Ist Ihnen auch schon aufgefallen, daß es immer häufiger heißt: " Fakt ist ...."? Nun frage ich mich, wo das seinen Anfang genommen hat. Ich erinnere mich, daß es seit kurz nach der Wende eine Sendung vom damaligen "Ostdeutschen Rundfunk" gibt, die "Fakt " heißt. Ist das der Ausgangspunkt?
Oder ist es lediglich ein Relikt aus der "DDR-Sprache", die - von Funktionärskreisen initiiert - sich bemühte kurz und knapp zu sein, wenn ihr schon bemerkenswerte Inhalte fehlten? Denkbar. Aber leider nicht zu beweisen.
Dennoch:
Es bleibt ein "Fakt ", daß es aus dem Osten herüber schwappte, denn vor 1990 war das Wort nicht im Gebrauch, wenigstens so wenig, daß es nicht auffiel. Jetzt aber schon. Mit der "Ostalgie-Welle" nimmt der Gebrauch zu.
Ich muß Ihnen eine Anekdote zu dem Wort erzählen:
Als wir im Dezember 2002 unsere damalige Wohnung gekündigt hatten, fand - nach Renovierung - eine förmliche Übergabe statt.
Halt! Erst muß ich Ihnen noch verdeutlichen, wie die Wohnung aussah, als wir sie übernommen haben: Etwa Stil der 50er Jahre, Küche mit knarrendem Holzboden, Linoleum auf dem Boden zum "Zudecken". Das Bad mit weißem Kachelcharme und das Rohr von der Therme - die im Flur an der Wand hängt - quer durch´s Bad, über der Wanne. Alle Fußböden sonst bedeckt mit farblich undefinierbarem, verdreckten Teppichboden.
Der Vermieter bot an, überall den Holzdielenboden freilegen zu lassen und dann abzuschleifen. Soweit OK. Ich bekam die Erlaubnis, in der Küche einen Fliesenboden zu verlegen, die gleichen Fliesen als Fliesenspiegel an die Wand [dann habe ich drei Tage lang alte - beige (!) - Fliesen abgeschlagen, und weil das Haus schon aus den 50ern ist, kam mir auch der Putz mit entgegen. Ich habe alles hergerichtet, Fliesen fachgerecht auf schwimmendem Estrich verlegt etc., und den Fliesenspiegel nach unserem Bedarf verlegt, Das Ergebnis war eine ziemlich gut modernisierte Küche.
Im Bad haben wir eine Rigipsdecke eingezogen, einen Lüfter eingebaut und so das Heizungsrohr verdeckt und gleichzeitig versenkte Halogenbeleuchtung eingebaut - man gönnt sich ja sonst nichts. Im Flur haben wir eine Galerie eingebaut, mit indirekter Beleuchtung und als zusätzlichen Stauraum. Bemerkung des Vermieters zu dieser Zeit: " .... ist ja doch recht ansehnlich geworden, ... ".
Als wir einziehen wollten, war der Fußboden mit Laminat (!), scheppernd bei jedem Schritt, belegt. Das haben wir "weggesteckt", man kann ja nicht alles perfekt haben. Ach so: Die Wände färbten weiß ab, wenn man sich anlehnte, das haben wir mit frischer Farbe rundum in Ordnung gebracht. Die Wohnung war tatsächlich bewohnbar geworden - und einigermaßen "zeitgemäß".
Jetzt, drei Jahre später: Der Sohn des Vermieters (ca. 24) hat "die Vermietgeschäfte" übernommen, unterstützt von seiner Verlobten (auch ca. 24, aber nehmen Sie mich bei beiden nicht beim Wort, sie können auch älter sein). Der Sohn weiß natürlich "nichts" von den Abmachungen - wie sollte er auch, er war ja nicht dabei, und Vatern hat ihm auch nichts gesagt .... da nimmt er an, es hätten keine Absprachen stattgefunden. "Sie müssen alles abschlagen, von den Wänden, und der Putz muß auch erneuert werden, und nehmen Sie den Fliesenboden ´raus, das können wir so nicht übernehmen."
Ich schlage die Fliesen von den Wänden, alle noch toll in Schuß, weil erst drei Jahre in Gebrauch, klopfe alle vom Boden ab, ein Container Schutt - zu unseren Lasten, was sonst! Das Bad wird "gnädig" so übernommen - spart ja auch eine Menge Geld.
Und am Abnahmetag kommt die Verlobte mit "Scheinwerfer" und leuchtet die Wände und Decken ab: "Da haben Sie aber nicht gestrichen!", ertönt es spitz.
Jetzt kommt es: Auf unseren Einwand, das hätten wir in kathastrophalem Zustand übernommen zischt sie ein:
"Fakt ist, jetzt entspricht das nicht dem, was man Renovierung nennt!"
Da war es, das Wort "Fakt " - und woher stammt die rotznasige Verlobte? Aus Leipzig!
Und ich hatte mir so sehr vorgenommen, unsere Ostdeutschen Brüder und Schwestern zu lieben, als wären es meine eigenen!
Da bietet sich an, nächstens Bemerkungen zu "Stress" zu schreiben, denn was folgte war Stress!
PS
Von unserer Kaution haben wir nur ca. 30% wiedergesehen - obwohl wir mit 6 Personen eine Woche lang renoviert hatten.
2. PS
Eine Genugtuung bleibt mir noch: Das verwöhnte, freche "Fräulein Verlobte" hat nicht nur Haare auf den Zähnen, nein, sie hat dort ein ganzes Fell! Der "Herr Verlobte" wird - wenn er sie denn tatsächlich heiratet - ein ziemlich beschwerliches Leben haben, recht so!