"Normalität"

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Irgend­wie "anders" zu sein ist offen­bar eine For­de­rung der Zeit.

Wer tra­di­tio­nel­le Fami­lie bestehend aus Vater, Mut­ter, Kind(-ern) - und zwar genau von die­sem Vater und die­ser Mut­ter für 'rich­tig' hält kommt schon mit der Mehr­heit der Bevöl­ke­rung in Kon­flikt. Die näm­lich besteht zum über­wie­gen­den Teil aus soge­nann­ten "Patchwork"-Familien:
Bunt zusam­men­ge­wür­fel­te Kon­stel­la­tio­nen von Män­nern und Frau­en, gemischt- oder gleich­ge­schlecht­lich, bei denen weder Kin­der noch Eltern ver­wandt sein müs­sen - es manch­mal den­noch sind - und trotz­dem als "Fami­lie" gel­ten. Ich fän­de den Begriff "Zweck­ge­mein­schaft" oder "Lebens­ge­mein­schaft" dafür treffender.

Schon die­se paar Gedan­ken im vor­he­ri­gen Absatz ber­gen die Gefahr sich ins tota­le gesell­schaft­li­che Aus zu kata­pul­tie­ren. Dabei ist es völ­lig egal ob ich das etwa - trotz mei­ner Beden­ken - als die per­sön­li­che Ent­schei­dung der Betref­fen­den akzep­tie­re. Allein die Kri­tik an der Ver­wen­dung des Begrif­fes reicht für man­che Leu­te schon.

Sei's drum.
Ich muß­te das 'mal loswerden.

Kommentare

  1. Ich mei­ne, jeder soll nach sei­ner Facon glück­lich wer­den. War­um muss man jeder zwi­schen­mensch­li­chen Kon­stel­la­ti­on einen Namen geben, sie ein­ord­nen und in Schub­la­den stecken? Kommt es nicht viel­mehr dar­auf an, wie die Men­schen mit­ein­an­der umge­hen? Ist es nicht egal, wer sich wie mit wem ein­lässt und ob da Bluts­ban­de bestehen oder nicht? Respekt, Hoch­ach­tung, Anstand, Lie­be. Das sind die vier Begrif­fe, auf die es für mich ankommt. Alles ande­re sind nur Bezie­hun­gen. ;o)

  2. Ob man es "Fami­lie" oder sonst­wie nennt ist natür­lich völ­lig egal - da sind wir einig. Aller­dings besteht doch eine stil­le Über­ein­kunft WAS unter dem Begriff ver­stan­den wer­den soll - und das ist es, wo ich eine Dis­kre­panz sehe.

    Ich will auch gar­nicht auf bestimm­ten Bezeich­nun­gen ver­har­ren - lie­ber wäre mir, wenn man die 'Nor­ma­li­tät' sähe und nicht die Abwei­chung davon zu Nor­ma­li­tät erklärte.

  3. @WVS: Ich mache es mir da ganz ein­fach: die Natur hat EIN System zur Schaf­fung von Nach­wuchs geschaf­fen, von den Selbst­be­fruch­tern mal abge­se­hen. Alle ande­ren Spiel­ar­ten kön­nen zwar auch Kin­der groß­zie­hen (kommt ja auch ab und zu in der Tier­welt vor), aber nicht sel­ber erschaf­fen. Also soll­te klar sein, wel­che das "nor­ma­le" System ist. Der Rest ist eben eine Abwei­chung von der Norm - das ist nicht schlimm und zum Glück sind (zumin­dest bei uns) die Zei­ten vor­bei, als das ver­folgt wur­de. Aber man soll doch bit­te nicht so tun, als wenn die Min­der­hei­ten die Mehr­heit dar­stel­len wür­de. 1+1 ist nun mal nicht 3 und wenn man noch so sehr mit Raum 101 droht.

    @Olaf: Ihre Aus­füh­run­gen sind ver­ständ­lich, aber aka­de­mi­scher Natur. Der Wunsch, dass die "Bluts­ban­de" unwich­tig sei, wider­spricht unse­rer Her­kunft aus der Natur. Es ist rei­nes sozi­al­wis­sen­schaft­li­ches Wunsch­den­ken und ich behaup­te, dass es auch bei Ihnen an der Haus­tür endet, wenn es um die Fra­ge gin­ge: mei­ne Kin­der oder die mei­ner Nachbarn?
    Was natür­lich nicht bedeu­tet, dass die Begrif­fe "Respekt, Hoch­ach­tung, Anstand, Lie­be" unwich­tig sind, im Gegen­teil. Aber im Fall der Fäl­le wür­de das Blut doch dem Geist vor­ge­zo­gen wer­den, so wie es in der Natur um uns her­um über­all zu beob­ach­ten ist.

  4. @ Doc­tor Snuggles

    Aus bio­lo­gi­scher Sicht - und dazu nei­ge ich trotz Ruhe­stan­des - stel­len Sie das völ­lig kor­rekt dar. Das ist der Nor­mal­zu­stand den ich mei­ne und des­we­gen auch mein Unwohl­sein beim Gedan­ken, dass momen­tan eine gegen­läu­fi­ge Ten­denz Raum greift.

    [Aller­dings gibt es man­che Bei­spie­le die eine 'jung­fräu­li­che' Geburt bewei­sen - wie z.B. die­ses Bei­spiel aus jüng­ster Zeit]

  5. @ WVS: Par­the­no­ge­nese ist ja nun nicht völ­lig neu und schon im 18. Jahr­hun­dert beschrie­ben wor­den. Aller­dings wäre es mir neu, wenn das bei Säu­ge­tie­ren beob­ach­tet wor­den wäre.
    Von daher soll­ten wir sämt­li­che "Wun­der", die uns aus den Reli­gio­nen beschrie­ben wur­den, bei die­ser Sache eher ausklammern.

  6. Reli­giö­se "Wun­der" wer­den hier gene­rell ausgeklammert.
    Aller­dings dür­fen sie erwähnt wer­den - als abschrecken­de Bei­spie­le für fort­schrei­ten­de Volksverdummung.

    Das Schlan­gen­bei­spiel habe ich des­we­gen ver­linkt weil ich zunächst auch an eine lang zurück­lie­gen­de Befruch­tung dach­te. Bei eini­gen Säu­gern fin­det man ja eine Ver­zö­ge­rung der Befruch­tung bis zu Jah­ren. Nach­dem eine frü­he­re Befruch­tung (gene­tisch) aus­ge­schlos­sen war fand ich es als 'Beson­der­heit' durch­aus erwähnenswert.

  7. Volks­ver­dum­mung ist es, wenn also zen­tral gesteu­ert als Macht­in­stru­ment gebraucht wird. Dabei spielt die Grö­ße (also groß im Sin­ne einer "Volks­re­li­gi­on" oder klein wie eine Sek­te) kei­ne Rol­le. Inter­es­san­ter­wei­se gibt es aber bei vie­len Men­schen auch ein Bedürf­nis nach Reli­gi­on, also der Unter­ord­nung, der Ein­glie­de­rung in eine Ord­nung, die angeb­lich von unsicht­ba­ren Wesen stammt. Mei­ne Ver­mu­tung ist ja, dass sich die­se Men­schen dabei auch einen Teil der Ver­ant­wor­tung für ihr Leben ent­le­di­gen wol­len. Denn wer sich unter­ord­net, erkennt ja damit die Ord­nung ande­rer an, muss sich sel­ber also weni­ger Ord­nung geben, nur an Ord­nung hal­ten. Von daher ist es eine selbst­ge­wähl­te Form der Faul­heit, viel­leicht sogar der Igno­ranz dem selbst­be­stimm­ten Leben gegen­über. Ich habe noch ein net­tes Zitat dazu, das stel­le ich gleich noch ein.

  8. Hier das ange­droh­te Zitat. Es stammt aus dem Buch "Atlas wirft die Welt ab" (auch ver­trie­ben unter dem Namen "Wer ist John Galt?" bzw. die aktu­el­le Neu­auf­la­ge heißt "Der Streik") von Ayn Rand. Die kann man nun mögen oder nicht und sicher­lich kann man das holz­schnitt­ar­ti­ge Schwar­z/­Weiß-Muster der Per­so­nen im Buch auch als zu kli­schee­haft kri­ti­sie­ren. Den­noch gibt es ein paar Din­ge dar­in, die mir gefal­len und was unten kommt, stammt aus einem fast 70seitigen Mono­log, den die Haupt­fi­gur John Galt im Buch von sich gibt.

    "Ja, dies ist die Zeit einer mora­li­schen Kri­se. Ja, ihr erlei­det die Stra­fe für eure Schlech­tig­keit. Doch es ist nicht der Mensch, der vor Gericht steht, und nicht die mensch­li­che Natur wird für schul­dig befun­den wer­den. Es ist euer Moral­ko­dex, der am Ende ist. Euer Moral­ko­dex hat sein Ziel erreicht, die Sack­gas­se, in die er führt. Und wenn ihr wei­ter­le­ben wollt, dann müsst ihr nicht zurück­keh­ren zur Moral – ihr, die ihr nie eine Moral gekannt habt -, son­dern sie entdecken.

    Ihr kennt nur mysti­sche und sozia­le Moral­be­grif­fe. Man hat euch gelehrt, Moral sei ein Ver­hal­tens­ko­dex, der euch aus einer Lau­ne her­aus auf­er­legt wur­de, einer Lau­ne himm­li­scher Mäch­te oder einer Lau­ne der Gesell­schaft, Um Got­tes Plä­nen zu die­nen oder der Wohl­fahrt eurer Nach­barn, um einer Auto­ri­tät jen­seits des Gra­bes zu gefal­len oder den Leu­ten neben­an… nicht aber, um eurem Leben und eurem Ver­gnü­gen zu die­nen. Man hat euch gelehrt, dass euer Ver­gnü­gen in der Unmo­ral liegt und dass Schlech­tig­keit euren Inter­es­sen am besten dient. Ein Moral­ko­dex darf daher nicht für, son­dern muss gegen euch kon­zi­piert sein, darf euer Leben nicht schön, son­dern muss es schwer machen.

    Jahr­hun­der­te­lang tob­te der Kampf um die Moral zwi­schen denen, die behaup­te­ten, euer Leben gehö­re Gott, und denen, die behaup­te­ten, es gehö­re euren Nach­barn… zwi­schen denen, die pre­dig­ten, das Gute sei Selbst­auf­op­fe­rung für Gei­ster im Him­mel, und denen, die pre­dig­ten, das Gute sei Selbst­auf­op­fe­rung für Unfä­hi­ge auf der Erde. Und kei­ner kam und sag­te, dass euer Leben euch gehört, und dass das Gute dar­in besteht, es zu leben.

    Bei­de Sei­ten stimm­ten dar­in über­ein, dass Moral die Auf­ga­be eures Selbst­in­ter­es­ses und eures Ver­stan­des ver­langt, dass Moral und Pra­xis Gegen­sät­ze sind, dass Moral nicht auf Ver­nunft, son­dern auf Glau­ben und Zwang beruht. Bei­de Sei­ten stimm­ten über­ein, dass eine ratio­na­le Moral nicht mög­lich ist, dass die Ver­nunft kein Recht und kein Unrecht kennt, dass es kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund für mora­li­sches Ver­hal­ten gibt.

    Wofür eure Mora­li­sten auch immer gekämpft haben, stets stan­den sie ver­eint gegen den mensch­li­chen Ver­stand. Alle ihre Plä­ne und Syste­me waren allein dar­auf ange­legt, den mensch­li­chen Ver­stand zu ver­der­ben und zu zer­stö­ren. Ent­schei­det Euch jetzt, ob ihr unter­ge­hen oder ler­nen wollt, dass Ver­nunft­feind­lich­keit Lebens­feind­lich­keit ist."

  9. @ Doc­tor Snuggles

    zu "Ord­nung, die angeb­lich von unsicht­ba­ren Wesen stammt." 

    Denk­faul & arbeits­scheu - das war stets die The­se mei­nes Vaters und ich dach­te vie­le Jah­re lang das sei ledig­lich eine Umschrei­bung aus Gewohn­heit, aus sei­nem Her­kom­men und der 'eli­tä­ren' Lebens­si­tua­ti­on in der er auf­ge­wach­sen war.

    Bis mir so etwa mit 16 die Augen geöff­net wur­den und ich das wah­re Gesicht der Ver­tre­ter Got­tes auf Erden zu sehen bekam!
    Von da an konn­te ich es nicht mehr erwar­ten 21 zu wer­den um aus der Kir­che aus­zu­tre­ten (war damals noch schwie­ri­ger als heute).

    - - - 

    " .. dass eine ratio­nale Moral nicht mög­lich ist, dass die Ver­nunft kein Recht und kein Unrecht kennt, dass es kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund für mora­li­sches Ver­hal­ten gibt .. "

    Nun, da sind wir genau an dem Punkt der an ande­rer Stel­le schon ange­klun­gen ist. Das Tier­reich kann uns vie­le Hin­wei­se geben:
    Mora­li­sches, altru­isti­sches und mit­füh­len­des Han­deln gibt es auch ohne den 'Über­bau' bei Affen, Hun­den und sogar bei den viel geschol­te­nen Rat­ten - das soll mal einer von den Moral­apo­steln erklären ....

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    Aus dem ver­link­ten Text ein Zitat:
    " .. Den neu­en Auf­klä­rern reicht es nicht, dass jeder­mann sei­ne Sexua­li­tät so leben kann, wie er sich das wünscht, sie müs­sen stän­dig hören, dass dies auch völ­lig in Ord­nung so ist. Dass gera­de der Wunsch nach Bestä­ti­gung nicht Selbst­be­wusst­sein ver­rät, son­dern genau das Gegen­teil, scheint ihnen dabei zu entgehen. .. "

    Dan­ke für den Link. Es freut mich zu lesen, dass offen­bar eine brei­te­re Gegen­be­we­gung in Gang kommt, die das, was ich ein­gangs dar­ge­stellt hat­te, die­ses "Unwohl­sein" emp­fin­det und auf Abhil­fe sinnt.
    Jeden­falls freut es mich mehr Zustim­mung aus dem Geschrie­be­nen zu unter­stel­len als das Gegen­teil. Wenig verwunderlich ....

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