Gemeinhin werden die sogenannten "Atheisten" als Gegenpol zu den "Gläubigen" (Christen, Moslems, etc.) genannt - und dabei wird völlig verkannt, daß es sich um eine inhomogene Gruppe handelt, deren Mitglieder sehr unterschiedliche Grundüberzeugungen haben. Allen gemeinsam ist vordergründig eine Ablehnung jeglichen "Glaubens", es zählen nur Beweise, also objektivierbare Tatsachen.
Ansonsten aber gibt es, wie eine Studie der Universität von Chattanooga herausfand, große Unterschiede in der Motivation und Ausprägung der Weltanschauung.
Es wurden dazu sechs Untergruppen gebildet (Abb.) die von totaler bis stiller Ablehnung des Glaubens reichen. Die erhobenen Zahlen sind natürlch nicht 1:1 auf Europa zu übertragen, die Einteilung hingegen scheint mir mit dem übereinzustimmen, was ich selbst aus Beobachtung, in Gesprächen und aus Gelesenem für schlüssig halte.
Wissenschaftlich begründete Ablehnung (1) macht mit knapp 38% die größte Gruppe aus, es folgt die Gruppe der "Ablehnungsaktivisten" (2) mit 23%, und an dritter Stelle stehen die Gottesablehner (4) mit knapp 15%.
Interessant ist aus meiner Sicht die Gruppe (6) der "rituellen Atheisten", die sich äußerlich nicht als Atheisten zu erkennen geben und mit der Teilnahme an christlichen (und anderen religiösen) Ritualen 'so-tun-als-ob' sie zugehörig wären. Immerhin handelt es sich dabei um die viertgrößte Gruppe, mit 12,5% fast so groß wie die der Gottesablehner.
Die Frage nach der Motivation dieser letztgenannten Gruppe kann ich aus eigener Erfahrung und Handlungsweise erklären:
Es gibt Familiensituationen in denen eine Nicht-Teilnahme an religiösen Festen zur Zersplitterung des Familienverbundes führen würde - und da macht man notgedrungen die Rituale mit, weil anderes Verhalten von Einigen weder verstanden noch akzeptiert würde. Es ist eine Situation in der die Darstellung der eigenen Auffassung mit viel Aufwand und Unstimmigkeiten verbunden wäre. Da ist es im Sinne der Erhaltung von harmonischer Stimmung oft besser sich nicht zu erklären.
Abbildung: Chattanooga-atheism-research; Studying Non-Belief