Im Original (der Pressemeldung des MPI) steht:
" .. Die aktuelle Studie verbessert unser Verständnis von psychiatrischen Erkrankungen als Folge der Interaktion von Umwelt- und genetischen Faktoren. Die Ergebnisse werden helfen, Menschen individualisiert zu behandeln, bei denen vor allem eine Traumatisierung in früher Jugend das Erkrankungsrisiko erheblich vergrößert hat .. "
Daraus wird im "Innovationsreport":
" .. MPI-Forscher Torsten Klengel: "Traumata im Kindesalter hinterlassen je nach genetischer Veranlagung dauerhafte Spuren auf der DNA: Epigenetische Veränderungen im FKBP5-Gen verstärken dessen Wirkung. Die mutmaßliche Konsequenz ist eine anhaltende Fehlsteuerung der Stress-Hormonachse bei Betroffenen, die in einer psychiatrischen Erkrankung enden kann.
Entscheidend für das kindliche Traumaopfer ist aber, dass die Stress-induzierten epigenetischen Veränderungen nur dann auftreten, wenn es auch diese spezielle DNA-Sequenz besitzt .. "
Wir können also zusammenfassen:
- Die Studie wurde in Afrika an Afrikanern durchgeführt. Da Afrikaner eine von Europäern und Asiaten verschiedene genetische Ausstattung haben sind Ergebnisse nie direkt übertragbar;
- Voraussetzung für eine Veränderung ist das Vorhandensein eines bestimmten Gens in einer speziellen DNA-Sequenz gespeichert - die nur eine kleine, in der Studie nicht näher bestimmte, Zahl von Personen überhaupt besitzt.
- Bei Erwachsenen werden keine Veränderungen induziert. Sie sind nur dann nachgewiesen, wenn bereits sehr früh ein Trauma vorhanden war; auch hier keine objektiven Zahlenangaben, die Autoren bleiben vage.
- Selbst die Zusammenfassung spricht in der Möglichkeitsform - schränkt sich also selbst in der Aussagekraft ein.
Im sogenannten "Depri-Blog" wird dann - nach der alten Methode "Stille Post" - ein Mischmasch aus Meinung, Hörensagen, Fakten und grundlegend mangelhaftem Wissen bezüglich Hirnfunktionen und der Psyche:
" .. Dabei hat man festgestellt, dass Mobbing und Misshandlungen im Kindesalter Auswirkung auf die Struktur eines bestimmten Gens hat, der für die Regulierung von Stimmungen verantwortlich ist. Dies stelllten kanadische Mediziner vom Hopital Louis-H. Lafontaine in einer Studie fest. Das Risiko im Erwachsenenalter zu erkranken, ist dann um einiges höher. Hoher Stress führt zur dauerhaften Veränderung der äußeren Struktur eines Gens .. "
Da stimmt schon erstmal nicht, daß es nicht "der Gen" sondern "das Gen" heißt, aber das ist nur eine Nebensächlichkeit - es wird völlig unterschlagen, daß die Erkrankung nicht sicher und nicht in jedem Fall auftritt, zudem das untersuchte Kollektiv aus Afrikanern bestand. Gene haben natürlich eine 'äußere Struktur' - auf die kommt es aber gerade nicht an, wichtig ist die DNA-Sequenz, die 'innere Struktur' aus Basenpaaren.
Ein weiteres Beispiel wie Wissenschaft nicht verstanden und dann völlig fehlinterpretiert wird. Der Wunsch ist da Vater des Gedankens - da kann das bißchen Unsicherheit in der Aussage schlichtweg vernachlässigt werden. Von "Mobbing" war in der Studie nicht die Rede, sondern von "Trauma", schwerer seelischer Beeinflussung.