ches, siche­res Geschäft für bei­de Seiten.
Nur zuge­ben wird es nie­mand, sowas läuft als Abspra­che "unter der Hand".

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Wenn der Begriff "Arzt" im Text steht sind "Ärz­tin­nen" eingeschlossen.


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Mir ist klar, daß Pau­schal­ur­tei­le und pau­scha­le Betrach­tung einen gewis­sen Unsi­cher­heits­fak­tor haben. Des­we­gen stel­le ich hier auch kein Abbild der Wirk­lich­keit mit wis­sen­schaft­li­chem Anspruch dar, son­dern eine auf eige­ner Erfah­rung, Beob­ach­tung und Gesprä­chen mit ein­schlä­gig Beschäf­tig­ten basie­ren­de Meinung.

Kommentare

  1. Sie haben die ange­glie­der­ten APOTHEKEN ver­ges­sen, die die vom Arzt vor­zugs­wei­se ver­schrie­be­nen Medi­ka­men­te auch ganz gewiss vor­rä­tig hat !!

  2. Dan­ke für den Hinweis.
    Ja, da gibt es vie­le mög­li­che Kon­struk­tio­nen z.B. mit Durch­gän­gen, gemein­sa­men Trep­pen­häu­sern oder ein­fach einem Hin­weis des Pra­xis­per­so­nals wenn man war­te wer­de es gern für den Pati­en­ten aus der Apo­the­ke unten geholt ....
    Alle­samt min­de­stens dubio­se Vor­ge­hens­wei­sen, immer am Ran­de der Legalität.

    Es mag auf den ersten Blick so aus­se­hen als ob ich es 'ver­ges­sen' hät­te, aber das The­ma "Apo­the­ken" füllt min­de­stens eine wei­te­re vier­tä­gi­ge Serie .... wenn ich Lau­ne & Muße habe kommt das auch noch ....

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