Es reicht nicht aus die Umwelt durch Ausbeutung komplett zu zerstören - nun wird "weiter gedacht":
Steuerung der Evolution in eine von Menschen gewünschten Richtung.
Selbst Biologe interessiere ich mich natürlich für die Ergebnisse der Forschung auf diesem Gebiet. Gentechnik ist an sich keine Gefahr. Allerdings sind die Anwendungen in den vergangenen Jahren stets dann bedenkenlos vorangetrieben worden wenn es möglich war damit Geld zu verdienen. Dagegen stellen sich viele Bereiche der Wissenschaft, manchmal nicht selbst betroffen, sondern lediglich theoretisch an der Fragestellung interessiert. Das ändert allerdings nichts an den Ergebnissen - und die zeigen, dass es noch nie gelungen ist die Ziele der menschlichen Einflußnahme im gewünschten Rahmen zu halten.
Dem 'profit' die Natur zu opfern, obwohl niemand vorhersagen kann, welche langfristigen Auswirkungen das auf die belebte Umwelt insgesamt haben wird, heißt "Russisches Roulette" zu spielen. Es wird im Nebel getochert. Es wird vermutet, wo doch Gewißheit als Grundlage von Entscheidungen nötig wäre.
Aus der Ökologie ist bekannt, dass die Änderung weniger Stellgrößen das Gleichgewicht überproportional beeinflussen kann [Flügelschlag eines Schmetterlings]. Nun behauptet der Autor:
" .. Der sogenannte Gene Drive macht Ideen aus dem Labor vererbbar .. Ich denke, eine Welt, in der Pandoras Büchse mit der Gene-Drive-Technik darin offen ist, hat das Potenzial, eine weitaus bessere Welt zu werden als eine, in der die Büchse geschlossen bleibt. Aber: Wenn wir keinen Weg finden, verantwortungsvoll mit diesem mächtigen Instrument umzugehen, könnte es auch eine schlechtere Welt werden. Beide Entwicklungen sind denkbar; es hängt davon ab, wie wir als Gesellschaft damit umgehen .. "
Die "Öffentlichkeit" in die Entscheidung über eine solche biologische Technik einzubeziehen und sie darüber entscheiden zu lassen ist keine gute Idee. Denn um informiert zu entscheiden muß man erst einmal verstehen was da genau passiert und welche Folgen ein Eingriff in die Natur hat. Wenn also selbst die Fachwissenschaftler es nicht wissen - wie sollten sie dann den staunenden Laien ihre Ergebnisse so präsentieren, dass diese in der Lage wären zu entscheiden?
Wie man es dreht und wendet: Es ist eine fatale Entwicklung in die Evolution einzugreifen - egal, wie viele Menschen dadurch potentiell vor Krankheiten geschützt werden könnten. Es gibt genug Beispiele der Bekämpfung von Parasiten, Krankheiten oder sogenannten "Schädlingen", bei denen die Absicht langfristig zum Schaden gereichte und mit der (meist unvollständigen) Ausrottung einer Plage schuf man so eine viel schlimmere neue Gefahr. Deren Eindämmung noch größerer Anstrengungen bedurfte, wenn man nicht sogar machtlos zusehen mußte, dass sich die Probleme nur verschlimmert hatten, also von einer Gefahr auf eine neue übergegangen waren.
Ich wage wieder einmal eine Prognose:
Wenn die Technik breit angewendet werden kann - etwa durch weitere Vereinfachung der Prozeduren - wird es Unternehmen geben die sich ihrer bemächtigen und sie auch dann einsetzen, wenn die Folgen unabsehbar sind.
Gier, die jede vernünftige Überlegung unterdrückt.
[Quelle der Textabbildung]
Ich tippe dann mal auf ein kommendes Monsanto Patent, wie immer zum Nutzen der gesamten Menschheit.
Ich bin ja ein Fan von den geringen Teilen der Gentechnik, deren Nutzen mir einleuchten kann. Als fachfremder Voll -Laie aber auch leicht zu begeistern.
Ich halte Änderungen an Saatgut, die eine Resistenz gegen Herbizidbomben und konsequente Unfruchtbarkeit mitbringen für eine Sackgasse, sogar für einen gefährlichen Irrweg.
Ich finde Ansätze von möglichen Verbesserungen des Menschenlebens von Krankheiten durch Manipulation am Erbgut für eine gute Möglichkeit potentielle Leiden aufzufangen, bevor sie entstehen.
Genetisch passende, individuelle Medikamente erscheinen mir momentan eher Segen als Fluch.
Zumindest gerade jetzt, wenn der Kopf wieder deutlich klarer wird, muss ich das zumindest nochmal überdenken. ;-)
Aber auf die Gefahr hin, mich als Volldepp zu outen, macht der Mensch spätestens seit Mendel bewusst nicht sowieso eine massive Änderung am Erbgut von Flora und Fauna?
Wird das neue Verfahren nicht nur eine Beschleunigung mit sich bringen und helfen Irrwege in der Züchtung schneller zu durchlaufen; somit zügiger zu einem gewünschten und guten Ergebnis zu kommen?
Das sich wissenschaftliche Erkenntnis sowieso dem zahlungskräftigsten Sponsor prostituieren wird und es dann sicherlich verheerende Ergebnisse geben kann (und vermutlich auch wird) scheint mir klar.
Aber hey, Kapitalismus funktioniert genau so.
Eventuell könnte man ja eine Selbstverpflichtung der Industrie ... o.k. sie hören mich vermutlich bis nach Spanien lachen, wenn sie wieder im Sommer (oder Winter) dort sind.
GENiale Grüße von Ihnen Ihrm Blödbabbler
[Bedauerlicherweise werde ich aus familiären Gründen nicht vor Mitte Oktober auf dem Weg nach Süden sein - aber ihr Lachen dringt bestimmt auch nach Norden vor .... ;c)]
Fragestellung im Kommentar:
" .. macht der Mensch spätestens seit Mendel bewusst nicht sowieso eine massive Änderung am Erbgut von Flora und Fauna .. "
Klar, das ist seit Jahrhunderten schon Ziel gewesen auf bestimmte Merkmale zu züchten. Der Unterschied ist allerdings die Vorgehensweise:
Es werden natürlich vorhandene Merkmale beobachtet, und Organismen die diese haben miteinander gekeuzt . In der HOFFNUNG, es möge das herauskommen was man wünscht. Dabei werden die Erbanlagen nicht manipuliert. Es ist eine langwierige Prozedur. Das kostet Zeit & Geld. Kein Wunder also, dass Konzerne aus diesem Bereich nach anderen Lösungen suchen lassen - die Grundlagenforschung ist heute NIE mehr wertfrei, die Freiheit der Wissenschft auf solchen Gebieten ist abgeschafft.
Die neue Methode verändert nicht nur die Erbanlagen selbst, sie bringt zusätzliche "Information" ein. Das wäre noch nicht anders, als man es bei der "Gen-Manipulation" bereits tut, z.B. Resistenzgene von einer Art auf die andere zu übertragen. Das ist schon eine Grenzüberschreitung (aus meiner persönlichen Sicht), denn niemand kann sagen wo diese Extra-Gene hinverteilt werden & was das mit dem ökologischen Gleichgewicht macht - siehe Schmetterling ....
Der weitere Schritt ist die größere Gefahr:
Es wird nicht nur das veränderte Gen eingeschleust, sondern zusätzlich das 'Instrument' mit dessen Hilfe Gene in die vorhandene Information eingefügt werden.
Gefahr sehe ich da deswegen, weil es erstens aus Mikroorganismen stammt die für ihre rasche Generationsfolge bekannt sind. Noch dazu sowieso eine schnelle Mutation [Veränderung der inneren & äußeren Merkmale innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen] durchmachen. Wenn etwas gerade erforscht & praktisch erprobt wurde ist sehr wenig über die möglichen Weiterungen / Gefahren bekannt.
Zweitens weiß keiner der daran arbeitet zu sagen ob diese durch Menschen gewollte neue Eigenschaft & das Instrument sich in andere Lebewesen als die im Labor vorhandenen "einschleusen" könnte. Die dort vielleicht nicht sofort wirksam wird, sondern ruht bis Bedingungen für die Aktivierung eintreten .... und dann möglicherweise Organismen mit Eigenschaften entstehen die wir nicht mehr beherrschen (eindämmen, unschädlich machen) können.
Stellen wir uns das unter TTIP vor:
Wenn wir ein Unternehmen daran hindern diese Methoden in Europa einzusetzen oder Produkte, die so hergestellt wurden - dann werden die klagen ....
Der Unterschied im Denken ist wie folgt:
PS
Auf das Individuum zugeschnittene Medikamente
Das Problem ist, dass man zwar die Gene des Menschen kartiert hat, aber über das Zusammenspiel ähnlich / abhängig operierender Genabschnitte noch fast nichts weiß. Das wäre aber nötig, um Abschnitte herauszulösen und durch "gesunde" Info zu ersetzen.
Was nützt es nämlich, wenn eine Stelle 'repariert' wird, dann aber die begleitenden Prozesse an anderen Genorten nicht mitwirken? Vorbei der Traum vom gezielt wirkenden, personalisierten Medikament ....
Was allerdings die möglichen Folgen der Veränderungen in anderen Abläufen angeht:
Das weiß niemand. Weswegen ich es für unnötige Propaganda halte, die die Pharmaindustrie als 'forschend' und 'im Sinne der Patienten handelnd' darstellen soll.
Imagepflege.
Weit entfernt von jedem praktischen Nutzen / praktischer Nutzbarkeit.
Ich habe so eine Ahnung, dass das zum Thema passen könnte:
Johannes Mario Simmel, Doch mit den Clowns kamen die Tränen
"... so heißt der jüngste Simmel-Seller. Er beschreibt, wieder Report-Roman im Thriller-Dressing, ein Schreckens-Szenario, das diesmal ans Eingemachte geht: Gen-Manipulation, der längst praktizierte Poker mit der Evolution, und wie ein "soft war", ein sanfter Krieg, damit aussehen könnte; nämlich schrecklich." (aus: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523940.html )
Da Simmel schon 2009 in Luzern verstarb konnte er von den hier beschriebenen Manipulationen noch keine Kenntnis haben - was aber bis dahin möglich war ist schlimm genug um zu ängstigen. Erstaunlich, was schon 1986 der Phantasie des Autors vorging bzw. seiner Recherche zugänglich war.
Ich glaube der Begriff "Büchse der Pandora" ist noch nicht drastisch genug für das, was jetzt möglich scheint.
Ja, das ist schon 30 Jahre her, und wenn man bedenkt, wie rasend schnell wissenschaftlicher 'Fortschritt' vor sich geht, wird es Zeit, dass ich dieses Buch endlich mal lese. Ich habe es bisher nicht getan, weil mir - nach der Lektüre mehrerer 'Simmels' - schon vorher grauste vor dem, was ich da zu lesen bekommen würde ... Die Menschen scheinen ein kindisches Interesse daran zu haben, Gegebenheiten außer Kontrolle zu bringen ... muss irgendwie mit dieser Sucht zusammenhängen, alles ergründen, verbessern und für sich vereinnahmen zu wollen ... dafür nimmt man die eigene Zerstörung in Kauf ... pervers, nicht wahr?
Wissenschaft ist ja zunächst einmal völlig 'wertfrei' - es sei denn es werden Ergebnisse verfälscht oder so interpretiert, dass sie die Bedürfnisse der Geldgeber erfüllen. Und dann ist es keine Wissenschaft mehr.
Bedauerlicherweise beobachten wir derzeit genau diese Entwicklung:
Da die öffentlichen Mittel für wertfreie Wissenschaft zurückgefahren werden springen interessierte Unternehmen nur allzu gern ein. Ausverkauf & Ende des Erkenntnisgewinns nur um seiner selbst willen.
Dies und die Leugnung von Befunden, oder deren "Interpretation" sind Nebenerscheinungen des Kapitalismus. So nebenbei verschwinden dann solche Fachgebiete mit denen sich kein Geld verdienen läßt. Man braucht sich nur die Universitäten in den U.S.A. anzusehen um zu erkennen wohin das führt.
Was bei der Forschung zu beobachten ist hat längst Einzug in das Bildungswesen insgesamt gefunden - die Schulen werden auf "Nützlichkeit für die Berufe" umgestellt. Was dafür nicht gebraucht wird wird heruntergefahren, gleichzeitig baut sich ein Netz von Privatschulen auf. Das hat den Vorteil für die Betreiber, dass sie ihre Weltanschauung gleich mit unterrichten können - was die Waldorfschulen als Nischenbetreuer schon immer gemacht haben weitet sich derzeit insgesamt aus. Nur die Werte sind verschieden, wobei die Inhalte daran, und nicht an der breiten Bildung der Schüler orientiert sind.
Auch das hat Methode, schafft "Stallgeruch" und Verbindungen für das weitere Leben der Kinder derer, die solche Kosten tragen können. Der weiteren Öffnung der Schere zwischen Habenichtsen und Reichen steht nichts mehr im Wege.