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".. Seit dem 19. Jahrhundert wurde ..(der "Goldene Schnitt").. zunächst in der ästhetischen Theorie .. und dann auch in künstlerischer, architektonischer und kunsthandwerklicher Praxis als ein ideales Prinzip ästhetischer Proportionierung bewertet. Die wahrnehmungspsychologische Frage der Nachweisbarkeit einer derart besonderen ästhetischen Wirkung ist in der Forschung allerdings umstritten, desgleichen die historische Frage, ob der Goldene Schnitt auch schon bei der Proportionierung von Kunst- und Bauwerken älterer Epochen eine Rolle gespielt hat .."
Das Fernsehen ließ Senta Berger durch eine Sendung führen.
[".. Vorhang auf zur Première: um 19.30 Uhr präsentiert Senta Berger den ersten Teil der zweiteiligen historischen Spurensuche "Die Geschichte der Schönheit". Als erste weibliche Moderatorin bereichert die Grande Dame des deutschen Films die Riege der Terra X-Präsentatoren. Mit Charme, Klugheit und augenzwinkernder Ironie bewegt sie sich als Kundschafterin durch das Reich ästhetischer Rätsel und Geheimnisse .."]
Es ist mittlerweile mehrfach wissenschaftlich fundiert nachgewiesen, daß die Benutzung des "Goldenen Schnitts" keinesfalls in der kunsthistorischen Fachwelt akzeptiert ist - ganz im Gegenteil. Aber wie so oft interessiert sich dafür niemand solange die Idee sich trefflich vermarkten läßt - und der Einsatz von Frau Berger verspricht "Quote".
Damit sind wir endgültig auf dem Niveau der werbefinanzierten Sender angekommen.
In der Biologie allerdings muß man die These etwas differenzierter betrachten, denn es gibt Nachweise des Vorkommens:
".. Bei diesen Pflanzen teilt der Winkel zwischen zwei aufeinander folgenden Blättern den Vollkreis von 360° im Verhältnis des Goldenen Schnittes, wenn man die beiden Blattwurzeln durch eine Parallelverschiebung eines der Blätter entlang der Pflanzenachse zur Deckung bringt. Es handelt sich dabei um den Goldenen Winkel von etwa 137,5° .."
Wie nachzulesen ist handelt es sich um rein zufällige Wachstumsform die eine optimale Lichtausbeute für möglichst viele Blätter ermöglicht. Die Verteilung ist mathematisch zu erfassen - so wie Vieles sich mathematisch erfassen läßt - aber ohne Ursache zu sein. Ich habe das - für mich - aus biologischer Sicht so entschieden:
Pflanzen kennen keine Mathematik. Wie erfolgreich sie sind hängt von der günstigen Verteilung der Blätter ab - solche Pflanzen bei denen die Blätter mehr Licht bekommen pflanzen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fort. So wird durch die Generationen eine bessere Wuchsform zum Standard.
Insgesamt ist es ein Beispiel dafür, wie fachfremde Erwägungen oder fachferne Schlußfolgerungen die Sichtweise verfälschen. Ein weiteres Argument solche Überlegungen den Fachwissenschaftlern zu überlassen.