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Freitag, 18. Januar 2008
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"Alles ist RELATIEF" oder wie ein altlinker Muensterlaender und eine Businessfrau aus Duesseldorf ein amuesantes Lehrstueck fuer Blogger schrieben.
" .. Zum Schluss moechte ich euch einen sehr schoenen verbalen Zweikampf zwischen einer PR-Journalistin und einem Hardcore-Blogger vorstellen, der mich sehr amuesiert, gleichzeitig auch zum Nachdenken gebracht hat. Das Ganze spielt sich um 2006 ab zwischen einer Duesseldorferin und einem Muensterlaender, ist also nicht nur passend zum Thema "Bloggermut und Redlichkeit", sondern auch zur Region. Die beiden diskutieren, streiten, legen ihre Standpunkte dar und druecken sich am Ende - trotz vermutlich starker und gravierender Unterschiede in der Theorie, der Praxis und im ideologischen Ansatz - ihre Anerkennung aus. Herrliche Streitkultur vom Feinsten.
Bei dem anonym auftretenden Blogger handelt es sich, wenn man den Spuren und Aeusserungen sorgfaeltig nachgeht, um einen Pensionisten mit viel Zeit im schoenen Muensterland. Er hat einen politisch "linken", ja, sehr linken Background und scheint vom schoenen Muensterland aus mit der Welt zu hadern - vor allem auch mit Amerikanismen in der deutschen Sprache, der Muensterschen Zeitung, den Gruenen, der Umweltbewegung und den nachhaltigen Energien, zumals der Windkraft (vermutlich vesperrt ihm der Blick auf Windraeder die schoene Aussicht in die schoene Muensterlaender Landschaft).
Politisch wuerde ich ihn, deutschtuemelnd und ein bisschen altlinks-altbacken, wie er argumentiert, bei der guten alten DKP verorten - sein Blog nennt sich "RELAtief - nichts ist so wie es zu sein scheint", hier praesentiert mit einer nicht ganz unwahren Kritik an der Muensterschen Zeitung. Ich finde diesen kratzbuerstig-melancholischen Silver Surfer-Blogger sehr amuesant und habe schon viel ueber seine Beitraege geschmunzelt.
Sein weiblicher Sparringpartner vom Rhein heisst Elita Wiegand und nennt sich eine "Querdenkerin" aus Duesseldorf. Frau Wiegand ist um die 50, ist von Hause aus, sagt sie, Journalistin und macht jetzt etwas ungeschickt in "alternativer PR". Zumindest hat sie sich eine seltsam-verquollene anglizistische PR-Fachsprache angeeignet, die manchmal seltsam glatt, dann wieder froehlich-naiv und gelegentlich alles andere als transparent, sondern opak klingt. Was genau sie will, bleibt oft unklar.
Frau Wiegand ist irgendwie involviert in das Marketing eines Business-Netzwerkes bzw. "Clubs" namens innovativ.in fuer "Wertschoepfer, Innovatoren und Querdenker" und hat leider etwas Muehe, das Anliegen ihrer Organisation auf den Punkt zu bringen: irgendwie ein Netzwerk von Firmen, aber auch Behoerden, die "Money und Moral" verknuepfen und einem ethischen, nachhaltig wirkenden "Human-Kapitalismus" das Wort reden.
Klingt alles in allem nicht ganz unsympathisch, zumindest sehr trendy und zieht beileibe nicht nur gruene Unternehmen an wie die Macher von Rapunzel, hier
Naeheres. Obwohl - so ganz klar ist mir nicht, was die wollen. Werde ich mich mal naeher mit beschaeftigen.
Leider machte die gelernte Journalistin schon vor einer Weile einen Fehler und zog sich damit den Zorn und die Haeme auf die Unabhaengigkeit "ihres" Mediums pochender Blogger zu: sie thematisierte die Instrumentalisierung von Weblogs als Marketinginstrumente, ganz unverbluemt, entwaffend froehlich und ein bisschen naiv. Mittlerweile hat sie sich fuer so einige Torheiten entschuldigt und hat dazu gelernt:
Hier ihr immer noch bemerkenswertes Statement und "Suendenbekenntnis" zum Thema Bloggen - mit und ohne PR-Hintergrund. Auch weltkind hat sich so einiges davon zu Herzen genommen ;-).
Nun kann man einem alten linken Muensterlaender, der vermutlich auch noch irgendwie mit Journalismus zu tun hatte (man merkt es an Kleinigkeiten), nicht mit rheinisch-froehlicher Vermischung von PR und Reportage im Karnevalsstil kommen ;-). Und es entsponn sich ein amuesanter rhetorischer Schlagabtausch im Kommentarteil - den letzlich "Frau Elita" (wie unser Muensterlaender sie anzueglich nennt, vermutlich an eine Dame aehnlichen Vornamens und anderen Kalibers denkend ;-)) nach Punkten gewann, wie unser Blogger anerkennend zugibt, nochmals ;-). Bitte unbedingt mal lesen, ist Realsatire pur und sehr lehrreich.
Besonders witzig: der alte Zausel haelt die auch nicht mehr taufrische "Frau Elita" fuer einen jungen Huepfer "um die 40", "jung, beruflich engagiert, ausgelastet und vermutlich finanziell gut ausgestattet", sie ihn fuer einen desillusionierten "Hartz IV-Empfaenger" (was auch nicht zutrifft). Frau Elita kaempft mit Schirm, Charme und Melone - und zum Schluss "bewundert" er sie fuer ihren "Mut" ;-).
Auf "seinem" Blog hatten die beiden sich einen aehnlichen Schlagabtausch geliefert - auch hier klarer Punktsieg fuer "Frau Elita" - "Alles wird gut" troestet sie unseren Muensterlaender, nachdem dieser ihr maechtig knarzig an den Karren gefahren war, und er attestiert ihr: "Beim Deeskalationsseminar haben Sie wenigstens gut aufgepasst" ;-). Irngendwann erteilen sie sich - beide katholisch? - gegenseitig die "Absolution" ;-).
Der strenge Medienkritikus vom Aasee kam vermutlich mit einer bloggenden Eigenart "Frau Elitas" nicht klar, und ich gebe zu, mich irritiert es auch: einerseits macht sie froehlich PR und geizt nicht mit - zugegeben daemlichen - Anglizismen wie "Best Practice" (wofuer unser Muensterlaender das schoene deutsche "Erfolgsrezept" fordert); andererseits schmuggelte sie in ihr Blog hoechst kritische und lesenwerte journalistische Beitraege: ueber die umstrittenen Praktiken der Firma Mueller Milch etwa; oder auch den Bericht ueber die mutmassliche Ausbeutung eines Strassenmusikers durch die Kaffee-Kette Starbucks in Duesseldorf und Essen, wie hier zu lesen.
Manchmal ist es ein schmaler Grad, zwischen PR und Reportage; weiss ich selber zu genau. Und die beiden zeigen wieder einmal mehr, wie man auch auf hohem Niveau miteinander streiten, unterschiedliche politische Ansichten und doch Respekt voreinander haben kann. Auch als altlinker Blogger und als umweltbewegte Business-Journalistin.
Irgendwie ist Herr RELAtief aus Muenster ein wenig verliebt in "Frau Elita" aus Duesseldorf, scheint mir. Waere das nicht Anlass fuer eine herrliche Liebesgeschichte im Stil von "E-Mail fuer dich" in der nordhrein-westfaelischen Blogosphaere? Mein Bleistift ist gezueckt...... .. "
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2 Kommentare:
Ich bin immer noch ganz sprachlos ob der Tatsache, daß ausgerechnet Frau Elita und ich hier zu solchen Ehren kommen ....
Gestatten Sie, lieber Kollege, dennoch drei Anmerkungen:
1. Ich bin nicht in Frau Elita verliebt und habe außerdem eine sehr genaue Vorstellung wie sie aussieht;
2. Es mag möglicherweise so klingen, als ob ich 'linke Ideen' vertrete/propagiere - das ist aber ein falscher Eindruck. Es ist eher so, daß manche Ideen aus dem linken Spektrum für unsere Gesellschaft sinnvoll sind - und warum sollte ich etwas Sinnvolles den Linken allein überlassen?
3. " .. praesentiert (er sich) mit einer nicht ganz unwahren Kritik an der Muensterschen Zeitung - fällt es Ihnen so schwer einfach zu sagen: Er hat Recht mit seiner Kritik an der Münsterschen Zeitung?
Ich danke Ihnen herzlich für diese mit Augenzwinkern und Schmunzeln verfaßte Erörterung - und hier ist ein Anglizismus angezeigt:
"You made my day ...."
PS
Hätten Sie nicht Lust am 01.03.08 nach Berlin zu kommen? Wenn Sie das nicht schaffen würde ich Sie gern zu einem - völlig unverbindlichen - Kaffee einladen wenn Sie das nächste Mal in Münster sind ....
18. Januar 2008 18:34
Hat gesagt…
Werter Herr WVS!
Ihre charmante Einladung hat mir wirklich sehr geschmeichelt. Wenn ich auch fuerchte, es vorerst bei einer virtuellen Tasse Kaffee - nicht von Starbucks ;-) - bewenden lassen zu muessen. Dennoch - recht herzlichen Dank.
Zu Ihnen und Frau Elita auf diesem Blog: Bonum Bono. Man liest soviel "Hirnschrott", wie Sie sagen wuerden, in diversen Blogs, dass derart intelligente Debatten erfreuen. Zumal, wenn sie in der Region gefuehrt werden.
Die Einordnung Ihrer Person in die DKP nehme ich nach Ihrem Hinweis mit Entschuldigung zurueck. Es klang halt ein bisschen nach desillusioniertem Genossen ;-). Wenn ich mich geirrt haben sollte - mea culpa (schon wieder).
Zur Muensterschen Zeitung habe ich mich dahin gehend so vorsichtig ausgedrueckt, da ich die Hintergruende und Zusammenhaenge nicht kenne. Und aus dem "Tagesgeschaeft" bin ich schon zu lange raus. Waere aber fuer naehere Informationen sehr dankbar.
By the way: Mit Anglizismen an sich habe ich keine Probleme. Zumal ja die "Agentur", die "Depesche", das "Telefon", gar der "Redakteur" keine so arg deutschen Woerter sind, nicht wahr? Alles andere waere Sprachrassismus. Sehr habe ich allerdings etwas gegen Wortvernebelungen mit Hilfe von Fremdwoertern und Fachchinesisch - egal, ob auf Englisch, Franzoesisch, Deutschneusprech oder Latein. Da bin ich ganz Popper. Habe ich Ihr d´accord?
Recht herzliche Gruesse ins schoene Muenster aus dem nicht ganz so schoenen Gelsenkirchen.
weltkind
19. Januar 2008 07:38