Unter dem Titel "Blick zurück ....; veröffentlicht am 30-12-2010 11:00h"
schrieb ich vor 12 Jahren ein paar Gedanken zum Jahreswechsel auf:
Ist es nicht erschreckend festzustellen, das könnte ich in diesem Jahr wiederholen?
NICHTS ist besser geworden!
Eher das Gegenteil.
(Nennen Sie gern Argumente dagegen - wenn Sie es anders sehen!)
"Ist es nicht erschreckend festzustellen, das könnte sich in diesem Jahr wiederholen? NICHTS ist besser geworden!
Eher das Gegenteil."
Das ist noch milde ausgedrückt. Was mich besonders irriiert, ist die große Apathie weiter Teile der Bevölkerung im Hinblick auf die aktuelle Situation in unserem Land. Vielleicht ist es auch schon Resignation? Nur ein Beispiel von vielen ist die immer weiter abnehmende Wahlbeteiligung. Fast die Hälfte der Wahlberechtigten ging kürzlich in NdS übrigens nicht zur Urne.
Mit Ihnen bedauere ich die Lethargie weiter Bevölkerungsteile denen offenbar ihr Schicksal völlig egal ist - denn in diesen vor uns liegenden Jahren werden wichtige Entscheidungen in Sachen Umwelt und Gesellschaft gefällt. Erschreckender als die Wahlbeteiligungsabnahme ist für mich das Erstarken der Rechten bei gleichzeitig etwa gleichem Stimmanteil besonders in katholisch bestimmten Landesteilen für die CDU.
Papenburg hat nicht den gleichen Schwund an Wahlbeteiligung wie das restliche Land .... meine Frau und ich sind wohl unter den 26 Plusstimmen gegenüber 2017 ;c)
Erschreckend schon.
Wenn ich es über das Jahr recht bedenke...
Ich glaube, da war mein Gehirn allerdings schon selbst über das "Veränderung anstoßen" ernüchtert.
Ob friedlich oder mit Gewalt - so lang die große Masse weiterhin wie in Trance ihren Gewohnheiten nachgeht und die Möglichkeiten dazu da sind, ändert sich nichts.
Warum? Weil nicht ein paar wenige die Veränderung der ganzen Gesellschaft ausmachen können.
Man muss es schaffen, diese im Ganzen von etwas zu überzeugen. Sodass genug Leute mitmachen und genug die "Revoluzzer" gegenüber der bestehenden Herrscherkaste deckt und unterstützt. Und das nicht nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten und Mittel.
Sehe ich genau so - nur bleibt die Frage "WIE?"
Über nunmehr fast sechs Jahrzehnte beobachte ich diese Haltung und stelle mir diese Frage. Versuche die Massen zu aktivieren sind bisher in Deutschland stets gescheitert. Wir sind eben ein Volk von 'Untertanen' und nicht von 'Revolutionären' ....
Nun ja... Die Deutschen sind bekanntlich besonders träge und ängstlich, was politische Veränderungen angeht...
...Sachlich kommt da immer wieder die geschichtlich gemachte Erfahrung zu Tage, dass die Deutschen eben bloß auf die Barrikaden gingen, um an ihre Führung zu appellieren - dass diese ja doch bitte auf die Wünsche der Massen eingehen solle...
Es wurde nie der geistige Sprung gemacht "Was machen wir, wenn unsere Regierenden nicht kooperieren wollen?".
Und dort sitzt man bis heute fest.
Bei der 1848er Revolution wurde um einen gesamtdeutschen Staat gebettelt und der König von Preußen auch noch gefragt, ob er denn der Kaiser dieses Staates sein will, des Grundfeste vom unadligen Pöbel festgelegt und ausgemacht wurden - und der lehnte ab.
Wie eine besonders offensichtliche Sache, die man nicht wahrnehmen wollte - wie ein blinder Fleck, hatte man dafür keinen Plan B in seiner Reform vorgesehen und damit war die Sache gelaufen.
Wie als wenn geradezu die "Revoluzzer" in so einem festen Glauben an ihre Obrigkeit waren, dass sie dachten "ja, die können doch nicht anders, als das anzunehmen, was wir Untertanen ihnen unterbreiten".
...Und doch konnten sie es. Es kostete kaum ein müdes Lächeln.
Und die ganze Nummer war in Folge dahin...
Genau das gleiche Dilemma hat man noch heute.
Was, wenn die Herschenden sich einfach sagen "ach, was die da unten wollen - warum sollen wir? Die gehen irgendwann doch schließlich wieder nach Hause, und wir haben wieder unsere Ruhe."?
Die Antwort, die die Deutschen darauf haben, pendelt aktuell zwischen verschiedenen Schattierungen von Resignation, Protesten auf der Straße und die Regierung gleich töten wollen (siehe z. B. das haaresträubende Komplott, Karl Lauterbach entführen zu wollen)...
Die deutsche Geschichte ist ein Quell an Information darüber, warum ich immer feststelle "Deutschland ist kein Land der Revolutionäre!" - immer wenn die 'Autoritäten' mit dem Fuß aufstampften kuschte das Volk und wenn einmal Revolution, so wurden die Ergebnisse in nachfolgenden Verhandlungen häufig abgeschwächt bis zur Unkenntlichkeit. Gerade die Bayern, die sich doch so aufmüpfig geben, sind da diejenigen die am schnellsten einknickten (und es immer noch tun!).
Hm... Ob es da regional noch Unterschiede gibt, könnte ich jetzt nicht sagen.
Aber es ist allgemein so, dass die Deutschen bisher den geistigen Sprung noch nicht gemacht haben "Was ist, wenn die Obrigkeit alle Appelle und alles Flehen des Volkes ignoriert und nicht zu dessen Wohlergehen handelt? Was macht man dann?".
1989 war auch eine Reinszenierung dessen.
Aber das Machen des gedanklichen Sprungs wurde abgebrochen, weil sich von außen eingemischt und alles in Richtung "Wiedervereinigung" gezerrt wurde.
Es kam nicht dazu, dass die DDR-Bürger, damals unzufrieden mit ihrer Obrigkeit, ihren Weg finden, was sie allgemein machen, wenn die sich zu stur und zu dämlich anstellen, auf ihre Forderungen einzugehen.
Dadurch wurde das Machen des gedanklichen Sprungs und generell der Einfall einer effektiven Idee, wie in einem solchen Fall zu verfahren ist, auf ein weiteres Mal vertagt (wenn auch immer dieses "weitere Mal" sein würde...).
Mir gefällt diese Metapher mit dem *geistigen Sprung*, denn das ist es wahrscheinlich:
Mit dem Mund immer flott dabei, aber wenn es zum Schwure kommt ... Schwanz einziehen und unter der 'Obrigkeit' ducken.
Es könnte wohl so sein: Merken die Mächtigen was im Busche ist steuern sie schnell ein paar Wohltaten in Richtung Masse .... das reicht schon!
Nun ja, es ist wie so ein "geistiger Sprung". Stärker als eine reine Erkenntnis.
Es ist... das "Ding", wenn man realisiert wie etwas "läuft" und dass es nie anders sein wird, egal, was man auch aus seinem gelernten Repertoire an Handlungsoptionen an den Tag legt.
Also muss man andere Wege gehen, neue Wege gehen, um ein anderes Ergebnis zu erzielen, welches dem gewünschten Näher kommt. Ob das immer friedlich bleiben wird (was hierzulande auch sehr hochstilisiert wird), sei dahingestellt.