Kommentare

  1. Das fällt mir auch oft auf. Hin­ter die­sen lieb­li­chen Bau­de­tails steckt viel Hand­ar­beit, die man heu­te höch­stens noch impor­tie­ren könn­te, sonst wäre sie unbe­zahl­bar. Vie­le Bau­ten sehen heu­te vor­ab in den Plä­nen schick aus, und nach ein paar Jah­ren der Wirk­lich­keit schum­mern sie vor sich hin - das kommt noch dazu. Es fehlt offen­bar über­haupt die Pla­nung in der Zeit.

    1. Ich bin über­zeugt .... daß es nicht immer am Preis der Hand­ar­beit liegt son­dern dar­an, daß sol­che Details als "über­flüs­sig" ange­se­hen wer­den. Es fehlt an der Ein­sicht, daß Bau­en eben doch für län­ge­re Zeit­räu­me Fak­ten schafft und dem­entspre­chend aus­ge­stal­tet sein sollte ....

    2. Abso­lut! Das prag­ma­ti­sche, zweck­ori­en­tier­te Bau­en domi­niert; und dabei sind es doch gera­de die unnüt­zen Kan­ten, Win­kel und Ver­zie­run­gen, die eine Woh­nung, ein Trep­pen­haus, so lie­bens­wert machen.

    3. Herr WVS, Sie haben recht damit, dass es nicht "am Preis der Hand­ar­beit liegt", dass Orna­men­te an neu­en Häu­sern sel­ten gewor­den sind, denn was nach teu­rer Hand­ar­beit aus­sieht, wur­de aus Beton gegos­sen und an die Fas­sa­den der Häu­ser geklebt, die Inve­sto­ren vor 100 Jah­ren errich­ten lie­ssen, um die Woh­nun­gen mög­lichst teu­er zu ver­kau­fen oder zu ver­mie­ten. Der Stuck koste­te nicht viel, erweck­te aber den Ein­druck, die Fas­sa­de sei in mühe­vol­ler, teu­rer Hand­ar­beit geschaf­fen wor­den - er soll­te die Miets­ka­ser­nen wie Palä­ste aus­se­hen las­sen, über den wah­ren Wert der mög­lichst bil­lig gebau­ten Häu­ser hin­weg­täu­schen, war im Grun­de Betrug. 

      Heu­te sehen Ver­zie­run­gen zB so aus: 

      Wie­ner Dia­lekt - die­se Fas­sa­de fin­de ich witzig.

      (Fotos: kinomu)
      Eine mit geätz­ten, ange­bohr­ten Stahl­plat­ten ver­klei­de­te Kir­che inmit­ten von Wolkenkratzern.

    4. Es wur­den .... wei­te­re wich­ti­ge Über­le­gun­gen ange­stellt, die auf ähn­li­che Grund­ge­dan­ken schlie­ßen las­sen. Und, Herr kino­mu, wenn es auch in ande­rer Absicht gesche­hen sein mag: Das Ergeb­nis zählt (und Beton ist ja bekannt­lich halt­bar und preiswert).

      Was bleibt ist noch die Feststellung:
      Mit gering­fü­gig höhe­rem Mate­ri­al- bzw. Geld­auf­wand könn­te es bes­ser gestal­te­te Gebäu­de geben. Es fehlt offen­sicht­lich an Ideen und Wil­len auf Sei­ten der Gestaltenden.

      Dabei müß­te es doch den Archi­tek­ten zu den­ken geben, daß, wenn Men­schen die Wahl haben, sie die schnör­ke­li­gen, ver­zier­ten, ver­spiel­ten Gebäu­de als Wohn­ort vorziehen ....

    5. Ja, sehr vie­le Men­schen mögen schnör­ke­li­ge, ver­zier­te Gebäu­de, wie man sie bei einem Aus­flug in Sied­lungs­ge­bie­te am Stadt­rand sieht: Ein­fa­mi­li­en­häu­ser mit meh­re­ren Türm­chen am Dach, mit Erkern, Säu­len, Stuck und bunt bemal­ten Fas­sa­den sind oft zu sehen, die Gär­ten wer­den von Gar­ten­zwerg­ar­meen und Beton­fi­gu­ren aus dem Bau­markt bewacht... 
      Aber es gibt auch Men­schen, denen so etwas über­haupt nicht gefällt, die lie­ber in Häu­sern wie der Vil­la Tugend­hat woh­nen wür­den, die aussen ganz schlicht sind, innen aber das Auge mit edlen Stei­nen, schön gema­ser­ten Höl­zern, Tep­pi­chen (sie müs­sen nicht mal flie­gen kön­nen), viel Licht und Raum verwöhnen.

    6. Sie zei­gen schö­ne Bil­der, Herr kino­mu! Und nur damit kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men - ich mag's nicht unbe­dingt barock. Nur lieb­los, das sagt mir nicht zu. Bau­haus-Stadt­bau­ten sind z.B. sehr nüch­tern, haben aber doch einen unheim­li­chen Charme und Sinn fürs Detail.

    7. @ kino­mu
      Es kam mir auch weni­ger auf die Schnör­kel an, son­dern auf das Beson­de­re, die anders gelö­ste Ein­zel­heit, das ver­blüf­fen­de Gestal­tungs­ele­ment .... anders gesagt: 
      Wenn schon kein Türm­chen, dann min­de­stens ein gro­ßer, frei­er Raum zum Selbstgestalten ....

      @ moc­calover
      Genau! " .. Nur lieb­los, das sagt mir nicht zu .. ", sowas habe ich gemeint!

    8. Ver­ste­he. Kei­ne lang­wei­li­gen Bau­ten, bei denen ver­sucht wur­de, mög­lichst vie­le ver­wert­ba­re Qua­drat­me­ter her­aus­zu­quet­schen, deren Ein­gangs­be­reich (ich den­ke jetzt an Büro- und Wohn­häu­ser) nur ein dün­ner Schlauch zwi­schen Ein­gangs­tür und Auf­zug ist, ein Raum, in dem nichts gefällt, nichts zum Ver­wei­len ein­lädt. Graue (oder blaue) Spann­tep­pi­che und nied­ri­ge, abge­häng­te Decken, wer kennt das nicht. 
      Eini­ge der schön­sten Entrées, die mir jetzt ein­fal­len, habe ich in Lon­don gese­hen. Zum Bei­spiel bei Pri­ce­wa­ter­hous­e­Coo­pers, 1 Embank­ment Place: ein fen­ster­lo­ser Gang, der nach 8 Metern 90 Grad nach rechts abbiegt, nach wei­te­ren 12 Metern dann Concierge/Sicherheitsdienst, das sind kei­ne ein­fa­chen Vor­aus­set­zun­gen. Was dar­aus gemacht wur­de ist geni­al: ein gro­sser Brunnen/Wasserfall an einer Wand, viel rau­er Stein und raf­fi­nier­te Beleuch­tung schaf­fen eine ver­träum­te Atmo­sphä­re. Der Raum ist radi­kal gestal­tet, der Brun­nen hat nichts mit den in öde Büro­land­schaf­ten gestell­ten Feng-Shui-Zier­brun­nen gemein, die ich nicht beson­ders mag. 

      Dan­ke, Herr moc­calover. Der Bau­haus-Stil wur­de lei­der von dritt­klas­si­gen Archi­tek­ten als Ein­la­dung zu lang­wei­li­gen Bau­ten miss­ver­stan­den: kar­ge For­men ja, aber nicht durch­dacht, ohne Raf­fi­nes­se. Auch das ist Kitsch.

    9. Es gibt noch mehr sol­che .... Zweck-Bau­ten, die Akzen­te haben, an denen man sich nicht satt­se­hen kann (abge­se­hen von der son­der­ba­ren Per­spek­ti­ve, die der Pho­to­graph gewählt hat) ....

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