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"..A Self-Perpetuating Machine for American Insecurity
Welcome to the National Security State of 2015.."
(Übersetzung: Ein Perpetuum mobile amerikanischer Unsicherheit - Herzlich willkommen im "Staat der nationalen Sicherheit von 2015")
[LINK: Tom Engelhardt]
Wir schreiben das Jahr 1963 und ich bin im Juli des Jahres auf dem Weg in die U.S.A., in den Norden des Staates New York, nach GOUVERNEUR, einem kleinen Nest mit damals etwa 5.000 Einwohnern.
Schüleraustausch für ein Jahr, organisiert vom AFS, American Field Service, einer wohltätigen Organisation, die - mit Unterstützung der U.S.-Regierung - Schüler aus aller Welt nach U.S.A. verfrachtet und dort mit dem "American way of life" vertraut macht.
Im Südosten der U.S.A. liegt Kuba. Kuba, das seit 1960 unter einem U.S.-Embargo ächtzt. Das man vergebens in 1961 mit einer völkerrechtswidrigen Invasion (Schweinebucht) in die Knie zwingen wollte um die Revolutionäre um Fidel Castro aus dem Land zu jagen. Denn die hatten das korrupte, aber U.S.-freundliche Régime Fulgencio Batista getürzt und vorbei war es mit den Spielhöllen und der Prostitution, aus denen U.S.-Gangster reiche Gewinne machten.
1962 dann die sogenannte "Raketenkrise" - die Welt stand für ein paar Tage am Rande des Abgrunds und es war vielen Menschen rund um den Globus noch nicht einmal richtig bewußt.

Ich reise 1963 nach U.S.A., achtzehn Jahre alt, ohne mir Gedanken darüber zu machen, dass die Welt kurz davor noch sehr knapp einem Atomkrieg entkommen ist, weil die U.S.A. Raketen in der Türkei stationiert hatten und die UDSSR daraufhin Raketen nach Kuba verschifft hat. Während meines Aufenthaltes (bis Juni 1964) wird Präsident John F. Kenndy in Dallas, Texas, erschossen.
Das war der Beginn des politischen Denkens bei mir. Hatte ich zuvor noch völlig sorglos nur mit halbem Ohr zugehört wenn von politischen Ereignissen in den verschiedensten Ländern der Welt die Rede war, so hörte ich von da an sehr intensiv zu. Im wesentlichen deshalb, weil es den zuständigen Behörden nicht gelang [bzw., wie mittlerweile bekannt wurde, nicht gelingen sollte] die Ermordung des Präsidenten aufzuklären.
Seither ist die Welt trotz aller Bemühungen nicht "sicherer" geworden. Alle Maßnahmen das zu ändern haben nur zu mehr Unsicherheit und Einschränkung der gesetzlich verbrieften Rechte geführt.
Die U.S.A. stehen seit Jahren auf der Stufe der von ihnen als "Unrechtsstaaten" bezeichneten Länder - sie haben überall auf der Welt nach Gütdünken Rechtsbrüche begangen und zwar meist im Geheimen, zunehmend aber auch völlig offen und ohne Skrupel. Aus dem Bewußtsein heraus "die letzte Ordnungsmacht der Welt" zu sein.
Wo sie eingegriffen haben hat sich nichts verbessert. Der Haß auf diese Nation ist stetig gewachsen. Mit immer neuen Interventionen als "Weltpolizei" wird das eher schlimmer als besser werden - und mit den Schnüffeleien gegen Freund und Feind durch die Geheimdienste der U.S.A. eskalierte diese Feindschaft nochmals in nie gekannte Bereiche. "Freunde" haben die Amerikaner - man sollte besser sagen: Die amerikanischen Administrationen - nur noch bei den Regierungen und unbedarften Hohlköpfen, die nur die Vorzüge (?) des "american way of life" sehen und die negativen Seiten ausblenden.
Das ist nicht mehr das Land, in das ich 1963 als Austauschschüler gereist bin, voller Erwartung, Hoffnung und mit Achtung vor den demokratischen Errungenschaften aus der Vergangenheit.

[Der ganz oben verlinkte Artikel von Tom Engelhardt ist in englischer Sprache verfaßt - wer in der Lage ist das (sinnerfassend) zu lesen sollte es wirklich tun. Es ist eine schonungslose Darstellung des U.S.-Verfalls, der geeignet ist selbst gutwillige U.S.-Freunde ins Grübeln zu bringen. Oder dazu, vom Freund zum Feind zu mutieren.]