Zweitleben ....

So, wie vor eini­gen Jah­ren der Trend zum "Zweit­buch" zu ver­zeich­nen war, so fin­det man der­zeit einen Trend zum "Zweit­le­ben" - als Rol­len­spie­ler/-in, elek­tro­nisch in "second life", oder tat­säch­lich als Dar­stel­ler/-in in Mit­tel­al­ter­shows und Ritterspielen ....

Kann - oder muß - ich davon aus­ge­hen, daß die­ser Trend ent­stan­den ist, weil die Teil­neh­mer/-innen "im rich­ti­gen Leben" (irL) irgend­wie unzu­frie­den mit ihrer "per­for­mance" sind und ein Ven­til brau­chen, das auzugleichen ...?

*meschug­ge* (.... hät­te mei­ne Groß­mutter gesagt.)

Kommentare

    1. Die Zah­len, .... wer­ter Herr Adquen, spre­chen da eine ande­re Spra­che - hier z.B. aus dem oben ein­ge­setz­ten Link ein Zitat: 

      .... " .. Das seit 2003 online ver­füg­ba­re System hat inzwi­schen über fünf Mil­lio­nen regi­strier­te Nut­zer, von denen rund um die Uhr durch­schnitt­lich zwi­schen 15.000 und 36.000 das System aktiv nut­zen .. " ....
      PS *
      Und: Unter den ca. 20 Blog­gern, die ich per­sön­lich ken­ne, sind schon min­de­stens drei, die sich als "Rol­len­spiel-begei­stert" bekannt haben .... das sind 10%, die als reprä­sen­ta­tiv für die gesam­te Sze­ne gese­hen wer­den können ....

  1. Rol­len­spiel Nun, ich gehö­re zu den Leu­ten, die regel­mä­ßig einen Teil ihrer Frei­zeit opfern, um soge­nann­tes "Pen & Paper" Rol­len­spiel zu spie­len. Das heißt, ich ver­sam­mel mich mit ande­ren in einem Wohn­zim­mer, bewaff­net mit Wür­feln, Papier, einem erfun­de­nen Cha­rak­ter und Regeln. Einer erzählt eine Geschich­te und der Rest reagiert - rät­selt, kämpft, reist, Aben­teu­er erlebt. Für mich ist das durch­aus ein Ven­til - hat aller­dings wenig damit zu tun, wer oder was ich im rea­len Leben bin. Oder eben nicht bin. Es ist ein biß­chen wie Kin­der­spie­le frü­her - ich war schließ­lich auch nie ein India­ner oder Pirat und hat­te mit Nach­bars­kin­dern trotz­dem Spaß, so zu tun als ob - man haut sei­nem Gegen­über nur nicht mehr das ima­gi­nä­re Schwert aka Stock über die Rübe, son­dern würfelt ;-)

    Es gibt Men­schen, die kön­nen irgend­wann nicht mehr unter­schei­den zwi­schen erdach­ter Welt oder auch Vir­tua­li­tät. Die bau­en sich in der Tat eine Schein­welt auf, in der sie das sein kön­nen, was sie in der rea­len Welt nicht sind. Aller­dings bin ich per­sön­lich der Mei­nung, es ist voll­kom­men egal, ob sie an Alko­hol, Dro­gen oder Schein­rea­li­tä­ten gera­ten um ihrer Wirk­lich­keit zu entfliehen.

    Rol­len­spiel - egal ob jetzt am Wohn­zim­mer­tisch oder in der Rea­li­tät aus­ge­führt - ist im Auf­wärts­trend begrif­fen, weil vie­le Men­schen ein­fach wie­der Spaß dar­an haben, zusam­men zu kom­men und mit­ein­an­der zu spie­len statt sich vor den Fern­se­her oder das Inter­net zu hän­gen. Das ist zumin­dest mein sub­jek­ti­ver Ein­druck. Ich blei­be immer noch die Per­son Mir­t­a­na, auch wenn ich einen Abend so tue als wäre ich die Ein­bre­che­rin Lil­ly in einer mit­tel­al­ter­li­chen Welt. Ich iden­ti­fi­zie­re mich mit die­sem fik­ti­ven Cha­rak­ter, doch wenn ich Rät­sel löse oder gute Ideen habe, dann habe ich die­se guten Ideen und ern­te dafür Aner­ken­nung. Es täuscht auch nie­man­den dar­über hin­weg, ob ich im rea­len Leben erfolg­reich bin oder nicht. Schließ­lich sitzt man sich immer noch Gesicht zu Gesicht gegenüber.

    Bei den gro­ßen Online-Rol­len­spie­len wie Ever­quest oder World of War­craft oder auch Second Life geht die Ten­denz wesent­lich eher dahin, daß sich die Spie­ler in die­ser Welt ver­lie­ren - weil es ein­fach ist, dort eine erfolg­rei­che Per­sön­lich­keit auf­zu­bau­en. Das wie­der­um ist mit viel Zeit­ein­satz ver­bun­den. Je mehr Zeit man inve­stiert, je mehr "Fähig­kei­ten" man erwirbt, je stär­ker die Spiel­fi­gur wird desto mehr wächst auch das Anse­hen in die­ser vir­tu­el­len Spiel­welt. Genau dar­in liegt die Sucht­ge­fahr die­ser Spie­le und wer damit nicht ver­ant­wort­lich umge­hen kann, der ver­sinkt dar­in. Dazu kommt noch, daß man sei­nen Mit­spie­lern eben­falls nur vir­tu­ell begeg­net, das heißt, man hat über­haupt kei­ne Chan­ce zu über­prü­fen ob der erfolg­rei­che, tol­le, star­ke Magi­er, den man auf sei­nem Bild­schirm sieht, in Wahr­heit nicht ein klei­ner, pick­li­ger Teen­ager ist, der kein Mäd­chen abbe­kommt ... (um es mal dra­stisch über­spitzt darzustellen).


    1. " .. Bei den gro­ßen Online-Rol­len­spie­len wie Ever­quest oder World of War­craft oder auch Second Life geht die Ten­denz wesent­lich eher dahin, daß sich die Spie­ler in die­ser Welt ver­lie­ren - weil es ein­fach ist, dort eine erfolg­rei­che Per­sön­lich­keit aufzubauen. .. "

      D(ies)er letz­te Satz faßt sehr gut zusam­men, war­um Men­schen sich aus der Rea­li­tät ent­fer­nen - und das ist es ja, was ich in mei­nem Bei­trag ange­spro­chen habe .... 

      " .. Das wie­der­um ist mit viel Zeit­ein­satz ver­bun­den. Je mehr Zeit man inve­stiert, je mehr "Fähig­kei­ten" man erwirbt, je stär­ker die Spiel­fi­gur wird desto mehr wächst auch das Anse­hen in die­ser vir­tu­el­len Spiel­welt. Genau dar­in liegt die Sucht­ge­fahr die­ser Spiele .. "

      Sucht­ge­fahr: Wer sich in die vir­tu­el­le Welt "ret­tet" ist eben oft ein Nichts in der rea­len Welt - die Ver­lockung sich grö­ßer zu machen als man ist, ohne ertappt wer­den zu kön­nen, ist außer­or­dent­lich groß ....

      " .. und wer damit nicht ver­ant­wort­lich umge­hen kann, der ver­sinkt dar­in. Dazu kommt noch, daß man sei­nen Mit­spie­lern eben­falls nur vir­tu­ell begeg­net, das heißt, man hat über­haupt kei­ne Chan­ce zu über­prü­fen ob der erfolg­rei­che, tol­le, star­ke Magi­er, den man auf sei­nem Bild­schirm sieht, in Wahr­heit nicht ein klei­ner, pick­li­ger Teen­ager ist, der kein Mäd­chen abbekommt ... "

      Tut mir leid, daß ich alle "vir­tu­el­len" & rea­len Spie­ler in einen Topf gewor­fen habe - Dan­ke! für die Erläu­te­run­gen & Kor­rek­tu­ren bzw. Klarstellungen ...!

    2. Lie­ber wvs,

      ger­ne gesche­hen. Es ist zwar sehr sel­ten, doch aus­nahms­wei­se weiß ich ein­mal, wovon ich spreche ;-)

      Ich habe sel­ber zwei Jah­re damit ver­schwen­det, in einer Online-Welt "jemand" sein zu wol­len - daher die kla­re Unter­schei­dung zwi­schen rea­len und vir­tu­el­len Rollenspielen.

      Ich möch­te nicht abstrei­ten, daß es bestimmt Men­schen gibt, denen rea­le Rol­len­spie­le (egal ob am Wohn­zim­mer­tisch oder auf irgend­ei­ner Burg in mit­tel­al­ter­li­chen Gewän­den) eben­falls als Flucht dient. Sie sind nur viel sel­te­ner als in der Vir­tua­li­tät, weil es in der Rea­li­tät auf­grund des per­sön­li­chen Kon­tak­tes ein­fach schwe­rer ist, sei­nen Mit­men­schen auf Dau­er etwas vorzumachen.

      Und, kön­nen Sie sich vor­stel­len, ein­mal als mit­tel­al­ter­li­cher Rit­ter einen Nach­mit­tag zu ver­brin­gen? Wür­de Ihnen bestimmt gut stehen ;-)

    3. Das erin­nert mich ein wenig an .... "Zurück in die Zukunft" - selbst­ver­ständ­lich kann ich mir das vor­stel­len - allein: 
      Der­zeit fehlt mir die Moti­va­ti­on und wahr­schein­lich auch die Kraft, eine Rüstung und zuge­hö­ri­ge Acces­soires zu tra­gen. Reiz­voll wäre es schon, das eige­ne Wap­pen, das vie­le Jahr­hun­der­te Fami­li­en­ge­schich­te über­stan­den hat, auf eige­nem Har­nisch & Schild - noch dazu in den kor­rek­ten Far­ben - zu tragen .... 

      Es sind ja nur noch weni­ge Jah­re. Viel­leicht als "Rent­ner"
      - die ja heut­zu­ta­ge bekannt­lich "jun­ge Alte" sind ....

    4. Die­se Zah­len sind aber mit Vor­sicht zu genie­ßen. Erst mal ist die Anzahl der ange­mel­de­ten User erst­mal so hoch, weil es die Leu­te durch die stän­di­ge 2nd Life-Medi­en­prä­senz ein­fach mal aus­pro­bie­ren wollen.
      Und auch die Zahl der Online-User ... ihnen ist bekannt, dass es die Mög­lich­keit gibt, vir­tu­el­les Geld (das in ech­tes Geld getauscht wer­den kann) damit zu ver­die­nen, dass man sei­nen Cha­rak­ter ein­fach an einer bestimm­ten Stel­le war­ten lässt? Na super, so kom­me ich auch auf eine erquick­li­che Anzahl von Usern, die online sind ...

      Ich ken­ne genau EINE Per­son, die bei Second Life ange­mel­det ist. Und das ist der Bru­der eines Freun­des, von Beruf Anwalt. Und sei­ne Tätig­keit in die­sem Spiel beschränkt sich, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, dar­auf, dass er über Second Life eine wei­te­re Mög­lich­keit ein­ge­rich­tet hat, wie Kun­den (Kli­en­ten? Was auch immer) ihn errei­chen können.

      So, und weil es schon erwähnt wur­de hier: WoW ist eine VÖLLIG ande­re Geschich­te, und die ist in der Tat beunruhigend ...

    5. Wie schon wei­ter oben aus­ge­führt bin ich kein Spe­zia­list für die­ses Gen­re - daher auch auf Zah­len ange­wie­sen, die den Anschein von Objek­ti­vi­tät haben .... irgend­wie erin­nert mich das von Ihnen vor­ge­rech­ne­te Bei­spiel an den Dia­log zwi­schen mei­ner Schwe­ster [S] und mei­nem Vater [V] ....

      [S]: Man­no, alle Kin­der in mei­ner Klas­se haben so eine Hose ...
      [V]: Wer in dei­ner Klas­se ist das denn? Wel­che Kinder?
      [S]: Na, alle ....
      [V]: Dann sag' mir doch 'mal einen Namen!
      [S]: Doro hat eine ....
      [V]: Und wer noch?
      [S]: Weiß nich' ....
      [V]: Aha, ein neu­er Fall von "Ein, ein, Alle!"
      Na, wenn Dir noch ande­re ein­fal­len spre­chen wir noch­mal d'rüber ....

      Viel­leicht ist es ja nur ein neu­es Indiz dafür, daß das hoch­ge­lob­te Web 2.0 auch zu einem Flop wer­den wird ....

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert