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Der Text stammt aus der 1808 veröffentlichten Fassung - und ist immer noch aktuell, wenngleich der Ausdruck für heutige Begriffe wenig diplomatisch gewählt ist. Gekreuzigt & verbrannt wird heutzutage jedenfalls nicht mehr - aber 'sozial ausgegrenzt', sprich von den umgebenden Personen 'geschnitten', wird schon.
Das Zitat ist deswegen zeitlos, weil es in mehrerlei Richtung wirkt. Gegen sogenannte "Eigenbrötler", die sich einer Assimilation, der zwangsweisen Übernahme von Gruppenritualen, entziehen. Selbst gegen bisher integrierte Personen mit geringer Neigung zum "Einzelgängertum", die aus irgendwelchen Gründen irgendwann eine Gruppenentscheidung nicht mehr mittragen wollen und das aussprechen, wird ebenso 'gemobbt'.
Weniger abstrakt ausgedrückt heißt das:
Solange sich eine Person** mit ihrer Meinung "gruppenkonform" verhält ist sie akzeptiert - bei der geringsten Abweichung richtet sich sogleich der gebündelte Unmut auf die "Abweichler".
Aber:
Wer zu langsam denkt wird oft geduldet - zu schnell & 'quer' zu denken ist allerdings ein Sakrileg!
Unterstützer zu erwarten, also Hilfestellung oder mindestens "Fürsprecher" aus der Gruppe, ist völlig nutzlos. Wer sich in eine Gemeinschaft integriert und damit arrangiert hat ist nicht stark genug als Einzelperson Position zu beziehen - schon erst recht nicht gegen den Gruppenkonsens.
Die verlangte Integration wird oft mißgedeutet als Notwendigkeit einer kritiklosen Übernahme von etablierten gesellschaftlichen ~ & Gruppenverhaltensweisen - alle Einwände hiergegen stellen für das Integrationsumfeld, insbesondere die oft biedere, denk~ und entscheidungsfaule Bürokratie, eine Handlung aus Unwillen dar.
* | [Zitat aus Faust II; Kapitel 50; Auf dem Vorgebirg; Obergeneral] .... und diese "wack'ren Helden" sind zugleich unbeweglich wie Fels! |
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** | Nur zur Klarstellung sei ergänzt, dass ich hier nicht von mir spreche - ich lebe ja schon länger nur noch sporadisch in "D" bzw. in einer Gruppe. Das gilt ebenso im Ausland. |
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