Was unterdrückte Triebe so anrichten ....



" .. Der Begriff "Sexu­el­le Revo­lu­ti­on" geht auf den Psy­cho­ana­ly­ti­ker Wil­helm Reich zurück. ..
 
  Nach Reichs Auf­fas­sung brin­gen Dop­pel­mo­ral und Unter­drückung der vita­len sexu­el­len Trie­be Per­sön­lich­keits­de­for­ma­tio­nen mit sich und füh­ren so zu Aggres­si­on und Fru­stra­ti­on, wel­che ver­drängt wür­den und sich oft in Lust an Herr­schaft und Hier­ar­chie ein Ven­til schaf­fen müssten.
 
Reich war
(auch) der Ansicht, dass eine Befrei­ung der Sexua­li­tät eine fried­li­che Ver­än­de­rung der gesell­schaft­li­chen Struk­tu­ren mit sich brin­gen wür­de, eine gewalt­freie Revo­lu­ti­on. Men­schen, die in befrie­di­gen­den sexu­el­len Zusam­men­hän­gen leben, las­sen sich nicht so bereit­wil­lig wie sexu­ell Fru­strier­te in Herr­schafts­struk­tu­ren ein­bin­den oder zu Gewalt­ta­ten mobilisieren. .. "

[Zitat / Text-Kopie von MMs Senf]

Den Ver­dacht hat­te ich ja schon frü­her - hier bestä­tigt sich nun mein Vor­ur­teil: Ver­klemm­te oder unter­drück­te Sexua­li­tät sind (min­de­stens ein wich­ti­ger) Grund für Herrsch­sucht und Aggres­si­on .... so wird deut­lich, war­um bestimm­te Frau­en- und Män­ner­ty­pen in den Füh­rungs­eta­gen vorherrschen ....

Wäre der Umkehr­schluß zuläs­sig, daß Men­schen mit aus­ge­li­che­nem Sexu­al­le­ben weder nach Amt & Wür­den stre­ben, noch dazu nei­gen ande­re zu ernied­ri­gen und ins­ge­samt - schlicht gespro­chen - ver­träg­lich und krea­tiv sind?

Kommentare

  1. Zustim­mung, aber ... Ich habe "mei­nen" Reich in den Stu­den­ten­ta­gen gele­sen und war hun­dert­pro­zen­tig von sei­nen The­sen über­zeugt. Es hat auch alles sehr gut zusam­men­ge­passt, spä­ter kam dann noch Eli­as Canet­ti mit Mas­se und Macht dazu. Die Ver­fol­gung Reichs unter der McCar­thy-Ära pass­te eben­falls in das Bild.
    Dazu kommt noch die Stel­lung der katho­li­schen Kir­che zur Sexua­li­tät, wo der Ver­un­si­che­rungs- und Unter­drückungs­ge­dan­ke beson­ders stark sicht­bar wird.
    Mein "aber" bezieht sich aber auf die Per­so­nen in Füh­rungs­eta­gen. Es mag sein, dass bestimm­te Typen leich­ter nach oben kom­men. Es trifft aber auch zu, dass die, wel­che es geschafft haben, ihr Ver­hal­ten ändern. (Zumin­dest eine Mehr­zahl der­je­ni­gen) Sie begin­nen sich mit der Macht zu arran­gie­ren und das führt zwangs­wei­se zu einer Ver­än­de­rung und zum Ein­satz repres­si­ver Metho­den. Ihre sexu­el­len Prä­fe­ren­zen, neh­me ich ein­mal an, wer­den sich dann ver­mut­lich auch umstel­len. Das "aber" gilt also nur für einen klei­nen Teil, der nicht bereits von Reichs The­sen erfasst ist. Die Kau­sa­li­tät war­um bestimm­te Typen vor­herr­schen, umfasst noch mehr Gründe.
    Übri­gens ist Reich heu­te kaum mehr so "in" wie vor 35 Jah­ren, obwohl die sexu­el­le Befrei­ung lan­ge nicht das an Ergeb­nis­sen gebracht hat, wel­che man aus sei­nen Wer­ken zie­hen hät­te können.

    1. Ich neh­me ein­mal drei Argu­men­te her­aus .... und ver­su­che, dar­an anzu­knüp­fen und mei­ne Auf­fas­sung zu ver­deut­li­chen - natür­lich sind die­se Hin­wei­se von mei­ner Grund­stim­mung bein­flußt- und die ist hin­sicht­lich bestimm­ter Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten aus Erfah­rung (!) eher nega­tiv geprägt. Was aber bestimmt nicht hei­ßen soll, daß ich ALLE Füh­ren­den in einen Topf werfe ....

      " .. Sie begin­nen sich mit der Macht zu arran­gie­ren und das führt zwangs­wei­se zu einer Ver­än­de­rung und zum Ein­satz repres­si­ver Methoden. .. "
      Wider­spruch! "zwangs­läu­fig" ist nicht kor­rekt, es ist viel­mehr eine ledig­lich ver­meint­li­che Not­wen­dig­keit - oft geprägt durch Vor­bil­der aus den ange­streb­ten Hier­ar­chie­stu­fen. Die cha­rak­ter­li­che Eig­nung zum "Füh­ren" soll­te m.E. auch um eine Kom­po­nen­te erwei­tert wer­den: Die Fähig­keit, sich in "Unter­ge­be­ne" hin­ein­zu­den­ken und dadurch zu anti­zi­pie­ren, wel­che Maß­nah­men mit­ge­tra­gen wer­den - und wel­che eben nicht (für die braucht es dann beson­de­ren Argu­men­ta­ti­ons­auf­wand zur Durch­set­zung, sofern nicht aus Mtar­bei­ter­rei­he alter­na­ti­ve Lösun­gen vor­ge­schla­gen werden). 

      " .. Ihre sexu­el­len Prä­fe­ren­zen, neh­me ich ein­mal an, wer­den sich dann ver­mut­lich auch umstel­len. Das "aber" gilt also nur für einen klei­nen Teil, der nicht bereits von Reichs The­sen erfasst ist. .. "
      Macht zieht an, weil damit eine (außer­or­dent­lich frag­wür­di­ge, da unbe­grün­de­te) Auf­wer­tung im gesell­schaft­li­chen Sin­ne ver­bun­den ist - bei uns! Andern­orts gibt es die­se Kau­sa­li­tät nicht, wes­we­gen das Arbei­ten in sol­cher­art gepräg­ter Umge­bung erheb­lich stress­frei­er ist ....

      " .. Die Kau­sa­li­tät war­um bestimm­te Typen vor­herr­schen, umfasst noch mehr Gründe. .. "
      Wie in vie­len Fäl­len ist auch hier nur ein Schlag­licht gewor­fen - im Schat­ten des­sen sich vie­le wei­te­re Vari­an­ten nur sche­men­haft andeuten .... 

      Zusam­men­fas­send bin ich über­zeugt, daß vor allem die empa­thi­sche Qua­li­tät aus­schlag­ge­bend ist: 
      Wer kein 'See­len­le­ben' (= Sexu­al­le­ben?) hat, wird ande­ren Men­schen leich­ter übel mit­spie­len - weil sie/er nicht erkennt (erken­nen kann?) womit Men­schen zu moti­vie­ren sind - und womit eben nicht!

    2. ad 1) ob zwangs­wei­se oder ver­meint­lich zutrifft, ist für mich nicht mehr rele­vant. Allein der Umstand, dass die Umstel­lung zutrifft, ist aus­rei­chend. Aber mit zwangs­wei­se habe ich eigent­lich eher "sta­ti­sti­sche Häu­fung", also in der Regel, gemeint.

      ad 2) Ich glau­be, dass Du das zu idea­li­stisch siehst. Macht ist eine Kate­go­rie, die an sich anzieht. Das ist schon in der Tier­welt so, dass sich die Weib­chen zum stärk­sten Männ­chen hin­ge­zo­gen füh­len. Schließ­lich kann er am besten ver­tei­di­gen. Der Ata­vis­mus schlägt auch dann durch, wenn die Männ­chen schon längst nicht mehr eine Ver­tei­di­gungs­auf­ga­be über­neh­men würden.

      ad 3) Sexu­al­le­ben wür­de ich nicht mit See­len­le­ben gleich­set­zen wol­len. Über das "Übel-Mit­spie­len" gibt es über­dies schon eine Rei­he von Expe­ri­men­ten, die den Men­schen mit oder ohne Sexu­al­le­ben mies aus­se­hen las­sen. Aller­dings fehlt mir momen­tan die Quel­le dazu. Die habe ich irgend­wo zuhau­se notiert.

    3. ad 1)
      Eine sta­ti­sti­sche Häu­fung mag ich gern glau­ben, allein: 
      Es besteht doch die Grund­tat­sa­che der Ent­frem­dung von der Mit­ar­bei­ter­ebe­ne wei­ter .... um Ände­run­gen her­bei­zu­füh­ren reicht es dem­nach nicht, das Ergeb­nis allei­ne zu betrach­ten - Ände­run­gen bedür­fen einer Ursa­chen­ana­ly­se, damit gezielt vor­ge­gan­gen wer­den kann .... anders aus­ge­drückt bedeu­tet das: 
      Mit zuneh­men­der Ent­fer­nung von der unter­sten Ebe­ne geht - bedau­er­li­cher­wei­se - die Sicht aus die­ser Ebe­ne ver­lo­ren .... wer sich als Füh­rungs­kraft aber noch erin­nern kann, wel­che Bedürf­nis­se und Vor­stel­lun­gen sie/er dort hat­te wird sicher bes­ser zu füh­ren imstan­de sein. 

      ad 2)
      Die 'Stär­ke' im bio­lo­gi­schen Sinn ist nie indi­vi­du­ell zu sehen - weil 'Art­erhal­tung' nicht das Indi­vi­du­um, son­dern die gesam­te Popu­la­ti­on einer Art betrifft .... wir Men­schen rüh­men uns doch gera­de der (nur ver­meint­li­chen? - dann hät­test Du recht!) Tat­sa­che, daß wir und durch Gei­stes­kraft aus der ani­ma­li­schen Ebe­ne herausheben ....

      ad 3)
      Die Grund­be­dürf­nis­se - kör­per­li­che Grund­be­dürf­nis­se sind:

      • Atmung (sau­be­re Luft); 
      • Wär­me (Klei­dung);
      • Trin­ken (sau­be­res Trinkwasser); 
      • Essen (gesun­de Nahrung); 
      • Schlaf (Ruhe, Entspannung); 
      • Sexualität. 

      Sie alle sind eine Not­wen­dig­keit. Ihr Ent­zug führt zu see­li­schen Stö­run­gen - und ich hat­te 'See­len­le­ben' absicht­lich in Klam­mern gesetzt, weil ich auch der Mei­nung bin, daß sich bei­de bedin­gen, aber nicht deckungs­gleich sind ....

    4. Ich kann durch­aus zustim­men ... "wir Men­schen rüh­men uns doch gera­de der (nur ver­meint­li­chen? - dann hät­test Du recht!) Tat­sa­che, daß wir und durch Gei­stes­kraft aus der ani­ma­li­schen Ebe­ne herausheben ...."
      Das scheint ja nicht ganz zu funk­tio­nie­ren. Im Auto habe ich gera­de den Schluß einer Salz­bur­ger Betrach­tung über die "Nacht­sei­te der Ver­nunft" gehört.
      Irgend­wie hat mich das nicht bestärkt, dass wir uns zu Recht rühmen...

      P.S.
      Gera­de fin­de ich das: http://conalma.twoday.net/stories/4209203/
      ist doch Was­ser auf mei­ne Müh­len. Macht, phy­si­sche Stär­ke, den ande­ren tot schie­ßen kön­nen, das zieht an ...

    5. Bedau­er­lich .... zwar, daß wir so nega­tiv den­ken - und von der Wirk­lich­keit dabei noch über­trof­fen werden ...!
      Ande­rer­seits aber auch posi­tiv, denn der Wirk­lich­keit ins Auge sehen heißt auf sie vor­be­rei­tet zu sein ....

  2. Klar! Da gibt es kei­nen Zwei­fel, Men­schen die ent­spannt und gelas­sen sind sind weni­ger aggres­siv und fru­striert. Sie freu­en sich an ihrem Dasein und gön­nen auch ande­ren Erfolg und Zufriedenheit. 
    Das klappt bei den Bono­bos auch ganz pri­ma, da schläft auch jeder mit jedem, um Span­nun­gen inner­halb der Grup­pe zu vermeiden. ;-)
    Aber wer wür­de da noch Waf­fen kau­fen und Krie­ge füh­ren wollen?
    Eine gan­ze Indu­strie wür­de plei­te gehen.....

    1. Du stellst fest: .... Ent­spannt & gelas­sen => weni­ger aggres­siv & frustriert ....

      Da stim­me ich zu - obwohl auch hier eine Rück­wärts­be­zie­hung zu unter­stel­len ist:

      Ent­spannt & gelas­sen <= => weni­ger aggres­siv & frustriert ....

      Aggres­si­ve und fru­strier­te Men­schen wir­ken absto­ßend - wer woll­te sich schon mit ihnen abgeben? 

      Was aber die Bono­bos angeht glau­be ich eher an eine evo­lu­tio­nä­re Grund­ei­gen­schaft: Mehr Sexu­al­part­ner füh­ren zu einer bes­se­ren Durch­mi­schung des Gen­pools - das ist ein unschlag­ba­rer Überlebensvorteil .... 

      (Sie­he:
      Inzucht in Gebirgstälern 
      = Her­vor­bre­chen schlech­ter gene­ti­scher Eigenschaften ....)

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