22.04.2004 / Bemerkungen zum Gesundheitswesen

In Deutsch­land wer­den weni­ger Kin­der gebo­ren, als Men­schen ster­ben. Dadurch kehrt sich unse­re Alters­py­ra­mi­de [1 ; 2 ; 3 ] um: Die brei­te Basis wird zur Spit­ze, die Spit­ze ver­brei­tert sich von Jahr zu Jahr. Das durch­schnitt­li­che Ster­be­al­ter schiebt sich wei­ter nach oben, wobei Frau­en offen­sicht­lich einen gewis­sen Vor­teil haben [Män­ner (76,92 Jah­re) Frau­en (83,15)]. Bio­lo­gisch betrach­tet ist das nicht ver­wun­der­lich, denn mit zwei X-Chro­mo­so­men sind sie in Wirk­lich­keit das "star­ke" Geschlecht! *

Was das mit dem Gesund­heits­we­sen zu tun hat?

Der Grund dafür, daß durch­schnitt­lich das Ster­be­al­ter nach oben ver­scho­ben ist, liegt - wenig­stens teil­wei­se - in Fort­schrit­ten der Medi­zin begrün­det. Vie­le aku­te Krank­hei­ten wer­den schnel­ler und frü­her behan­delt, Infek­ti­ons­krank­hei­ten durch immer geziel­ter wir­ken­de Anti­bio­ti­ka ein­ge­dämmt oder ganz aus­ge­merzt, chro­ni­sche Krank­hei­ten wer­den durch ver­bes­ser­te Dia­gno­stik frü­her erkannt und dem­entspre­chend in ihrem Ver­lauf "get­reckt", d.h. bis zu ihrer Voll­ent­wick­lung ver­geht sehr viel mehr Zeit - die Pati­en­ten haben unter­des­sen eine wesent­lich ver­bes­ser­te Lebensqualität.

Doch um wel­chen Preis! Und was ist die "Kehr­sei­te der Medaille"?

Die Gesamt­ko­sten für den "Gesund­heits­be­trieb" sind in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten explo­si­ons­ar­tig gestie­gen, wobei zwi­schen Kosten­stei­ge­rung, Bei­trags­er­hö­hung und Infla­ti­ons­be­ding­ter Stei­ge­rung zu unter­schei­den wäre. Jeder Ver­si­cher­te - und hier gilt der Begriff "Stei­ge­rung" - spürt das an den Abzü­gen für die Kran­ken- (und ande­re Sozi­al-) ver­si­che­rung, seit Jah­res­wech­sel spü­ren es zusätz­lich all jene, die wegen aku­ter Gesund­heits­stö­run­gen in Arzt­pra­xen oder Kran­ken­häu­sern vor­stel­lig wer­den: Mit 10€ sind sie dabei!

Mal abge­se­hen von dem tat­säch­li­chen Nut­zen, der äußerst zwei­fel­haft ist, wel­ches Signal geht von die­ser Gebühr aus? Alle Ver­si­cher­ten wer­den gehal­ten, selbst mehr für ihre Gesund­erhal­tung [Selbst­ver­ant­wor­tung] zu tun. Vor­bei ist es mit der Hal­tung "Sump­fen bis zum Umfal­len, der Dok­tor wird´s schon rich­ten!". Was über Jahr­zehn­te durch ver­schie­de­ne Wel­len der Auf­klä­rung über die Ent­ste­hung von Krank­hei­ten nicht geschafft wur­de - jetzt, wo es Geld kostet wacht "Deutsch­land" auf.

Der Bruch kam für vie­le plötz­lich, zu plötz­lich nach mei­nem Geschmack. Ich bin zwar der Mei­nung, daß eine Umstel­lung des Ver­hal­tens nötig ist, es wäre jedoch bes­ser gewe­sen all denen, die nicht die Chan­ce hat­ten sich auf ein "ver­schärf­tes" System durch Ände­rung ihres Ver­hal­tens ein­zu­stel­len, eine Über­gangs­lö­sung zu gewäh­ren [Selbst­ver­ant­wor­tung]. Wegen der immensen Geld­not des Gesamt­sy­stems ist das wohl unter­blie­ben - da hät­te frü­he­re Inter­ven­ti­on der Poli­tik ein­set­zen müssen.

Außer­dem haben sol­che Schnell­schüs­se immer Män­gel. Ein wesent­li­cher Man­gel ist sicher die vol­le Ein­be­zie­hung von Betriebs­ren­ten zur Berech­nung der Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge, da es sich in die­sem Fall um eine Dop­pel­er­he­bung han­delt, denn die Betriebs­rent­ner haben ja zu akti­ver Zeit auf ihr Ein­kom­men bereits den vol­len Kran­ken­kas­sen­bei­trag gezahlt. Hier wur­de sicher nach dem Prin­zip gehan­delt: Klei­ne Per­so­nen­grup­pe => über­durch­schnitt­li­che Gesamt­be­zü­ge => also wenig Gegen­wehr zu erwar­ten. Ähn­lich ist die Situa­ti­on übri­gens bei der Zins­be­steue­rung, da ver­steht ein nor­ma­ler Mensch auch nicht, war­um die­je­ni­gen, die ihr Geld nicht ver­pras­sen, son­dern spa­ren, dar­auf und auf die Erträ­ge noch­mals Steu­ern zah­len müssen.

Der Schock über die Ände­run­gen im Gesund­heits­we­sen sitzt tief, dem­entspe­ch­end hef­tig sind die Reak­tio­nen von allen Sei­ten, abge­stuft nur nach Grad der Betroffenheit.

Es stellt sich auch die Fra­ge, wer eigent­lich von den über­durch­schnitt­lich gestie­ge­nen Kosten pro­fi­tiert. Jede betei­lig­te Grup­pe Ärz­te - Apo­the­ker - Kran­ken­haus­be­trei­ber - Arz­nei­mit­tel­her­stel­ler - Kran­ken­kas­sen schiebt den "Schwar­zen Peter" auf die jeweils ande­ren Betei­lig­ten - und nie­mand kann das Dickicht so recht durch­drin­gen. Wo sol­che Beträ­ge im Spiel sind wird alles getan, die Unklar­heit auf­recht zu erhal­ten [Ansatz zur Klä­rung HIER ].

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