Zutreffende Benennungen sind mit unserer Sprache schwer. Was im Englischen nur ein Wort braucht, fordert in Deutsch manchmal ganze Sätze. Ein solches Beispiel ist das Wort "Evaluation". Es wird bei uns nicht mehr so betont, daß man an Englisch denkt. Eher an Latein - und wahrscheinlich hat es da auch seinen Ursprung. Aber das überlasse ich lieber denen, die mehr davon verstehen ....
Mir ist aufgefallen, wie häufig "Evaluation" letzthin Eingang in die Konversation gefunden hat. Besonders häufig wird es benutzt, wenn eine "rückwärtsgerichtete Bewertung von Methoden zur Ergebniserreichung" beschrieben werden soll. Der Blick geht also zurück, auf etwas, das bereits abgelaufen ist. Wozu? Na, um für die Zukunft Dinge besser zu machen!
Zweifelhaft ist, ob das gelingt. So wie wir nichts aus Geschichte lernen, da sich Konstellationen nie exakt gleichen.
Die mit "Evaluation" ausgedrückte Betrachtungsweise ist jedoch symptomatisch: Statt nach vorn zu schauen und Lösungen zu erdenken versucht man aus vergangenen Ereignissen Richtlinien für zukünftiges Handeln herauszulesen. So werden Ressourcen blockiert, die bitter nötig wären für zukunftsgerichtete Arbeit.
"Evaluation" wird auch im pädagogischen Feld gern benutzt. Man gibt sich damit einen "gelehrten" Anstrich, man ist in der Lage, sich gewählt auszudrücken. Schülerleistung wird "evaluiert". "Wer ist Schuld?" wäre die bessere Frage! Sie kennen die Antwort, es sind immer die Lehrer, die etwas falsch gemacht haben [Nein! Ich bin kein Lehrer!].
Niemand scheint wahr haben zu wollen, daß es Leistungsunterschiede bei den Schülern gibt, daß man nicht erwarten kann, aus einem Dummkopf mit noch so eleganten Lehrmethoden, noch mehr methodisch-didaktischen Tricks, noch mehr Stunden Unterricht am Tag - mit zusätzlichen "Hilfen" am Nachmittag in der Ganztagsbetreuung - ein Genie zu zaubern. Wir haben früher als Kinder gereimt: "DbddhkP-sAv![Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen - selbst Aspirin versagt!]"
Bleibt noch die Frage nach den Kriterien der "Evaluation". Praktischerweise bestimmen die, die sie durchführen, auch die Parameter, die untersucht werden! Hoppla! Da gibt es doch ein Sprichwort: "Den Bock zum Gärtner machen".
Meine Frage ist also: Wer evaluiert die Evaluierenden? Und: Muß es Evaluation geben? Was war, bevor es Evaluation gab? Was kostet Evaluation? Wer bestimmt, wann Evaluation angebracht ist, wann nicht?
Ich hätte noch einige Fragen, aber das wäre langweilig .... morgen werde ich "Bemerkungen über Freundschaft / Remarks on Friendship" machen. Zur Abwechslung ´mal in Englisch, damit mein "alter" Freund Jim den Text lesen kann .... take care!
rechtfertigen wär oft das passende deutsche wort - und das klingt viel weniger gut.
schönfärben trifft es natürlich auch.