" .. Beyond America's borders do not live a lesser people .. "
- das heißt übersetzt etwa
"Jenseits der Grenzen von Amerika leben (uns) gleichwertige Menschen."
Wenn das sich in die US Politik einbringen lässt ist wahrhaftig ein Wendepunkt erreicht. Wo früher lediglich imperiales Vorherrschaftsdenken und Unterwerfung jeglicher Opposition dazu an der Tagesordnung waren gibt es nun Hoffnung auf ein Umdenken. Angestoßen von Menschen wie dem charismatischen Justin King, der unter "Beau of the Fifth Column" bei youtube (beinahe) täglich sehr überlegte, nachdenkliche oder aufrüttelnde Kurzansprachen hält. Es lohnt sich da einmal ein paar Tage hineinzuhören, Sie werden nicht enttäuscht sein.
Hm... Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Altersgeneration nicht auf Dauer in der jüngsten Gipfelstürmerei, Sprachpolizei und Identity Politics verfängt.
Denn das alles ist geradezu eine Ablenkung davon, sich mit der Welt zusammenzuschließen und aus ihr etwas zu übernehmen. Es ist das alte Spiel, dass Amerika den Standard vorgibt wie über bestimmte Dinge zu denken ist, und das gilt dann auf die ganze Welt übertragen, obwohl der Rest der Welt völlig anders funktioniert als Amerika.
Es sind doch noch nie zuvor so viele Informationen gerade zwischen den Jüngeren ausgetauscht worden - einmal abgesehen von den wenigen aktiven "Alten", die sich im Internet bewegen. Betrachtet man die offenen Diskussionen - beispielsweise unter youtube-Videos, dann stellt man fest: Es ist eine andere Haltung zum eigenen Land in den Köpfen der Jüngeren entstanden, die der "We are the greatest"-Parole nicht mehr absolute Wahrheit zuerkennt.
Nein, das nicht - jedenfalls nicht mehr diese direkte Nummer, die noch in den vergangenen Jahrzehnten gepredigt wurde.
Aber, was mich als Außenstehenden, als Beobachter des Ganzen stört: Schon in der Vergangenheit wurden die Schriften von europäischen Denkern ohne den örtlichen kulturellen Hintergrund gelesen und auf amerikanische Art und Weise völlig missinterpretiert. Solche Missinterpretationen haben einem u. a. solche Ideologien wie Feminismus zu verdanken.
Die junge Generation von jetzt geht in die Diskurse auch erst mal nur mit dem hinein, womit sie selbst sozialisiert wurden - als sogenannte "Kinder ihrer Zeit".
Ich sähe da keinen Grund zur Entwarnung, dass solche Fehldeutungen nicht auch jetzt wieder passieren können, weil Amerikaner leider auch weiterhin in ihrer eigenen innerkulturellen Käseglocke gehalten werden.
Was in vielen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten tief in das Bewusstsein der Bevölkerung eingepeitscht wurde lässt sich nicht in einer Generation wieder austreiben - siehe beispielsweise Religion in Europa. Da wäre es doch eher verwunderlich, wenn in USA andere Mechanismen gälten.
Wäre verwunderlich, ja...
Vielleicht geht ich da auch etwas zu abgeklärt mit einem zu hohen geistigen Niveau heran.
Was einem jedenfalls Behagen übrig lässt ist einerseits die verinnerlichte Fähigkeit zur Show der Amerikaner, und dann ihre Naivität und Oberflächlichkeit, die ihnen von Kindesbeinen an anerzogen wurde.
Um große Gräben zur durchbrechen braucht es geistige Tiefe; das sehe ich zum einen allgemein bei den Amerikanern nur spärlich gegeben, und dann erst recht bei der jungen Generation, die noch ohne Erfahrungen und Vorsicht - zudem noch beflügelt von den hauseigenen Mythen, was die neuere Technik alles kann - an alles herangeht.
Schlichtweg: Die müssen erst selbst eine Jakobinerdikatur durchgemacht haben, nur um zu erkennen, dass Identity Politics nichts das Heil ist, was ihnen versprochen wurden.
Weil sie von den vielen Beispiele selben Charakters aus der gesamtweltlichen Historie nicht eines kennen und zwischendurch auf den Trichter kommen "Warte mal... Das, was wir hier machen, das sieht doch gar nicht mal unähnlich aus! Das kann doch zu keiner besseren Welt führen, wenn wir uns täglich gegenseitig zur Sau machen, wer die Glaubenssätze heute nicht zu 10% noch mehr erfüllt hat als gestern!".
Es ist schwer hier eine Prognose zu stellen. Sie sprechen ja schon die beachtliche Diskrepanz zur europäischen Gesellschaft an. Allerdings muss ich - nach unzähligen Videos von jungen Amerikanern, die ich angeschaut habe - meine Einschätzung zur langfristigen Tendenz aufrecht erhalten:
Es ist ein Wandel in der Sichtweise auf die eigene Nation entstanden, die es so früher nicht gegeben hat. Das hat nicht unbedingt mit dem Bildungsgrad etwas zu tun, dass geht breit über alle Schichten.
Geistige Tiefe hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, welche Bildungsabschlüsse man formell erreicht hat.
Es gibt sehr viele Leute, die in Amerika zwar sogar einen College-Abschluss haben, persönlich aber versnobbt sind über ihr "Liberal"-Dasein bis ins hinterletzte, und sonst sind sie mehr vergleichbar mit trainierten Zirkusaffen, denen man bestimmte Kunststücke beigebracht hat. Kein bisschen Dynamik im Denken, kein "oh, könnte ich mein Wissen, dass ich habe, auch auf etwas anderes aus einem ganz anderen Bereich anwenden?".
Dagegen sind manche Leute ohne Degree, die sich von Anfang an aber vieles selbst beigebracht und/oder angelesen haben (weil sie Schule nicht mochten, aber nicht dumm sein wollten), drei Mal intelligenter und zu mehr fähig.
Lange vertrete ich schon die These, dass 'formale Bildung' nur als Grundlage zu verstehen ist, und wesentlich soziale Kompetenz dazu kommen muss um den Erfolg im Beruf zu sichern .... das gilt ebenso für die USA. Eine autodidaktische Vorgehensweise ist allerdings nicht schon deswegen besser, weil sie durch größere Eigenmotivation getrieben wird - es gibt da sehr große Unterschiede in der erreichbaren Tiefe des Wissens. Zwei nebenberufliche Kurse mit dem Namen "Business Englisch" können nach meiner Erfahrung durchaus sehr gut oder unterirdisch sein - und dementsprechend die Ergebnisse bei den Absolventen.
Fazit: Ein einschlägiges Studium ist immer noch besser als jede Art von Selbststudium.
Da ich zuletzt drei Jahre, pro Jahr zwei oder später drei Vorlesungen, gehalten habe, in denen je etwa 15-18 Studenten eingetragen waren, kenne ich das US Collegeleben und seine Tücken, die Studieninhalte und die Grenzen der Fähigkeiten der High School Absolventen recht umfassend.
Da teile ich nicht die Einschätzung der reinen Oberflächlichkeit oder gar eines Drills auf bestimmte Denkweisen und Haltungen - das machen die Stufen vor dem Studium. Die Tiefe und der Umfang des Wissens sind in den Fachgebieten atomisiert, damit meine ich eine Zersplitterung in hoch spezialisierte Einzelbereiche - was einen Mangel an übergreifendem Wissen und genereller Betrachtung des faches bedingt.
Westliche Bildungssysteme haben es an sich, interdisziplinäres Denken zu verhindern zu entstehen.
Die Leute sind zwar faktisch in einem bestimmten Gebiet gebildet und hochqualifiziert, sind aber unfähig, ihr Wissen über diesen Bereich hinaus anzuwenden. Eben wie trainierte Zirkusaffen, die etwas zwar gut können, aber es nicht richtig verstehen, was sie dort tun - und folgerichtig es auch nicht auf andere Situationen anwenden können.
Grundlegend gebe ich ihrer Aussage recht - es ist besser, alles einmal "richtig" gezeigt zu bekommen, damit man ein gesundes Fundament für seine Kenntnisse hat.
Was ich nur als Außenstehender sehe: Westliche Bildung hat die Tendenz dazu, gewisse Eliten zu bilden, die aber, auf das Leben bezogen, in etwa so dumm sind wie Analphabeten unfähig zu lesen und zu schreiben.
Gerade dadurch kommen z. B. diese lebensfremden Bilder von der Welt von den amerikanischen Unis zustande wie "rape culture" und der ganze "woke"-Kram.
Diese Einschätzung teile ich so nicht. Wer in einem Spezialgebiet arbeitet muss ja trotzdem die Grundlagen seines Faches beherrschen - ausgeblendet werden spezifische Nischenkenntnisse, die einen größeren Aufwand bedeuten. Dennoch wären die meisten Spezialisten in der Lage, sich rasch einen Überblick in Spezialgebiete zu verschaffen.
In den USA gibt es da schon Unterschiede, da die Spezialisierung in vielen Fächern sehr viel früher beginnt als bei uns und weil danach die Tiefe (auch von Spezialgebieten) nicht das erreicht, was hier akademisch verlangt wird.
Es ist eine Unverschämtheit dass wir uns nach den Kriterien der USA richten mussten (und es mit Bachelor und Masters Einführung umgesetzt haben!), obwohl das einen Rückschritt und Wegfall von Tiefe bedeutete.
Die 'Tendenz Eliten zu bilden' ist durchaus berechtigt, Élite an sich ist ja kein Makel und durchaus nötig. *Elitär* hingegen als Verhaltensmuster ist abzulehnen. Und eine Eliteposition berechtigt natürlich nicht dazu, auf andere herab zu sehen. Wobei es sicher angebracht und hilfreich ist, wenn jemand, der etwas besser weiß & kann das auch mitteilt und Fehler anderer Personen korrigiert.
Es geht stets um die Sache, nicht um die Persönlichkeit. Das muss klar sein. Leider verstehen das manche Menschen offenbar nicht und nehmen ALLES persönlich!
"Interdisziplinär" heißt nicht, sich vom gelernten Fachgebiet schnell in speziellere einfinden zu können.
Es geht darum, Ähnlichkeiten aus einem erlernten Gebiet auch in anderen unbekannten Gebieten zu erkennen.
Ich nehme mal ein Beispiel...
Als sich die große Finanzkrise vor 10+ Jahren entfaltete, fiel meinem Gehirn etwas ein, was es mal in der 8ten oder 9ten Klasse gehört hatte: Der Kreislauf der Geldschöpfung (wie er hier funktioniert).
Damals verschwand das sehr im Unterbewusstsein, weil sehr trocken und wenig lebenspraktisch erscheinend.
Als dann die Finanzkrise kam, und einem solche Begriffe wie "Giralgeld" wieder einfielen, und man mal nur ein klitzekleinesbisschen nachgeschlagen hat (um wieder zu wissen, was die Worte bedeuten), da fiel einem so einiges wie Schuppen von den Augen.
Es brauchte ab da gar nicht mal mehr so große Erklärungen, weil einem einfiel, den ganzen Kram, der dort schief ging, davon hat man alles schon mal gehört.
Denke man nicht, dass mein Verstand damals vom Finanzsystem viel Ahnung hatte, aber dieser springende Punkt, das Grundkonzept, das fiel einem wieder ein, weil man in dem ganzen Gerede der Politiker und (selbsternannten oder faktischen) Finanzexperten diese Zusammenhänge wiedererkannte, von denen man - damals - vor Jahren schon einmal gehört hatte (und das sogar ganz unverblümt und ungeschönt).
...Das ist, was mit "interdisziplinärem Denken" gemeint ist.
Nicht nur streng in seinem einen erlernten Fachbereich bleiben, sondern dass einem der Gedanke in anderen Situationen in den Sinn kommt: "Könnte das, was ich weiß, auch hier anwendbar sein?".
Nur allein auf diesen Gedanken zu kommen ist eine Sache, die westliches Bildungssystem nicht fördert bzw. sogar aktiv verhindert.
Weil Menschen, die Fachwissen aus einer Disziplin auf andere Lebensbereiche oder Disziplinen übertragen können, potentiell kognitiv zu schlau sein könnten, um sich vom System für dumm verkaufen zu lassen.
Solche Menschen sagen potentiell schneller auch mal "Nein!", wenn sie dazu aufgefordert werden, unsinnige Taten auszuführen oder solche, die einem ins eigene Fleisch schneiden würden.
Ach so, das kenne ich unter der Bezeichnung "Transfer", oder "Transferleistung" - womit gemeint ist, Denkstrukturen von einem Bereich in einem anderen Bereich anwenden zu können, und zwar indem man die Ähnlichkeiten sieht [zu erkennen in der Lage ist] und den schon bekannten Lösungsansatz überträgt. Bei ihrer Erklärung kommt dann noch ein tief im Gedächtnis vergrabenes Mustererkennungssystem hinzu, das als Gitter oder Struktur schon angelegt ist - und nun bei Bedarf mit einem ähnlichen Fall verglichen werden kann. So, dass nicht ganz neu gedacht, sondern lediglich auf die andere Grundlage bezogen werden muss.
Ein "one-pattern-fits-all" Prinzip, Energie und Aufwand sparend.
Wird aber jetzt verständlich, was ich meine?
Selbstverständlich, das war es schon vor meiner Erklärung wie ich das bezeichnen würde.