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Irgendwie "anders" zu sein ist offenbar eine Forderung der Zeit.
Wer traditionelle Familie bestehend aus Vater, Mutter, Kind(-ern) - und zwar genau von diesem Vater und dieser Mutter für 'richtig' hält kommt schon mit der Mehrheit der Bevölkerung in Konflikt. Die nämlich besteht zum überwiegenden Teil aus sogenannten "Patchwork"-Familien:
Bunt zusammengewürfelte Konstellationen von Männern und Frauen, gemischt- oder gleichgeschlechtlich, bei denen weder Kinder noch Eltern verwandt sein müssen - es manchmal dennoch sind - und trotzdem als "Familie" gelten. Ich fände den Begriff "Zweckgemeinschaft" oder "Lebensgemeinschaft" dafür treffender.
Schon diese paar Gedanken im vorherigen Absatz bergen die Gefahr sich ins totale gesellschaftliche Aus zu katapultieren. Dabei ist es völlig egal ob ich das etwa - trotz meiner Bedenken - als die persönliche Entscheidung der Betreffenden akzeptiere. Allein die Kritik an der Verwendung des Begriffes reicht für manche Leute schon.
Sei's drum.
Ich mußte das 'mal loswerden.
Ich meine, jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Warum muss man jeder zwischenmenschlichen Konstellation einen Namen geben, sie einordnen und in Schubladen stecken? Kommt es nicht vielmehr darauf an, wie die Menschen miteinander umgehen? Ist es nicht egal, wer sich wie mit wem einlässt und ob da Blutsbande bestehen oder nicht? Respekt, Hochachtung, Anstand, Liebe. Das sind die vier Begriffe, auf die es für mich ankommt. Alles andere sind nur Beziehungen. ;o)
Ob man es "Familie" oder sonstwie nennt ist natürlich völlig egal - da sind wir einig. Allerdings besteht doch eine stille Übereinkunft WAS unter dem Begriff verstanden werden soll - und das ist es, wo ich eine Diskrepanz sehe.
Ich will auch garnicht auf bestimmten Bezeichnungen verharren - lieber wäre mir, wenn man die 'Normalität' sähe und nicht die Abweichung davon zu Normalität erklärte.
@WVS: Ich mache es mir da ganz einfach: die Natur hat EIN System zur Schaffung von Nachwuchs geschaffen, von den Selbstbefruchtern mal abgesehen. Alle anderen Spielarten können zwar auch Kinder großziehen (kommt ja auch ab und zu in der Tierwelt vor), aber nicht selber erschaffen. Also sollte klar sein, welche das "normale" System ist. Der Rest ist eben eine Abweichung von der Norm - das ist nicht schlimm und zum Glück sind (zumindest bei uns) die Zeiten vorbei, als das verfolgt wurde. Aber man soll doch bitte nicht so tun, als wenn die Minderheiten die Mehrheit darstellen würde. 1+1 ist nun mal nicht 3 und wenn man noch so sehr mit Raum 101 droht.
@Olaf: Ihre Ausführungen sind verständlich, aber akademischer Natur. Der Wunsch, dass die "Blutsbande" unwichtig sei, widerspricht unserer Herkunft aus der Natur. Es ist reines sozialwissenschaftliches Wunschdenken und ich behaupte, dass es auch bei Ihnen an der Haustür endet, wenn es um die Frage ginge: meine Kinder oder die meiner Nachbarn?
Was natürlich nicht bedeutet, dass die Begriffe "Respekt, Hochachtung, Anstand, Liebe" unwichtig sind, im Gegenteil. Aber im Fall der Fälle würde das Blut doch dem Geist vorgezogen werden, so wie es in der Natur um uns herum überall zu beobachten ist.
@ Doctor Snuggles
Aus biologischer Sicht - und dazu neige ich trotz Ruhestandes - stellen Sie das völlig korrekt dar. Das ist der Normalzustand den ich meine und deswegen auch mein Unwohlsein beim Gedanken, dass momentan eine gegenläufige Tendenz Raum greift.
[Allerdings gibt es manche Beispiele die eine 'jungfräuliche' Geburt beweisen - wie z.B. dieses Beispiel aus jüngster Zeit]
@ WVS: Parthenogenese ist ja nun nicht völlig neu und schon im 18. Jahrhundert beschrieben worden. Allerdings wäre es mir neu, wenn das bei Säugetieren beobachtet worden wäre.
Von daher sollten wir sämtliche "Wunder", die uns aus den Religionen beschrieben wurden, bei dieser Sache eher ausklammern.
Religiöse "Wunder" werden hier generell ausgeklammert.
Allerdings dürfen sie erwähnt werden - als abschreckende Beispiele für fortschreitende Volksverdummung.
Das Schlangenbeispiel habe ich deswegen verlinkt weil ich zunächst auch an eine lang zurückliegende Befruchtung dachte. Bei einigen Säugern findet man ja eine Verzögerung der Befruchtung bis zu Jahren. Nachdem eine frühere Befruchtung (genetisch) ausgeschlossen war fand ich es als 'Besonderheit' durchaus erwähnenswert.
Volksverdummung ist es, wenn also zentral gesteuert als Machtinstrument gebraucht wird. Dabei spielt die Größe (also groß im Sinne einer "Volksreligion" oder klein wie eine Sekte) keine Rolle. Interessanterweise gibt es aber bei vielen Menschen auch ein Bedürfnis nach Religion, also der Unterordnung, der Eingliederung in eine Ordnung, die angeblich von unsichtbaren Wesen stammt. Meine Vermutung ist ja, dass sich diese Menschen dabei auch einen Teil der Verantwortung für ihr Leben entledigen wollen. Denn wer sich unterordnet, erkennt ja damit die Ordnung anderer an, muss sich selber also weniger Ordnung geben, nur an Ordnung halten. Von daher ist es eine selbstgewählte Form der Faulheit, vielleicht sogar der Ignoranz dem selbstbestimmten Leben gegenüber. Ich habe noch ein nettes Zitat dazu, das stelle ich gleich noch ein.
Hier das angedrohte Zitat. Es stammt aus dem Buch "Atlas wirft die Welt ab" (auch vertrieben unter dem Namen "Wer ist John Galt?" bzw. die aktuelle Neuauflage heißt "Der Streik") von Ayn Rand. Die kann man nun mögen oder nicht und sicherlich kann man das holzschnittartige Schwarz/Weiß-Muster der Personen im Buch auch als zu klischeehaft kritisieren. Dennoch gibt es ein paar Dinge darin, die mir gefallen und was unten kommt, stammt aus einem fast 70seitigen Monolog, den die Hauptfigur John Galt im Buch von sich gibt.
"Ja, dies ist die Zeit einer moralischen Krise. Ja, ihr erleidet die Strafe für eure Schlechtigkeit. Doch es ist nicht der Mensch, der vor Gericht steht, und nicht die menschliche Natur wird für schuldig befunden werden. Es ist euer Moralkodex, der am Ende ist. Euer Moralkodex hat sein Ziel erreicht, die Sackgasse, in die er führt. Und wenn ihr weiterleben wollt, dann müsst ihr nicht zurückkehren zur Moral – ihr, die ihr nie eine Moral gekannt habt -, sondern sie entdecken.
Ihr kennt nur mystische und soziale Moralbegriffe. Man hat euch gelehrt, Moral sei ein Verhaltenskodex, der euch aus einer Laune heraus auferlegt wurde, einer Laune himmlischer Mächte oder einer Laune der Gesellschaft, Um Gottes Plänen zu dienen oder der Wohlfahrt eurer Nachbarn, um einer Autorität jenseits des Grabes zu gefallen oder den Leuten nebenan… nicht aber, um eurem Leben und eurem Vergnügen zu dienen. Man hat euch gelehrt, dass euer Vergnügen in der Unmoral liegt und dass Schlechtigkeit euren Interessen am besten dient. Ein Moralkodex darf daher nicht für, sondern muss gegen euch konzipiert sein, darf euer Leben nicht schön, sondern muss es schwer machen.
Jahrhundertelang tobte der Kampf um die Moral zwischen denen, die behaupteten, euer Leben gehöre Gott, und denen, die behaupteten, es gehöre euren Nachbarn… zwischen denen, die predigten, das Gute sei Selbstaufopferung für Geister im Himmel, und denen, die predigten, das Gute sei Selbstaufopferung für Unfähige auf der Erde. Und keiner kam und sagte, dass euer Leben euch gehört, und dass das Gute darin besteht, es zu leben.
Beide Seiten stimmten darin überein, dass Moral die Aufgabe eures Selbstinteresses und eures Verstandes verlangt, dass Moral und Praxis Gegensätze sind, dass Moral nicht auf Vernunft, sondern auf Glauben und Zwang beruht. Beide Seiten stimmten überein, dass eine rationale Moral nicht möglich ist, dass die Vernunft kein Recht und kein Unrecht kennt, dass es keinen vernünftigen Grund für moralisches Verhalten gibt.
Wofür eure Moralisten auch immer gekämpft haben, stets standen sie vereint gegen den menschlichen Verstand. Alle ihre Pläne und Systeme waren allein darauf angelegt, den menschlichen Verstand zu verderben und zu zerstören. Entscheidet Euch jetzt, ob ihr untergehen oder lernen wollt, dass Vernunftfeindlichkeit Lebensfeindlichkeit ist."
Herr Fleischhauer ist normalerweise nicht so mein Fall, aber das hier finde ich gar nicht so schlecht: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jan-fleischhauer-ueber-sexualkunde-und-familienbild-kolumne-a-999645.html
@ Doctor Snuggles
zu "Ordnung, die angeblich von unsichtbaren Wesen stammt."
Denkfaul & arbeitsscheu - das war stets die These meines Vaters und ich dachte viele Jahre lang das sei lediglich eine Umschreibung aus Gewohnheit, aus seinem Herkommen und der 'elitären' Lebenssituation in der er aufgewachsen war.
Bis mir so etwa mit 16 die Augen geöffnet wurden und ich das wahre Gesicht der Vertreter Gottes auf Erden zu sehen bekam!
Von da an konnte ich es nicht mehr erwarten 21 zu werden um aus der Kirche auszutreten (war damals noch schwieriger als heute).
" .. dass eine rationale Moral nicht möglich ist, dass die Vernunft kein Recht und kein Unrecht kennt, dass es keinen vernünftigen Grund für moralisches Verhalten gibt .. "
Nun, da sind wir genau an dem Punkt der an anderer Stelle schon angeklungen ist. Das Tierreich kann uns viele Hinweise geben:
Moralisches, altruistisches und mitfühlendes Handeln gibt es auch ohne den 'Überbau' bei Affen, Hunden und sogar bei den viel gescholtenen Ratten - das soll mal einer von den Moralaposteln erklären ....
Aus dem verlinkten Text ein Zitat:
" .. Den neuen Aufklärern reicht es nicht, dass jedermann seine Sexualität so leben kann, wie er sich das wünscht, sie müssen ständig hören, dass dies auch völlig in Ordnung so ist. Dass gerade der Wunsch nach Bestätigung nicht Selbstbewusstsein verrät, sondern genau das Gegenteil, scheint ihnen dabei zu entgehen. .. "
Danke für den Link. Es freut mich zu lesen, dass offenbar eine breitere Gegenbewegung in Gang kommt, die das, was ich eingangs dargestellt hatte, dieses "Unwohlsein" empfindet und auf Abhilfe sinnt.
Jedenfalls freut es mich mehr Zustimmung aus dem Geschriebenen zu unterstellen als das Gegenteil. Wenig verwunderlich ....
Bei diesem Thema bin ich mal ganz Ihrer Meinung, Herr wvs!
Das freut mich, Frau iGing.