"Mitleid ....

so sag­te der in die­ser Woche ver­stor­be­ne Harald Juhn­ke in einer NDR-Talkshow,

"Mit­leid bekommt man umsonst,
Neid muß man sich erarbeiten!"


Viel­leicht stammt die Aus­sa­ge nicht von ihm, ist ein Zitat, den­noch: Ich den­ke, das ist es wert, dar­über nachzudenken ....

Einen schö­nen Sonn­abend wünscht Ihnen Ihr
wvs

Kommentare

  1. lie­ber wvs, als alte zita­te­kra­me­rin darf ich an die­ser stel­le ger­ne erzäh­len, dass der spruch (angeb­lich) von robert lembke (sie­he: http://www.zitate.net/de/01/Subject/Mitleid/zitate.html) stammt. sie erin­nern sich sicher: der rate-onkel aus "was bin ich".

    egal und wie auch immer: natür­lich ist es wert, dar­über nach­zu­den­ken. ger­ne sogar.

    viel­leicht, als ergän­zung mei­ner­seits, noch eins drauf:

    mit­leid und ver­ach­tung waren geschwister. 
    (aus: john stein­beck: won­ni­ger donnerstag)

    und sie sind es, unge­bro­chen, wohl immer noch. ich per­sön­lich unter­schei­de in mei­nem freun­des­kreis gera­de­zu uner­bitt­lich zwi­schen mit­leid und mit­ge­fühl. mit­leid ist das, was ich bekam, als mei­ne eltern viel zu früh star­ben und man mich jun­ges ding mit neu­gie­ri­gem (mit­lei­di­gem) blick anschau­te, ohne zu han­deln. wenn es beim die­sem gei­fern­den, anbie­dern­den schau­en bleibt, dann ist das mit­leid. gna­den­los. neu­gie­rig. sen­sa­ti­ons­lü­stern. vor allem aber: vom eige­nen schmerz ablenkend.

    mit­ge­fühl hin­ge­gen impli­ziert empa­thie, den wunsch, da zu sein. aber dabei still zu blei­ben. und ist frei von jenem heu­cheln, das irgend­wann in dem satz: "jetzt nimm dich wie­der zusam­men" endet. (der meist dann kommt, wenn die mit-lei­der kei­ne lust mehr auf mit­leid haben).

    auch ich wün­sche ihnen einen schö­nen tag. bei uns hier strahlt die son­ne vom him­mel. und das ist ja schon ein­mal etwas.

    1. Wie erwähnt .... habe ich mir nicht die Mühe gemacht, nach dem Ursprung des Zita­tes zur suchen, das haben Sie dan­kens­wer­ter­wei­se über­nom­men .... Die fei­ne Unter­schei­dung Mit­leid - Mit­ge­fühl wird wohl in die­ser Form sel­ten sein, den­noch sehr gut nachvollziehbar. 

      Sie haben offen­sicht­lich in frü­her Jugend vie­les erlit­ten, umso erfreu­li­cher, daß Sie das nicht "hart" son­dern "ver­söhn­lich" und "ver­ständ­nis­be­reit" gemacht hat .... und ich schlie­ße eine Fra­ge an, die sich für mich aus der Dar­stel­lung ergab: 
      Kann über­haupt ein Nicht-Betrof­fe­ner sol­chen Ver­lust nachvollziehen?

      Zu jeder Zeit gibt es - ange­sto­ßen durch den Tod von öffent­li­chen Per­so­nen - eine Fül­le von Über­le­gun­gen. Mich stößt es an, dar­über nach­zu­den­ken, wie mei­ne eige­ne Bezie­hung zu Tod und Ver­gäng­lich­keit ist ....

    2. nein, kann er, glau­be ich, nicht. so wie - viel­leicht ist das bei­spiel ein wenig sim­pel, aber es passt - man nicht nach­voll­zie­hen kann wie sich mit­tel­ohr­ent­zün­dung anfühlt so lan­ge man es nicht selbst gehabt hat. es wäre auch nicht rich­tig, das von jeman­dem zu ver­lan­gen, gleich­zei­tig darf das aber nicht als "waf­fe" ins spiel gebracht wer­den, mit so schlich­ten slo­gans wie "du hast kei­ne ahnung wie es mir geht, erleb so was mal" etc. aber ein stück ein­füh­lung gelingt immer, wenn man sich die mühe macht - ent­schul­di­gen sie die etwas kit­schi­ge for­mu­lie­rung, aber mir fällt kein bes­se­res bild ein - sein herz zu öffnen.

      ich habe mich auf­grund mei­ner per­sön­li­chen erfah­run­gen natur­ge­mäß sehr viel mit tod und end­lich­keit befasst. per­spek­ti­ven, wenn man das so nen­nen kann, bekam ich durch die bücher von eli­sa­beth küb­ler ross. rasch bese­hen schenk­ten sie mir zuver­sicht, dass alles gut ist, auch dann. tie­fer hin­ge­fühlt tut sich jedoch auch bei mir stets etwas auf, was ich nicht unbe­dingt mit angst, son­dern respekt bezeich­nen wür­de. hier endet das kal­ku­lier- und kon­trol­lier­ba­re, hier sind wir mit unse­ren vie­len klu­gen stra­te­gien am ende. jetzt zählt nur die kunst des los­las­sens, im ver­trau­en, dass sich die ener­gie der see­le nicht irgend­wo ver­fliegt, son­dern bleibt. in irgend­ei­ner ande­ren form, neu­en form. ich bin kein katho­lisch gläu­bi­ger mensch, ich habe ein kon­zept von tod, das eher dem bud­dhis­mus ent­spricht. ich bin über­zeugt, dass see­le ener­gie ist, pure, rei­ne ener­gie. und die kann, wie die phy­sik ja sagt, nie­mals ver­lo­ren gehen. also gehe ich, wenn's so weit ist, auch nicht verloren.

    3. Eine erstaun­li­che .... Sicht der See­le als "Lebens­en­er­gie"! Ich kann nach­voll­zie­hen, daß das eine Mög­lich­keit ist, an das "Bewah­ren" und "Wei­ter­be­stehen" zu glauben.
      Wir sind ja vie­len Phä­no­me­nen erst nach und nach auf die Spur gekom­men - war­um nicht auch dem der Seele?

      Wor­in ich sicher vol­len Her­zens zustim­me ist: 
      "Wir sind mit unse­ren Stra­te­gien am Ende", aber gut so, mei­ne ich, weil es ein Cha­os ergä­be, wüß­ten wir auch noch Zeit­punkt und mög­li­cher­wei­se Art unse­res Hin­schei­dens. Nicht auszudenken!

  2. Dan­ke­schön... an wvs und Kyra für die Denk­an­stö­ße zum Sams­tag. Ich war gera­de dabei, mich sel­ber zu bemit­lei­den, dass ich an die­sem so son­ni­gen Sonn­abend im Büro sit­zen muss. 
    Habe das Selbst­mit­leid sofort ein­ge­stellt und beschlos­sen, heu­te mal wie­der etwas Neid zu erar­bei­ten. Und zur Beloh­nung geh ich frü­her heim - Rosen und Laven­del schnei­den. Es wird ein per­fek­ter Tag :-)

    1. Es ist schon erstaun­lich .... wie Schick­sa­le ande­rer Men­schen uns bewußt machen, daß wir es grund­sätz­lich nicht "schwer" haben, daß wir nur bestimm­te Din­ge als Bela­stung emp­fin­den .... wie klein wird unser Pro­blem, wenn wir es in einen grö­ße­ren Zusam­men­hang stel­len .... ja, ich benei­de Sie: Ich habe heu­te kei­ne Mög­lich­keit, Rosen und Laven­del zu sehen, geschwei­ge denn, dar­an Hand anzu­le­gen .... trotz­dem: ein guter, erfolg­rei­cher Tag, an dem ich vie­len Men­schen mit Rat und Hil­fe bei der Lösung ihrer Pro­ble­me hel­fen konnte. 
      Auch das ist eine Beloh­nung - wenn man es aus der rich­ti­gen Per­spek­ti­ve sieht ....

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