Schwarze Tinte ....

oder auch grü­ne, rote oder blaue Tin­te wer­den immer sel­te­ner. An den letz­ten hand­ge­schrie­be­nen Brief - mit Tin­te geschrie­be­nen Brief kann ich mich nicht ein­mal mehr erin­nern (Nicht den letz­ten Brief den ich geschrie­ben habe, son­dern emp­fan­gen habe ).

Wie ich dar­auf komme?
Ich habe über Tole­ranz nach­ge­dacht und mich an ein Gedicht aus dem Struw­wel­pe­ter [von Dr. Hein­rich Hoff­mann] erin­nert. Sol­che Gedich­te oder Kin­der­bü­cher sind ja heut­zu­ta­ge nicht mehr "IN", die zar­ten Kin­der­see­len sol­len vor all­zu dra­sti­schem bewahrt wer­den, aber damit geht auch ein Lehr­stück zu Rück­sicht­nah­me, Tole­ranz und ange­mes­se­nem Beneh­men verloren!

Tole­ranz gegen­über anders­far­bi­gen Men­schen und Tin­te - was hat das mit­ein­an­der zu tun?

Lesen Sie selbst:


Es ging spa­zie­ren vor dem Tor
Ein kohl­pech­raben­schwar­zer Mohr.
Die Son­ne schien ihm aufs Gehirn
Da nahm er sei­nen Sonnenschirm.

Da kam der Lud­wig hergerannt
Und trug sein Fähn­chen in der Hand.
Der Kas­par kam mit schnel­lem Schritt
Und brach­te sei­ne Bret­zel mit;
Und auch der Wil­helm war nicht steif
Und brach­te sei­nen run­den Reif.
Die schrie'n und lach­ten alle drei
Als dort das Mohr­chen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tin­te sei!

Da kam der gro­ße Nikolas
Mit sei­nem gro­ßen Tintenfass.
Der sprach: Ihr Kin­der, hört mir zu,
Und lasst den Moh­ren hübsch in Ruh'!
Was kann denn die­ser Mohr dafür,
Dass er so weiß nicht ist, wie ihr?

Die Buben aber folg­ten nicht,
Und lach­ten ihm ins Angesicht,
Und lach­ten ärger als zuvor
Über den armen schwar­zen Mohr.

Der Niko­las wur­de bös und wild, -
Du siehst es hier auf die­sem Bild!
Er pack­te gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West',
Den Wil­helm und den Ludewig,
Den Kas­par auch, der wehr­te sich.
Er tunkt sie in die Tin­te tief,
Wie auch der Kas­par : "Feu­er!" rief.
Bis über'n Kopf ins Tintenfass
Tunkt sie der gro­ße Nikolas.

Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwär­zer als das Mohrenkind!
Der Mohr vor­aus im Sonnenschein,
Die Tin­ten­bu­ben hintendrein;
Und hät­ten sie nicht so gelacht,
Hätt' Niko­las sie nicht schwarz gemacht.

[Quel­le: kikisweb=Poetenweb]

So wird Kin­dern - und Erwach­se­nen! - ein Bei­spiel gege­ben, war­um man sich nicht über Men­schen ande­rer Haut­far­be mokie­ren soll - es kommt lei­der viel zu oft vor - noch immer!

Kommentare

    1. Darf ich .... dar­auf hin­wei­sen, daß es hier nicht um "Bestra­fung" geht, son­dern dar­um, den Kna­ben auf­zu­zei­gen, wie schnell man in die "glei­che" Situa­ti­on kom­men kann, näm­lich "Schwarz" zu sein.

      Alle Geschich­ten im "Struw­wel­pe­ter" sind in zwei Rich­tun­gen zu inter­pre­tie­ren: als Bei­spiel (erho­be­ner Zei­ge­fin­ger) und als Para­bel ....

    2. Erwach­sen­sein hin oder her (das ist ja eine sehr schwie­ri­ge Fra­ge, die man nur als Kind glaubt, ein­deu­tig beant­wor­ten zu kön­nen) - ich wür­de es den­noch als eine Form von Bestra­fung sehen, auch wenn es viel­leicht päd­ago­gisch gut gemeint sein sollte.

    3. Para­bel: .... Eine Para­bel (von grch. para­bo­le = Gleich­nis) ist eine kur­ze, lehr­haf­te Erzäh­lung, die eine all­ge­mei­ne sitt­li­che Wahr­heit oder Lebens­weis­heit durch einen Ver­gleich aus einem ande­ren Vor­stel­lungs­be­reich verdeutlicht. 

      » Bibli­sche Para­bel (Gleich­nis):
      zum Bei­spiel vom ver­lo­re­nen Sohn, Weizenkorn
      » Didak­ti­sche Para­bel:
      zum Bei­spiel die Ring­pa­ra­bel im dra­ma­ti­schen Gedicht Nathan der Wei­se von Gott­hold Ephra­im Lessing
      » Para­do­xe und absur­de Para­bel:
      zum Bei­spiel Kafka 

    4. Ganz im Gegen­teil! Las­sen Sie es mich so .... ausdrücken:
      Nicht der Ernst des Gleich­nis­ses wird in Fra­ge gestellt, son­dern die Aus­sa­ge in Bezug auf Vor­der- bzw. Hintergründiges.

      Vor­der­grün­dig ist es eine Geschich­te, die Kin­dern sagt: 
      "Wenn Du böse zum Moh­ren bist wirst Du zur Stra­fe in Tin­te getaucht."
      Hin­ter­grün­dig heißt es:
      Wer sich über Eigen­hei­ten, Eigen­schaf­ten, über­tra­gen auch kul­tu­rel­le oder gesell­schaft­li­che Gege­ben­hei­ten ande­rer Men­schen lustig macht han­delt falsch - weil eben die­se Men­schen für die Unter­schie­de nicht ver­ant­wort­lich sind ....

  1. Jepp, was du nicht willst, das man dir antu´, das füg´ auch kei­nem ande­ren zu. Lern­erfol­ge durch prak­ti­sche Erfah­rung. Von der Hand in den Kopf, oder auch vom Tin­ten­fass in den Kopf. Tin­te lässt sich übri­gens abwaschen....

    1. .... aber: zunächst erst 'mal ist sie dran. Und bewirkt - hof­fent­lich - auch eine Ände­rung des Denkens:
      Es ist offen­sicht­lich sehr schwer, Ände­run­gen in den Köp­fen her­bei­zu­füh­ren. Da muß es wohl manch­mal "dra­stisch" ange­gan­gen werden ....

    2. Den­ken ist müh­se­lig, es ist anstren­gend, das eige­ne Welt­bild zu über­den­ken und neue Aspek­te, neue Blick­win­kel in Vor­han­de­nes zu inte­grie­ren. Und es ist ernüch­ternd, den Mit­tel­punkt der Welt, zu dem man sich selbst gemacht hat, zu ver­las­sen. Alles das ist jedoch menschlich.....

    3. Sicher .... und bei alle­dem hilft ein "Vor­ur­teil" vor­treff­lich! Man braucht sich kei­ne Gedan­ken mehr zu machen, alles ist gut ....

      Ich wün­sche mir mehr "Niko­läu­se" zum Auf­bre­chen alter Tra­di­tio­nen - und ver­bun­de­ner Vorurteile ....

    4. Haha­ha­ha, Niko­läu­se gel­ten all­ge­mein als harm­los und ein biss­chen dus­se­lig, der Über­ra­schungs­mo­ment hier ist nicht zu unterschätzen. :))

    5. Na, .... "harm­los" ist ja sicher tref­fend, aber ich bin doch bestimmt nicht "ein biss­chen dus­se­lig" .... schus­se­lig, ja, das kann schon sein, aber dus­se­lig? Auch nicht "ein bisschen"!

  2. Erzie­hung Mir wur­de der "Struw­wel­pe­ter" als Klein­kind zum blan­ken Hor­ror. (Dau­men­lut­schen)
    Und die­se Buch soll für Kin­der gut sein! Es schüt­telt mich noch heute!

    1. In jeder der .... Geschich­ten im Struw­wel­pe­ter ist eine Moral. Beim "bösen Frie­de­rich" geht es dar­um, daß ein Kind nicht mut­wil­lig zer­stö­ren soll, sei­ne Geschwi­ster schla­gen soll und roh gegen Tie­re sein soll.
      All das kann ich nur für hilf­reich hal­ten, denn wir sind uns doch sicher einig: All das Genann­te ist nicht in Ordnung.

      Es kommt aber dar­auf an, wie das Kind mit den Geschich­ten kon­fron­tiert wird:
      Es muß vor­ge­le­sen und bespro­chen werden!

      * edit *
      Es ist z.B. bekannt, daß Kin­der, die Tie­re quä­len spä­ter häu­fi­ger zu Ver­ge­wal­ti­gern und Gewalt­ver­bre­chern werden!

      * 2. edit *
      Wo ist übri­gens Dein Web­log geblie­ben? Zugemacht?

    2. nein, bit­te ent­schul­di­ge ich habe in mei­ner Mit­glie­der­li­ste rum­ge­fum­melt als ich nicht so gut gelaunt war. 
      Lei­der kann ich es nicht mehr rück­gän­gig machen. 

      PS. übri­gens getraue ich mir nichts mehr zu schrei­ben, bevor ich den Text im Word auf die Recht­schrei­bung über­prüft habe. Scha­de, dass dies für die Gram­ma­tik nicht geht.

    3. Es klingt so, als ob Du .... das Web­log "deak­ti­viert" hast. 
      Zur Rechtschreibung:
      Man soll­te sich nicht von einer Mei­nung - auch nicht mei­ner Mei­nung ins Bocks­horn jagen lassen! 
      Natür­lich ist es gut, dar­auf zu ach­ten, daß es nicht zu schlimm wird, aber glaub' mir, bei Dir ist mir das noch nie so extrem vor­ge­kom­men, wie Du es jetzt siehst ....

    4. deak­ti­viert kannst Du mir evtl. hel­fen, ich habe da wohl irgend­wo einen Feh­ler gemacht und fin­de nicht wo, deak­ti­vie­ren woll­te ich den Blog nicht.

    5. Vie­len Dank für Dei­ne Hil­fe, der Bei­trag ist ersicht­lich, jedoch wenn ich auf einen Kom­men­tar von mir klicke erscheint die Sei­te nicht.

    6. Dan­ke am Mor­gen wer­de ich es tun. Muss nun lei­der schla­fen gehen, habe Mor­gen einen Gerichts­ter­min betr. der Scheidung. 
      Wün­sche Dir noch einen schö­nen Abend und eine gute Nacht.

    7. Wenn ich mich hier kurz ein­klin­ken darf,

      @ sra­va­na
      Sie haben in Ihren Weblog-Einstellungen(im Pro­fil) die Zei­le für die URL nicht rich­tig gefüllt.

      Ihre Adres­se lau­tet doch: sravana.twoday.net
      Momen­tan erscheint im ein­ge­ge­be­nen Link noch http://www.twoday.net/sravana

    8. Na, .... da sieht man, wie ein Blick "von außen", mit Distanz, doch hel­fen kann ....

      * edit *
      Und natür­lich, bevor ich es ver­ges­se: Danke!

      * 2. edit *
      Geht's schon wie­der bes­ser mit dem Finger?
      Für die Zukunft: Sie­he HIER

    9. Mitt­ler­wei­le schon. Der Vor­fall geschah in der Nacht auf den zwei­ten April und heu­te war ich zur Nachkontrolle.

      Als die Kran­ken­schwe­ster nun den Ver­band ablö­ste, bemerk­te sie, dass die­ser an der Wun­de ange­trock­net war.

      Mit einem kecken:" Da müs­sen Sie jetzt kurz mal ganz tap­fer sein...", riss sie die Kom­pres­se vom Fin­ger, wie ich es eigent­lich nur von Pfla­stern am auf­ge­schürf­ten Knie kannte.
      Sofort platz­te die Wun­de wie­der auf und ich war etwas blass und zitt­rig, wäh­rend die net­te Dame dann fest­stell­te, dass im Not­fall­be­richt auch gar nicht die Rede von einem gequet­schen Fin­ger­na­gel war.

      Sie klär­te mich dann noch auf, dass die Ner­ven­enden im Fin­ger auch beson­ders emp­find­sam seien.
      Dar­in waren wir uns jeden­falls schnell einig.

    10. Vie­len Dank. Nach die­sem Miss­ge­schick mit dem fehl­in­ter­pre­tier­ten Not­fall­be­richt war die Kran­ken­schwe­ster auch gar nicht mehr so kurz ange­bun­den son­dern sehr fürsorglich.

      Im Nach­hin­ein konn­te ich wohl mit mei­nem Blut­op­fer noch vie­len Pati­en­ten den Tag retten.

    11. Das ist eine .... sehr altru­isti­sche Sicht­wei­se - nicht oft zu fin­den .... aber schön, daß es sie noch gibt!

      (Was die Schwe­ster angeht: Angst, etwas "ver­bockt" zu haben macht aus dem schlimm­sten Dra­chen eine zah­me Maus; als ich vor Jah­ren im Kran­ken­haus war, waren die Damen auch sehr rup­pig. Bis eines Tages der Chef­arzt sich bei der Visi­te - Frei­tag­nach­mit­tag - fast eine Stun­de mit mir unter­hal­ten hat: Von da an wur­de ich mit aus­ge­such­ter Höf­lich­keit behan­delt - kein: "Wie geht es uns denn heu­te" oder "Nun stel­len Sie sich 'mal nicht so an" mehr bis zur Entlassung .... )

    1. Zum Stru­wel­pe­ter. Viel­leicht eine Infor­ma­ti­on, die Sie inter­es­sie­ren wird:

      In Ex-Jugo­sla­wi­en war "Der Stru­wel­pe­ter" für Kin­der unter 12 Jah­ren ver­bo­ten - sic: nicht frei­ge­ge­ben. Aus päd­ago­gi­schen Grün­den wur­de mas­siv von ihm abgeraten.
      Ich bekam das Büch­lein als Sie­ben­ja­hä­ri­ge von einer Arbeits­kol­le­gin mei­ner Mut­ter geschenkt. Ein­ge­denk des hei­mat­li­chen Usus nahm sie es mir weg, bevor ich es lesen konn­te. Ich hör­te sie jedoch mit mei­nem Stief­va­ter betrof­fen und empört über sol­che Inhal­te für Kin­der in der Küche dis­ku­tie­ren (und woll­te natür­lich das weg­ge­nom­me­ne, "böse" Buch erst recht lesen. Was ich dann auch tat. Hät­te ich mal nicht. Es bescher­te mir schlim­me Alb­träu­me über län­ge­re Zeit).

      P.S.: Ich kann auch wirk­lich nichts an "Kin­der­bü­chern" fin­den, die pro­pa­gie­ren: Dau­men abschnei­den *, wenn sie gelutscht wer­den. Oder: Wenn nicht geges­sen wird, was auf den Tisch kommt, wird Kind ver­hun­gern*. Oder bei leben­di­gem Lei­be ver­bren­nen * wenn es mit Streich­höl­zern spielt (was, neben­bei, alle Kin­der gern tun, das kann man wirk­lich anders regeln). Am Schlimm­sten: Guck ja nie in den Him­mel. Rich­te Dei­ne Augen bloss auf die Erde. Sei nie anders son­dern pas­se Dich der Her­de an - ande­ren­falls wirst Du ertrin­ken*. Päd­ago­gisch wert­voll? Viel­leicht, um einen Hau­fen obrig­keits­hö­ri­ge Jasa­ger zu züch­ten, die nie­mals irgend­et­was hin­ter­fra­gen (bez. des Sup­pen­kas­pers eher einen Hau­fen Eßge­stör­ter und Über­ge­wich­ti­ger). Pro­vo­kan­ter Vor­schlag: "Clock­work Orange"(1), "Trainspotting"(2) und diver­se Horrostreifen(3) für Fünf­jäh­ri­ge. Die haben auch ganz abschrecken­de Aus­sa­gen: "Hal­te Dich nicht für oberschlau"(1), "Nimm kei­ne Dorgen"(2), "Mei­de alte Häu­ser und gehe nie allein in den Wald - impli­ka­tiv: Fürch­te die Nacht"(3).

      *Wenn man dies bei Amne­sty Inter­na­tio­nal nach­schlägt, sind das Fol­ter­me­tho­den bzw. Mordvarianten.

    2. Den unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang .... zwi­schen Fol­ter­me­tho­den und einem Kin­der­buch ver­mag ich so nicht zu sehen - es gibt eben in unse­rer Spra­che für bestimm­te Sach­ver­hal­te bestimm­te Begrif­fe, die in meh­rer­lei Rich­tung benutzt werden.

      Was die zar­te Kin­der­see­le angeht:
      Schau­en Sie sich doch ein­mal an, was in soge­nann­ten "Kin­der­sen­dun­gen" im Fern­se­hen läuft. Das hal­te ich für eine sehr viel schlim­me­re Beein­träch­ti­gung, zumal sich Eltern, die ihre Kin­der dort "abstel­len" wahr­schein­lich selbst nicht mit dem aus­ein­an­der­set­zen, was dort läuft - mög­lich, daß das aus Unfä­hig­keit oder Unwis­sen­heit geschieht - das Ergeb­nis ist dasselbe!

      Wenn man mit sei­nen Kin­dern "Wer­te" dis­ku­tiert, fängt das doch nicht mit einem Kin­der­buch an! Das Bei­spiel der Eltern, deren Ver­hal­ten ist sehr viel bedeu­ten­der als jedes Kin­der­buch. Ein Bei­spiel: Kin­der, die hören und sehen wie sich ihre Eltern strei­ten, prü­geln oder sonst­wie mal­trä­tie­ren, die sub­ti­le Sti­che­lei­en mit­er­le­ben sind aus mei­ner Sicht mehr gefährdet ....

      Die Beschäf­ti­gung mit Pro­ble­men, die Kin­der beob­ach­ten und denen sie sowie­so aus­ge­setzt sind, kann sich doch nicht in einem Kin­der­buch erschöp­fen. Scha­den fern­zu­hal­ten ist eine Metho­de - die Kin­der in die Lage zu ver­set­zen, mit dem "Bösen" in der Welt umzu­ge­hen, gewapp­net zu sein, festen Stand­punkt zu haben ist die ande­re Seite ....

      (ich habe zwei Kin­der, 22 & 27; dies nur um zu sagen, daß ich nicht theo­re­tisch schwa­dro­nie­re, son­dern all das durch­ge­macht habe - was mich stört ist unter ande­rem, daß an dem The­ma vie­le "mit­re­den", die ent­we­der kei­ne Kin­der haben oder ihre eige­nen Vor­stel­lun­gen ledig­lich "über­stül­pen" wol­len, ande­ren Men­schen, ihre Kin­der inclu­si­ve. Dabei wird meist ver­ges­sen, daß Kin­der von Anfang an "eigen­stän­di­ge" Per­sön­lich­kei­ten sind .... an denen nicht das eige­ne Schick­sal "auf­ge­ar­bei­tet" wer­den kann ....)

    3. All dies steht ja gar nicht zur Debatte.
      Im Stu­wel­pe­ter wird gezeigt, wie Dau­men abge­schnit­ten wer­den, hübsch illustriert. 
      Dies zum Einen. Zum Ande­ren habe ich den Stru­wel­pe­ter selbst als trau­ma­ti­sie­rend erlebt in mei­ner Kind­heit. Es ist ein grau­en­haf­tes Buch - und die Moh­ren­ge­schich­te viel­leicht mal aus­ge­nom­men - ein­zig und allein dar­auf ange­legt, Kon­for­mi­sten und Jasa­ger zu pro­du­zie­ren. Tu dies nicht tu das nicht, die Welt ist böse und schlecht und wenn Du nicht wie ein Esel mit der Her­de mit­läufst, lau­ert Dir der Tod. Oder man wird Dich ver­stüm­meln. Es ist ein Horroszenario.
      Natür­lich haben sie Recht mit dem elter­li­chen Vorbild.
      Aber das hat ja nichts mit dem Stru­wel­pe­ter zu tun.

      [muss mich lei­der kurz fas­sen, da ich beim Arzt im War­te­zim­mer sit­ze]

    4. Wie ich erken­ne .... wer­den wir es in die­ser Sache nicht schaf­fen, eine ähn­li­che Sicht des Scha­dens oder Nut­zens des "Struw­wel­pe­ter" zu erreichen. 

      Nun, neben dem Moh­ren ist wohl min­de­stens der "Böse Frie­de­rich" noch als Lehr­stück zu sehen, in dem all die von Ihnen so ver­an­scheu­ten Grau­sam­kei­ten nicht vor­kom­men, es ist viel­mehr ein Hund, der beißt. 
      Jeztz wird mir beim Schrei­ben klar, war­um so vie­le Müt­ter ihre Kin­der hoch­he­ben, wenn ein klei­ner Dackel auf­taucht und hyste­risch schrei­en: "Neh­men Sie ihren Hund an die Lei­ne bevor er mein Kind beißt!" - viel­leicht wer­den doch mehr Kin­der - und Müt­ter - als ange­nom­men durch die­ses Buch traumatisiert ....

    5. Kul­tur­gut. War der Stru­wel­pe­ter ja lange. 
      Und die Müt­ter selbst mal Kin­der, die die­ses Mach­werk dann lasen oder vor­ge­le­sen beka­men. Wenn man das Buch inner­halb sei­nes histo­ri­schen Zeit­rah­mens betrach­tet, so ist es durch­aus ver­gleich­bar mit dem Drill in den heu­ti­gen amerikanischen 
      "(V)Erzhiehungscamps".
      Es ist sozu­sa­gen ein "preu­ßi­sches" Buch. Dabei will ich gar nicht alles an Preu­ßen negie­ren, nur schlicht anmer­ken, dass die sog. "preu­ßi­schen Wer­te" für Erwach­se­ne sind, nicht für Kin­der. Es gibt Bücher, die der­art Kul­tur­gut wer­den, dass sie gan­ze Volks­see­len und mehr beein­flus­sen und prä­gen. Beim Nach­den­ken über Ihren Bei­trag bin ich zu der Erkennt­nis gekom­men, dass der Stru­wel­pe­ter tat­säch­lich dazu­ge­hört. Das Buch präg­te gan­ze Gene­ra­tio­nen - und das auch noch in der Prä­gungs­pha­se.

      [Ver­an­schau­li­chend zur Prä­gung durch Bücher oder das Wort schlecht­hin: Kaum jemand in der heu­ti­gen Zeit hat Ari­sto­te­les gele­sen. Den­noch ist jedeR von Ari­sto­te­les´ Schrif­ten bis ins Den­ken hin­ein geprägt. Sie sind das Fun­da­ment der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on, so wie wir sie ken­nen bzw. defi­nie­ren. Was "die Deut­schen" und ihre "Volks­see­le" angeht (das maße ich mir jetzt salopp als "Aus­län­de­rin" an, zu beur­tei­len), so ist die huma­ni­sti­sche Prä­gung domi­nan­ter als jed­we­de inhu­ma­ne. Goe­the hat die Deut­schen mehr geprägt als Hit­ler. Letz­te­rer hat die "Volks­see­le" aus­schließ­lich trau­ma­ti­siert. Und tat­säch­lich leben wir heu­te wie­der in Zei­ten, in denen mit dem Wort Deutsch­land nicht pri­mär Holo­caust asso­zi­iert wird, son­dern eben die­se huma­ni­sti­sche Tra­di­ti­on und natür­lich die Idee Wirt­schafts­macht. Spon­tan fällt mir dazu eine Pas­sa­ge aus einem sati­ri­schen Rund­mail ein, die bezüg­lich des Irak-Krie­ges im Ver­tei­ler kursierte:
      "You know that the world is going cra­zy when Ame­ri­ca goes against the who­le UN and Ger­ma­ny doesn´t want to go to war". Aber: ich schwei­fe, ich schwei­fe; dar­um abschlie­ssend: Mir per­sön­lich gefällt es sehr, dass die "Stru­wel­pe­ter-Prä­gung" zuneh­mend Ver­gan­gen­heit wird.] 

    6. "Ein Buch .... gehört in die Zeit, aus der her­aus es geschrie­ben wur­de" wäre das Fazit, daß ich aus Ihren Zei­len ent­neh­me. Sicher rich­tig, aber eini­ge Bücher über­dau­ern, und beim Struw­wel­pe­ter scheint es sich um ein sol­ches Buch zu han­deln, mag man es auch aus ver­schie­de­nen Grün­den bedauern.
      Für mich steht des­we­gen weni­ger die Gefahr, als viel­mehr der Nut­zen im Vor­der­grund. Den muß etwas, was Jahr­hun­der­te über­dau­ert ja haben ....

      Ich erwähn­te schon, daß ich nicht erwar­te mich in die­ser Sache mit Ihnen zu eini­gen. Es freut mich aber, daß wir uns dar­über "unter­hal­ten" haben ....

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