20.01.2004 / Bemerkungen über Touristen

Als ich in den frü­hen 70ern bei der Bun­des­wehr "dien­te", hat­te ich einen Kame­ra­den, Horst Chwal­kow­ski [an den erin­ne­re ich mich noch, weil er sich spä­ter, als er am Gym­na­si­um der Rothen­bur­ger Dom­spat­zen zu unter­rich­ten anfing, "Schu­bert" nann­te - und dar­auf bestand, daß ihn alle so nen­nen soll­ten]. Schu­bert behaup­te­te: "Wir sind alle Ver­käu­fer". Aus heu­ti­ger Sicht möch­te ich anfü­gen: "Stimmt, aber mehr oder weni­ger gut!".

Gut machen es die Rei­se­un­ter­neh­men, wenn sie ihre Zie­le anprei­sen. Der durch­schnitt­li­che Tou­rist bekommt die Kli­schees gelie­fert, nach denen sie/er sucht, und sei es "das gut geführ­te Mit­tel­klas­se­ho­tel", manch­mal mit erstaun­li­chem Aus­gang [sie­he dazu: Dal­ma­ti­en]. Der Bil­dungs­bür­ger hat Grie­chen­land mit "Besuch anti­ker Stät­ten" - für einen klei­nen Auf­preis mit deutsch­spra­chi­ger Rei­se­lei­tung - im Visier, der durch­schnitt­lich Gebil­de­te ist mit ein paar Sehens­wür­dig­kei­ten zufrie­den zu stel­len, die besucht wer­den kön­nen wenn's mal zu kalt zum Baden ist oder man ein­fach wegen des Son­nen­bran­des nicht noch einen­Tag in der Son­ne lie­gen kann. Fami­li­en mit Kin­dern wer­den Rumä­ni­en und Bul­ga­ri­en ange­dient: Was durch Sai­son­auf­schlag "abge­zockt" wird tut da nicht so weh, denn die Ein­hei­mi­schen speist man mit Beträ­gen ab, für die hier nie­mand einen (klei­nen) Fin­ger krumm machen wür­de. Und für den Rest gibt's in der Hoch­sai­son sowie­so nur "Bal­ler­mann" - eine Nach­fol­ge fin­det sich da sicher bald - end­lich "die Sau raus­las­sen", bis zum näch­sten Morgen.

Die Tou­ri­sten­wel­len schwap­pen hin- und her, aber eigent­lich regel­mä­ßig dort­hin, wo's schön bil­lig ist. Na, USA scheint nun doch in wei­te Fer­ne zu rücken, der Wech­sel­kurs ist rück­läu­fig, zu Ungun­sten des €.

Hier bie­tet sich doch gleich an, auf die Zwie­späl­tig­keit im Den­ken der Tou­ri­sten hin­zu­wei­sen: Bush mag kei­ner, aber ab nach USA um bil­lig Jeans ein­zu­kau­fen, das ist "cool". Und wei­ter geht's nach Afri­ka. Baden und Schnor­cheln im Roten Meer, Nil­kreuz­fahrt, Kenia und Safa­ri, Natio­nal­parks - und bloß nicht mit den Ein­hei­mi­schen in Kon­takt kom­men, es sei denn sie sind als Bedie­nungs­per­so­nal nütz­lich - da müß­te man anfan­gen über deren Lebens­si­tua­ti­on nach­zu­den­ken, und die ist geeig­net, sogar dem dick­fel­lig­sten Igno­ran­ten das Schau­dern bei­zu­brin­gen. [Ent­schul­di­ge, Her­ve, das muß­te sein!]

Viel­leicht ist es zuviel ver­langt, nach einem Boy­kott der Län­der zu ver­lan­gen, die sich nicht an demo­kra­ti­sche Grund­re­geln hal­ten, in denen eine klei­ne Ober­schicht ihre Bevöl­ke­rung bestiehlt, die es nicht hin­krie­gen, Men­schen­rech­te lt. UNO-Char­ta einzuhalten.

In die­sem Zusam­men­hang fand ich einen Zei­tungs­ar­ti­kel inter­es­sant, der über eine neu­er­li­che Ver­haf­tung eines - zuge­ge­be­ner­ma­ßen igno­ran­ten - deut­schen Tou­ri­sten berich­te­te, der einen STEIN, antik (!), nach Hau­se mit­neh­men woll­te. Abge­se­hen von der Dumm­heit, so etwas zu tun, nach­dem der Fall aus Mün­ster durch die gesam­te Pres­se gegan­gen war, sieht man dar­an, wie z.B. in der Tür­kei mit Rechts­fra­gen umge­gan­gen wird, wie schnell die "Obrig­keit" reagiert. Ich fra­ge mich, wie stark der Sturm der Ent­rü­stung in tür­ki­schen Blät­tern ware, wenn ähn­li­ches hier bei uns einem tür­ki­schen Staats­bür­ger wider­fah­ren wür­de .... man den­ke an die Wel­len, die schon das KOPFTUCH schlägt .... der Aus­gangs­punkt war ja wohl das Anstel­lungs­be­geh­ren einer Leh­re­rin, die nur mit Kopf­tuch unter­rich­ten woll­te. Was wohl die Schü­ler dazu zu sagen hätten?

Veröffentlicht in Leben

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