Zunehmend stelle ich fest:
Eine Generation ist herangewachsen die Posieren, Herumhüpfen und Körperverrenkungen - manchmal zu einer Hintergrundmusik - für eine hervorragende Leistung hält. Klar, Beweglichkeit und Durchhaltevermögen braucht man dafür, vielleicht auch nur dass man seine Haare wachsen lässt - aber wie sieht es mit der intellektuellen Seite der *Persönlichkeiten* aus die so denken? Und was machen sie später in ihrem Leben wenn Jugend und Schönheit geschwunden sind?
https://youtube.com/shorts/zKGr2wPg4mE?feature=share
Oh, da sind doch beeindruckende Sachen dabei - Respekt! Nicht nur der Intellekt zählt.
Geschicklichkeit und fast/vollendet artistisches Können wollte und will ich nicht etwa herabwürdigen. Mir geht es hierbei um die geistige Einstellung der Akteure. Die das, was sie tun, für gleichbdeutend mit geistig-intellektueller Leistung sehen. Gleichsinnig verhält es sich mit dem Publikum, was an den 'views' abgelesen werden kann.
Eine zunehmende Veränderung der Wertigkeit verschiedener Leistungen für das Allgemeinwesen steht hier auf dem Spiel, anders gesagt: Die Tanzerei und Akrobatik, die vorgeschobene Umweltreinigung dienen doch nie dem Fortschritt des Gemeinwesens oder dem Fortschreiten des Wissensstandes.
Ich habe mich schon immer gefragt, warum sportliche Leistungen in unserer Gesellschaft so unglaublich hoch bewertet werden. Fragt da jemand nach dem IQ der Sportler? Sie gelten als "Unterhaltungs-Dienstleister" - da ist alles recht, Hauptsache die Hundertstelsekunde, das Torverhältnis oder die Höhe übertrifft alles Vorangegangene. Nun sind hier ein paar junge Leute, die keine Rekorde brechen, aber mit ihrer Selbstdarstellung Beachtung erlangen wollen, und da geht man gleich hin und misst mit einem Maßstab, der eine ganz andere Qualität zum Inhalt hat, um so eine Abwertung des Angebotenen zu erreichen.
Wobei das eine das andere ja noch nicht einmal ausschließen muss (der IQ oder die Schul-/Studienleistungen stehen nicht drangeschrieben). Gleichzeitig beansprucht doch keiner dabei, seine Darbietung einer wissenschaftlichen Errungenschaft gleichzustellen.
Sich und sein Können auf diese Weise der Öffentlichkeit zu präsentieren, muss aber auch nicht unintelligent sein. Womit sich der Kreis schließt und wir wieder bei den Sportlern sind ...
Nein, Frau iGing, ich beabsichtige keineswegs eine "Abwertung", sondern ich beklage die Verschiebung der öffentlichen Wahrnehmung weg von intellektueller hin zu physischer Leistung (zu der, das haben Sie ja schon aufgezeigt, nicht unbedingt Intellekt gehören muss - aber manchmal gehören kann).
Die Persönlichkeitsfindung wird hier durch falsche Akzente in eine Bahn gelenkt die ich nicht für wünschenswert erachte. Wichtigere Leistungen erhalten proportional weniger Aufmerksamkeit, und so ensteht bei den Heranwachsenden der Eindruck man brauche lediglich körperliche Leistungen als Lebenszweck.
Sport ist wichtig, dennoch:
Am Beispiel der USA, wo in Schulen durch die dominante Stellung der sportlichen Aktivitäten die intellektuelle Bildung/Allgemeinbildung nachrangig behandelt wird, erkennt man wohin diese Verschiebung führt: Es entsteht nicht nur ein unwissendes Proletariat, sondern obenauf noch eine Geringschätzung, eine Wissenschaftsfeindlichkeit, die dem *Raubtierkapitalismus* und den Evangelikalen nur recht sein kann.
"Haltet die Männer dumm und die Frauen schwanger und barfuß!" das ist im Süden und Südosten der USA ein wiederkehrendes Motto und nach meiner Beobachtung auch zutreffend.
Wollen wir dieses Modell durch so-genannte 'soziale Medien'-Aktivitäten aufgezwungen bekommen?
Irgendwie denke ich dabei an den hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Ruw9fsh3PNY
(Wenn die Oberflächlichkeit zu Tage tritt und andere darin sogar noch besser sind als man selbst...)
Es fällt mir schwer da Ähnlichkeiten - selbst im Meta-Bereich zu erkennen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die Zahl der Filme die ich in meinem Leben gesehen habe im unteren zweistelligen Bereich befindet. Oder am Alter.
Ja, die Assoziation meinerseits beruht schon darauf, dass man den Film vollständig kennt (oder das zugrunde liegende Buch)...
Also, was ich meine - die Welt von Patrick Bateman (der von Christian Bale gespielt wird), ist ganz schön oberflächlich und enthält wenig Tiefe. Eben so wie man sich das Leben der 80er in New York in den Yuppie-Kreisen vorstellt...
Narzissmus, Neid, Oberflächlichkeit - Freundschaften, ja nicht einmal wirklich Beziehungen gibt es. Es plätschert alles vor sich an der Oberfläche hin...
Und in dieser Kulisse mutiert Bateman (scheinbar) zum Massenmörder, der teilweise sogar aus ziemlich niederen Motiven wie z. B. Neid (das ist der Hintergrund der von mir verlinkten Szene; der Typ, den er umbringt, hat in einem noblen Schuppen der Stadt eine Tischresevierung bekommen und er nicht, dadurch kommt er sich vor wie "übertrumpft", das kann er auf seinem Ego nicht sitzen lassen) tötet.
"Scheinbar", weil am Ende herauskommt, er hat nie wirlich jemanden ermordert, sondern es hat sich alles in seinem Kopf abgespielt. Reine Fantasien. - Aber erkommt an einen Punkt, wo er scheinbar Realität und seine Fantasien nicht mehr auseinander halten kann.
- Es erinnert mich deswegen an diese YouTuber-Influencer-Welt, weil sie genauso oberflächlich ist, alle genauso nach Aufmerksamkeit, Bewunderung und nach Ego-Erhöhung schreien, wo aber genauso die Masse dazu verdammt sein wird, irgendwann auf dem Boden der Realität aufzuschlagen. Und das verträgt nicht unbedingt jeder - so wie Patrick Bateman auch nicht damit klarkommt. (Je größer der vorhergehende Narzissmus, desto größer das Risiko, dass es in Gewalt ausschlagen kann, wenn er nicht bestätigt/gefüttert wird!)
Nun wird es schon deutlicher - und das ist deiner Zusammenfassung / Erklärung zu verdanken. Wie solltest du auch wissen, dass ich sehr selten Filme sehe? Ebenso wenig sehe ich Sachen im Fernsehen .... das rührt daher, dass ich einige Jahre in Spanien überwintert habe und keinen Fernseher dabei hatte. Ein Campingnachbar war sehr erstaunt und hat mir dann einen Schwung CDs gebracht, Raubkopien von Sendungen aus den Streamingdiensten. So habe ich ein paar Filme gesehen, doch ist mir dann wieder die Zeit zu schade gewesen drinnen zu sitzen wo es doch draußen tolles Wetter und prima Strandspaziergänge gab ....
Zu der Geschichte:
Solche Filme sind mir ein Gräuel! Dieses Spiel mit den Zusehern wo am Ende ein "Ätschmann, alles Fake!" kommt. Bei vielen Kurzgeschichten wird das gern als Stilmittel gebraucht (habe ich selbst schon gemacht). Das kann man einmal, zweimal, machen - aber es hat doch immer den Beigeschmack der Irreführung (für mich, andere mögen es anders sehen).
Zudem kommt es mir so vor als ob Viele die Botschaft des Films gar nicht begreifen:
Sie sehen diese *slayer* Figur und die Taten - ohne zu erkennen, dass diese Stilmittel eine Aussage haben, die nur indirekt greifbar ist. Also nicht das was man sieht, sondern das warum es so dargestellt wird.
Das zugrunde liegende Buch war hierzulande sogar mal auf dem Index - für Bücher, außer rechtem Zeug und Porno-Comics mit Lizenzfiguren, für deren Verwendung keine Genehmigung eingeholt wurde, recht selten -, der Film selbst da noch gar nicht mal so brutal und vulgär angelegt wie es die Vorlage eigentlich wäre (wenn auch man es als "gelungene Verfilmung" bezeichnen darf und vielleicht sogar muss).
Und das Ende, dass sich alles nur in seinem Kopf abgespielt hat, finde ich, kam da gar nicht mal so sehr zur Geltung - der Film stellt das glatt etwas offener und eindeutiger da.
Kann aber sein, dass das allgemein und auch mit dem damaligen Zeitgeist zu tun hat, was man damals als "zu viel" empfand und was nicht (der Film ist von um 2000) - dass Bateman, schlichtweg, gar nicht so brutal und ein Arschloch sein durfte, sonst wäre der Film nicht gedreht worden, oder der wäre gänzlich nur mit der amerikanischen Erwachsenenfreigabe versehen worden, was kommerziell ein Overkill ist, wenn man eigentlich einen Film ins Kino bringen will.
Und daher deswegen es am Ende deutlicher hervorgehoben werden musste "er hat sich das nur eingebildet und auf seinem Terminkalender im Büro aufgekritzelt".
Ist aber dennoch ein Charakter, den man sehr gut nutzen kann, wenn man irgendeine Parabel auf ausgeprägten und sehr eindeutigen Narzissmus formulieren will und/oder darauf, wenn man sich nur in absolut oberflächlichen Kreisen herumtreibt.
Kann es sein, dass bei Büchern nicht so genau hingeschaut wird wie bei Filmen? Das wäre eine Erklärung dafür warum der Film dir 'entschärft' vorkam.
Tut mir leid wenn ich dazu wenig beitragen kann, es ist eben nicht mein Interessengebiet - deswegen schätze ich es immer darüber von Wissenderen etwas zu erfahren.
Keine Ahnung, ob man das vergleichen kann...
Für Bücher gibt es so etwas wie Altersfreigaben nicht. Ähnlich wie bei Tonträgern.
Da gibt es nur ein "frei für alle zugänglich" und "unter den Ladentisch verbannt, ohne Werbung dafür, nur für Volljährige (18+) und nur auf Anfrage aushändigen" (gut, als drittes: Komplett verboten, persönlicher Konsum erlaubt, anderen zugänglich machen oder verkaufen nein.)
Ein wenig ist das bei Tonträgern zumindest noch im Hinterkopf wie das in der Praxis lief, weil das Rammstein-Album "Liebe ist für alle da" längere Zeit auf dem Index stand (heute aufgehoben).
Bei visuellen Medien ist das anders; da hat sich einst mal eine Alterskontrolle etabliert, nachdem - zumindest in der BRD - in den 80ern, mit der Markteinführung von Filmen, die man für zuhause kaufen kann (als VHS-Kassetten aufkamen), eine Zeit lang einiges drunter und drüber ging. - Deswegen ist so ziemlich jede Action- oder Horror-Film-Gurke, die damals schon auf dem Markt war oder erschien, auf dem Index gelandet.
Das waren noch so die Anfänge, als man erst mal alles im Markt befindliche eingeschränkt hat, was für Kinder nichts war.
Im Laufe der Zeit hat sich das dann weiter ausdifferenziert und verfeinert.
Bei Computerspielen lief es ähnlich. Zuerst gab es nichts, was irgendwelche inhaltliche Gegenkontrolle ausübte, und irgendwann, als vielleicht auch zu sehen war, dass sie nicht mehr wegzukriegen sein werden, bildete sich dann was - auch weil der frühe Computerspielemarkt auch sehr dominiert war von Kleingruppen, die Spiele programmiert haben - und daher schnell mal irgendwas irgendwoher auf den Markt geworfen werden konnte... (Dank Cracks und sehr intensivem Raubkopieren haben sich neue Spiele mal recht schnell verbreitet.)
Also, ich würde es eher als ein "Jein" formulieren.
Auf der einen Seite haben visuelle Medien merklich einen höheren Fokus beim Jugendschutz (und auch Erwachsenenschutz; leider muss man das so sagen...), auf der anderen Seite gibt es bei rein beschreibenden literarischen Werken (also keine Comics) gesetzlich kaum irgendwelche Abstufungen, um etwas bestimmten Altersgruppen nicht zugänglich zu machen, weil das für sie nicht geeignet wäre.
Ich bin bei all diesen Maßnahmen hin und her gerissen:
Einerseits verstehe ich die Notwendigkeit Kinder und Heranwachsende zu schützen, andererseits ist doch mittlerweile nicht-altersgemäßer Inhalt frei verfügbar und die lieben Kleinen sind findig wenn es darum geht 'Verbotenes' zu bekommen.
Mindestens halte ich die Zusammensetzung der Gremien die darüber urteilen für fehlbesetzt - da sind schon immer die Christlichen mit ihrer sehr besonderen Art Dinge zu beurteilen in der Überzahl. das kann der Sache nicht dienlich sein.
Was Spiele angeht halte ich das für einen Teil des Spektrums von Freizeitbeschäftigung die ich noch nie wieder nach "Leisure Suit Larry" verfolgt, geschweige denn gespielt habe. Das fiel in die Zeit in der ich für Jahre zwei Jobs gearbeitet habe, einmal angestellt drei oder vier Tage im wöchentlichen Wechsel, und selbständig die restlichen Tage - da blieb keine Zeit für Spiele ....
Hinsichtlich der technischen Möglichkeiten heute wirkt das alles doch recht angestaubt und auf dem Niveau "Internetausdrucker".
Denn, was man sich alles verfügbar machen kann, wenn man nur weiß, wo man suchen muss, und das selbst ohne Beschränkungen wie "sie brauchen einen Account um diesen Inhalt sehen zu können" - zusätzlich dazu, was schon in den letzten 15+ Jahren auf den Handys von Schülern kursiert; selbstgedrehte Gewaltvideos sind defacto ein schon ziemlich alter Hut -, das ist schon mehr als genug als was sich die Moralhüter der Gremien gern wünschen würden.
Es ist wie ein Topfen auf den heißen Stein und die reinste Sisyphos-Arbeit. Du wirst nie mehr hinterherkommen.
Auf der anderen Seite auch der Faktor, den du benennst - es sitzen in den beurteilenden Gremien immer noch viel zu viele Kirchenvertreter drin, die natürlich Medien mit einem bestimmten Filter auf den Augen (höchstwahrscheinlich) betrachten werden.
Subtil eigentlich noch größter Skandal des Ganzen ist es, dass nach wie vor die Mechanismen nicht nur einen Jugendschutz darstellen, sondern auch einen Erwachsenenschutz.
- Bekommt ein Film oder ein Spiel keine Freigabe der Gremien, kann es nur ungeprüft oder mit vom Publisher eigener veranlasster juristischer Prüfung vertrieben werden, welches allerdings keine Sicherheit dem gegenüber darstellt, dass die BpjM nicht darauf aufmerksam wird und es "für einen offenen Vertrieb nicht für geeignet hält" (verkürzt dargestellt).
"Ungeprüft" ist sogar das höhere Risiko, denn eigentlich dürfen Filme und Spiele nicht ungeprüft vertrieben werden - ist dann nur eine Frage dessen, ob die BpjM oder irgendein Mensch darauf aufmerksam wird, der beim Gericht einen Beschlagnahmebeschluss erwirken kann.
Wenn nicht - gut für dich; wenn doch - ungeprüfte Medien können grundsätzlich eingezogen, also beschlagnahmt und verboten werden. Auch ohne nur den Inhalt davon zu sichten.
Die Krux daran ist: Die Gremien können einem Film oder Spiel jedoch die Freigabe verweigern, selbst die "ab 18", und somit, indirekt, den Veröffentlicher zu "Anpassungen" zwingen, damit er sein Produkt auf dem hiesigen Markt risikosicher vertreiben kann.
Und das führt dann zu "Zensurschnitten"; verhackstückelten Filmen, deren Sinn man nicht mehr folgen kann, weil die Hälfte fehlt, oder bei denen man merklich feststellt "warte, hier fehlt was".
- Ärgerlich ist das bei Medieninhalten, die sich sowieso nur an Erwachsene richten.
Und, sei man mal ehrlich, gewisse Schocker- und Ekelfilme oder eben solche Spiele, die sind von vorn herein darauf angelegt, genau das zu tun.
Wer beispielsweise vom Human Centipede mal was gehört hat und sich den anschauen will, der ist darauf vorbereitet, eventuell zwischendurch kotzen zu müssen.
Und das war früher auch schon so.
Solche Filme wird es immer geben, die an den Grenzen des zu dem Zeitpunkt Erträglichen rütteln.
Gerade auch Jugendliche (für die solche Inhalte nicht geeignet und nicht gedacht sind) suchen sich solche Inhalte als eine Art "Mutprobe in der Gruppe" - und bisher sind sie auch immer noch daran gekommen. Trotz Abschirmen durch "Schutzmaßnahmen".
Leute, die gegen diese Art des Jugenschutzes sind, favorisieren öfter die internationale Pegi-Empfehlungseinstufung. Die gesetzlich, glaube ich, zwar nicht bindend ist, qualitativ aber doch Medien gut einschätzt und daher Käufern oder Eltern ein realistisches Bild gibt, was sie da ihrem Kind mit einem Artikel vorsetzen würden. Und daher den Faktor "seht selbst, ob das für euch verträglich ist" gut ergänzt, gut berät.
Oder, mit anderen Worten dabei herumkommt: Wenn ihr euch was 'reinzieht, was Indizien auf "Ekelfilm" oder "ziemlich blutiger und gewalttätiger Film" liefert, dann beschwert euch nicht. Ihr seid selbst schuld. Genau das steht nämlich drauf.
Und auch, dass es für Kinder nicht geeignet ist.
Hält sich da einer nicht dran, ist entweder sein Kind schon etwas reifer oder er handelt schlichtweg verantwortungslos, denn Medien sind kein Ersatz, der Kinder erzieht.
Letztlich, warum man z. B. versucht, seinen Griff an das Internet über den Jugendschutz zu kriegen, ist doch auch nur eine notwendige Folgereaktion, weil man Kinder schon Geräte zur freien Verfügung in die Hände gibt, um am Internet teilzunehmen - wo sie eigentlich nicht hingehören, weil das Internet wie ein Freiluftghetto ist, wo es zwischen Hütchenspielern, Drogen, Waffen und den Damen vom Gewerbe ALLES gibt, in dem REAL kein vernünftiger Erwachsener sein Kind allein lassen würde.
Erstmal zu "Human Centipede" - das Abscheuliche hat immer Konjunktur nach dem Motto "Igitt, igitt - wie schön!" nur hier eine Stufe weiter getrieben als die Erschaffung des Frankenstein Monsters. Grundsätzlich ist es wohl keine Frage, ob so ein Machwerk gemacht werden darf, verkauft werden darf und dass es Jugendlichen/Kindern nicht zugänglich gemacht werden sollte. Da die Beteiligten alle mitgemacht haben und niemand gezwungen wurde das zu tun ist insoweit die rechtliche Seite erledigt.
Dir ist jedenfalls zuzustimmen wenn du feststellst es sei nicht Sache irgendwelcher Gremien Erwachsenen zu verbieten sich das anzusehen - wo soll da die Grenze gesetzt werden, und ist es tatsächlich der Einstieg in Verbote von Kunst (im weiteren Sinne) die hier etabliert wurde/wird?
[Da ist mir nicht klar ob du das als schon eingeführt / oder / noch zur Einführung vorgesehen ansprichst]
An solchen Beispielen wird zudem vorgeführt wie wenig eine Regulation in diesen Tagen tatsächlich bewirkt. Die Schlupflöcher und Manipulationsmöglichkeiten sind einfach zu umfangreich für eine tatsächliche Begrenzung von Dingen die zu Schäden an der Psyche führen können.
Doch ist das wirklich ein Ansatz den man unterstützen sollte? Wohl kaum, denn so nimmt man sich möglicherweise später selbst die Möglichkeit frei zu veröffentlichen wenn die Schrauben im Falle eines totalitären Umdenkens im Mainstream angezogen werden. Freiwillig nach Kontrolle zu rufen scheint mir da nicht angebracht.
Der erste Centipede-Film ist gegenüber seinen beiden Fortsetzungen wohl noch glatt der Harmloseste, wenn man so nimmt, was frei darüber zu lesen war... Wegen der Idee an sich zurecht aber einer der Filme der letzten 10-15 Jahre, der sich ein bisschen "Kult"-Status erarbeitet hat. (Selbst South Park hat eine Episode gemacht, worin der parodiert wird. - Eine, die ich glatt mal nicht mag...)
- Anbei: Auf seine alten Tage hat der Centipede dem Schauspieler Dieter Laser (welcher den Dr. Heiter spielt und im dritten Film den üblen Knastsheriff) durchaus noch mal einen Schub Popularität verschafft.
(Mittlerweile ist der aber verstorben in den letzten Jahren.)
Aber, Regisseur und Macher Tom Six dreht generell irgendwie nur solche Filme, die... wie soll man es ausdrücken?... ...am Empfinden von Moral und Anstand rütteln können, währenddessen sie aber nicht grundsätzlich dumm gemacht sind. Ich denke da an den hier, von dem man zuletzt vor Jahren gehört hatte: The Onania Club.
Anstößig wegen dem Konzept "sich am Elend von anderen einen 'runterzuholen", bezogen aber auf globalere Themen, nicht gänzlich an den Haaren herbeigezogen... (Laut Filmdatenbank ist der zwar erschienen, aber wirklich auf breiteter Fläche veröffentlicht, ist der, glaube ich, nicht.)
Seine Werke sind also generell so ein bisschen "Geschmackssache"; wie viel ist man bereit, sich 'reinzuziehen oder nicht.
Und selbst wenn man die Filme nicht mal gesehen hat - wenn man nicht gänzlich nur die Augen beim Mainstream offen hält, können die einem trotzdem ein Begriff sein und man grob wissen, worin's darun geht. (Ich habe z. B. den Centipede oder einen seiner Fortsetzungen nie gesehen. Ist nicht mein Geschmack.)
Einen Einstieg in das Verbot von Kunst kann man das durchaus nennen. Wenn ich mich mal auf den Aspekt beziehe, wenn man vergleicht, was man zu sehen kriegt in Filmen, denen die FSK ihr okay gegeben hat, und solchen, die es nicht bekommen haben. Es ist ein Unterschied im Härtegrad - und dabei beziehe ich mich nicht allein nur auf Blut und Gewalt. Ich finde, beim psychologischen gilt das ebenso.
Und wenn man mal bedenkt, dass andere Filmmärkte diesen Inhalten von Anfang an schon immer unzensiert ausgesetzt waren, die Filme gar nicht anders kennen, und hier kennt man - offiziell! - dann nur irgendwelche verstümmelten Rumpffassungen; es ist irgendwie nicht besser wie mit irgendwelchen Ländern mit vorgeschriebener Staatsreligion, die alle Medieninhalte dem unterordnet. Es gibt da diesen Effekt dabei wie "jetzt lernst du die Welt mal kennen wie sie eigentlich aussieht". Dass du vorher in einer inhaltlichen Blase gehalten wurdest.
Sicherlich, ich habe auch meine Bedenken bei manchen Filmen, ob man etwas zeigen sollte oder ob man etwas wirklich als "Kunst" bezeichnen sollte, und nicht vielmehr als "eine Provokation nach der anderen", kalkuliert ekelhaftes Zeug, dessen einziger Zweck nur Schocken sein soll und mehr nicht. - Das ist mir persönlich zu blöd und zu anspruchslos. Zudem zu kalkuliert - ähnlich wie wenn man Titten und Sexszenen auspackt, die im Kontext des Films keinen Sinn ergeben.
Allerdings - fängt man an der einen Stelle an, den Zugang zu beschränken oder gar zu verbieten, dann steht automatisch auch alles andere zur Debatte, dass man es verbieten und unter Verschluss setzen kann, was einem nicht passt (oder dem zartbesaiteten Nervenkostüm irgendeines Spießbürgers zuwider läuft).
Da steht dann nämlich irgendein Spiel oder ein Film, der zwar kein Kindergeburtstag, aber gut gemacht ist, neben irgendeinem Machwerk, was den übelsten Scheiß darbietet oder gefährlichen Kram verbreitet...
Und genau das macht es recht schwierig, da zu einer in sich geschlossenen Meinung zu kommen.
Ein bisschen für sich sprechend ist die Entwicklung in den letzten Jahren, dass, nachdem mit "Texas Chainsaw Massacre" der erste Film hierzulande von seiner Beschlagnahme befreit und rehabilitiert wurde (kann man jetzt ganz normal mit FSK18 kaufen), eine ganze Reihe anderer Filme mit dem gleichen rechtlichen Status auch davon befreit wurde.
Also sprich: Von "beschlagnahmt" (also: verboten) auf "kannst du ganz normal legal im Laden kaufen, ungeschnitten" herunter gekommen sind.
Betrifft zwar überwiegend ältere Filme, dafür aber dann auch teils recht einschlägige, bei der sich die Filmkenner, gemäß der FSK-Logik, keine sehr großen Hoffnungen darauf gemacht hatten, dass das jemals passieren würde.
- Allein, dass das sowohl möglich ist als auch seinen Gang geht, zeigt eigentlich, dass die Verbote von Anfang an eh auf einer menschlichen Ansichtssache fußten, den der gesetzliche Rahmen "lediglich" mit rechtlichen Befugnissen ausgestattet hatte. (Der eine sieht was als gewaltverherrlichend an, der andere nicht - der, der es tut, kann aber dafür sorgen, dass etwas vorauseilend von der Bildfläche verschwindet und andere sich darüber ihre Meinung nicht bilden können.)
Für dergleichen abwegige Themen und Darstellungsformen gibt es natürlich immer ein Publikum - selbst wenn es nur Neugierde ist die Menschen dazu treibt. Insoweit mag diese Art der 'Unterhaltung' ohne Frage eine Art Ventil darstellen, das solche Neigungen kanalisiert und mögliche Wünsche nach Manifestation durch eigenes Tun unterdrücken könnte.
Die Grenze der Kunstfreiheit wird sehr oft getestet und wahrscheinlich blüht Vieles im Verborgenen, was sonst noch denkbar wäre aber für das allgemeine Publikum nicht erreichbar ist. Man liest ja immer wieder einmal von solchen Tauschringen die nicht allgemein verkehrsfähiges Material untereinander vertreiben. Viele Grau-, wahrscheinlich noch mehr Schwarzbereiche. Wenn etwas mit Geld bezahlt wird finden sich immer Produzenten und Abnehmer .... ohne jede Skrupel und frei von Moral.
Schauspieler und sonstige Filmschaffende werden manchmal durch reine Existenznot in diese Nebenwege gezwungen - weil sie ansonsten keine Engagements mehr erhalten und sich dadurch eine Weile länger über Wasser halten ....
Verbote spiegeln in allen Lebensbereichen die Überzeugungen von *mainstream* wieder. Deswegen können die Randbereiche durchaus sehr unterschiedlich interpretiert werden. Zweifelsohne sollten daher die Gremien, die solche Beschränkungen aussprechen können, divers besetzt sein, damit so eine gewisse Bandbreite außerhalb des Gängigen erhalten bleibt - wie arm wäre unsere Welt wenn es immer nur Mittelmaß gäbe!
Sähe ich auch so. Es wird für alles immer ein gewisses Publikum geben, ob nun zahlreich oder eher Randerscheinung...
Und, wie ich schon sagte, gewisses einschlägiges Material ziehen sich Menschen im Laufe ihres Lebens 'rein, einfach wegen dem Schock, wegen dem Ekel, wegen der Abartigkeit.
So was, würde ich denken, haben Menschen schon immer gemacht, auch als es noch keine modernen Medien gab, sondern nur die Mund-zu-Mund-Propaganda.
Wo du sagst "Tauschring" für nicht so mainstream-taugliches Material...
In der modernen Zeit gibt es das für solche Filme, und das recht leicht erreichbar, wenn man so einen Film auch in ordentlicher Form besitzen und nicht nur sehen will.
Gibt schon lang einschlägige Shops, die sich auf diese Nische spezialisiert haben, und mit Importen aus dem Ausland handeln, speziell mit in Österreich veröffentlichten deutschen Versionen eines Films. (Es kommt immer darauf an, ob vom rechtinhabenden Label so eine Veröffentlichung auch gemacht/veranlasst wurde - es gibt auch Male, wo das nicht geschieht, aber sehr oft passiert das doch.)
- Bei Spielen auch, aber das ist heute wegen den Online-Aktivierungen inzwischen etwas komplizierter als früher (wenn man z. B. bei Steam ein Spiel mit einer deutschen IP nicht freischalten kann).
Da kannst du dir dann so einen Film, der hier mit dem FSK-18-Stempel nicht vollständig ist, unzensiert und auf deutsch synchronisiert kaufen.
Da Österreich in der EU ist, kontrolliert der Zoll auch nicht zwingend jede Sendung, sondern nur stichprobenartig.
(Es kann höchstens passieren, dass die Auflagenzahl nicht sehr hoch ist und daher die Preise etwas gesalzen bzw. dass man auch bei VÖs schnell zugreifen muss.)
- Wem das zu teuer ist und wer z. B. sowieso O-Ton lieber mag, kann sich auch nach gewöhnlichen Auslandsveröffentlichungen des entsprechenden Films erkundigen. (Hier muss man nur auf solche Dinge wie den Ländercode der Datenträger achten, damit die in hiesigen Geräten abspielbar sind. Europa (einschließlich UK und Australien) hat bei DVDs die 2, USA die 1; bei Bluray gab es auch solche Zuordnungen... Ländercode 0 ist das beste, weil die funktionieren in allen Geräten, weltweit.)
Wie Herr Laser nun zu der Rolle gekommen war, weiß ich nicht... Der Charakter, den er im Film spielt, soll aber irgendwie sowieso als Deutscher erkennbar sein.
Dafür versucht man natürlich lieber einen Darsteller zu casten, der die deutsche Sprache beherrscht. - Auch damit der mal ein paar Sätze Deutsch reden kann, sollte das im Drehbuch vorgesehen sein...
Die Rezensionen zu seiner Darstellung des Dr. Heiter sind aber in den Szenekreisen durchaus positiv. (Hat wohl anscheinend dafür auch zwei Auszeichnungen gekriegt, wie der IMDB zu entnehmen ist...) - Klingt also eher nicht nach "Zwangssituation"...
(Ich weiß jetzt auch nicht, in welche Art von Rollen er vorher tendenziell gecastet wurde... Ob er z. B. öfter Bösewichte gemimt hat. - Bei manchen Darstellern ist das ja durchaus so...
Ich weiß nur, dass er in der Auftaktfolge vom Clown mitgespielt hat, und da war er auch in der Rolle eines Bösewichts eingesetzt.)
Diese Informationen sind immer wieder ein Beweis dafür, dass man selbst in höherem Lebensalter Vieles was so durch die Jahre passiert ist, veröffentlichte wurde und als 'Fundus' aufgebaut wurde, nicht mitbekommen hat. Deswegen ist es durch die vorstehenden Erörterungen ein Blick in eine Sparte der Unterhaltung von der ich tatsächlich bisher kaum eine Ahnung hatte.
Der einzige Schauspieler von dem ich mehrere Filme gesehen habe war Chrstopher Lee, der (1958) den Dracula gespielt hatte.
Das mag natürlich daran liegen, dass ich selten Filme und noch seltener Fernsehen angesehen habe. In Videotheken musste ich immer erst fragen wo was zu finden sei und ich war am häufigsten dort während der Zeit in USA, da war es ein wesentlicher Teil der Unterhaltungskultur die man mit Freunden teilte - man brachte ein Video mit und nebenbei wurde gequatscht.
Tatsächlich aber verspüre ich das nicht als Mangel, es gab so viele andere Notwendigkeiten die sehr viel Zeitaufwand bedeuteten:
Fachliteratur und neue Entwicklungen in den Sektoren der Wissenschaften die ich beruflich brauchte - da blieb über Jahre wenig Zeit sich mit schön-geistigen oder auch nur unterhaltsamen Dingen zu beschäftigen
Kommt auch schon in jüngerem physischen Alter vor, dass man nicht mehr alles so mitkriegt. ;-)
Geht einem z. B. so, wenn man sich an Darsteller oder Musiker noch erinnern kann, als die noch jung und am Anfang ihrer Karriere waren, und letztere später musikalisch in ganz andere Richtungen gegangen sind.
Oder wenn man sich bewusst schon daran erinnern kann, wann z. B. der und der Film herauskam, und inzwischen ist der rechnerisch aber schon 20 Jahre alt oder gilt sogar auf eine Art inzwischen als ein Klassiker.
(Gerade bei Musik gibt es in der jüngeren Zeit den Trend, dass welche, die in den 2000ern aktiv waren und später entweder aufgehört oder im Leben etwas anderes gemacht haben, plötzlich wieder aktiv werden - touren oder sogar nach Ewigkeiten ein neues Album veröffentlichen.)
Daran merkt man wie doch die Zeit vergeht...
Nachdem ich diese Ausführungen gelesen habe, bin ich fast ein wenig erleichtert. Davor (ohne Kenntnis des Buches oder Films) war es für mich unfassbar, dass jem. solch eine Handlung filmisch darstellt und jem. anders sich das auch noch anguckt.
Aber das kann man ja von vielem sagen, von extrem brutal bis hin zu einfach nichtssagend und inhaltsleer. Für mich ist ein Aspekt entscheidend: Kann ich selber noch gut schlafen danach, und würde ich damit leben können, dass ein Kind/Jugendlicher da zufällig drauf stößt. Ersteres kann ich inzwischen selbst kontrollieren, letzteres fände ich eine Katastrophe.
Da kann ich Ihnen nur beipflichten:
Vor Jahren habe ich einmal einen Film gesehen wie in bestimmten Gegenden der Welt Pelze gewonnen werden - diese grausamen Bilder verfolgen mich (als Erwachsenen!) heute noch manchmal ....
Vordergründig mag es so erscheinen, dass Kinder und Jugendliche 'so etwas vertragen', der Schaden im Inneren ist allerdings kaum zu vermeiden.