Dem Internet verdanke ich die Freude, 1996 einen lange verschollenen Freund gefunden zu haben. Jahre zuvor war ich der Telekom mit BTX auf den Leim gegangen - endlose Kosten, z.B. für das hoffnungslos überteuerte Empfangsgerät, wenig Nutzen, da überwiegend vollgestopft mit einschlägigen XXX-Angeboten!
Meine Tochter hatte vom Internet gehört. Sie rechnete zwei und zwei zusammen, Telephon im Haus, Computer im Haus = Möglichkeit in´s Internet zu gehen. Sie nervte so lange, bis ich schließlich nachgab und AOL-Kunde wurde. Das war der Anfang hoher Rechnungen - sowohl von der Telekom in Minutenpreis, als auch von AOL, ebenfalls in Minuten. Monatlich kamen manchmal über 250.- DM zusammen.
Anfangs war alles noch sehr übersichtlich, und "Suchmaschinen" brauchte man noch nicht, das wurde von Diensten wie AOL - mehr schlecht als recht, wenn man es vom heutigen Zeitpunkt aus sieht - "komplett" mit angeboten. Das änderte sich aber schnell. Ebenso wie bei BTX kamen die einschlägigen Anbieter zum Zuge und versuchten das Medium zu übernehmen - was ihnen bis dato nicht gelungen zu sein scheint, denn anders als bei BTX ist die Namensgebung und -vergabe besser geregelt, "Wildwuchs" wie "AAAAAA", damit man ganz vorn in einem Verzeichnis steht, ist durch Stichwortsuche leicht zu umgehen.
Obwohl man da auch Überraschungen erleben kann: Als ich neulich unter "Falschfahrer" suchte, waren, neben dem üblichen Schrott, zwei Seiten tatsächlich zum Thema Verkehrsübertretungen, eine weitere jedoch - ganz harmlos von der Aufmachung her - schickte mir eine Seite mit pop-up und dann ging´s richtig los: ein Dutzend Fenster öffnete sich in Sekundenschnelle - natürlich alle mit einschlägigem Inhalt - und so hartnäckig immer wieder selbst erneuernd, daß schließlich nur noch abschalten half! Das sind die wenigen Momente, in denen ich mir wünsche, ich wäre in der Lage, den entsprechenden Server mit Virus oder Spam auszuschalten .
Sie erinnern sich an die erwähnte Freude, einen alten Freund wieder gefunden zu haben? Ich hatte nach einigen Versuchen herausgefunden, daß man mit Internet - weltweit - nach Personen suchen konnte [zugegeben, es war schon etwas langwieriger und nicht so zack-zack wie es hier klingt, aber wer denkt schon gern an seine "Niederlagen", die werden schnell verdrängt!]. In dem Verzeichnis einer US-Telefongesellschaft gab es die Möglichkeit, Name, Vorname und Geburtsjahr einzugeben, dann wurde eine Liste mit 18 Namen angezeigt, wohlgemerkt: Telefonnummer und Wohnadresse. Und das zu einer Zeit, als man hier zu Lande von der Auskunft nicht einmal die Rufnummer bekam, wenn man die Straße nicht benennen konnte!
Unter den erwähnten 18 Namen hatte ich die freie Auswahl, und ich entschied mich, ganz oben anzufangen und mich nach unten durchzuarbeiten: Welcher Glücksfall! Gleich der erste Angerufene war der 33 Jahre verschollene Freund. Von da an hatten Telekom und AOL viel Freude an mir, die Rechnungen gingen in astronomische Höhe - bis meine Frau vorschlug, doch lieber hin zu fliegen. Gesagt, getan und das war tatsächlich billiger!
Sie hatten von der Überschrift her vielleicht etwas anderes als Inhalt vermutet. Meine Einschätzung daher in Kürze: Wenn es gelingt,
• das Medium von Einflüssen übereifriger Datensammler und Schnüffler frei zu halten,
• den Mißbrauch einzuschränken (z.B. Spam),
• noch mehr Menschen den Zugang zu ermöglichen,
• die Qualität der Suchergebnisse zu verbessern,
• Quellen "frei" zugänglich zu halten,
dann ist das Internet - zusammen mit der Möglichkeit, email in Sekunden um die Welt zu schicken - ein wahrer Segen, bringt es doch Information und Wissen auch in den entlegensten Winkel der Erde, nahezu unabhängig vom jeweils herrschenden System.