Kettenreaktion - Hintergründe ....

In den letz­ten Tagen wur­de viel über die Atom­bom­ben von Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki geschrie­ben. Über die ver­hee­ren­den Wir­kun­gen. Über Tod, Krank­heit und Leid, die dem Abwurf der Bom­ben folgten.

Über die zugrun­de lie­gen­den phy­si­ka­li­schen Pro­zes­se ist aller­dings wenig bekannt. Des­we­gen hier nun ein klei­ner Exkurs in die Phy­sik, die Atom­phy­sik und ihre Folgen ....

Der Kern­spal­tungs­pro­zess - und sei­ne Ursachen


Ato­me bestehen aus Atom-Ker­nen mit Neu­tro­nen (0)* und Pro­to­nen (+)**, umge­ben von einer Atom-Hül­le, auch "Wol­ke", aus Elek­tro­nen (-)***, die sich auf Bah­nen mit unter­schied­li­cher Ent­fer­nung vom Kern bewe­gen. Gleich­na­mi­ge Ladun­gen sto­ßen sich ab, daher wird mit zuneh­men­der Zahl von Pro­to­nen (+) im Kern eines Atoms sei­ne Nei­gung, sich spon­tan zu spal­ten, immer größer.

Bei klei­nen Ato­men, etwa dem Was­ser­stoff [H = Hydro­ge­ni­um], wird der Kern nur von einem Pro­ton (+) gebil­det, der von einem sehr klei­nen, sich schnell bewe­gen­den Elek­tron (-) umkreist wird.

Da die Ladun­gen ungleich sind, zie­hen sie sich an [und das Elek­tron (-) "stürzt" nicht nach innen, auf das Pro­ton (+) hin, weil es sich mit schnel­ler Bewe­gung auf unter­schied­li­chen Bah­nen um das Pro­ton (+) bewegt und durch die Zen­tri­fu­gal­kraft vom Pro­ton (+) weg­strebt. Es hal­ten sich also Zen­tri­fu­gal­kraft zum einen und Anzie­hungs­kraft zwi­schen den Ladun­gen die Waa­ge: Das Elek­tron (-) bewegt sich auf einer zufäl­li­gen Bahn in wech­seln­den Ent­fer­nun­gen vom Kern des Atoms].

Betrach­tet man grö­ße­re Ato­me, wie etwa das Uran, so sieht die Sache schon ganz anders aus. Wegen der gro­ßen Zahl an Pro­to­nen (+) (+) ist die Absto­ßung um ein Viel­fa­ches erhöht und wird z.T. durch die "Iso­lier­ar­beit" der Neu­tro­nen (0) kompensiert.
"Uran" ist aber kei­ne ein­heit­li­che Men­ge an Ato­men. Es gibt soge­nann­te Iso­to­pe, womit Ato­me am glei­chen Ort [iso topos] im Peri­oden­sy­stem der Ele­men­te gemeint sind, die zwar die glei­che Pro­to­nen­zahl (+) besit­zen, sich aber in der Zahl der Neu­tro­nen (0) unterscheiden.

So gibt es Uran238 und Uran235, wobei die Zah­len die Anzahl der Neu­tro­nen (0) bezeich­nen. Unter nor­ma­len Bedin­gun­gen sen­den die­se Ato­me spon­tan Strah­lung aus: Soge­nann­te α-Strah­lung, auch α-Teil­chen genannt [dabei han­delt es sich um Heli­um-Ker­ne, bestehend aus zwei Pro­to­nen (+) und zwei Neu­tro­nen (0)].

Wird nun ein sol­ches Uran235-Atom durch ein umher­flie­gen­des Neu­tron (0) "ange­sto­ßen", so zer­fällt es in zwei unter­schied­li­che Ato­me, näm­lich - wie in der Abbil­dung dar­ge­stellt - in Sil­ber und Rhodium. 


Beim spon­ta­nen Zer­fall des Urans wer­den, wie in der obi­gen Abbil­dung gezeigt, neben den bei­den mit hoher Geschwin­dig­keit beweg­ten Ato­men Sil­ber und Rho­di­um, auch ande­re Strah­lungs­ar­ten frei: β-Strah­lung [Elek­tro­nen] und γ-Strah­lung [Ener­gie, kei­ne Teilchen!].

Die näch­ste Abbil­dung, unten, zeigt nun den Pro­zess der Kern­spal­tung:
Es wer­den von auf­tref­fen­den Neu­tro­nen (0) Uran-Ato­me gespal­ten, wobei stets wei­te­re Neu­tro­nen (0) frei­ge­setzt wer­den, die nun ihrer­seits den Pro­zess unter­hal­ten. Dabei kommt es dar­auf an - zumin­dest in Kern­re­ak­to­ren, die ja Ener­gie­er­zeu­gung und nicht Zer­stö­rung bewir­ken sol­len - daß immer min­de­stens ein Neu­tron (0) zur wei­te­ren Spal­tung zur Ver­fü­gung steht. Die über­schüs­si­gen Neu­tro­nen (0) wer­den durch Was­ser oder Koh­len­stoff "ein­ge­fan­gen" und so neutralisiert. 


In der drit­ten Abbil­dung ist nun zu sehen, was aus dem Uran238 wird, wenn es von einem Neu­tron (0) getrof­fen wird: Uran239, wobei ein Elek­tron (-), ein β-Teil­chen, frei­ge­setzt wird. Durch die­sen Pro­zess wird Uran239 zu Nep­tu­ni­um239, das nach Ver­lust eines wei­te­ren Elek­trons (-) zu Plu­to­ni­um239 umge­wan­delt wird. 


Plu­to­ni­um239 ist die Aus­gangs­sub­stanz für die Ket­ten­re­ak­ti­on in Atom­bom­ben, da es sei­ner­seits durch ein Neu­tron (0) zur Spal­tung ange­regt wer­den kann. Die­ser Pro­zess ver­läuft unge­bremst und setzt alle Ener­gie in Bruch­tei­len von Sekun­den frei - mit der ver­hee­ren­den Fol­ge, die in Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki beob­ach­tet wer­den konnte ....

* (0) = elek­trisch neu­tral / Neu­tron;
** (+) = posi­ti­ve Ladung / Pro­ton;
***(-) = nega­ti­ve Ladung /Elektron.

Kommentare

  1. Da soll jetzt noch mal wer sagen Blog­gen bil­det nicht. Den gan­zen Kram hat­te ich vor Ewig­kei­ten mal bei Phy­sik assi­mi­liert und sogar ver­stan­den. Im Lau­fe der letz­ten Jahr­zehn­te jedoch gründ­lichst vergessen.

    1. Das ist an .... ande­rer Stel­le sicher auch zu lesen, aber wahr­schein­lich schaut da sowie­so nie­mand nach - da dach­te ich mir, es kann nichts scha­den, 'mal auf den natur­wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund zu schauen ....

  2. Recht beleh­rend, möcht ich sagen. Da fällt mir ein, ich woll­te mein For­mel­buch wie­der mehr abruf­be­reit hin­stel­len. Falls ich mal wie­der eine Kreis­flä­che berech­nen will...

    1. Es ist ja bekannt, .... daß ich die Auf­fas­sung vertrete: 
      "Man kann nie genug wissen."
      Da paßt die obi­ge Abhand­lung ganz gut ....

      Ich hof­fe natür­lich es nicht nur "beleh­rend",
      son­dern auch "ver­ständ­lich" und "infor­ma­tiv"
      hin­be­kom­men zu haben ....

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