Nachdem die Stellungnahmen der bisher benannten Beteiligten im Internet verfügbar sind habe ich mich daran gemacht sie sämtlich zu lesen - 'zu lesen' bedeutet: Von Anfang bis Ende, einschließlich etwaiger Verweise (Links) auf frühere Stellungnahmen ....
Das hat zwar Zeit gekostet, war aber sehr aufschlußreich. Die Fachverbände und Fachgutachter (Internet & Recht) stellen im wesentlichen das als änderungsbedürftig und 'mit der heißen Nadel gestickt' dar, was von den 'Aktivisten' angeprangert wird. Ich schenke mir eine Wiederholung, die Argumente sind bekannt. Hier eine kurze Charakterisierung:
BITKOM [Ablehnung - mit Vorschlägen zur Verbesserung in technischer und rechtlicher Sicht.]
DIHK [Kurze, präzise und sachkundige Darstellung der Mängel des Gesetzentwurfes aus Sicht der Durchführbarkeit und Struktur.]
ECO [weist - mit außerordentlichem Befremden (!) - auf Diskrepanzen zwischen den bei den früheren Verhandlungen festgelegten Regelungen und dann dazu völlig unterschiedlich festgeschriebenen Maßnahmen und Vorgaben des vorliegenden Textes hin.]
Dr. Korinna Kuhnen [Informierte, aber super vorsichtig ausgedrückte Infragestellung von Teilen des Gesetzesvorhabens; ich glaube zwischen den Zeilen eine Ablehnung zu erkennen, die aber wohl aus Vorsicht (mit dem Gedanken an die weitere Karriere?) nicht explizit zum Ausdruck kommt]
Dr. Dieter Frey [Klar abschmetternde rechtliche Sicht, verklausuliert werden schlampige Formulierungen und Unwissenheit in einigen Rechtsgebieten erwähnt.]
Wie zu erwarten war gibt es seitens des BKA ein verwaschenes, mit Floskeln ohne jeden Sachbezug gespicktes Geschwurbel. Die bekannten Argumente von WS / UvdL werden wiedergekäut, Das BKA hat eigentlich nur eine Aussage:
Wir wollen alle Rechte aber keinerlei Kontrolle - egal von wem.
Absatzweise - unfreiwillig - erheiternden Charakter hat die Stellungnahme des BDK "Bund(es) Deutscher Kriminalbeamter", deren Tenor ich etwa so beschreibe: "Wir sind willig & überlastet, gebt uns mehr Zeit und schult unsere Mitglieder entsprechend, dann liefern wir auch bessere Ergebnisse".
Prof. Dr. Michael Osterheider, Universität Regensburg [Reines "Gefälligkeitsgutachten" mit selbstbeweihräucherndem Charakter und wenig Substanz.]
Gemeinsame Stellungnahme von UNICEF, Deutsches Kinderhilfswerk, Innocence in Danger, ECPAT, Save the Children und Deutscher Kinderschutzbund [Herzerweichendes Plädoyer - leider werden lediglich Allgemeinplätze wiederholt und es wird an Gefühle appelliert - kein Beitrag 'zur Sache', bar jeden technischen Verständnisses, Aktionismus um jeden Preis.]
Wenn es also wirklich um die Kinderpornographie geht muß sich aus Sicht der überwiegenden Zahl der Stellungnahmen noch viel, sehr viel ändern ....
Ich bin gespannt, was wir am Ende sehen: Für den letzteren Fall steht dann auch fest was einige der Stellungnehmenden andeuten - es geht nicht um Kinder und deren Schutz sondern um ZENSUR - und für diesen Fall wird auch mitgeteilt, daß man 'höchstrichterliche Klärung' als Folge sieht .... |
*edit*
Bei Heise findet sich zu diesem Thema heute eine (ähnliche) Zusammenfassung ....
Danke für die ausführliche Zusammenfassung. Time keeps running. Ich komme momentan nur zu ganz wenig außerberuflicher Aktivität, insofern bin ich sehr dankbar, wenn ich solche sauber recherchierten Artikel lesen kann.
Bitte - gern geschehen ....