Nachlese zum 1. April ....

Ein Zitat aus dem Web­log "Die Dunk­le Sei­te":


" .. Der April­scherz kom­me aus der Mode, stand die­ser Tage irgend­wo zu lesen. Für die­sen Befund hat­te der Ver­fas­ser auch kom­pli­zier­te hoch­ge­lahr­te sozio­lo­gi­sche Erklä­run­gen parat vom Wer­te­wan­del und so. Ich glau­be eher, der gesamt­ge­sell­schaft­li­che Mega­trend geht klar in Rich­tung Ganz­jah­res-Ver­ar­sche 247. .. "


Den unter­stri­che­nen Satz kann ich aus vol­ler Über­zeu­gung unter­schrei­ben .... es wird nahe­zu jeder Lebens­be­reich ins Lächer­li­che gezo­gen, wer Ernst­haf­tig­keit anmahnt gilt als Spiel­ver­der­ber oder Sauertopf ....
"Spaß­ge­sell­schaft" - bar jeden Verantwortungsgefühls!

Kommentare

  1. Das Stich­wort Ganz­jah­res-Ver­ar­sche hat­te ich gar nicht mal in erster Linie auf die Spaß­ge­sell­schaft gemünzt, son­dern auch auf die Ver­ar­sche durch Wer­bung, ver­meint­lich ernst­haf­te Medi­en­be­rich­te (etwa über­zo­ge­ne Vogel­grip­pe-Hyste­rie und so Sachen). 

    Viel­leicht liegts auch dar­an, dass ich prak­tisch kein Fern­se­hen gucke und nur wenig Radio höre, aber nach mei­ner sub­jek­ti­ven Wahr­neh­mung hat das Phä­no­men "Spaß­ge­sell­schaft" schon seit län­ge­rem sei­nen Zenit über­schrit­ten. Oder ich bin mit Anfang 40 nicht mehr in der Ziel­grup­pe für komö­di­an­ti­schen Dau­er­schwach­fug à la "Frei­tag Nacht News". Mei­ne Blog­ger­kon­tak­te mit *lol*itas, Smi­ley-Schleu­dern und You­tube-Clip-Ver­lin­kern hal­ten sich auch in Gren­zen, statt­des­sen kor­re­spon­die­re ich über­wie­gend mit Mit­men­schen, die sich ihre Gedan­ken machen, aber gleich­wohl nicht völ­lig humor­los sind.

    Wor­an machen Sie denn die über­bor­den­de Spaß­ge­sell­schaft fest?

    1. Da wur­de mir doch gera­de .... ein Bei­spiel frei Haus geliefert: 
      Wenn es nicht nach den Kri­te­ri­en geht, die in den Köp­fen der "Spaß-Haber" und "Nichts-ernst-Neh­mer" her­um­schwir­ren wer­den sie leicht böse und ver­grei­fen sich im Ton .... blitz­schnell wird der Freund zum Feind - die­se Gene­ra­ti­on ist geschä­digt durch schnel­le Schnit­te in Musik­vi­de­os, man­gel­haf­tes Steh­ver­mö­gen (i.S.v. Duld­sam­keit) und mit der Auf­merk­sam­keits­span­ne ist es auch nicht weit her ....
      (Gele­gent­lich stel­le ich hier noch eine "Samm­lung" in die­ser Rich­tung vor - die ist noch nicht veröffentlichungsreif ....)

      Was die Wer­bung und die in ver­meint­lich redak­tio­nel­len Bei­trä­gen ver­steck­te Wer­bung angeht kann ich nur beipflichten: 
      Auch da wird mit Schrecken Scherz getrie­ben - will sagen: 
      Mit der Dumm­heit der Mas­sen das Geld ver­dient gescheffelt ....

      * edit *
      PS
      Ich habe bestimmt nichts gegen intel­li­gent gemach­te Wer­bung - wie z.B. vor eini­gen Jah­ren zum Innen­ge­räusch (war's VW oder Mer­ce­des?) - das sich als Geräusch vom Ohr­ring der Bei­fah­re­rin her­aus­stell­te; Schlimm fin­de ich dage­gen z.B. die Jacobs Kaffeewerbung ....

    2. Ich fürch­te, ich sehe Ihr Feind­bild immer noch nicht so klar - und tue mich auch schwer, den the­ma­ti­schen Bezug zu ande­ren Dis­kus­sio­nen (Schu­le? DDR?) her­zu­stel­len. Hel­fen Sie mir auf die Sprün­ge, wor­in Ihr Spaß­trau­ma genau besteht: Wur­den Sie von der Fun-Frak­ti­on mit vor­ge­hal­te­ner Waf­fe zum Polo­nai­se-Tan­zen gezwun­gen oder hat man Ihnen eine Papp­na­se aufgenötigt?

      Ich tue mich auch schwer, den genau­en Adres­sa­ten von Vor­wür­fen in der Art zu identifizieren:

      die­se Gene­ra­ti­on ist geschä­digt durch schnel­le Schnit­te in Musik­vi­de­os, man­gel­haf­tes Steh­ver­mö­gen (i.S.v. Duld­sam­keit) und mit der Auf­merk­sam­keits­span­ne ist es auch nicht weit her 

      Gegen gene­ra­li­sie­ren­de Pau­schal­vor­wür­fe an die Adres­se mei­ner Gene­ra­ti­on war ich schon in der Jugend all­er­gisch, und von daher neh­me ich immer noch Abstand davon, nach­wach­sen­de Gene­ra­tio­nen unter Gene­ral­ver­dacht zu stel­len. Wel­che Gene­ra­ti­on mei­nen Sie denn nun genau? (Die schnel­len Schnit­te in Musik­vi­de­os haben auch mich als 1963 gebo­re­nen durch­aus fas­zi­niert, als MTV und For­mel 1 in den 80ern die­ses neue For­mat in die Wohn­zim­mer brachten). 

      Wer­den Sie ruhig mal kon­kre­ter, wo Sie die "Spaß-Haber" und "Nichts-ernst-Neh­mer" verorten...

    3. Da sehen Sie mal, wie sehr "gene­ra­ti­ons­ori­en­tier­te" Pro­jek­tio­nen und Prä­mis­sen ins Lee­re lau­fen kön­nen, wenns um den Ein­zel­fall geht. Tat­säch­lich bin ich in einem stock­kon­ser­va­ti­ven Eltern­haus (West) auf­ge­wach­sen, in dem Prü­geln durch­aus noch als nor­mal galt. Dass Alters­ge­nos­sen von mit per­mis­siv bis anti­au­to­ri­är erzo­gen wor­den sind, habe ich mir spä­ter ange­le­sen - gese­hen oder sel­ber erlebt habe ich davon nichts. Obwohl Fern­se­hen ab 1969 im Haus­halt vor­han­den war, spiel­te das in unse­rer Frei­zeit­ge­stal­tung kei­ne gro­ße Rol­le, zumin­dest hat uns gele­gent­li­ches "Dakt­a­ri"- und "Flipper"-Gucken nicht davon abge­hal­ten, auch viel drau­ßen rum­zu­stromern und ton­nen­wei­se Bücher zu ver­schlin­gen. Auch wenn ich in den 80ern dann so man­chem Video­clip aus­ge­setzt war, hab ich von der Auf­merk­sam­keits­span­ne her kein Pro­blem damit, mich wenns sein muss 48 Stun­den am Stück mit Fum­me­lei­en an einem Text zu beschäf­ti­gen. Und ich kann Ihnen pro­blem­los nen Hau­fen Leu­te mei­ner Geburts­jahr­gän­ge vor­stel­len, die mit den von Ihnen ver­mu­te­ten Ein­flüs­sen wenig bis gar nicht kon­fron­tiert wurden.

      Natür­lich heißt das nicht, dass es die von Ihnen beschrie­ben Phä­no­me­ne nicht­exi­stent wären. In mei­ner Wahr­neh­mung spie­len sie nur nicht eine so pro­mi­nen­te Rol­le, dass ich mich in große­rem Stil dar­an abar­bei­ten müss­te. Mich lässt die Spaß­gue­ril­la in aller Regel in Ruhe, wenn ich mei­ner Düster­nis nach­hän­gen will, und wenn mir nach Scha­ber­nack und Wit­ze­lei zumu­te ist, dann fin­det sich dafür halt auch nicht immer die rich­ti­ge Gesell­schaft - aber mei­stens schon. Ich habe es wirk­lich nie erlebt, dass man auf mei­nen Wer­ten rum­ge­tram­pelt wäre oder sich dar­über lustig gemacht hät­te oder böse gewor­den wäre, wenn ich für mehr Ernst­haf­tig­keit in einer Debat­te plä­diert hät­te. Wenn dem so wäre, dann wür­de ich mich viel­leicht auch fra­gen, inwie­weit mein eige­ner Dis­kus­si­ons­stil dazu beiträgt. 

      Von der unre­gel­mä­ßi­gen Lek­tü­re hier und ein paar Debat­ten in ande­ren two­day-Blogs, die ich nur frag­men­ta­risch nach­ver­folgt habe, ste­hen mir kei­ne Fern­dia­gno­sen über Ihren Dis­kus­si­ons­stil zu. Ich sag vor­sich­ti­ger­wei­se nur, dass Sie anschei­nend für die eine oder ande­re Kon­tro­ver­se gut sind. Also neh­men Sie das doch als Kom­pli­ment. Es ist wich­tig, dass es Men­schen gibt, die sich dem vor­herr­schen­den Main­stream ver­wei­gern, die für ihre Wer­te kämp­fen, auch wenn die gra­de nicht so popu­lär sein mögen.

    4. Ihren Aus­füh­run­gen .... ent­neh­me ich, daß Sie in ähn­li­cher Situa­ti­on auf­ge­wach­sen sind wie ich - nur war das bei mir etwa 20 Jah­re frü­her .... Über­ein­stim­mun­gen sind aber sehr deutlich.
      Wei­ter sagen Sie: 
      Es gab eine Men­ge Kin­der, die anders auf­ge­wach­sen sind als ich - und genau von die­ser Mas­se spre­che ich. Pau­scha­lie­rend, unter der Prä­mis­se, daß die­se "Ande­ren" die Mas­se aus­ma­chen und daher bestim­mend für heu­ti­ge gesell­schaft­li­che Pro­zes­se sind.
      Wenn Sie in der glück­li­chen Lage sind, sich davon abset­zen zu kön­nen und die Gesell­schaft von Men­schen zu genie­ssen, die eher ande­re Wer­te - den ihren ähn­lich - für ange­mes­sen hal­ten, dann stel­len Sie ja dadurch schon wie­der eine Aus­nah­me dar.
      Ich stim­me Ihrer Ana­ly­se mei­ner Posi­ti­on hier sicher zu. Es stimmt auch, daß ich nicht leicht zu über­zeu­gen bin und mitt­ler­wei­le nichts mehr dar­auf gebe, wenn ich von tum­ben Toren oder min­der­be­mit­tel­ten Dumpf­backen ange­macht wer­de - da lösche ich schon 'mal etwas schnel­ler als frü­her - das spricht sich her­um und meist ist dann Ruhe (ich habe auch schon in einem Fall, weil ich per­sön­lich bedroht wur­de, einen Anwalt ein­schal­ten müs­sen. Auch das ist aus­ge­stan­den, denn das ist die Spra­che, die sol­che Men­schen ver­ste­hen: Gro­ber Klotz - gro­ber Keil!).

      Ihrem letz­ten Satz stim­me ich gern zu. Weil Flüs­se die lami­na­re Strö­mung auf­wei­sen lang­wei­lig sind - erst tur­bu­len­te Strö­mung macht sie inter­es­sant .... und aus Bio­lo­gen-Sicht füge ich noch hin­zu: Erst die Abwei­chung vom gene­rel­len gene­ti­schen Muster - die Muta­ti­on - macht, daß sich Neu­es bil­det und der Erfolg einer Spe­zi­es hängt mehr von den "Außen­sei­tern" als von der nor­mier­ten Mas­se ab .... auch wenn die es ger­ne umge­kehrt darstellt.

    5. Wenn Sie in der glück­li­chen Lage sind, sich davon abset­zen zu kön­nen und die Gesell­schaft von Men­schen zu genie­ssen, die eher ande­re Wer­te - den ihren ähn­lich - für ange­mes­sen hal­ten, dann stel­len Sie ja dadurch schon wie­der eine Aus­nah­me dar.

      Das ist aber nur zum Teil ein Pri­vi­leg, das mit mei­ner spe­zi­fi­schen Lebens­si­tua­ti­on ein­her­geht. Sicher: Als Haus­mann und Home­of­fice-Teil­zeit­schrei­ber kann ich mei­ne Sozi­al­kon­tak­te bes­ser steu­ern als etwa mei­ne Frau, die sich jeden Tag im Büro mit Men­schen aus­ein­an­der­set­zen muss, die sie sich nicht aus­ge­sucht hat. Inklu­si­ve deren dum­mem Mit­tags­pau­sen-Geschwätz über neue­ste Diä­ten, Autos, Pro­mi-Klatsch oder das Fern­seh­pro­gramm des Abends vor­her. Sich dafür nicht in dem Maß zu inter­es­sie­ren, das kann ganz schön ein­sam machen im Arbeitsalltag. 

      Das war aber auch kein Rie­sen­pro­blem für mich, als ich noch in die­sen Struk­tu­ren drin­steck­te. Wie weit man die­se Dumm­hei­ten an sich ran lässt, kann man ja auch sel­ber ein wenig steu­ern. Ich habe halt ver­sucht, mich mehr auf die Kon­tak­te mit den Leu­ten zu kon­zen­trie­ren, mit denen mehr Aus­tausch mög­lich war - und die Lala-Labe­rei mit dem Rest auf das nöti­ge Mini­mum zu redu­zie­ren. Das bie­tet natür­lich kei­nen Rund­um­schutz dage­gen, mit Dumm­hei­ten kon­fron­tiert zu wer­den. Aber zumin­dest hat es gehol­fen, dass ich das The­ma "Mas­se" mit zuneh­men­dem Alter eher mil­der und gelas­se­ner sehen kann.

      Dazu hat natür­lich auch bei­getra­gen, dass ich mich beruf­lich damit befas­se, Mas­sen­phä­no­me­ne zu ver­ste­hen. Und viel­leicht ken­nen Sie das fran­zö­si­sche Sprich­wort "tout com­prend­re, c'est tout par­don­ner" - alles ver­ste­hen heißt alles ver­zei­hen. So weit, dass ich alles ver­zei­hen und ver­ste­hen kann, bin ich natür­lich nicht, aber ich arbei­te dran. Auf alle Fäl­le habe ich für mich erkannt ist, dass es ein sinn­lo­ser Kampf gegen Wind­müh­len ist, gegen Mas­sen­dumm­heit anzu­ren­nen. Ich por­tio­nie­re mir die Sache lie­ber so, dass ich einen ein­zel­nen Dumm­batz als ein­zel­nen Dumm­batz behand­le. Die "nor­mier­te Mas­se" ist wirk­lich kei­ne Kate­go­rie, gegen die man ankämp­fen kann oder muss.

    6. Der von Ihnen zitier­te Ein­g­ans­satz war eigent­lich eher auf Pri­vat­le­ben und nicht Arbeits­le­ben gemünzt - denn nur dort hat man, wie Sie ja auch anmer­ken, eine wirk­li­che Ent­schei­dung mit wem man sich "abge­ben" will ....

      Noch ein paar ergän­zen­de / abschlie­ßen­de Gedanken:
      Auf alle Fäl­le habe ich für mich erkannt ist, dass es ein sinn­lo­ser Kampf gegen Wind­müh­len ist, gegen Mas­sen­dumm­heit anzu­ren­nen.
      Ja, das sehe ich auch so .... obwohl es mich manch­mal reizt, es doch zu versuchen ....

      Ich por­tio­nie­re mir die Sache lie­ber so, dass ich einen ein­zel­nen Dumm­batz als ein­zel­nen Dumm­batz behandle. 
      Sehr müh­sam - aber sicher das größ­te Erfolgserlebnis ....

      Die "nor­mier­te Mas­se" ist wirk­lich kei­ne Kate­go­rie, gegen die man ankämp­fen kann oder muss.
      Es scha­det aber nicht, z.B. hier - anstatt (aus­schließ­lich) inhalts­lo­ser Zwei­zei­ler - ab und an ein­mal umfang­rei­che­re Aus­füh­run­gen zu machen .... mög­lich, daß es die/den Eine/-n oder Ande­re/-n dazu bringt nachzudenken ....

    7. Es scha­det aber nicht, z.B. hier - anstatt (aus­schließ­lich) inhalts­lo­ser Zwei­zei­ler - ab und an ein­mal umfang­rei­che­re Aus­füh­run­gen zu machen .... mög­lich, daß es die/den Eine/-n oder Ande­re/-n dazu bringt nachzudenken .

      Da kann ich unein­ge­schränkt bei­pflich­ten. Einen Sach­ver­halt auf zwei Zei­len zu kom­pri­mie­ren, die auf den Punkt kom­men, mag die hohe Schu­le sein. Zwei Zei­len unver­ständ­li­chen Schwach­sinn abzu­son­dern und dann auch noch "Mehr Kryp­tik" drü­ber­zu­schrei­ben, soll­te eigent­lich mit Ord­nungs­geld geahn­det werden. 

      Vor die­sem Hin­ter­grund habe ich unse­ren klei­nen Dis­kurs als wohl­tu­en­des Kon­trast­pro­gramm empfunden.

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