Kühe mit drei Köpfen, Menschen mit sechs Armen, Insekten groß wie Tauben - das Horrorszenario ließe sich fortsetzen. Alles vermeintliche Folgen der Gentechnik, so kann man lesen. Was ist davon zu halten?
Es ist sicher richtig, daß Gefahren in jeder Technik liegen. Auch in der Gentechnik. Aber Deutschland ist das einzige Land, in dem Meinung vor Information geht. Zu viele allwissende Fachleute nutzen die Unwissenheit, die unser Schulsystem hinterläßt, um Stimmung zu machen - ohne wirklich Wissen zu verbreiten. Bedauerlich ist also nicht, was sie sagen, sondern daß sie die Schwächen anderer schamlos ausnutzen.
Unter Gentechnik verbergen sich mehrere Verfahren, einige völlig ungefährlich, andere beherrschbar gefährlich. Es kommt darauf an, den Fachleuten die Auswahl des Verfahrens zu überlassen. Warum? Weil doch wohl niemand ernsthaft glauben kann, daß diese Menschen sich selbst gefährden!
Nehmen wir als erstes das KLONEN. Es ist ein Prozeß, bei dem nichts anderes gemacht wird, als bereits vorhandenes biologisches Erbmaterial neu zusammenzustellen. Kerne aus einer Zelle werden in eine andere Zelle übertragen - das war´s. Etwas so, als ob man einen LEGO-Bausatz für eine Burg dazu benutzt stattdessen ein Hochhaus zu bauen. Was herauskommt ist natürlich etwas, das "biologisch" nicht entstanden wäre - aber sagen Sie selbst: Kommt Ihnen das besonders gefährlich vor?
Anders ist es schon bei der NEUKOMBINATION von einzelnen Eigenschaften von Lebewesen, die von den GENEN bestimmt werden. Gene sind Abschnitte auf der DNS, Desoxyribonucleinsäure [im englischen Sprachraum heißt DNS DesoxyriboNucleicAcid], die diese Eigenschaften festlegen. Man kann sie "herausschneiden" und in fremde Lebewesen einsetzen, um diesen exakt diese Eigenschaften zu geben. Das wird z. B. gemacht, um in bestimmten Pflanzen Abwehrstoffe zu erzeugen, die Insekten abwehren. Dadurch spart man erstens giftige Pflanzenschutzmittel, zweitens Geld und drittens Zeit. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wieso das gefährlch sein soll, da die eingepflanzten Gene nicht in das menschliche Erbgut übergehen können. Wer etwas anderes behauptet lügt!
Wenn man nämlich eine solche Pflanze ißt, werden die Zellen in kleinste Bausteine zerlegt - dem menschlichen Verdauungssystem ist es egal woher die stammen - aufgenommen werden solche Stoffe aber nur als eben diese "kleinsten" Bausteine, die nicht in der Lage sind irgendeine Veränderung bei uns hervorzurufen.
Wichtiger ist da schon die Sorge, die Information könnte auf andere Pflanzen übertragen werden. Das ist sicher möglich. Doch sind die Folgen gefährlich? Für die betroffenen Fraßfeinde schon, denn sie werden immer weniger zu fressen finden. Es gibt aber nur wenige Tiere, die nur eine einzige Nahrungsquelle nutzen - meist finden sie einen Ersatz und können, vielleicht in verringerter Zahl, überleben. Ein paar weniger Individuen einer Schädlingsart scheinen mir noch nicht das Geschrei zu rechtfertigen, das von bestimmten Kreisen hierzu angestimmt wird.
Besonders geheimnisvoll erscheint vielen Menschen die dritte Form, die, zugegeben, wirkliche Gefahren in sich trägt: Man pflanzt bestimmte Eigenschaften in Viren ein, die ihrerseits Bakterien infizieren, um sie dann dazu zu bewegen, vom Menschen gewünschte Stoffe zu produzieren. Das nutzt man um z. B. Arzneimittel oder andere natürliche Stoffe zu erzeugen, deren Menge in der Natur begrenzt ist und die somit nicht allen Menschen zur Verfügung stünde oder so teuer wäre, daß sich nur die Wenigsten eine Therapie leisten könnten. Hierunter fällt eine "gentechnisch" erzeugte Substanz aus USA, die in der Lage ist, eine fortgeschrittene Arthrose so zu verändern, daß Schmerzen reduziert werden und der Verlauf verlangsamt wird.
Solche genveränderten Bakterien sind deswegen gefährlich, weil es - anders als bei höheren Lebewesen - zu einem "ungeschlechtlichen" Austausch von Erbinformation zu anderen Bakterien kommen kann, dadurch daß diese sich einfach nahe kommen.
Aber:
Solche Veränderungen werden nur an Bakterien vorgenommen, die dem Menschen nicht gefährlich werden können, da sie von unserem System als fremd erkannt und abgetötet werden. Zudem sind mehrere Sicherheitsschleusen vorhanden, die verhindern, daß solch ein Bakterium "ausbüchst". Fazit: Auch hier zwar vordergründig Gefahr, aber gleichzeitig Entwarnung, da alle Vorsorge getroffen ist, eine Verbreitung zu verhindern.
Und wenn doch einmal eins entkommt? Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich einschleichen und vermehren kann ist 1:1.000.000! Das läßt mich ruhig schlafen.
Anders als der immer häufiger werdende Gebrauch des Wortes "FAKT", über das ich morgen in Bemerkungen zum Modewort "Fakt" berichten werde. Ich wünsche Ihnen eine tollen Mittwoch.
Nachtrag vom 13. Mai 2004:
Lesen sie HIER kurz und knapp weitere Informationen zum Thema.