18.01.2004 (Nachtrag 25.04.) / Bemerkungen über die Kirchen

Dem Ver­neh­men nach sind wir Deut­schen in drei reli­giö­se "Lager" auf­ge­teilt: 32% katho­li­sche, 34% evan­ge­li­sche (incl. Frei­kir­chen) und der Rest ande­re Mit­glie­der, davon ca. 5% Mus­li­me. Aber was heißt schon "Mit­glied" - laut Umfra­ge sind von den evan­ge­li­schen und katho­li­schen Gläu­bi­gen nur 30% aktiv, d.h. gehen regel­mä­ßig zu Got­tes­dien­sten, ein paar mehr bei den katho­li­schen Chri­sten aber doch wie­der so weni­ge, daß die Pro­zent­zahl kaum nen­nens­wert abweicht.

Es gibt, und das wird durch die rei­nen Pro­zent­zah­len nicht wie­der­ge­spie­gelt, ein Gefäl­le der Ver­tei­lung evan­ge­lisch - katho­lisch von Nord nach Süd. Ursa­che dafür ist der im "Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­de" 1555 fest­ge­leg­te Grund­satz, der für nahe­zu 300 Für­sten­staa­ten galt: "cui­us regio, eius reli­gio" [frei etwa: Der jewei­li­ge Sou­ve­rän bestimmt die Reli­gi­on sei­ner Untertanen].

Die aktu­el­le Ver­tei­lung - nach der Ver­ei­ni­gung Ost-West - spie­gelt das jahr­zehn­te­lan­ge Bestre­ben der DDR-Regie­rung wider, Reli­gi­on abzu­schaf­fen: Ost= 29% Chri­sten, West= 68% Chri­sten, wobei hier noch kei­ne Aus­sa­ge zu den "tat­säch­li­chen" Ver­hält­nis­sen, also der "geleb­ten" Reli­gi­ons­aus­übung gemacht wird [s.o.].

Erstaun­lich ist aber, daß - obwohl im Osten nur schwach ver­tre­ten - die Kir­chen, und hier beson­ders die evan­ge­li­sche Kir­che, wesent­li­chen Anteil an der Ver­ei­ni­gung hatten.

Im Westen gab es eini­ge Austrittswellen:

•In den 60er Jah­ren vor­wie­gend poli­tisch motiviert,
•In '70-'71 wegen des "Kon­junk­tur­zu­schlags",
•In '73-'74 durch die "Sta­bi­li­täts­ab­ga­be" und schließlich
•seit 1991 wegen des "Soli­da­ri­täts­zu­schlags" zur Einkommen-steuer.

Man sieht also, daß die Aus­tritts­wel­len im wesent­li­chen, von der 60er-Wel­le abge­se­hen, finan­zi­ell moti­viert waren, d.h. die Mit­glie­der lie­fen den Kir­chen weg, da sie durch den Aus­tritt bares Geld spa­ren konn­ten, das ihnen der Staat durch Auf­schlä­ge auf die sowie­so schon hohe Steu­er­be­la­stung zusätz­lich aus den Taschen gezo­gen hat.

Heu­te ist Sonn­tag, der tra­di­tio­nel­le Tag für den Kirch­gang. Und was tun die mei­sten Bun­des­bür­ger? Sie haben "frei", was etwa bedeu­tet, sie gehen sol­chen Beschäf­ti­gun­gen nach, die sie wäh­rend der Woche nicht wahr­neh­men kön­nen - und wer will es ihnen verdenken?

Nach­trag vom 25.04.2004
Inzwi­schen hat sich eine wei­te­re Gefahr für die christ­lich domi­nier­ten Gesell­schaf­ten auf­ge­tan, mit der lan­ge Zeit nicht gerech­net wur­de. Die Ver­tre­ter des Islam - ob mili­tant oder gemä­ßigt - ver­tre­ten die The­se, "die Ungläu­bi­gen" sei­en mit Stumpf und Stil aus­zu­rot­ten - koste es was es wolle!
Stel­len­wei­se wur­de dar­auf schon hin­ge­wie­sen (Bei­spiel hier), jedoch eher zag­haft und ohne Kennt­nis­nah­me durch brei­te Bevölkerungsschichten.

So wie sich unse­re Gesell­schaft all­mäh­lich dar­auf ein­rich­ten muß, wegen der zuneh­men­den Zahl älte­rer Bun­des­bür­ger, Model­le für deren Ein­bin­dung in das gesell­schaft­li­che Leben, ins­be­son­de­re das Arbeits­le­ben, zu ent­wickeln, müs­sen sich die­se "christ­li­chen" Gesell­schaf­ten auch dar­auf ein­rich­ten, dem Herr­schafts- und Allein­stel­lungs­an­spruch des Islam mit ver­nünf­ti­gen Lösungs­mo­del­len für ein "aus­ge­gli­che­nes" Neben­ein­an­der zu begeg­nen. Andern­falls droht uns im eige­nen Land in weni­gen Jah­ren genau das, was sich an soge­nann­ten "Brenn­punk­ten" in der Welt bereits abspielt: Kampf der - reli­gi­ös beding­ten - Welt­an­schau­un­gen solan­ge, bis eine Sei­te obsiegt und bei ihrem Sieg nur ver­brann­te Erde hin­ter­läßt .... sie­he Palä­sti­na, sie­he Irak, etc.

Noch ist die Zahl der kon­ver­tie­ren­den gering, etwa 2%, da ist die Zahl derer, die an Natu­phä­no­me­ne oder Horo­sko­pe glau­ben gut 15fach grö­ßer, das soll uns aber nicht in der - fal­schen - Sicher­heit wie­gen, daß, gera­de wegen der gerin­gen Zahl, die Gefahr, die dar­aus erwächst, gering zu schät­zen sei. Denn zugleich nimmt die Zahl der Ein­ge­bür­ger­ten isla­mi­schen Glau­bens Jahr um Jahr um etwa 1% zu, wobei heu­te eine Basis aus Nicht-Bür­gern und Ein­ge­bür­ger­ten von ins­ge­samt ca. 12% der Bevöl­ke­rung bereits erreicht ist, in eini­gen geo­gra­phi­schen Regio­nen aber weit­aus mehr.

Aus die­sen Zah­len wer­den in den näch­sten Jah­ren Ansprü­che der Betrof­fe­nen resul­tie­ren, die auf eine sich ver­min­dern­de Zahl von christ­lich ori­en­tier­ten Men­schen ein­wir­ken wer­den, von denen zudem noch ein Anteil von ca. 30% an der "Insti­tu­ti­on Kir­che" Inter­es­se hat.

So ergibt sich fol­gen­des Szenario:

  • Sin­ken­de Kennt­nis und sin­ken­des Inter­es­se an christ­lich bestimm­ten Lebens­mo­del­len bei gleichzeitig 
  • stei­gen­dem Inter­es­se an und straff orga­ni­sier­ten isla­mi­schen Lebensmodellen. 

Eine bri­san­te Mischung!

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