In Deutschland werden weniger Kinder geboren, als Menschen sterben. Dadurch kehrt sich unsere Alterspyramide [1 ; 2 ; 3 ] um: Die breite Basis wird zur Spitze, die Spitze verbreitert sich von Jahr zu Jahr. Das durchschnittliche Sterbealter schiebt sich weiter nach oben, wobei Frauen offensichtlich einen gewissen Vorteil haben [Männer (76,92 Jahre) Frauen (83,15)]. Biologisch betrachtet ist das nicht verwunderlich, denn mit zwei X-Chromosomen sind sie in Wirklichkeit das "starke" Geschlecht! *
Was das mit dem Gesundheitswesen zu tun hat?
Der Grund dafür, daß durchschnittlich das Sterbealter nach oben verschoben ist, liegt - wenigstens teilweise - in Fortschritten der Medizin begründet. Viele akute Krankheiten werden schneller und früher behandelt, Infektionskrankheiten durch immer gezielter wirkende Antibiotika eingedämmt oder ganz ausgemerzt, chronische Krankheiten werden durch verbesserte Diagnostik früher erkannt und dementsprechend in ihrem Verlauf "getreckt", d.h. bis zu ihrer Vollentwicklung vergeht sehr viel mehr Zeit - die Patienten haben unterdessen eine wesentlich verbesserte Lebensqualität.
Doch um welchen Preis! Und was ist die "Kehrseite der Medaille"?
Die Gesamtkosten für den "Gesundheitsbetrieb" sind in den vergangenen Jahrzehnten explosionsartig gestiegen, wobei zwischen Kostensteigerung, Beitragserhöhung und Inflationsbedingter Steigerung zu unterscheiden wäre. Jeder Versicherte - und hier gilt der Begriff "Steigerung" - spürt das an den Abzügen für die Kranken- (und andere Sozial-) versicherung, seit Jahreswechsel spüren es zusätzlich all jene, die wegen akuter Gesundheitsstörungen in Arztpraxen oder Krankenhäusern vorstellig werden: Mit 10€ sind sie dabei!
Mal abgesehen von dem tatsächlichen Nutzen, der äußerst zweifelhaft ist, welches Signal geht von dieser Gebühr aus? Alle Versicherten werden gehalten, selbst mehr für ihre Gesunderhaltung [Selbstverantwortung] zu tun. Vorbei ist es mit der Haltung "Sumpfen bis zum Umfallen, der Doktor wird´s schon richten!". Was über Jahrzehnte durch verschiedene Wellen der Aufklärung über die Entstehung von Krankheiten nicht geschafft wurde - jetzt, wo es Geld kostet wacht "Deutschland" auf.
Der Bruch kam für viele plötzlich, zu plötzlich nach meinem Geschmack. Ich bin zwar der Meinung, daß eine Umstellung des Verhaltens nötig ist, es wäre jedoch besser gewesen all denen, die nicht die Chance hatten sich auf ein "verschärftes" System durch Änderung ihres Verhaltens einzustellen, eine Übergangslösung zu gewähren [Selbstverantwortung]. Wegen der immensen Geldnot des Gesamtsystems ist das wohl unterblieben - da hätte frühere Intervention der Politik einsetzen müssen.
Außerdem haben solche Schnellschüsse immer Mängel. Ein wesentlicher Mangel ist sicher die volle Einbeziehung von Betriebsrenten zur Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge, da es sich in diesem Fall um eine Doppelerhebung handelt, denn die Betriebsrentner haben ja zu aktiver Zeit auf ihr Einkommen bereits den vollen Krankenkassenbeitrag gezahlt. Hier wurde sicher nach dem Prinzip gehandelt: Kleine Personengruppe => überdurchschnittliche Gesamtbezüge => also wenig Gegenwehr zu erwarten. Ähnlich ist die Situation übrigens bei der Zinsbesteuerung, da versteht ein normaler Mensch auch nicht, warum diejenigen, die ihr Geld nicht verprassen, sondern sparen, darauf und auf die Erträge nochmals Steuern zahlen müssen.
Der Schock über die Änderungen im Gesundheitswesen sitzt tief, dementspechend heftig sind die Reaktionen von allen Seiten, abgestuft nur nach Grad der Betroffenheit.
Es stellt sich auch die Frage, wer eigentlich von den überdurchschnittlich gestiegenen Kosten profitiert. Jede beteiligte Gruppe Ärzte - Apotheker - Krankenhausbetreiber - Arzneimittelhersteller - Krankenkassen schiebt den "Schwarzen Peter" auf die jeweils anderen Beteiligten - und niemand kann das Dickicht so recht durchdringen. Wo solche Beträge im Spiel sind wird alles getan, die Unklarheit aufrecht zu erhalten [Ansatz zur Klärung HIER ].