Kinderreim

Hal­lo zusammen!

Heu­te Nach­mit­tag war ich im Auto unter­wegs und hat­te Zeit nach­zu­den­ken. Da fiel mir ein Kin­der­reim ein, an den ich schon lan­ge nicht mehr gedacht hatte.

Mein Groß­va­ter, Poli­zei­chef in einem sehr gro­ßen Poli­zei­re­vier in Hes­sen mit über 100 Beam­ten, war ein sehr stren­ger, abwei­sen­der, gar nicht lie­be­vol­ler Opa. Viel­leicht lag das an sei­nem Lebens­lauf, er hat­te bestimmt kein leich­tes Leben: 1933 wur­de er aus dem Poli­zei­dienst ent­las­sen, weil er sich wei­ger­te der NSDAP bei­zu­tre­ten. Fort­an, bis 1945, muß­te er Frau und vier Kin­der (!) als Tage­löh­ner durch­brin­gen, das prägt.

Ich erin­ne­re mich, daß er immer am Eßtisch saß, mei­ne Groß­muter in der Küche hei­ßes Was­ser berei­te­te und dann zu ihm brach­te. Er nahm einen dicken Rasier­pin­sel, schlug Schaum, seif­te sich ein und begann sich mit einem Rasier­mes­ser zu rasie­ren. Ich saß der­wei­len in einer ent­fern­ten Ecke, mucks­mäus­chen­still, um ihn nicht in Zorn zu ver­set­zen - er war cholerisch.

Groß­va­ter Hein­rich hat­te aber auch sei­ne guten Sei­ten, denn wenn er Gele­gen­heit hat­te, befaß­te er sich mit sei­nen Enkeln. Er nahm mich auf sei­nen Schoß und sag­te: "Troß-Troß-Trill­chen?", was bedeu­te­te: Soll ich den Reim auf­sa­gen? Und ich war begei­stert, denn das war jedes­mal ein Ereignis.

Hier für mei­ne Leser - zum Wei­ter­ge­ben an ihre Kin­der und / oder Enkel - "mein" Kin­der­reim, den ich auch nach so vie­len Jah­ren nicht ver­ges­sen habe ....

Troß, Troß, Trillchen,
der Bau­er hat ein Füllchen,
Füll­chen will nicht laufen,
der Bau­er wills verkaufen,
ver­kau­fen wills der Bauer,
das Leben wird ihm sauer,
sau­er wird ihm's Leben,
der Wein­stock der trägt Reben,
Reben trägt der Weinstock,
Hör­ner hat der Ziegenbock,
der Zie­gen­bock hat Hörner,
im Wald da wach­sen Dörner,
Dör­ner wach­sen im Wald,
im Win­ter ist es kalt,
kalt ists im Winter,
da frier'n die klei­nen Kinder,
gehen in die Stub',
essen ihre Supp',
Supp' essen die Kinder,
vor'm Tor da wohnt der Schinder,
Schin­der wohnt vor'm Tor,
schiebt den Rie­gel vor,
vor schiebt er'n Riegel,
die Bank die hat 'nen Kniegel,
Knie­gel hat die Bank,
Tröpf­chen hat'n Gang,
Gang hats Tröpfchen,
Mül­ler hat'n Käppchen,
Käpp­chen hat der Müller,
Nas' die hat'n Triller,
Tril­ler hat die Nas',
im Feld da läuft der Has',
Has' läuft im Feld,
und die/der (Name) hat kein Geld!

Wenn das Wort "Geld" gespro­chen wur­de, kipp­te mich mein Groß­va­ter nach hin­ten weg, hielt mich aber eisern fest, schwang mich im Kreis her­um, rich­te­te sich und mich wie­der auf und setz­te sich. Dann ließ er los: "So, Bub, jetzt geh' schön brav spielen!"

Ich erin­ne­re mich gern an mei­nen Großvater.