Das Recht auf Information

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Kürz­lich las ich bei "twit­ter" fol­gen­de Zei­len:
" .. Die Sprach­ver­stümm­ler sit­zen längst nicht mehr auf der Schul­bank. Die sind inzwi­schen Staats­se­kre­tär und „geden­ken den Opfern“ .. "

Doch gehen wir einen Schritt zurück. 

Vor dem Schrei­ben kommt Schu­le, kommt Aus­ein­an­der­set­zung mit Text, Lite­ra­tur, Nach­rich­ten, Medi­en ganz all­ge­mein. So war es wenig­stens. Heu­te hat sich das geändert.

Da es in unse­ren Schu­len mitt­ler­wei­le mehr Aus­nah­men als Regeln für die Bewer­tung von Schü­ler­lei­stung gibt kommt es nicht mehr dar­auf an wie etwas schrift­lich von einem Schü­ler nie­der­ge­legt wird. Kor­rek­te Recht­schrei­bung ist nur noch etwas für Puri­sten, sol­che, die sich der­ar­ti­gen Bal­last auf­bür­den und nicht ein­fach so 'schrei­ben wie man spricht'.
Selbst Inhal­te sind nicht mehr Bewer­tungs­maß­stab. Eine in sich geschlos­se­ne Argu­men­ta­ti­on - mag sie auch noch so abwe­gig, unlo­gisch und fern der Wirk­lich­keit lie­gen - reicht schon aus. Für ein Abitur, zum Beispiel. 

So kommt es, dass mitt­ler­wei­le meh­re­re Gene­ra­tio­nen in Mas­se Abitu­ri­en­ten her­vor­ge­bracht haben, die nicht mehr in der Lage sind sich unzwei­deu­tig zu arti­ku­lie­ren. So, dass sie von ande­ren Men­schen ver­stan­den werden.

Nun gehen wir einen Schritt nach vorn. 

Vor dem Ver­ste­hen kommt 'sinn­erfas­send lesen'. Das setzt eine Auf­merk­sam­keits­span­ne vor­aus die über die Schnitt­fol­ge von Fern­seh­sen­dun­gen und you­tube-Vide­os hin­aus­reicht. Sowas ist sehr sel­ten gewor­den. Alle For­ma­te ten­die­ren zu immer kür­ze­ren Schnit­ten, eine brei­te Ent­wick­lung eines Gedan­kens ist nicht oder nur sel­ten zu finden.

Es gibt zwar ein Recht auf Infor­ma­ti­on, aber kaum noch Leu­te die das zu nut­zen ver­ste­hen. Um das zu ver­schlei­ern fin­det im Fern­se­hen etwas statt was in den U.S.A. seit Jah­ren gang und gäbe ist:
Es wer­den Nach­rich­ten nicht nur schrift­lich prä­sen­tiert, Reden nicht nur im Ori­gi­nal gezeigt, son­dern sie wer­den von einem Mode­ra­tor dem Publi­kum erklärt.

Sol­che Erklä­run­gen haben (nicht nur) einen wesent­li­chen Mangel:
Sie sind nicht objek­tiv. Das wäre nicht so tra­gisch, wenn es ins­ge­samt eine Aus­ge­wo­gen­heit zwi­schen den ver­schie­de­nen Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten gäbe - was aber ja nach Sen­der oder Her­aus­ge­ber (bei 'print') nicht mehr gewähr­lei­stet ist.

Bestes Bei­spiel:
45 Jah­re B*LD-Lektüre (ver-)bilden die Lesen­den in einer Art Gehirn­wä­sche. Geglaubt wird nach Jah­ren nur das, was so klingt & prä­sen­tiert wird wie es die­se Lesen­den gewohnt sind.

Von "Infor­ma­ti­on" kann also nicht mehr die Rede sein. Was übri­gens glei­cher­ma­ßen für die Fern­seh­ka­nä­le - egal ob öffent­lich-recht­lich oder pri­vat - gilt.

Das "Recht auf Infor­ma­ti­on" mag bestehen und mög­li­cher­wei­se sogar erfüllt wer­den. Es feh­len aller­dings die Rezi­pi­en­ten, die die­ses Recht auch zu nut­zen wis­sen. Wie immer sind "Rech­te" zu nichts nüt­ze wenn man sich ihrer nicht bedie­nen kann. Eine 'frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung' die die­ser Art von Analpha­be­tis­mus Vor­schub lei­stet ver­dient den Namen nicht.

Kommentare

  1. Es gab der­einst schon ein­mal ein Pro­pa­gan­da­mi­ni­ste­ri­um. Wir sind nicht mehr weit von einer Wie­der­ho­lung entfernt.
    (Oder haben wir es schon mit der Bundespressestelle?)

    1. Vie­les von dem, wer­ter Herr Patho­lo­ge, was wir heu­te "Medi­en" nen­nen ist doch schon 'gesteu­ert' und könn­te als Pro­pa­gan­da durch­ge­hen. Ein klei­ner Schritt .... fehlt noch. Denn bis­her gibt es nie­mand zu, weil offen­sicht­l­cih den Akteu­ren die Zeit noch nicht reif zu sein scheint.

      Obwohl: Die Ver­laut­ba­run­gen und Sze­nen im Fern­se­hen zu dem Tref­fen der Koali­ti­ons­spit­ze waren gut choreografiert.

      Pro­pa­gan­da­mi­ni­ste­ri­ums­reif.

      [Mög­li­cher­wei­se erle­be ich ja noch: Wahr­heit ist Lüge, etc. ]

  2. Link zu die­sem Bei­trag bei:
    http://www.seniorbook.de/schwarzes-brett/notiz/5639df42180ba0191a8b45bc/sonstiges

    "seni­or­book" - "face­book" für Senioren?
    Oder die, die sich die Macher von "seni­or­book" vorstellen?
    Das gab's schon mal, etwas dilet­tan­ti­scher gestylt, in 20045, und es schlief ein .... Senio­ren - ein weit gefaß­ter Begriff. Wenn man aller­dings mit Mit­te 40 da hin­schaut sind Alle jen­seits der 60 schon "Senio­ren" .... man­geln­des Ver­mö­gen die Per­spek­ti­ve zu wech­seln. Es wür­de mich sehr wun­dern, wenn die AG lan­ge lebt ....

    1. es wird so wer­den, wie mit den What­sUp Clo­nen und Google+.
      Eine gewis­se Anzahl Unverzagter.
      Ich wüß­te nicht, wie ich mei­nen "Freun­des­kreis" auf Face­book dazu bewe­gen soll­te ein ande­res Medi­um zu nutzen.
      Bestehen­den Struk­tu­ren auf­wei­chen scheint mir, ist extrem schwer. Selbst "Sicher­heits­be­den­ken" spie­len da kei­ne Rolle.

      1. Eine Idee muß - da stim­me ich zu - zur rech­ten Zeit kom­men und ange­nom­men wer­den. Spä­te­re Ver­su­che sind meist zwecklos.
        Mitt­ler­wei­le geht es ja auch um Geld bei sol­chen neu­en Ange­bo­ten. Wenn man auf deren Sei­ten die Daten­schutz­hin­wei­se liest wird das deutlich: 

        Eine nicht enden wol­len­de Liste von Agen­tu­ren die Daten ver­ar­bei­ten die aus der Sei­te gewon­nen werden.

        Ich ver­mu­te es ist eine 'Ver­zweif­lungs­tat' - bes­ser als nach "Frei­stel­lung" rum­sit­zen und Däum­chen dre­hen ist es allemal.

        Infor­ma­tio­nen die mich inter­es­sie­ren habe ich da (nicht ange­mel­det) kei­ne gefun­den, wenig­stens nicht sol­che, die ich nicht auch anders­wo fin­den könn­te .... und was von Chat-Sei­ten zu hal­ten ist - wo sich die auf­ge­bla­se­nen Wind­beu­tel mit All­ge­mein­plät­zen über­bie­ten [z.B.: campen.de] - habe ich frü­her schön öfter dargestellt.

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