Parteien haben einen "Grundgesetzlichen Auftrag". Aber irgendwie ist der seit Gründung unserer Republik verloren gegangen. Vielleicht ist diese Entfernung von der Basis der Grund für den Niedergang - alle Parteien haben Mitglieder verloren. Mancher Enttäuschte ist zu Splittergruppen übergelaufen, nur um dann festzustellen, wie platt auch deren Streben ist.
In den letzten Jahren kommt es zu einem nahezu exponentiellen Schwund, der sich unter anderem auch in den Umfragen deutlich beobachten läßt. Gleichzeitig reduzieren sich Parteien auf wenige KÖPFE. Aushängeschilder im wahren Sinne des Wortes, denn auch die Botschaften werden auf wenige Worte zusammengeschmolzen. Die Programme, vielfach gedruckt und bereit gelesen zu werden, intressieren schon lange kaum jemanden. Da nimmt der Büger lieber den neuen Flyer von Aldi.
Hier könnte eine der Ursachen liegen, warum sich die Menschen von der Politik und ihren Repräsentanten entfremden: Statt Überzeugung werden Schlagworte geboten. Keine Erklärungen für die zugegebener Maßen schwierigen Probleme der Zeit, wohl auch, weil mancher Politiker selbst überfordert ist. Das geht einher mit einer größer werdenden Zahl von externen Beratern, die einfach nötig sind, um einen Pfad durch das Dickicht der Komplexität zu schlagen.
Deswegen ist das Geschrei um Berater eigentlich unverständlich, ´mal abgesehen von denen, die angetreten sind, das Image der BA aufzupolieren. Roland Berger hätte besser daran getan, gerade diesen Auftrag abzulehnen, weil abzusehen war, daß sich an diesem miserablen Erscheinungsbild auch mit ausgefeilten Methoden nichts mehr verbessern ließ. Ich gehöre - wie Sie sehen - auch zu denen, die es befürworten die BA aufzulösen.
Nachdem unsere derzeitige Führungsriege sich entschlossen hat, wieder einmal das Pferd verkehrt herum aufzuzäumen, indem sie die Bürger schröpft und internationale Unternehmen die Gewinne ins Ausland verschieben läßt frage ich:
Wäre es nicht besser gewesen, zunächst eine Steuerreform - nein, besser, eine Steuervereinfachung - zu machen und dann erst an die sozialen Systeme heran zu gehen? Das Verständnis wäre sicher da gewesen, wenn die meisten erst ´mal mehr Geld übrig gehabt hätten, um dann davon einen Teil wieder für allgemeine, soziale Versorgung herzugeben. Leider gibt es - soweit meine Recherche richtig ist - zwar genügend Sozialarbeiter und Sonderschullehrer, auch einige Juristen, aber keine Psychologen in Regierungsfunktion. Das ´wär doch ´mal ein Beratungsauftrag!
"Das Image ist alles, der Inhalt kann warten", so textete der Moderator in meiner Lieblingssendung POLYLUX - aber wie lange noch, bevor wir Wahlquoten wie in USA haben [65% der Bevölkerung in Wahllisten eingetragen, davon wählen 50%, tatsächlich wählen also nur ca. 33% aller Wahlberechtigten! Herr Bush ist demnach von ca. 16% der US-Bevölkerung gewählt worden.].
Ob Herr Müntefering (?) das Ruder herumreißen kann? Als "Macher" und "Überzeuger" ist er wohl überfordert, da gilt wohl eher "Zuchtmeister" oder "Vorbeter", denn dazu braucht man nur die ganz normalen Phrasen, die selbst der ungeschickteste Politiker nach 30 Jahren einstudiert haben sollte. Und der "demontierte" Kanzler? Hat jetzt Zeit, braucht nicht mehr mit überhöhter Geschwindigkeit nach Berlin zu düsen - oder düsen zu lassen. Wird dadurch "die Partei" besser? Auch hier wohl besser ein klares NEIN!
Sind die anderen Parteien besser? JEIN, denn die fähigen Leute mit guten, zukunftsweisenden Ideen - wie z. B. Merz - werden von der mittelmäßigen Mitte und gewählt-werden-wollenden Spitze zurückgepfiffen oder kaltgestellt, und dafür zahlen wir jeder dieser Parteien Jahr für Jahr erkleckliche Beträge für ihren verfassungsmäßigen Beitrag im Staatswesen. Eben diese Parteien haben lange gebraucht, z. B. die Bedeutung der Gentechnik für die Wirtschaft in Deutschland zu erkennen. Bleibt zu hoffen, daß sich hier ein Wandel einstellt.
Nachtrag:
Am 29.02.2004 in der Hamburg-Wahl gewann Ole von Beust (CDU) mit dem höchsten Stimmenzuwachs seit Gründung der BRD. An sich ein erfreuliches Ergebnis - Nur leider wieder ein Beispiel, daß nicht Inhalte, sondern Image siegt.
Da gäbe ... es doch einen sehr einfachen Weg – in eine Partei eintreten, sich dort profilieren und dann als Kandidat aufstellen lassen, gewählt werden und schließlich diese Aussagen verwirklichen.
Können Sie ....
allen Ernstes - nach der gründlichen Lektüre des vorstehenden Beitrags - annehmen, ich hätte auch nur die geringste Chance ohne "Stromlinienform", erzeugt durch jahrelanges Abschleifen der Ecken und Kanten, in einer der "etablierten" Parteien soweit zu kommen, daß ich Einfluß auf deren Politik hätte?
Ebenfalls allen Ernstes Ja. Beginnen sie mal im Gemeinderat, nicht so weit "oben".