Beiträge in Blogs häufen sich, in denen vom Leben und Leiden unter den Bedingungen von Hartz IV berichtet wird. Ich frage mich, wie viele dieser Blogger tatsächlich die Erfahrung von Not und Armut am eigenen Leib erfahren haben und wissen, was es bedeutet, ihren Kindern erklären zu müssen, warum das Geld am Monatsende nicht einmal mehr für ein richtiges Mittagessen langt. Nun müsste eigentlich (noch) niemand in diesem Land hungern, doch viele scheuen den Weg in die nächste karitative Einrichtung, wollen sich das letzte bisschen Stolz bewahren, das Eingeständnis um jeden Fall vermeiden, dass man ganz unten angekommen ist.
Kann man wirklich über etwas schreiben, das man nicht selbst erlebt hat? Wer sind die Blogger, die über diese Not schreiben? Was sind ihre Motive? Die Anonymität von Blogs lässt den Schreibern viel *Spiel*raum. Ich denke, die Spreu wird sich vom Weizen trennen, die Wahrhaften sich von denen unterscheiden, die ihre professionellen Rollenspiele in BlogLand aufführen und damit demokratische Prozesse blockieren und behindern, die dem Ziel der Erreichung von mehr sozialer Gerechtigkeit dienen.
Es ist aus Ihrem Eintrag nicht ersichtlich, ob Sie ebenfalls zu den Kühen zählen, die an den Pflock des Augenblicks gebunden sind und folglich nicht prozesslogisch denken können oder ob sie ein Korn Wirtschaftsverständnis besitzen und sehen können, dass--wenn auch gutgemeint--Sozialleistungen Anreize vernichten, sich eigenständig aus der Misere zu befreien.
Sicherheitshalber: Die Umverteilungsfreunde brauchen einen guten Grund, warum sie anderen Einwohnern ihr hart verdientes Geld stehlen (Steuern). Außerdem sollte man Politiker bestrafen, die ein scheinbares Auffangnetz und somit scheinbare Sicherheit vorgaukeln.
Sich hinzustellen und zu sagen, dass alle Armen subventioniert werden sollen, zeugt von einem kindlichen Verständnis. Leider herscht so ein kindliches Verständnis in Deutschland vor, deswegen wandern auch immer mehr Menschen aus (witzigerweise auch nach Österreich, wo man immer mehr Deutsche in Geschäften antrifft.)
Wäre ich derzeit nicht komplett betoniert, hätte ich hier keinen Kommentar hinterlassen. Sie wollen es ja gar nicht verstehen, denn sonst könnten Sie Sich nicht andauernd selbst auf die Schulter klopfen.
Dieses Stöckchen können Sie behalten. Halten Sie das jemand anderem hin, der Lust hat, darüber zu springen. Ich verschwende meine Zeit nicht damit, auf diesem Niveau zu argumentieren. Wer es nötig hat, mit Sprachbildern wie "Kühe" oder "Kindliches Verständnis" zu arbeiten, zeigt im übrigen, wie schwach und brüchig seine eigene Position ist.
Obwohl: Ich werde doch etwas tun! Ich werde in meinem Blog auf amerikanische Weblogs progressiver Demokraten linken. Das Bild des amerikanischen Raubtierkapitalisten, das Sie hier vermitteln (wollen), ist doch ein wenig einseitig. Es soll schließlich schön bunt bleiben in BlogLand. Nicht wahr?
Wie so oft .... scheint mir die Wahrheit zwischen den beiden Extremen angesiedelt:
Es ist sicher richtig, daß Betroffene besser darüber berichten und nachfühlen können, was es heißt, von Anderen abhängig zu sein - ohne eigenes Verschulden in's Abseits zu geraten.
Andererseits ist es sicher auch richtig, daß sich die Zahler verschaukelt vorkommen, wenn sie - sicher als Ausnahmen anzusehende - Fälle vor Augen haben, in denen sich die "Hängematte" allzu gut anfühlt und gern zum weiteren Verweilen genutzt wird.
Wenn denn der Begriff "Fordern und Fördern" mit Leben erfüllt würde, wäre viel geholfen. Nur sieht es - derzeit - so aus, als ob das noch lange dauern könnte. Deswegen heißt es Geduld zu haben: Von allen Seiten!
Wir haben nun schon lange gewartet, um Besserung zu sehen. Da kommt es auf ein paar Wochen mehr oder weniger nicht an.
Einstweilen schlage ich vor, nicht allzu kratzbürstig miteinander umzugehen. Hier wird doch - von allen Seiten - auf einem angemessenen Level diskutiert. Begeben wir uns doch nicht auf die Ebene derer, die sich um Kleinigkeiten zerfleischen. Und das auf einer Spracheben, die sicher unangemessen ist ....
Abschließend gebe ich zu bedenken:
Gibt es denn überhaupt eine "soziale Gerechtigkeit"
(eine von ALLEN akzeptierte Gerechtigkeit)?
Arbeitslose Schon Schumpeter schrieb im Jahre 1942:
Genau das habe ich mit den Anreizeffekten gemeint. Da der amerikanische "Raubtierkapitalismus" (Morgaine und ihre Sprachbilder...) jedoch dazu geführt hat, dass das BIP pro Kopf in den USA um ca. 30% höher ist als in der EU, wird es den amerikanischen Arbeitslosen bald besser gehen als den europäischen, obwohl sie relativ zu ihren eigenen Landsleuten schlechter behandelt werden. Die meisten Horrorgeschichten der Linken, die damit ein untergehendes Modell (the European Social Model) retten wollen, sind erlogen. Wussten Sie, dass nur 5% der Amerikaner mehr als einen Job haben [Quelle]? Dass die pro Kopf Gesundheitsausgaben für die Armen in Amerika höher sind als die durchschnittlichen Gesundheitsausgaben in Deutschland [Quelle]?
Man müsste sich natürlich auch fragen, warum denn die Arbeitslosigkeit in sozialistischen Ländern wie Deutschland, Schweden oder Frankreich so hoch ist und in den Vereinigten Staaten so niedrig. Ein Linker würde natürlich sofort behaupten, dass viele Amerikaner unwürdige Jobs zu niedrigen Löhnen haben. Bravo, sollen sie das doch einen deutschen Arbeitslosen erzählen.
ad sozialer Gerechtigkeit: Wozu der Zusatz "sozial"?
Wie Sie .... sicher hier schon - an anderer Stelle - gelesen haben, bin ich bestimmt kein Sozialist, der uneingeschränkt an Alle "verteilen" möchte. Es ist auch hinreichend bekannt, daß Leistungen, die ohne Aufwand der Empfänger jenen zufließen, nach einiger Zeit zu einem Abnutzungseffekt führen und als selbstverständlich angesehen werden.
Mit der Folge, daß nach "mehr" gefragt wird ....
"Klientelpolitik" - d.h. Ausnutzung bestimmter Tendenzen in Denken der Bevölkerung für eigene Zwecke - betreiben vor allem jene Parteigenossen, die aus eigener Arbeit - in den von ihnen erlernten Berufen - nie eine solche "Absicherung", nie solche "Einkunfte" erreichen könnten. Es werden Emotionen in der Absicht geschürt, sich selbst dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Beispiele dafür gibt es in unseren (D) Linksgruppierungen zuhauf ....
Warum werden aber die Stories über "vom Kapitalismus verarmte Massen" geglaubt? Weil ungebildete Touristen für wenige Tage in die USA reisen, Metropolen mit ihrer viel stärkeren gesellschaftlichen Differenzierung sehen und dann glauben zu wissen, wie es "in Amerika" aussieht. Das gilt auch für viele Journalisten, die gern das Klischee bedienen, weil es für sie einfacher ist, als Fragen zu stellen, die hier eher zu breitem Unmut führen würden ....
Im Unterschied zu (D) - auch darüber hatte ich schon geschrieben - ist der (hochschul-gebildete) Mittelstand mit sehr viel weniger Abgaben belastet als bei uns. Das Gerechtigkeitsverständnis ist selbst bei von Arbeitslosigkeit "Betroffenen" in USA unverrückbar:
Wer leistet bekommt Gegenleistungen, wer nichts leisten will wird nur begrenzt unterstützt .... da unterscheiden wir uns in (D) doch sehr, was ich äußerst bedauerlich finde, denn ich gehöre zu jenen, die für die (vermeintliche) soziale Gerechtigkeit zahlen .... damit ist hoffentlich deutlicher geworden, was ich mit dem Zusatz "sozial" meinte. Eine Gerechtigkeit ist eine Fiktion. Was nämlich Betroffenen zugute kommt schränkt die Möglichkeiten Anderer ein, die das zu verteilende Geld erwirtschaften. Da ist Ihre Frage "Warum" oder "mit welcher Berechtigung" sicher angebracht ....
Zusammenfassend läßt sich sagen:
Angeblich "soziale" (in wirklichkeit "sozialistische") Systeme nützen vor allem den weniger Leistungsfähigen/Leistungswilligen (zu Lasten derer, die das BIP erwirtschaften) - und denen, die vorgeben, für deren Wohl sorgen zu wollen und in Wirklichkeit ihre eigene Pfründe schützen ....
Eine Einschränkung will ich aber doch machen:
Aus eigener Anschauung bezweifle ich die Angabe " .. dass nur 5% der Amerikaner mehr als einen Job haben .. ", denn meine - sicher subjektive - Beobachtung (aus mehreren Jahren Aufenthalt) deckt sich nicht mit dieser Angabe.
Richtig ist hingegen, daß der - arbeitende - "Durchschnittsamerikaner", selbst in Berufen mit geringerem Einkommen, sich sehr viel mehr "leisten" kann, weil die Belastung durch Steuern & Abgaben erheblich niedriger ist als hier.
[Dazu noch ein Zahlenbeispiel:
Aus Einkommen US$ 36.000,- entsteht eine Steuerschuld (State + Federal) von insgesamt ca. US$ 5.400,-. Nun mag jeder selbst ausrechnen, was die Steuerbelastung für dieses Einkommen hier wäre ....]
ad "Gesundheitsausgaben für die Armen in Amerika": die Zahlen, (denen ich mal unterstelle, dass sie korrekt sind,) überraschen mich nicht. Zum einen sind die Preise vieler Medikamente in den USA deutlich höher als in anderen Ländern ((Re)Importe sind verboten, der Staat verhindert auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung Wettbewerb), zum anderen sind (überall, nicht nur in den USA) Arme öfter krank (bzw. umgekeht: Kranke werden arbeitslos und verarmen) und verursachen höhere Kosten als die Durchschnittsbevölkerung.
Im Übrigen sind den Armen die Gesundheitsausgaben, solange sie sie nicht selbst bezahlen müssen, eher egal. Wichtiger sind aus Sicht der Patienten die Leistungen, und die sind durchschnittlich schlechter als zB in Österreich. Die Säuglingssterblichkeit ist laut NYT höher als in Kuba und China, die Lebenserwartung von Dialysepatienten niedriger als in Europa (da die Reinigungswirkung der viel schnelleren Blutwäsche falsch berechnet wurde)... freilich sind auch die Gesundheitsausgaben in Österreich so hoch wie in kaum einem anderen Land...
Die Dialysepatienten .... in USA haben einen durchschnittlich niedrigeren Bildungsgrad und halten sich (u.a. deswegen) weniger oft an die Anweisungen des medizinischen Personals - die Ursache für früheres Ableben ist daher nicht der Mangel des Systems, sondern die mangelhafte Compliance. [Dies gilt übrigens auch für andere chronische Erkrankungen, wie z. B. Diabetes mellitus].
Geld alleine verbessert nicht das Gesundheitswesen. Qualität wird durch Kontrolle der beteiligten Akteure erreicht.
Wünschenswert wäre eine qualitätsabhängige Bezahlung der Gesundheitsleistungen: Geht es dem (die Anweisungen befolgenden Patienten - was mittlerweile bei fast allen Krankheitsbildern per Labor nachgewiesen werden kann) Patienten gut, ist die Bezahlung gut - geht es dem Patienten schlecht, wird die Bezahlung gekürzt. Bisher findet im Gesundheitswesen doch die Tatsache, die Binsenweisheit, daß es auch zwischen den Leistungserbringern Unterschiede der Leistung gibt, keinen Ausdruck in deren Bezahlung: Egal wie schlecht oder gut behandelt wird, das Honorar für eine bestimmte Leistung ist immer gleich! Da ist der Mangel!
Wogegen ich mich wehre ist der immer wieder vorgebrachte Einwand, "die Gesellschaft" müsse doch Kranken, die in das System eingezahlt haben alle Leistungen zur Verfügung stellen. Einzelschicksale sind sicher bedrückend, aber ist es deswegen berechtigt, andere damit zu belasten? Wer krank wird ist über die Krankenversicherung berechtigt Leistungen zu bekommen. Sobald solche Leistungen eine bestimmte Schwelle überschreiten halte ich es für durchaus berechtigt, mehr Eigenbeteiligung von den Kranken zu fordern (zumal in vielen Fällen der Lebenswandel zu den Beschwerden geführt hat. Wer "sumpft" kann doch nicht erwarten, daß andere Menschen dafür aufkommen!)
Wenn ich z.B. ein Zitronenauto kaufe, kann ich doch auch nicht von der Allgemeinheit verlangen, sich an den höheren Folgekosten für dieses Vehikel zu beteiligen .... genau das passiert aber bei Krankheit: Der Kranke erwartet, von allen Folgekosten "befreit" zu sein - also andere für sein Schicksal zahlen zu lassen!
Solidarität hat da ihre Grenzen, wo sie den Nicht-Betroffenen die Möglichkeit nimmt, für sich und ihre Bedürfnisse ausreichend zu sorgen ....
* edit *
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das jüngst ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Thema " Leistungen von Kindern für Eltern": Es sei, so das Gericht, nur dann Zahlung von den Kindern zu verlangen, wenn ihre eigene Familie versorgt und für später abgesichert sei. Also nur der dann noch verbleibende finanzielle Spielraum sei - zu Teilen (!) - für Ausgleichszahlungen zu nutzen. Das geht in die richtige Richtung ....
Wir sind uns näher als ich dachte... ;-D >>Aus eigener Anschauung bezweifle ich die Angabe "
>>.. dass nur 5% der Amerikaner mehr als einen Job haben .. "
Ich hab das Buch "Cowboy Capitalism" derzeit hergeborgt. Die Daten müsste man jedoch hier auftreiben können.
@kinomu:
>>Zum einen sind die Preise vieler Medikamente in
>>den USA deutlich höher als in anderen Ländern
Ich glaube sogar, dass pharmazeutische Unternehmen länderspezifische Preisdiskriminierung betreiben. Das würde bedeuten, dass die Amerikaner (wo die Medikamente am teuersten sind) die Gesundheitsausgaben der restlichen Welt mitfinanzieren.
>>Arme öfter krank (bzw. umgekeht: Kranke werden arbeitslos
>>und verarmen) und verursachen höhere Kosten als die
>>Durchschnittsbevölkerung.
Dieser Punkt wurde mittlerweile schon beantwortet. Genau das Gleiche tritt bei der Finanzierung ein. Die Unternehmen (oder sogar Länder), die das höchste Ausfallrisiko haben, müssen die höchsten Zinsen für Kredite zahlen. Wenn von staatlicher Seite eine fixe Prämie/Verzinsung vergeschrieben wird, können zwei Fälle eintreten: Entweder die "guten" finanzieren die "schlechten" mit oder man schließt einfach mit den "schlechten" keine Versicherung ab bzw. gewährt ihnen keinen Kredit. Wie ebenfalls schon gesagt wurde, sind viele aus der ärmsten Schicht für ihren Lebenstil (ungesunde Ernährung, Alkohl, ...) selbst verantwortlich. Btw, who are the uninsured?
>>Die Säuglingssterblichkeit ist laut NYT höher als in Kuba und China
Will mir hier jemand einreden, dass er der Säuglingssterblichkeitsstatistik von Kuba (KUBA!) und China (CHINA!) glaubt? Das ist ja wohl ein schlechter Scherz.
edit: Außerdem hat China AFAIK eine 1-Kind-Politik, was natürlich die Säuglingssterblichkeitsrate gewaltig nach unten drückt. Möcht auch nicht wissen, wie viele Säugline in diesen Ländern in Hinterhöfen entsorgt werden (Biotonnen kennen die sicherlich auch nicht). Die NYT war schon immer das Sprachrohr der Linken. Deswegen sind auch die meisten Ökonomie-Blogs und Think-Tanks rechts. Die Anti-NYT-Bewegung so to speak.
@ Mahalanobis:
ad "amerikanische "Raubtierkapitalismus" (Morgaine und ihre Sprachbilder...)":
Wie Sie sehr genau wissen, benutze ich diese nationalen Zuschreibungen nicht und verwahre mich gegen polemische Kapitalismuskritik, die mit Sündenbockkategorien wie dem des Antiamerikanismus arbeitet. Der letzte Beitrag dazu von mir war das Beispiel einer Bürger-Initiative aus Kentucky, die sich gegen die Privatisierung ihres lokalen Wassernetzes wehrt und die *deutsche* Heuschrecke RWE bekämpft.
Die in diesem Thread genannten Beiträge durchzieht ein Leistungsbegriff, der geprägt ist von einem auf Gewinn gerichteten Ergebnis von Arbeit, sei es nun das Einkommen, das durch diese Arbeit erzielt wird oder die Steuer, die entrichtet werden muss und dann unter anderem an die "Armen" verteilt werden muß, da diese zu der Gewinn bringenden Arbeit nicht in der Lage sind und lediglich als Kostenverursacher auftreten, das Gesundheitsssystem und andere Sozialsysteme in Anspruch nehmen müssen, welches von den anderen, den Steuerzahlern, finanziert wird.
Zugespitzt formuliert reduziert sich also die Menschheit in Steuerzahler und Nichtzahler, in Produktive und Nichtproduktive. Noch weiter zugespitzt in Schmarotzer und Nicht-Schmarotzer?
Die Frage der Umverteilung des irdischen Wohlstands schließt sich sofort an. Zur Erinnerung vielleicht noch mal der Hinweis, dass die 225 größten Privatvermögen der Welt zusammen ca. 1000 Milliarden Dollar betragen, welches den gesamten Jahreseinkünften der 2,5 Milliarden ärmsten Menschen des Planeten entspricht, das sind rund 40 Prozent der Weltbevölkerung.
Enscheidender als die Umverteilung ist jedoch die Infragestellung des Begriffs Arbeit. Wieviel Arbeit *leistet* also ein Armer und warum ist er trotz dieser Leistung arm im Gegensatz zum Reichen? Was gibt dieser Arme anderen und was gibt der Reiche? Wieviel Schaden fügt der Arme anderen zu und wieviel Schaden der Reiche? Wie hoch sind die Dialyse-Kosten von sogenannten Armen, die von der Allgemeinheit getragen werden im Vergleich zu den entstehenden Kosten der weltweiten Wüstenbildung aufgrund von Brandrodung, die ebenfalls von der Allgemeinheit getragen werden, während die Gewinne aus den Produkten der Brandrodung leider nicht der Allgemeinheit zugute kommen bzw. sehr ungleich verteilt sind, da sich der sogenannte Tripple-Down-Effekt als eine Chimäre erwiesen hat?
Wir kommen an diesen grundsätzlichen Fragen in der alles entscheidenden Gerechtigkeitsfrage nicht vorbei trotz des Vorwurfs der niemals zu erreichenden Utopie, der hier gestellt werden könnte. Wir befinden uns mitten im Krieg mit einer ökonomischen Herrschaftsideologie, die auf Zerschlagung von Solidarität und Privatisierung von öffentlichen Gütern setzt und den Freiheitsbegriff des Individuums missbraucht für ihre eigenen Zwecke und die Lufthoheit über die Besetzung von Begriffen wie Arbeit und Leistung an sich zu reißen droht.
@Morgaine >> Wie Sie sehr genau wissen ...
Woher sollte ich irgendwas über Sie wissen? Kennen wir uns?
>>Der letzte Beitrag dazu von mir war das Beispiel
>> einer Bürger-Initiative aus Kentucky...
Konnte den Beitrag nicht ausfindig machen. Prinzipiell wüsste ich nicht, warum das lokale Wassernetz nicht privatisiert werden sollte. Wenn ich mir so den Kurs von RWE über die letzten 10 Jahre anschaue, dann kann ich hier beim besten Willen keine Marktrenten sehen.
>>Leistungsbegriff, der geprägt ist von einem auf Gewinn
>>gerichteten Ergebnis von Arbeit,...
Das klingt alles sehr marxistisch, weiß aber nicht genau, was sie eigentlich sagen wollen. Arbeiter und Angestellte erzielen per definitionem keinen Gewinn (abgesehen von neuartigen Instrumenten wie zB stock options). Gewinn ist im Hayekschen Sinne eigentlich nur die Rendite minus der risikoneutralen Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Anders ausgedrückt: Das was die Kapitalisten zusätzlich bekommen (bzw. verlieren), wenn sie ihr Geld nicht aufs Sparbuch legen, sondern damit riskante Vorhaben finanzieren. Ad Marx: Schauen Sie doch wie bereitwillig Unternehemer Arbeit gegen Kapital (Maschinen) substituieren. Arbeiter sind keine Goldgrube, aus denen man einen Mehrwert herausquetschen kann.
>>Zur Erinnerung vielleicht noch mal der Hinweis, dass die
>>225 größten Privatvermögen der Welt zusammen ca. 1000
>>Milliarden Dollar betragen, welches den gesamten Jahreseinkünften
>>der 2,5 Milliarden ärmsten Menschen des Planeten entspricht,
>>das sind rund 40 Prozent der Weltbevölkerung.
Zur Erinnerung: Das reale Volkseinkommen ist keine im Vorhinein fixierte Größe. Wenn jemand mehr verdient, bedeutet das nicht, dass er das auf Kosten der anderen tut. Nach ihrer Aussage wäre es für Österreich schlecht, wenn sich Bill Gates mit seinem Vermögen in Österreich niederlässt, da dann sicherlich tausende von Menschen unter die Armutsgrenze fallen. Haben sie sich übrigens schon mal überlegt, was mit diesen Privatvermögen passiert? Wem wird hier weh getan? Sie wissen hoffentlich auch, welches wirtschaftliche Régime in Ländern mit hoher Armutsraten vorherrscht. In Afrika hat zB neben der Korruption der Mangel an Eigentumsrechten (DAS Element des Kapitalismus) zu Verderb geführt (Menschen haben keine Investitionen getätigt, weil sie nicht wußten, ob ihnen zB der Boden nicht nach Kultivierung wieder entzogen wird).
>>Enscheidender als die Umverteilung ist jedoch die
>>Infragestellung des Begriffs Arbeit. Wieviel Arbeit *leistet*
>>also ein Armer und warum ist er trotz dieser Leistung arm im
>>Gegensatz zum Reichen?
Warum bekommt (in Kaufkraftparitäten) ein indischer Schuhverkäufer oder Bäcker nur ca. ein zehntel von dem Lohn eines österreichischen Schuhverkäufers oder Bäckers? Warum ist die gleiche Tätigkeit bei uns so viel mehr wert? Warum bekommt ein österreichischer Schuhverkäufter für die gleiche Tätigkeit aber unter besseren Arbeitsbedingungen zehnmal so viel als er vor 100 Jahren in dem selben Land bekommen hätte?
>>Kosten der weltweiten Wüstenbildung aufgrund von Brand-
>>rodung, die ebenfalls von der Allgemeinheit getragen werden,
>>während die Gewinne aus den Produkten der Brandrodung >>leider nicht der Allgemeinheit zugute kommen
Wir würden hier von einem "negativen externen Effekt" sprechen für den das Unternehmen natürlich aufzukommen hat. Hier würd kein Ökonom die Notwendigkeit von staatlicher Intervention (Pigou Steuer) abstreiten. Witzigerweise wären den Unternehmen derartige Steuern vollkommen egal, wenn sie alle Unternehmen, die in diesem Sektor tätig sind, zu tragen haben. Leider gibt es aber sehr viele korrupte Regierungen.
>>Wir befinden uns mitten im Krieg mit einer ökonomischen
>>Herrschaftsideologie, die auf Zerschlagung >von Solidarität
>>und Privatisierung von öffentlichen Gütern setzt
Ja, ich werde Österreich verlassen, da ich nicht bereit bin, Grenzsteuersätze von 50% zu zahlen. Der Staat vertreibt mich aus meinen eigenen Land, weil er die Solidarität nicht zerschlagen will.
@ Morgaine Was nun Ihre These:
“ .. das Beispiel einer Bürger-Initiative aus Kentucky, die sich gegen die Privatisierung ihres lokalen Wassernetzes wehrt und die *deutsche* Heuschrecke RWE bekämpft.“
angeht, lernen wir doch daraus gleich zwei Dinge:
Hier wie dort
was in diesem Fall beweist, daß es dort mindestens so “demokratisch” zugeht wie bei uns.
“ .. die Steuer, die entrichtet werden muss und dann unter anderem an die "Armen" verteilt werden muß, .. “
Sehen Sie: Das Problem ist nicht daß etwas verteilt wird, sondern wie viel verteilt wird – und noch größer ist das Problem, daß bei der Art von Verteilung wie sie in D stattfindet eine riesige Bürokratie die Verteilung übernimmt – alles Kosten, die den eigentlich Bedürftigen nicht einen Cent mehr bringt …. in USA werden weniger Steuern gezahlt, Leistungen für Bedürftige zählen zu den wenigen Ausnahmetatbeständen, die einen Steuerabzug erlauben – die Bürokratie dazwischen fällt weg, es kommt mehr (nachweislich!) bei denen an, die die Leistungen brauchen.
” .. da diese zu der Gewinn bringenden Arbeit nicht in der Lage sind und lediglich als Kostenverursacher auftreten, das Gesundheitssystem und andere Sozialsysteme in Anspruch nehmen müssen, welches von den anderen, den Steuerzahlern, finanziert wird.”
Ich hatte schon darauf hingewiesen:
Es geht nicht darum jemandem eine Leistung vorzuenthalten, sondern die Betroffenen angemessen zu beteiligen, vor allem dann, wenn sie zu der Entstehung oder Verschlimmerung selbst beigetragen haben. Die Versicherungen nehmen Beiträge nur für ein mittleres Krankheitsrisiko der Einzelperson ein.
Schwere Erkrankungen sind Schicksal, und so bitter es klingt: Wenn Sie ein Haus am Hang haben, das abrutscht und ihre Versicherung deckt “Bergrutsch” nicht ab, dann bekommen Sie eben nur einen Basisbetrag, der Rest war “Risiko”, allgemeines Lebensrisiko!
” .. Die Frage der Umverteilung des irdischen Wohlstands schließt sich sofort an. Zur Erinnerung vielleicht noch mal der Hinweis, dass die 225 größten Privatvermögen der Welt zusammen ca. 1000 Milliarden Dollar betragen, welches den gesamten Jahreseinkünften der 2,5 Milliarden ärmsten Menschen des Planeten entspricht, das sind rund 40 Prozent der Weltbevölkerung.”
Diese Verteilung mag bedauerlich sein, sie hat jedoch Gründe, die meist in der Vergangenheit liegen. Es scheint mir unangemessen, die Geschichte “zurückdrehen” zu wollen, um eine andere Verteilung herbeizuführen. Ich bin - wie Sie - der Meinung, daß die Leistung eines Menschen nie das hundert- oder gar tausendfache dessen Wert sein kann, was ein Anderer leistet.
Ich muß aber zugeben:
Ich kann mir keine Lösung vorstellen, die nicht neue Ungerechtigkeit hervorruft.
” .. Enscheidender als die Umverteilung ist jedoch die Infragestellung des Begriffs Arbeit. Wieviel Arbeit *leistet* also ein Armer und warum ist er trotz dieser Leistung arm im Gegensatz zum Reichen?
Was gibt dieser Arme anderen und was gibt der Reiche?
Wieviel Schaden fügt der Arme anderen zu und wieviel Schaden der Reiche?”
Zwei Anmerkungen:
Selbst der Begriff “arm” ist relativ:
Wer bei uns als “arm” gilt wäre z.B. in Indien schon “reich” ….
"Schwere Erkrankungen sind Schicksal, und so bitter es klingt: Wenn Sie ein Haus am Hang haben, das abrutscht und ihre Versicherung deckt “Bergrutsch” nicht ab, dann bekommen Sie eben nur einen Basisbetrag, der Rest war “Risiko”, allgemeines Lebensrisiko!"
Wenn Sie dagegen in Österreich wohnen und Ihr Haus wird bei Hochwasser weggespült, weil Sie auf einem billigen, da überschwemmungsgefährdeten Grundstück gebaut haben, haben Sie besser kein Geld für eine Versicherung verschwendet. Den Schaden (80 % des geschätzten Wertes!) übernimmt ohnehin der Staat. (Das ist leider kein Scherz.)
"...die Steuer, die entrichtet werden muss und dann unter anderem an die "Armen" verteilt werden muß, ..."
Es wird viel, zu viel umverteilt, das meiste von den durchschnittlich bis überdurchschnittlich gut Verdienenden an durchschnittlich gut Verdienende - der den wirklich Armen zugute kommende Teil ist nicht sehr gross.
"...die 225 größten Privatvermögen der Welt..." werden oft (auch) für Philanthropie eingesetzt: Bekämpfung von Krankheiten wie Aids und Malaria (Bill Gates), demokratische Entwicklung in Osteuropa (George Soros) etc. - könnte es sein, dass durch diese Vermögen mehr Menschen glücklicher gemacht werden, als wenn es von Staaten eingesetzt würde?
Da habe ich .... ohne Kenntnis der österreichischen Verhältnisse ein Beispiel gewählt, das die Absurdität der staatlichen "Umverteilung" darstellt!
Ich vermute, eine Reihe von Politikern hat an solchen Stellen gebaut und möchte das Risiko minimieren, indem der Staat eintritt ....
Auf den Einwand hinsichtlich des in wenigen Händen befindlichen Vermögens hatte ich ja schon kurz Bezug genommen - ja, da stimme ich Ihnen zu, es wird wahrscheinlich gezielter aus privater als aus öffentlicher Hand gefördert. Die Verwaltungskosten sind garantiert niedriger ....
Während ihr hier hochgeistige Gespräche führt erlebe ich so etaws:
Letztens hatte ich meinen Sachbearbeiter nochmals höflichst gefragt, ober er mir nicht irgendeinen Job vermitteln könne.
Antwort: WIR SIND NICHT ZUM VERMITTELN DA, SONDERN UNSERE AUFGABE IST ES, SIE (arbeisloses Arschloch* ) ZU VERWALTEN!!!!
Auf mein Hinweis, das ich mir dann unter andererem einen 1 Euro Job suchen werde, kam die Antwort: SIE HABEN SICH ÜBERHAUPT NICHT UM EINEN 1 EURO JOB ZU KÜMMERN, DENN VERMITTELN WIR (die Agentur für Arbeit*) IHNEN, WAS BILDEN SIE SICH EIGENTLICH EIN....
* anmerkung des gastes, Rest orginalton
Und dann fragt ihr euch, warum ein Harzer keine Weblogs schreibt
Neufassung (wegen der überbreiten Links) Morgaine antwortete am Mi, 29. Jun, 12:49:
Hochgeistige Gespräche? Soll heißen: Kein konkreter Handlungsbezug? Im Gegenteil ist das doch einer der Grundgedanken des Bloggens und der Ursachen für den scharfen Gegenwind gegen das Aufkommen von Blogs. Man kann gerade in Ihrem Beispiel mit deutlichen Hinweisen auf Personen und Orten Öffentlichkeit schaffen, ohne den juristischen Wauwau herauszufordern. Weblogs ziehen soziale Netze, die auf Austausch der Betroffenen und Weitergabe von praxisbezogener Info beruhen. Diejenigen, denen das nicht passt, brauchen es nicht zu lesen. Wer allerdings stört, muß sich nicht wundern ...
Kleiner Praxistipp: Wie ich gerade am Telefon von unserem dafür zuständigen Menschen beim Insolvenztheater gelernt habe, unterliegt auch das Thema Hartz der Kunst der Formulierung. Hartz IV mag qualifizierende Massnahmen ...
Das Beispiel ist hoffentlich nicht hochgeistig, sondern praktisch! Die Sachbearbeiter in den Arbeitsämtern sind selber nicht gut genug informiert und manche/r guten Tipps gegenüber sehr empfänglich. Wenn Sie vielleicht in diese Richtung argumentieren ...
@ Herr WVS
Es ist eine sehr lange Geschichte. Die Spinnenfrauen werden sie aus ihrer Perspektive erzählen, andere ihren Standort verdeutlichen. Ich bekam heute morgen diesen Tipp aus der Theatertruppe:
"In 2014 the New York Time is going offline ... but perhaps there is another way.
"Generation Blogger" hat sich sehr verändert und ist sich doch treu geblieben in dem, wie es einmal gedacht war. Es ist auch eine Frage des gegenseitigen Verstehens und Verständnisses. Und der Wahl der passenden Bilder :-)
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Danke! Ich lerne es noch ...
Am Anfang steht immer "< a href= " (Zwischenraum bei < und "a" weglassen), dann die Linkadresse, dann " > (ohne Leer), darauf folgt der Hinweis, der Titel o.ä., abgeschlossen wird mit </ a> (ohne Leer) ....
Was ist denn so falsch .... an "hochgeistigen" Gesprächen?
Viele praktische Probleme können durch Abwägen gelöst werden, ohne daß die Abwägenden persönlich betroffen sind.
Sich vom Subjekt zu lösen = Abstraktion!
Klar, Betroffene/-r zu sein macht es schwer, Dinge objektiv zu betrachten. Deswegen sind aber doch nicht die "böse", die darüber nachdenken, sondern Jene, die solche Sprüche machen (wie von Ihnen dargestellt).
Jetzt kommt es darauf an, Strategien zu entwickeln, wie man solchen "Amtspersonen" beikommt, ohne daß diese dafür Sanktionen - als "Strafe" - einsetzen können. Nur so kommt man weiter.
Klagen alleine hat noch nie zu einer Änderung geführt ....