Bemerkungen zu den 68'ern (2)

[Zitat aus einer Buch-Rezension:]
"Die 68er waren groß im Zer­stö­ren von Insti­tu­tio­nen und Werten:
- die deut­sche Uni­ver­si­tät haben sie auf dem Gewissen,
- die Familie,
- das Leistungsprinzip,
- Eti­ket­te und Anstand,
- Ver­läss­lich­keit und Gebor­gen­heit."
[Zitat Ende]
Nun, da kann man geteil­ter Mei­nung sein.

Uni­ver­si­tät
Falsch. An den deut­schen Uni­ver­si­tä­ten hat sich nichts Wesent­li­ches geän­dert - sieht man ein­mal von der Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung ab, die heu­te dazu bei­trägt, daß über­haupt noch geforscht wer­den kann.
Doch was hat man sich damit eingehandelt?
Beru­fun­gen dau­ern noch län­ger als je zuvor (Bsp.: Lehr­stuhl Che­mie an der Uni Mün­ster), weil der kom­men­de Lehr­stuhl­in­ha­ber genü­gend Zeit braucht, Spon­so­ren zu fin­den, da ihm das Land und die Uni­ver­si­tät nicht genü­gend Mit­tel für die erwar­te­te Spit­zen­for­schung zur Ver­fü­gung stel­len können.
Insti­tu­tio­nen haben in Deutschlend sie­ben Leben. Der Brocken war selbst für die 68'er zu dick ....

Fami­lie
Rich­tig. Durch die Expe­ri­men­te mit neu­en For­men des Zusam­men­le­bens - kein Zwang, kei­ne Ver­bind­lich­keit, kein Durch­hal­te­ver­mö­gen in Bin­dun­gen - sind Part­ner zu Ex-und-Hopp-Genos­sen verkommen:
"Wer zwei­mal mit der­sel­ben pennt gehört schon zum Establishment."

Wenn sich die gering­sten Unstim­mig­kei­ten in einer Bezie­hung auftun:
Weg damit, man macht sich doch nicht das Leben schwer .... um die Ecke war­tet schon die / der Nächste!

Lei­stungs­prin­zip
Jein. Die Mit­tel­mä­ßi­gen bestim­men das Mit­tel­maß unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft - doch plötz­lich besin­nen sich sogar die, die Éli­te abge­schafft haben woll­ten, daß eben jene ihnen ein Aus­kom­men sichern - weil sie ent­ge­gen dem Zeit­geist gelei­stet und auf­ge­baut haben.
Ohne Quer­den­ker und Über­flie­ger geht es eben nicht, das ist die Bot­schaft, und die 68'er haben sich inso­weit selbst geschädigt. 

Eti­ket­te & Anstand
Rich­tig. Wer sich an die Auf­trit­te vor Gericht und bei Demos erin­nert - oder zumin­dest die der­zeit wie­der­hol­ten Auf­zeich­nun­gen aus die­ser Zeit gese­hen hat - der weiß, daß das Schlag­wort "Kei­ne Macht für Nie­man­den" sich im Kern gegen die äuße­ren For­men der Macht­aus­übung rich­te­te, wobei Stil und Form - also der gepfleg­te und höf­li­che Umgang mit­ein­an­der - gleich mit weg­ge­fegt wurde.
Eigentor!
Es waren noch genug "Anders­den­ken­de" übrig, zwar weni­ge, aber doch genug, um den völ­li­gen Ver­fall zu stop­pen und einen Min­dest­stan­dard zu gewähr­lei­sten. Was vie­le "läs­si­ge" Men­schen - ohne jede Umgangs­form - noch nicht erkannt haben:
Sie wer­den auch nach ihrem Ver­hal­ten beur­teilt - ob sie das mögen oder nicht.

Ver­läß­lich­keit und Geborgenheit
"No Risk - No Fun!" paßt über­haupt nicht zu die­sen Begrif­fen! Gut, daß wenig­stens durch das GMG denen, die auf Kosten der All­ge­mein­heit "fun" haben, zukünf­tig saf­ti­ge Prä­mi­en­zu­wäch­se bei der Kran­ken­ver­si­che­rung in's Haus ste­hen. Schluß mit lustig auf Kosten ande­rer - selbst zah­len! Richtig!

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