21.01.2004 / Bemerkungen über Schüler

Nein, kei­ne Angst, nicht schon wie­der PISA! Obwohl dazu eini­ges zu sagen wäre. Etwa über die lang­jäh­ri­ge "Kon­di­tio­nie­rung" von Schü­lern in Län­dern, die bes­ser abge­schnit­ten haben. "Kon­di­tio­nie­rung", was mei­ne ich? Tests, Tests, und noch­mals Tests und das von der Vor­schu­le an! Kein Wun­der also, wenn die Schü­ler, die so etwas nicht gewohnt sind, schon durch die for­ma­le Glie­de­rung der Fra­gen einen Nach­teil haben. Doch genug dar­über, sol­len sich die haupt­amt­lich mit Bil­dung befass­ten Spe­zia­li­sten die Köp­fe zer­bre­chen wie man ein bes­se­res Abschnei­den erreicht.

Schü­ler spie­geln die Struk­tur, vor allem aber die Wer­te der Gesell­schaft, denn sie ahmen im Schul­all­tag nach, was sie zu Hau­se sehen, hören und füh­len. Eltern ist oft nicht bewußt, wie genau man durch Beob­ach­tung ihres Nach­wuch­ses auf die häus­li­chen Ver­hält­nis­se schlie­ssen kann. Vor­ur­tei­le, Äng­ste, Denk­mu­ster, all das über­trägt sich auf die Schü­ler und zwar eins zu eins!

Schaut man genau hin, packt einen das Grau­sen: Rück­sichts­lo­sig­keit, man­geln­de Manie­ren, hohe Kon­flikt­be­reit­schaft ohne gewalt­freie Lösungs­mu­ster, Ellen­bo­gen­men­ta­li­tät statt Lei­stungs­wil­le, Schum­meln, Täu­schen, Trick­sen, die Liste lie­ße sich belie­big fortsetzen.

Den Schü­lern - oder soll­te ich bes­ser "Kin­dern" sagen - ist kein Vor­wurf zu machen, wohl aber der Eltern­ge­nera­ti­on. Die ist ent­rü­stet und ver­weist - mit Recht - auf ihre eige­nen Eltern. Die [jet­zi­ge] Eltern-Gene­ra­ti­on ist auf­ge­wach­sen wäh­rend ihre Eltern mit Wie­der­auf­bau, Geld­ver­die­nen und Anschaf­fun­gen beschäf­tigt waren, dazu bei­de Part­ner arbei­te­ten und sich natür­lich nicht um die Erzie­hung ihrer Kin­der küm­mern konn­ten. Die­se "Schlüs­sel­kin­der" von damals sind die Eltern der Schü­ler von heu­te. Neben­bei muß­te man sich zu die­ser Zeit "selbst ver­wirk­li­chen" und dabei stö­ren Kin­der ja bekanntlich ....

Was brau­chen wir also, um das Ruder her­um­zu­rei­ßen? Rück­kehr zu gesell­schaft­li­chen Wer­ten, die noch tief in unse­rer Bevöl­ke­rung schlum­mern - dann lösen sich viel­leicht ganz ele­gant ande­re Pro­ble­me mit, wie die des Gesund­heits­we­sens: Statt "Neh­men ist seli­ger denn Geben" mög­li­cher­wei­se "Sinn­vol­les, ver­ant­wor­tungs­be­wuß­tes Ver­hal­ten" und "Vor­beu­gen statt Hei­len" - doch das ist mor­gen The­ma, in den "Bemer­kun­gen zum Gesundheitswesen".

Kommentare

  1. 3 kom­men­ta­re wvs (21.01.04 00:51):
    Sor­ry, auf den fal­schen but­ton gedrückt, es fehl­te noch was: 

    .... und da wir seit ´45 "umer­zo­gen" wur­den, dazu gibt`s Bele­ge bei den Ame­ri­ka­nern, hat sich über Mar­ke­ting und Unter­neh­mens­kul­tur der ame­ri­ka­ni­sche Geist auch hier ein­ge­ni­stet, mit den beschrie­be­nen Ergebnissen. 

    Um das aller­dings auch zu sagen: 
    Ich konn­te dort bes­ser leben als hier, wo jeder sich über alles beschwert und nie Zufrie­den­heit einkehrt. 

    In USA gibt es - trotz aller Bezie­hungs­lo­sig­keit in Groß­städ­ten - im länd­li­chen / Klein­stadt­be­reich [macht ca. 80% aus] noch Hil­fe für die Schwa­chen, Wohl­tä­tig­keit und eine tie­fe Neu­gier auf alles, was neu und anders ist. Auch daher - das Land ist Spit­ze in der Nut­zung von Ideen, da könn­ten wir am Bei­spiel lernen. 

    Hat­te ich schon erwähnt, daß dort mein Steu­er­satz 11% [Sta­te + Fede­ral zusam­men] war? 

    wvs (21.01.04 00:28):
    Da ich drei­ein­halb Jah­re in USA [1999-2002] an einer Staats­uni­ver­si­tät unter­rich­tet habe, kann ich die State­ments 1&2 nur unter­strei­chen - wobei wir hier oft ver­ken­nen, was tat­säch­lich zu dem durch­schnitt­lich kind­lich-patrio­ti­schen Ver­hal­ten führt: Gehirn­wä­sche ab Kin­der­gar­ten­al­ter "Die Größ­ten, Besten, Klüg­sten, Erfin­dungs­reich­sten und Stärk­sten auf der Welt sind Ame­ri­ka­ner" - und die Tat­sa­che, daß immer noch [fik­tiv] der "Westen" erobert wird .... 

    Ste­phan Hoch­haus / web­site (20.01.04 23:19):
    Nanu, schon am 20. Janu­ar der Ein­trag vom 21.? Fein :-) 
    Die Eltern der jet­zi­gen Kin­der und Jugend­li­chen sind aber doch nicht die Kin­der derer, die nach dem zwei­ten Welt­krieg alles auf­ge­baut haben. Jetzt sind doch die Kin­der der 60'er (und natür­lich auch schon der 68'er!) Eltern gewor­den. Mei­ne (zuge­ge­ben recht beschränk­te) Erfah­rung zeigt mir immer wie­der, dass Kin­der (und auch vie­le Stu­die­ren­de) ein­fach kla­re Gren­zen und Richt­li­ni­en brau­chen, im Grun­de klas­si­sche Wer­te. Damit sind nicht so sehr preu­ssi­sche Sekun­där­tu­gen­den wie Pünkt­lich­keit et. al. gemeint, es geht viel­mehr dar­um zu wis­sen, was wird akzep­tiert, was nicht. Ich sehe zwei gro­ße Problemfelder: 
    1) Anony­mi­tät. Wenn heu­te Kin­der auf der Stra­ße Blöd­sinn machen, dann schau­en wir weg, rümp­fen die Nase oder wei­chen sonst­wie aus, frü­her gab es so etwas wie eine kol­lek­ti­ve Erzie­hung, da schimpf­te der Mann mit dem Spa­zier­stock und die Kin­der hör­ten auf ihn. Heu­te wird er selbst Opfer der Albern­hei­ten. Der all­ge­mei­ne Respekt ist irgend­wann ein­mal abhan­den gekom­men (kein Wun­der, wenn Kin­der ihre Eltern reden hören: "Der Leh­rer hat doch eh kei­ne Ahnung", "Mein Chef ist ein altes Arsch"). 
    2) Jugend. Unse­re Gesell­schaft baut dar­auf, dass alle Men­schen immer jung (lies: fle­xi­bel und unge­bun­den) sein müs­sen. Als Resul­tat: Es gibt kei­ne (sym­bo­li­sche) Schwel­le zum Erwach­se­nen­le­ben, Ver­ant­wor­tung über­neh­men ist Glücks­sa­che. Das äußert sich dann spä­ter in rück­sichts­lo­sem Ver­hal­ten gegen­über allem und jedem: "Wenn mei­ne Part­ner­schaft nicht klappt, pas­sen wir eben nicht zueinander." 
    Sehr emp­feh­lens­wer­tes Buch über die (ame­ri­ka­ni­sche) Gesell­schaft: Robert Bly (?): Die kind­li­che Gesellschaft.

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