"Eine Zensur findet nicht statt."
- so heißt es in unserem Grundgesetz.
Bedauerlicherweise ist das mittlerweile nur noch eingeschränkt gültig. Es gibt zunehmend Einflüsse die aktiv & passiv verhindern, dass Jeder Alles erfahren kann was rund um die Welt veröffentlicht wird. Das Meiste davon in nicht-staatlichen Medien. Vieles in freien Kanälen und - seit dessen rasantem Wachstum zu Beginn der neunziger Jahre - dem Internet.
Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen:
Selbstverständlich kann man alle Veröffentlichungen irgendwie erreichen wenn man über die zugehörige Webadresse verfügt. Die Einschränkung liegt in den Suchmaschinenalgorithmen und wird in den sogenannten "sozialen Medien" ausgeübt.
Jede Suche führt nur zu den Ergebnissen, die von den dort vorhandenen Steuermechanismen dem jeweiligen Nutzer zugeordnet werden. Dazu werden Profile erstellt und über längere Zeiträume "verfeinert" - und zwar ohne dass der Nutzer darauf einen Einfluß hat. Was also als Ergebnis einer Suche ausgeworfen wird unterliegt den von den Betreibern ausgewählten Kriterien. Der Nutzer ist dem hilflos ausgeliefert.
Das führt z.B. dazu, dass mir im 'counter' [bei einer Suche von usern über Google] angezeigt wird dieser Suchende habe meine Inhalte an Position (2) angezeigt bekommen - suche ich selbst mit den identischen Suchbegriffen so finde ich oft diese Ergebnisse erst auf der zweiten oder dritten Seite [was bei Anzeige von 10 Ergebnissen auf einer Seite Position 11 - 30 entspricht].
Gleichsinnig arbeiten die Auswahlkriterien der sogenannten "sozialen Netzwerke" - was nicht zum zusammensgeschusterten Bild der Interessen und Verbindungen gehört die man dem 'user' "zuordnet" fällt unter den Tisch. So entsteht beim Nutzer der falsche Eindruck von Übereinstimmung der eigenen Sicht der Welt mit einer großen Masse. Wie Andere die Dinge sehen wird ausgeblendet. Eine meiner Meinung nach gefährliche und unzulässige Handlungsweise, verzerrt sie doch völlig das Bild der Wirklichkeit.
Bei "facebook" kann ich nicht mitreden weil ich dort nicht angemeldet bin. Bei "twitter" habe ich in der sogenannten "timeline" nicht die Ergebnisse aller accounts die von mir "gefolgt" werden, sondern immer nur eine Auswahl - zu deren Kriterien ich weder Zugang habe, geschweige denn kann ich darauf Einfluß nehmen. Das ist einer der Gründe warum ich "twitter" nur noch sporadisch besuche.
Den Sinn von "pinterest" habe ich bisher nicht ergründen können - weil alle Eigenschaften dort bisher und weiterhin auch ohne diese Platform zu erledigen sind: Fremde Bilder speichern & archivieren, nach bestimmten Stichworten Bilder suchen, ähnliche Bilder miteinander vergleichen .... all das habe ich zuvor schon ohne "pinterest" machen können. Vielseitiger als "pinterest" ist nach meiner Auffassung "deviant art", u.a. deswegen, weil dort aktuell entstandene Kunst gezeigt wird.
Was ich zunehmend feststelle ist eine Einschränkung dessen, was mir bei "pinterest" zur Ansicht angeboten wird.
Zusammenfassung:
All diese Einschränkungen der oben behandelten "Netzwerke" sind auf einfältige Nutzer zugeschnitten denen man zum Fraß vorwirft was vermeintlich gut für sie ist und sie interessieren soll.
Das erinnert sehr an das Vorgehen von Microsoft mit der Bevormundung der Benutzer - sie werden daran gehindert selbst einfache Schritte, geringfügige Änderungen an ihrem Betriebssystem vorzunehmen. Sie werden "entmündigt", und genau so verhält es sich mit den Suchmaschinen und den sogenannten "sozialen Medien".
So greift ineinander was denen in die Hände spielt die die Macht im Staate und in der Wirtschaft haben. Der Einzelne wird 'dumm' gehalten oder graduell 'verdummt'. Es wird eine vermeintliche Zugehörigkeit zu einer Mehrheit vorgegaukelt, die eine verquere Sicht der Welt verstärkt. Es wird eine Sicherheit, ja Geborgenheit, im Kreise Gleichgesinnter vorgegeben die jeglichen Blick für die Wirklichkeit versperrt.
Hier wäre einmal ein Betätigungsfeld für all die Koalitionäre, die immer wieder bedauern, dass das Internet gar nicht so recht das widerspiegelt, was der Bevölkerung auf der Seeele liegt, sondern, dass dort Hass und Lügen verbreitet werden. Dem wäre leicht abgeholfen, wenn man *facebook* verbieten würde - "Hetze" gibt es dort doch genug, die man zum Anlaß einers Verbotes machen könnte.
Die Gefahr jeglicher Manipulation ist offensichtlich. Ich kenne keine Veröffentlichungen die sich mit diesem oben geschilderten Auswahlproblem beschäftigen, das leise und schleichend die Meinungsbildung und die Kommunikationsfreiheit einschränkt. Möglicherweise liegt das daran, dass mir nur bestimmte Inhalte bei der Suche angezeigt werden ..?!
- Wortlaut Artikel 5 GG
- Allgemeine Erörterung zu staatlicher Zensur
- Unterpunkt "Kommunikationsfreiheit"
Deviant Art - oh, die gibt es schon SEHR lang...
Solche Seiten, die sich den Algorithmen verweigert haben, sind meiner Erfahrung nach tendenziell diejenigen, die noch aus früheren Zeiten des Internets vor der großen Kommerzialisierung und vor der Erfindung der Smartphones übrig geblieben sind.
Meine Hauptseite (die ich immer verlinke), da könnte es halb und halb sein - ich bemerke jedenfalls von möglichen Algorithmen nicht viel, das liegt aber wohl daran, dass die eher auf das russische Publikum zugeschnitten sein dürften. Der Rest an anderssprachigen Teilnehmern ist vernachlässigbar bei solchen Programmierungen, weil nicht so viele User dieser Kategorie vorhanden.
Bei meiner Backupseite, da sieht es anders aus - die fahren einen ganz bewussten Anti-Kommerz-Kurs, wo sie nichts zensieren wollen, auch nicht, damit andere große Kommerzanbieter Bezahlungs- oder Verbreitungsmöglichkeiten für sie eröffnen (z. B. Paypal, wenn man ein Paid Account erwerben will - irgendwelche Bedingungen hatten die daran einst geknüpft, dass über sie Zahlungen an Dreamwidth gemacht werden können; oder App-Stores, die nur unter bestimmten Bedingungen die Nutzer-Apps für die Plattform bei sich aufnehmen - z. B. kein 18+ Content oder sehr strikte Filterung oder Kenntlichmachung dessen; vor einer Weile gab es durch sowas einen gewissen Exodus von Tumblr 'rüber zu Dreamwidth, weil das plötzlich zum Problem wurde, die Tumblr-App deswegen aus dem Apple-Store (glaube ich) geflogen war).
Da muss man nur umgekehrt damit leben, dass Implementierungen von Veränderungen und Features und die Ladezeit der Seite nicht so schnell wie bei den großen Plattformen ist...
Wo ich nicht weiß zu welchem Ergebnis die sich bis heute entwickelt haben, das ist noch so eine schon lang bestehende Seite wie Vampirefreaks.com.
Die gibt es auch schon recht lang und da scheint auch noch einiges an Aktivität zu sein... Wie gesagt, strukturell habe ich aber keine Verbindung dazu, sodass ich darüber eine genauere komplexe Aussage machen könnte. Ich kenne die nur irgendwoher und die gibt es heute eben noch.
Ah! Achso... Mittlerweile gibt es auch so etwas wie ein nicht-kommerzielles, dezentral organisiertes Pendant zu Twitter, nennt sich "Mastodon". Technisch funktioniert und fungiert es sehr ähnlich aus wie das große Original, allerdings wird sowas wie jede größere Gruppe dort als eigener Server betrieben mit einer bestimmten OpenSource-Software (über die das Mastodon-Netzwerk ermöglicht wird) und als einzelner Nutzer muss man sich vielmehr einem anschließen, wenn man generell mitmachen will.
Kommunikation zwischen den verschiedenen Servern, die alle die gleiche Software auf sich zu laufen haben, das ermöglicht dann im Prinzip den Social-Media-Charakter, den man sonst kennt.
Für bestimmte Zielgruppen ist es nicht gedacht, es wird auch keiner favorisiert oder irgendwelche Interessengruppen bevorzugt.
Einzig muss man berücksichtigen: Wenn man sich einem Server anschließt (und so ein Nutzeraccount eröffnet), muss man sich an die Netikette des jeweiligen Servers halten.
Sollte man z. B. auf NSFW-Content aus sein (Sex-Kram oder Gewalt), dann sollte man sich einen Server/eine Gruppe suchen, der/die das bedient, um ganz sicher nicht in Schwierigkeiten darüber zu geraten, was man postet.
Zumindest habe ich das so wie geschildert bisher bei der Plattform verstanden.
Oh, warte... Habe mir noch mal die Seite von Vampirefreaks näher angeschaut. Ich glaube, heutzutage sind die nur noch ein Store.
Früher waren die mal auch sowas wie ein soziales Netzwerk - das scheint aber wohl inzwischen nicht mehr zu sein. Ich finde jedenfalls keine Hinweise darauf oder eine Suchfunktionen mehr, die sich auf geschriebene Beiträge in einem Netzwerk beziehen.
Wer wann was gezeigt bekommt und wer schon von vornherein bestimmte Inhalte nicht mehr zu sehen bekommt steht wohl in den Algorithmen .... es hieße 'Kaffeesatz lesen' hier zu spekulieren welche Grundlagen da genommen werden und wie das in praktischer Hinsicht wirkt. Sicher wird nicht jedes Mal wenn eine Person sucht der ganze Speicher zu diesem Menschen aufgerufen werden, ich stelle mir vor, dass es da bestimmte Kurzformeln und Gruppierungen gibt in die man die Leute reinpackt ....
Mastodon kenne ich noch nicht - ich werde mal reinsehen. Danke für den Hinweis.
Da müsste man von solchen Dingen Ahnung haben, die einem z. B. "personalisierte Werbung" bescheren...
Mastodon kann es auch nicht so lang geben. Vielleicht zwischen 1-3 Jahre. Ich habe mitgekriegt, dass es die gibt, durch meinen Backup-Account, weil Leute in dem Netzwerk es einfach mal erwähnt haben.
Auch etwas, das an Schulen gelehrt werden sollte: Internetkompetenz.
Die Aussichten dafür werden von Jahr zu Jahr besser, weil immer mehr Lehrer selbst in der Lage sind das zu überschauen - anders als noch vor 20 Jahren, als denen diese Kompetenz noch völlig abging!