Dilettantismus³

Im Ori­gi­nal (der Pres­se­mel­dung des MPI) steht:

" .. Die aktu­el­le Stu­die ver­bes­sert unser Ver­ständ­nis von psych­ia­tri­schen Erkran­kun­gen als Fol­ge der Inter­ak­ti­on von Umwelt- und gene­ti­schen Fak­to­ren. Die Ergeb­nis­se wer­den hel­fen, Men­schen indi­vi­dua­li­siert zu behan­deln, bei denen vor allem eine Trau­ma­ti­sie­rung in frü­her Jugend das Erkran­kungs­ri­si­ko erheb­lich ver­grö­ßert hat .. "

Dar­aus wird im "Inno­va­ti­ons­re­port":

" .. MPI-For­scher Tor­sten Klen­gel: "Trau­ma­ta im Kin­des­al­ter hin­ter­las­sen je nach gene­ti­scher Ver­an­la­gung dau­er­haf­te Spu­ren auf der DNA: Epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen im FKBP5-Gen ver­stär­ken des­sen Wir­kung. Die mut­maß­li­che Kon­se­quenz ist eine anhal­ten­de Fehl­steue­rung der Stress-Hor­mo­n­ach­se bei Betrof­fe­nen, die in einer psych­ia­tri­schen Erkran­kung enden kann.

Ent­schei­dend für das kind­li­che Trau­ma­op­fer ist aber, dass die Stress-indu­zier­ten epi­ge­ne­ti­schen Ver­än­de­run­gen nur dann auf­tre­ten, wenn es auch die­se spe­zi­el­le DNA-Sequenz besitzt .. "

Wir kön­nen also zusammenfassen:

  1. Die Stu­die wur­de in Afri­ka an Afri­ka­nern durch­ge­führt. Da Afri­ka­ner eine von Euro­pä­ern und Asia­ten ver­schie­de­ne gene­ti­sche Aus­stat­tung haben sind Ergeb­nis­se nie direkt übertragbar;
  2. Vor­aus­set­zung für eine Ver­än­de­rung ist das Vor­han­den­sein eines bestimm­ten Gens in einer spe­zi­el­len DNA-Sequenz gespei­chert - die nur eine klei­ne, in der Stu­die nicht näher bestimm­te, Zahl von Per­so­nen über­haupt besitzt.
  3. Bei Erwach­se­nen wer­den kei­ne Ver­än­de­run­gen indu­ziert. Sie sind nur dann nach­ge­wie­sen, wenn bereits sehr früh ein Trau­ma vor­han­den war; auch hier kei­ne objek­ti­ven Zah­len­an­ga­ben, die Autoren blei­ben vage.
  4. Selbst die Zusam­men­fas­sung spricht in der Mög­lich­keits­form - schränkt sich also selbst in der Aus­sa­ge­kraft ein.

Im soge­nann­ten "Depri-Blog" wird dann - nach der alten Metho­de "Stil­le Post" - ein Misch­masch aus Mei­nung, Hören­sa­gen, Fak­ten und grund­le­gend man­gel­haf­tem Wis­sen bezüg­lich Hirn­funk­tio­nen und der Psyche:

" .. Dabei hat man fest­ge­stellt, dass Mob­bing und Miss­hand­lun­gen im Kin­des­al­ter Aus­wir­kung auf die Struk­tur eines bestimm­ten Gens hat, der für die Regu­lie­rung von Stim­mun­gen ver­ant­wort­lich ist. Dies stelll­ten kana­di­sche Medi­zi­ner vom Hopi­tal Lou­is-H. Lafon­taine in einer Stu­die fest. Das Risi­ko im Erwach­se­nen­al­ter zu erkran­ken, ist dann um eini­ges höher. Hoher Stress führt zur dau­er­haf­ten Ver­än­de­rung der äuße­ren Struk­tur eines Gens .. "

Da stimmt schon erst­mal nicht, daß es nicht "der Gen" son­dern "das Gen" heißt, aber das ist nur eine Neben­säch­lich­keit - es wird völ­lig unter­schla­gen, daß die Erkran­kung nicht sicher und nicht in jedem Fall auf­tritt, zudem das unter­such­te Kol­lek­tiv aus Afri­ka­nern bestand. Gene haben natür­lich eine 'äuße­re Struk­tur' - auf die kommt es aber gera­de nicht an, wich­tig ist die DNA-Sequenz, die 'inne­re Struk­tur' aus Basenpaaren.

Ein wei­te­res Bei­spiel wie Wis­sen­schaft nicht ver­stan­den und dann völ­lig fehl­in­ter­pre­tiert wird. Der Wunsch ist da Vater des Gedan­kens - da kann das biß­chen Unsi­cher­heit in der Aus­sa­ge schlicht­weg ver­nach­läs­sigt wer­den. Von "Mob­bing" war in der Stu­die nicht die Rede, son­dern von "Trau­ma", schwe­rer see­li­scher Beeinflussung.