Fangen wir erst einmal mit wesentlichen Begriffen an und definieren sie, damit klar ist, wovon im Folgenden die Rede sein wird.
Erstens brauchen wir den Begriff "Antigen"
- das sind alle Substanzen die nicht zu unserem Körper gehören, also nicht von ihm produziert werden und deswegen auch 'fremd' sind. Zu diesen Antigenen gehören Bakterien, Pilze, Viren. Natürlich auch mehrzellige Organismen (Beispiel: Malaria und Chagas Erreger), die zur Vereinfachung nicht weiter betrachtet werden.
Antigene sind also Erreger, wie Bakterien und Viren.
Zweitens brauchen wir den Begriff "Antikörper"
- das sind Substanzen mit einer besonderen Struktur, vorgegeben durch chemische Verbindungen mit einer dadurch entstehenden räumlichen Anordnung. Anders ausgedrückt: Es sind unterschiedlich geformte Substanzen, die eine inaktive und eine aktive Seite haben.
Antikörper sind Eiweißstoffe (Proteine).
Drittens brauchen wir den Begriff "Infektion"
- dabei handelt es sich um das Eindringen fremder Stoffe in den Körper. Dieser Angriff muss nicht, kann allerdings häufig zu Reaktionen führen, die mehr oder weniger starke Symptome (Beispiel: Fieber, Schwitzen, Blutdruckänderungen) auslösen.
Die Gesamtheit dieser Reaktionen nennt man "Entzündungszeichen" - sie sind eine Folge der Reaktionen die der Körper ausführt, um die Infektion zu bekämpfen, die Ausbreitung der eingedrungenen Erreger auszuschalten.
Viertens brauchen wir den Begriff "Lysozyme"
- das sind Substanzen, die aus spezialisierten Zellen unseres Körpers freigesetzt werden können um fremde Stoffe aufzulösen und sie zugleich 'attraktiv' für eine weitere Art von Spezialzellen zu machen, die einen mächtigen Appetit auf solche attraktiven Häppchen haben.
Das sind die vier wichtigsten Begriffe, ein paar weitere werden erläutert wenn sie die Zusammenhänge erfordern.
Nun sehen wir uns an was "gesund", bzw. was "krank" bedeutet - hier verengt auf Viren, weil das im Moment die Gruppe von Erregern ist, die uns die größten Sorgen bereitet.
"Gesund" heißt, dass alle Erreger zwar auf der Körperoberfläche vorhanden sein können, aber von den an den Eintrittspforten in den menschlichen Körper vorhandenen Substanzen (in Schleimen und sonstigen Flüssigkeiten) bereits abgefangen werden. Gelingt es so, Erreger am Eindringen zu hindern, ist der Mensch "gesund".
"Krank" hingegen ist der Mensch, wenn seine Abwehrschranken diese Erreger nicht abhalten können und sie in ihn eindringen - das kann zunächst unbemerkt sein, weil es einige Zeit braucht, bis sich in der Auseinandersetzung zwischen dem Immunsystem - das diese Abwehr ausführt - und den eingedrungenen Erregern ein heftiger Kampf entwickelt.
Die Infektion durch Antigene war also erfolgreich, und nun trifft das Immunsystem alle Maßnahmen, um diese Fremdsubstanzen unschädlich zu machen und wieder heraus zu schaffen.
Merke:
Erreger jeder Art auf der Körperoberfläche sind normal.
Erst eingedrungene Erreger sind eine Gefahr für die Gesundheit.
Schauen wir uns jetzt die Einzelheiten an.
Da stellt sich zunächst die Frage wo denn dieses "Immunsystem" beheimatet ist. Die Antwort lautet: Es sind weiße Blutkörperchen verschiedener Art, die die Information über fremde und körpereigene Stoffe gespeichert haben.
Dabei zu unterscheiden sind zwei verschiedene Zustände. Eine sogenannte Grundimmunität bekommt jeder Mensch bereits im Mutterleib über die Plazenta aus dem mütterlichen Blut. Dieser Schutz hält ca. vier bis sechs Wochen nach der Geburt an. Während dieser Zeit baut der kindliche Organismus sein eigenes Abwehrsystem (Immunsystem) auf, was dadurch unterstützt wird, dass man Kleinkinder impft, um so ihr Immunsystem zu trainieren.
Das Ergebnis des langwierigen Lernprozesses ist ein sogenanntes "Immungedächtnis", eine Art Katalog von Fremdsubstanzen, die nicht zum eigenen Körper gehören und daher zu eliminieren sind. So, wie unser Gehirn allgemeine Informationen speichert und verarbeitet werden also Informationen über unerwünschte Substanzen im Immungedächtnis gespeichert. Eine schnelle Reaktion auf das Eindringen wird so gewährleistet.
Wie aus den Abbildungen von Antikörpern und Antigenen zu erkennen ist, haben sie eine *Gemeinsamkeit*, das ist die Struktur, die in der schematischen Zeichnung als kleines Dreieck gezeichnet ist. Bei dem Antigen sitzen diese Merkmale (es sind meist Eiweiß-Zucker-Moleküle) als 'Stacheln' auf der Oberfläche - bei den Antikörpern finden sich an den zwei Armen die nebeneinander liegen Ausbuchtungen, die die negative Form der Dreiecke bei den Antigenen haben.
Hier wird eine wesentliche Eigenschaft der Antikörper schematisiert dargestellt:
Ihre 'Arme' sind so gestaltet, dass sie sich an die Antigene anheften können (roter Kreis).
Warum das so ist und wie das für unsere Immunabwehr von Bedeutung ist wird im Teil II behandelt.
Die hier dargestellten Zusammenhänge sind nicht als vertiefte Erklärung der Abwehrmechanismen zu verstehen - sie sind um der Verständlichkeit willen so vereinfacht, dass man den Prozess auch ohne umfangreiche medizinisch-biologische Kenntnisse versteht.