Zuerst möchte ich einmal vom Adel weg und zu den kirchlichen Lehnsherren und Gebietsfürsten gehen:
Dort ist bekannt, daß sie - entgegen der christlichen Lehre - ihre "Untertanen" auspreßten und drangsalierten, sich also ein Wohlleben auf Kosten der unter ihrer Herrschaft lebenden verschafften.
Dies Beispiel stelle ich deswegen voran, um zu zeigen, daß zwischen dem Anspruch einerseits und dem Verhalten andererseits eine gewaltige Lücke klafft - bei den religiösen Würdenträgern mehr als bei den weltlichen, denn man sollte doch von Kirchendienern mehr Annäherung an ihre Lehren erwarten als von anderen Gesellschaftskreisen.
Um nun zum Adel zu kommen gehe ich zurück in das "tiefste" Mittelalter, die 'dark ages', in denen die Ritterschaft, aus der sich der Adel herausgebildet hat, entstand. Zu dieser Zeit wählten die Menschen ihre Anführer (und versahen sie mit Privilegien, freiwillig!) um sich im Streitfalle mit ihren Nachbarn durch geschickte, starke, handlungsbereite Führung besser verteidigen zu können. Es handelte sich demnach um eine selbst gewollte Unterwerfung die den Anfang machte. So blieb es viele Jahrhunderte lang, denn die Privilegien wurden nicht von Vater auf Sohn übertragen, sondern mussten immer wieder neu erarbeitet werden. Zugleich war - aus diesen Sonderrechten abgeleitet - auf Seiten der Führenden auch eine Verpflichtung vorhanden ihrer "Aufgabe" zu genügen. Konnten sie das nicht leisten, so wurden sie oftmals durch 'bessere' Herrscher ersetzt - daran hatten sehr häufig gerade die niedrigsten Stufen der Ritterschaft/des Adels Anteil - denn sie setzten meist die unfähigen Personen weiter oben in der Hierarchie ab ....
Bis dahin stellt also der Adel eine von beiden Seiten - Untergebenen und Führenden - akzeptierte und erwünschte gesellschaftliche Struktur dar.
Wie aber so oft zu beobachten verleitet eine solche Sonderstellung einzelne Priviligierte dazu dies auszunutzen - oder, im noch schlechteren Sinne, wahrscheinlich durch Gier geleitet, ins Kriminelle abzugleiten:
Dazu gehören z.B. die sogenannten "Raubritter", denen es nicht mehr genügte nur für die Durchleitung von Gütern einen Obolus zu verlangen, die sich nämlich gleich die Waren selbst rechtswidrig aneigneten. Oder die Übung des "jus primae noctis", eine von sexueller Gier bestimmte Verhaltensweise die heute durch (mittlerweile nicht mehr gesellschaftlich geächtete) Prostitution abgefangen wird - damals undenkbar, denn man hatte ja den Wunsch nicht in der Hölle schmoren zu müssen. Insoweit verselbständigten sich also gewisse einverständlich zugesprochene Rechte soweit, daß ihr Ursprung nicht mehr gegeben war und ihre Berechtigung demnach nicht mehr Bestand hatte.
Hier ist nun festzustellen, daß es sich auch zu diesen Zeiten (1250 bis ins die Zeit der Aufklärung / Franz. Revolution) um eine schmale Minderheit von Ausübenden handelte, deren schlechtes Beispiel natürlich den Blick auf die sonstigen "Standesvertreter" verstellte bzw. soweit trübte, als daß man ihr positives Wirken für die ihnen Anvertrauten nicht mehr wahrnahm. Wir kennen das heute ja zur Genüge - "bad news are good news" sei da als Slogan erwähnt.
(Ich muß hier pausieren, es gibt irL Verpflichtungen für mich, aber es wird hier fortgesetzt werden)
(*edit* / Fortsetzung 21:15h)
Ich mache jetzt 'mal einen Sprung zu den sogenannten, vielzitierten und zu Unrecht geschmähten "preußischen Landjunkern" ....
Hier trifft besonders zu, daß eine Pauschalverurteilung nur ganz, ganz Wenige zu Recht trifft, weil sie ihre 'Leibeigenen' tatsächlich schlechter behandelt haben als ihre Reitpferde - die Masse der als "Junker" Gescholtenen war vielmehr "Vorreiter" einer sozialen Entwicklung die unter Bismarck mit der Rentenversicherung ihren Höhepunkt fand:
Sie waren nämlich nicht nur Blutsauger die sich auf dem Rücken der Geschundenen ein bequemes Leben machten, sondern sie sorgten für eine auskömmliche Ernährung und Altersversorgung ihrer Landbevölkerung, für ausreichende Versorgung der Hinterbliebenen im Falle von Unfällen oder Krankheit, sie haben auch ausgleichend zwischen den verschiedenen Gewerken gehandelt. Der Zugang zu und die Versorgung mit Wissen - das muß allerdings einschränkend gesagt werden - war nur Wenigen vorbehalten, denn der Zeitgeist war durchdrungen von dem Gedanken ein höherer Stand sei gleichbedeutend mit besserer geistiger Leistung .... dies aber beurteilen wir so aus heutiger Sicht, wie überhaupt dergleichen Verhältnisse aus heutiger Sicht betrachtet sich durchaus und meist schlechter darstellen, als das zu der Zeit gesehen wurde, als diese "Verhältnisse" herrschten ....
Da die Geschichte immer von Jenen geschrieben wird die Macht ausüben - und zwar zu jeder Zeit und unter jedweder politischen Richtung - ist es nicht verwunderlich, daß bestimmte Klischees in der schriftlichen Niederlegung ihren Ausdruck gefunden haben / noch finden. Objektiv gesehen ist es aber wie zuvor bereits dargestellt:
Übertreibungen wurden in diese Werke und Aufzeichnungen stets mit dem Zweck eingefügt, die Herrschenden noch ein wenig glanzvoller und mächtiger darzustellen als sie es in Wirklichkeit waren.
Nur noch ein letzter Gedanke - den ich hier auch anfüge weil ich Atheist bin und für die Kirchen jedweder Art keinerlei Sympathie hege:
Es waren oft die Adeligen, die durch die Kirche Verfolgte beschützt haben und vor der Wut des - ungebildeten und von Kirchenleuten instrumentalisierten - Mobs retteten. Unter Einsatz der eigenen Freiheit. Gerade das wird gern unterschlagen, würde es doch ein schlechtes Bild auf die Kirchen werfen und die Sicht auf den Adel möglicherweise etwas konzilianter gestalten.
*2.edit* (21:45h)
- " ... Das -dank der Yellow Press - und solcher
MedienSchmierblättern wie BILD dieses ganze blaublütige Gezücht in Permanenz im Gespräch gehalten wird; deren Wirken und Leben als Vorbild verkauft wird mitsamt ihrem vordergründigem Glamour, angeblich überlegenen Sitten und Moral den doofen Bürgern als Kontrastpunkt zu deren eigenen Armseligkeit dargeboten wird, wirft uns 100 Jahre vor die französische Revolution zurück. - Das Werteverständnis das sich -auch in diesem Affärchen- augenblicklich darbietet, ist das, welches wir bei den ganzen Konservativen vorherrschen sehen.
- Moral und Anstand -so denn mal vorhanden- enden spätestens dann, wenn es darum geht die eigenen Pfründe zu sichern; sei es durch Lügen, Betrügen oder Steuerhinterziehen hier wird jeder Kniff angewandt um sich auf Kosten der anderen in den Vordergrund zu spielen und zu bereichern. ... "
zu 1.
Was da als "Yellow Press" bezeichnet wird lebt zum überwiegenden Teil nicht vom Adel, das sind ganz wenige Blätter, sondern von den Schauspiel-Stars, Fußball-Stars und Popmusik-Stars - die oft nur deswegen "Stars" werden weil sie als personifizierte Sehnsuchtserfüllung der Massen aufgebaut werden um gerade die sonst mögliche Unrast ob der ungerechten Gesellschaftsverhältnisse zu minimieren bzw. auszuschalten.
Der "Adel" hat an diesen Machenschaften auch selten Anteil - dafür sprechen schon die einschlägig bekannten Prozesse gegen Paparazzi und Konsorten ....
zu 2.
Den Herrn Guttenberg als "pars-pro-toto" hinzustellen hätte vielleicht bis letzte Woche noch Gültigkeit gehabt - aber 'mal ernsthaft: Der ist doch auch seinen Standesgenossen eher verdächtig und peinlich - schon deswegen, weil man sich in Adelskreisen (!) mit Politik in der jetzigen Ausprägung nicht die Finger schmutzig machen will ....
zu 3.
Das, lieber Herr Blödbabbler, ist deiner nicht würdig, denn es trifft doch viel eher auf die skrupellosen Wirtschaftsbosse und Emporkömmlinge zu, die als Kinder Kitt fraßen und jetzt um keinen Preis wieder auf diese Stufe absinken wollen - und den Kitt fraßen sie nicht weil irgendwelche Adeligen sie knechteten, sondern in den letzten 50 Jahren die emporgekommenen Kriegsgewinnler, Fähnchendreher und gewissenlosen Schufte, solche, die es in jedem System verstehen sich wie Korken oben schwimmend zu halten ....
Diskussion bitte beim Herrn "blödbabbler" führen .... Danke!