Ich habe es nicht glauben wollen - aber es gibt tatsächlich viel mehr Menschen die ihr Leben nicht ohne fremde Hilfe gestalten können als ich je annahm. Sie sind nicht in der Lage allein selbst einfache Arbeiten zu verrichten. Nur mit Hilfe von Anderen bringen sie Aufgaben von höherer Komplexität zuende.
Die sogenannte "Schwarmintelligenz" erst ermöglicht es so manchen Zeitgenossen überhaupt sinnvoll zu handeln - alleine wären sie völlig unfähig sich zu behaupten. Insoweit sind "Ehe", "Nachbarschaftshilfe", "soziales Verhalten" und "Subsidiarität" als "dringende Bedürfnisse" einzustufen.
Das Mißtrauen solcher Menschen richtet sich entsprechend gegen Alle, die diesem Muster nicht entsprechen - wer also in der Lage ist ohne fremde Hilfe Arbeiten zu planen und zu vollenden fällt aus dem Handlungsmuster und wird argwöhnisch als "Außenseiter", "fremd" und "nicht zugehörig" betrachtet.
Viele Männer wären ohne Hilfe ihrer Partnerinnen nicht lebensfähig, weil sie weder etwas Vernünftiges zu essen bekämen, noch frische Wäsche hätten oder mit ihrem Geld auskämen - das übernehmen die Frauen für sie. Als Gegenleistung werden Schutz und Auskommen angeboten.
Der soziale Zusammenhalt als "Großfamilie", so wie er früher einmal war, ist demzufolge offenbar eine Notwendigkeit, nicht reiner Zufall gewesen. Durch die vermehrte Auflösung solcher Strukturen nehmen die Sozialbindungen ab und die Zahl der orientierungslosen, lebensuntüchtigen Personen steigt - wenn sie nicht Rückhalt durch Nachbarschaft, Verein oder Glaubensgemeinschaft haben. Insoweit stellt sich die Frage, ob die vielgepriesene "moderne Lebensart" tatsächlich ein Fortschritt ist.