19.01.2004 / Bemerkungen über Kannibalismus

Gestern hat­te ich zum Wer­te­ver­fall Stel­lung genom­men und dazu eine gesell­schaft­li­che Facet­te - die Kir­chen - in den Mit­tel­punkt mei­ner Betrach­tun­gen gestellt. Las­sen Sie mich da anknüp­fen: Wenn Men­schen kei­nen Sinn in ihrem Leben sehen haben sie zwei Mög­lich­kei­ten: Auf Suche gehen um einen Sinn zu fin­den, z.B. in Reli­gi­on - oder in "Kult", der ihnen rät ihr Leben vor­zei­tig abzu­schlie­ssen weil sie sicher sein kön­nen, Mög­lich­keit eins wer­de zu nichts führen.

Eine gro­ße Zahl scheint den letz­te­ren Weg gehen zu wol­len, wie eine Zei­tungs­no­tiz vor eini­gen Tagen belegt [Kan­ni­ba­lis­mus].

Da ist ein Mensch (?) ange­klagt, einen ande­ren Men­schen (?) mit des­sen Ein­wil­li­gung getö­tet und dann auf­ge­ges­sen zu haben, na ja, viel­leicht nicht ganz aber doch gro­ße Teile.

War­um ich das hier bespre­che? Wie schlimm muß für das "Opfer" sein Leben aus­ge­se­hen haben, um einem sol­chen Ende zuzu­stim­men? Wo sind Fami­lie, Nach­barn, Arbeits­kol­le­gen gewe­sen, als es die­sem Men­schen so schlecht ging? Konn­te das wirk­lich kei­ner sehen? Oder ist es viel­leicht so, daß die mei­sten Bür­ger weg­se­hen, denn sich "küm­mern" bedeu­tet Auf­wand, Mit­ge­fühl und mög­li­cher­wei­se auch Ein­satz von Zeit und Geld.

Ich höre schon die ver­schie­de­nen Mei­nun­gen aus den vor­herr­schen­den Denk­rich­tun­gen [Aus­wahl!]:

- libe­ral: Das muß doch jeder selbst bestim­men, laßt jeden selbst entscheiden ....

- links: Das ist das Ergeb­nis kapi­ta­li­sti­scher Machen­schaf­ten, die, um Geld zu ver­die­nen den Men­schen in Film, Funk und Fern­se­hen sol­che Irr­we­ge vor­spie­len und dadurch greif­bar machen ....

-rechts: Das ist das Ergeb­nis sozia­li­sti­scher Gleich­ma­che­rei, der Ein­zel­ne ist nichts mehr wert, nur das Kol­lek­tiv zählt ....

und so weiter!

Zynisch gedacht ver­schmel­zen bei­de ein­gangs genann­ten Mög­lich­kei­ten - Reli­gi­on oder Kult - dann doch wie­der zu nur einer Vari­an­te. Wir müs­sen alle ster­ben, wir haben alle Angst davor, na ja, fast alle, und nei­gen gera­de des­halb manch­mal zu absur­den Ent­schei­dun­gen. Angeb­lich sol­len sich ins­ge­samt 204 Per­so­nen bereit­ge­fun­den haben, sich töten und auf­es­sen zu las­sen [sie­he wie­der: Kan­ni­ba­lis­mus]. Küm­mert sich jeden­falls jetzt jemand dar­um, die­se ver­irr­ten See­len einer The­ra­pie zuzuführen?

Um es klar auszudrücken:
Ich leh­ne sol­che idio­ti­schen Ver­hal­tens­wei­sen ab.

Was bleibt ist aber ein Gefühl von Trau­rig­keit, daß wir so weit gekom­men sind - und daß kein Auf­schrei durch das Land geht, der dem Aus­druck verschafft.

Genau­so schlimm fin­de ich es, was sich in letz­ter Zeit für Tou­ri­sten als zuneh­men­de Gefahr auf­tut: Ein paar Stei­ne als Erin­ne­rung mit nach Hau­se neh­men. Doch dazu mor­gen unter der Über­schrift "Bemer­kun­gen über Touristen".

Kommentare

  1. 4 kom­men­ta­re Wieb­ke / web­site (20.01.04 23:27):
    Es gibt erst was ab 100 Punk­ten. Ich weiß nicht, woher Row­ling das hat. Da ich die bri­ti­sche Aus­ga­be habe, steht bei mir übri­gens orga­ni­s­ed mit s. 

    wvs / web­site (20.01.04 01:46):
    PS
    Herz­li­chen Dank für den Link! 

    wvs / web­site (20.01.04 00:38):
    Zunächst: 
    Dan­ke für den Kommentar. 
    Ansonsten: 
    Die zwangs­läu­fig ver­kürz­te Dar­stel­lung (wer liest eigent­lich soooo viel Text) macht Din­ge unscharf => siehe (?). 
    Was gemeint war: 
    Bio­lo­gisch gese­hen - nicht juri­stisch - gibt es bei den mei­sten Spe­zi­es eine Hem­mung, sei­nes­glei­chen zu ver­let­zen oder gar zu töten. Fällt die­se Hem­mung, gibt es "Grün­de", etwa Popu­la­ti­ons­druck oder Gen-Druck [Aus­wahl], die zu kan­ni­ba­li­sti­scher Ver­hal­tens­wei­se füh­ren. Wegen der Band­brei­te mensch­li­chen Ver­hal­tens woll­te ich mit dem Fra­ge­zei­chen andeu­ten, daß ich die­se Erscheinung(-en) als am äußer­sten Rand befind­lich ein­stu­fe [Bandbreite/Variation sie­he "Glocken­kur­ve n. Gauss; hier wäre extre­mer Altru­is­mus am einen Ende, Tötung von iden­ti­scher Spe­zi­es am ande­ren Ende zu sehen]. 

    Zum Zitat
    (well-orga­ni­zed) Pro­fes­sor Dum­ble­do­re says in the first Har­ry Pot­ter book: "To the well-orga­ni­zed mind, death is but the next gre­at adven­ture." Und wer weiß, woher Row­ling das hat? 

    Übri­gens: Was gibts für fünf Punkte? 

    Wieb­ke / web­site (19.01.04 22:34):
    Zwei klei­ne Anmer­kun­gen habe ich: 
    1.) Ich wür­de nicht sagen, daß ich Angst vorm Ster­ben habe. Ich hof­fe, daß ich noch lan­ge, lan­ge lebe, aber ich glau­be an ein Leben nach dem Tod und: "To the well-orga­ni­s­ed mind, death is but the next gre­at adven­ture." (Und wer weiß, woher das ist, kriegt 5 Punkte.) 
    2.) "Da ist ein Mensch (?) ange­klagt, einen ande­ren Men­schen (?) mit des­sen Ein­wil­li­gung getö­tet und dann auf­ge­ges­sen zu haben..." Etwas bedenk­lich fin­de ich, als ange­hen­de Juri­stin, ehr­lich gesagt die Fragezeichen.

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