Als ich in den frühen 70ern bei der Bundeswehr "diente", hatte ich einen Kameraden, Horst Chwalkowski [an den erinnere ich mich noch, weil er sich später, als er am Gymnasium der Rothenburger Domspatzen zu unterrichten anfing, "Schubert" nannte - und darauf bestand, daß ihn alle so nennen sollten]. Schubert behauptete: "Wir sind alle Verkäufer". Aus heutiger Sicht möchte ich anfügen: "Stimmt, aber mehr oder weniger gut!".
Gut machen es die Reiseunternehmen, wenn sie ihre Ziele anpreisen. Der durchschnittliche Tourist bekommt die Klischees geliefert, nach denen sie/er sucht, und sei es "das gut geführte Mittelklassehotel", manchmal mit erstaunlichem Ausgang [siehe dazu: Dalmatien]. Der Bildungsbürger hat Griechenland mit "Besuch antiker Stätten" - für einen kleinen Aufpreis mit deutschsprachiger Reiseleitung - im Visier, der durchschnittlich Gebildete ist mit ein paar Sehenswürdigkeiten zufrieden zu stellen, die besucht werden können wenn's mal zu kalt zum Baden ist oder man einfach wegen des Sonnenbrandes nicht noch einenTag in der Sonne liegen kann. Familien mit Kindern werden Rumänien und Bulgarien angedient: Was durch Saisonaufschlag "abgezockt" wird tut da nicht so weh, denn die Einheimischen speist man mit Beträgen ab, für die hier niemand einen (kleinen) Finger krumm machen würde. Und für den Rest gibt's in der Hochsaison sowieso nur "Ballermann" - eine Nachfolge findet sich da sicher bald - endlich "die Sau rauslassen", bis zum nächsten Morgen.
Die Touristenwellen schwappen hin- und her, aber eigentlich regelmäßig dorthin, wo's schön billig ist. Na, USA scheint nun doch in weite Ferne zu rücken, der Wechselkurs ist rückläufig, zu Ungunsten des €.
Hier bietet sich doch gleich an, auf die Zwiespältigkeit im Denken der Touristen hinzuweisen: Bush mag keiner, aber ab nach USA um billig Jeans einzukaufen, das ist "cool". Und weiter geht's nach Afrika. Baden und Schnorcheln im Roten Meer, Nilkreuzfahrt, Kenia und Safari, Nationalparks - und bloß nicht mit den Einheimischen in Kontakt kommen, es sei denn sie sind als Bedienungspersonal nützlich - da müßte man anfangen über deren Lebenssituation nachzudenken, und die ist geeignet, sogar dem dickfelligsten Ignoranten das Schaudern beizubringen. [Entschuldige, Herve, das mußte sein!]
Vielleicht ist es zuviel verlangt, nach einem Boykott der Länder zu verlangen, die sich nicht an demokratische Grundregeln halten, in denen eine kleine Oberschicht ihre Bevölkerung bestiehlt, die es nicht hinkriegen, Menschenrechte lt. UNO-Charta einzuhalten.
In diesem Zusammenhang fand ich einen Zeitungsartikel interessant, der über eine neuerliche Verhaftung eines - zugegebenermaßen ignoranten - deutschen Touristen berichtete, der einen STEIN, antik (!), nach Hause mitnehmen wollte. Abgesehen von der Dummheit, so etwas zu tun, nachdem der Fall aus Münster durch die gesamte Presse gegangen war, sieht man daran, wie z.B. in der Türkei mit Rechtsfragen umgegangen wird, wie schnell die "Obrigkeit" reagiert. Ich frage mich, wie stark der Sturm der Entrüstung in türkischen Blättern ware, wenn ähnliches hier bei uns einem türkischen Staatsbürger widerfahren würde .... man denke an die Wellen, die schon das KOPFTUCH schlägt .... der Ausgangspunkt war ja wohl das Anstellungsbegehren einer Lehrerin, die nur mit Kopftuch unterrichten wollte. Was wohl die Schüler dazu zu sagen hätten?