Ein Zitat aus dem Weblog "Die Dunkle Seite":
" .. Der Aprilscherz komme aus der Mode, stand dieser Tage irgendwo zu lesen. Für diesen Befund hatte der Verfasser auch komplizierte hochgelahrte soziologische Erklärungen parat vom Wertewandel und so. Ich glaube eher, der gesamtgesellschaftliche Megatrend geht klar in Richtung Ganzjahres-Verarsche 24⁄7. .. "
Den unterstrichenen Satz kann ich aus voller Überzeugung unterschreiben .... es wird nahezu jeder Lebensbereich ins Lächerliche gezogen, wer Ernsthaftigkeit anmahnt gilt als Spielverderber oder Sauertopf ....
"Spaßgesellschaft" - bar jeden Verantwortungsgefühls!
Das Stichwort Ganzjahres-Verarsche hatte ich gar nicht mal in erster Linie auf die Spaßgesellschaft gemünzt, sondern auch auf die Verarsche durch Werbung, vermeintlich ernsthafte Medienberichte (etwa überzogene Vogelgrippe-Hysterie und so Sachen).
Vielleicht liegts auch daran, dass ich praktisch kein Fernsehen gucke und nur wenig Radio höre, aber nach meiner subjektiven Wahrnehmung hat das Phänomen "Spaßgesellschaft" schon seit längerem seinen Zenit überschritten. Oder ich bin mit Anfang 40 nicht mehr in der Zielgruppe für komödiantischen Dauerschwachfug à la "Freitag Nacht News". Meine Bloggerkontakte mit *lol*itas, Smiley-Schleudern und Youtube-Clip-Verlinkern halten sich auch in Grenzen, stattdessen korrespondiere ich überwiegend mit Mitmenschen, die sich ihre Gedanken machen, aber gleichwohl nicht völlig humorlos sind.
Woran machen Sie denn die überbordende Spaßgesellschaft fest?
Da wurde mir doch gerade .... ein Beispiel frei Haus geliefert:
Wenn es nicht nach den Kriterien geht, die in den Köpfen der "Spaß-Haber" und "Nichts-ernst-Nehmer" herumschwirren werden sie leicht böse und vergreifen sich im Ton .... blitzschnell wird der Freund zum Feind - diese Generation ist geschädigt durch schnelle Schnitte in Musikvideos, mangelhaftes Stehvermögen (i.S.v. Duldsamkeit) und mit der Aufmerksamkeitsspanne ist es auch nicht weit her ....
(Gelegentlich stelle ich hier noch eine "Sammlung" in dieser Richtung vor - die ist noch nicht veröffentlichungsreif ....)
Was die Werbung und die in vermeintlich redaktionellen Beiträgen versteckte Werbung angeht kann ich nur beipflichten:
Auch da wird mit Schrecken Scherz getrieben - will sagen:
Mit der Dummheit der Massen das Geld
verdientgescheffelt ....* edit *
PS
Ich habe bestimmt nichts gegen intelligent gemachte Werbung - wie z.B. vor einigen Jahren zum Innengeräusch (war's VW oder Mercedes?) - das sich als Geräusch vom Ohrring der Beifahrerin herausstellte; Schlimm finde ich dagegen z.B. die Jacobs Kaffeewerbung ....
Ich fürchte, ich sehe Ihr Feindbild immer noch nicht so klar - und tue mich auch schwer, den thematischen Bezug zu anderen Diskussionen (Schule? DDR?) herzustellen. Helfen Sie mir auf die Sprünge, worin Ihr Spaßtrauma genau besteht: Wurden Sie von der Fun-Fraktion mit vorgehaltener Waffe zum Polonaise-Tanzen gezwungen oder hat man Ihnen eine Pappnase aufgenötigt?
Ich tue mich auch schwer, den genauen Adressaten von Vorwürfen in der Art zu identifizieren:
diese Generation ist geschädigt durch schnelle Schnitte in Musikvideos, mangelhaftes Stehvermögen (i.S.v. Duldsamkeit) und mit der Aufmerksamkeitsspanne ist es auch nicht weit her
Gegen generalisierende Pauschalvorwürfe an die Adresse meiner Generation war ich schon in der Jugend allergisch, und von daher nehme ich immer noch Abstand davon, nachwachsende Generationen unter Generalverdacht zu stellen. Welche Generation meinen Sie denn nun genau? (Die schnellen Schnitte in Musikvideos haben auch mich als 1963 geborenen durchaus fasziniert, als MTV und Formel 1 in den 80ern dieses neue Format in die Wohnzimmer brachten).
Werden Sie ruhig mal konkreter, wo Sie die "Spaß-Haber" und "Nichts-ernst-Nehmer" verorten...
Meine Antwort .... finden Sie hier
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Da sehen Sie mal, wie sehr "generationsorientierte" Projektionen und Prämissen ins Leere laufen können, wenns um den Einzelfall geht. Tatsächlich bin ich in einem stockkonservativen Elternhaus (West) aufgewachsen, in dem Prügeln durchaus noch als normal galt. Dass Altersgenossen von mit permissiv bis antiautoriär erzogen worden sind, habe ich mir später angelesen - gesehen oder selber erlebt habe ich davon nichts. Obwohl Fernsehen ab 1969 im Haushalt vorhanden war, spielte das in unserer Freizeitgestaltung keine große Rolle, zumindest hat uns gelegentliches "Daktari"- und "Flipper"-Gucken nicht davon abgehalten, auch viel draußen rumzustromern und tonnenweise Bücher zu verschlingen. Auch wenn ich in den 80ern dann so manchem Videoclip ausgesetzt war, hab ich von der Aufmerksamkeitsspanne her kein Problem damit, mich wenns sein muss 48 Stunden am Stück mit Fummeleien an einem Text zu beschäftigen. Und ich kann Ihnen problemlos nen Haufen Leute meiner Geburtsjahrgänge vorstellen, die mit den von Ihnen vermuteten Einflüssen wenig bis gar nicht konfrontiert wurden.
Natürlich heißt das nicht, dass es die von Ihnen beschrieben Phänomene nichtexistent wären. In meiner Wahrnehmung spielen sie nur nicht eine so prominente Rolle, dass ich mich in großerem Stil daran abarbeiten müsste. Mich lässt die Spaßguerilla in aller Regel in Ruhe, wenn ich meiner Düsternis nachhängen will, und wenn mir nach Schabernack und Witzelei zumute ist, dann findet sich dafür halt auch nicht immer die richtige Gesellschaft - aber meistens schon. Ich habe es wirklich nie erlebt, dass man auf meinen Werten rumgetrampelt wäre oder sich darüber lustig gemacht hätte oder böse geworden wäre, wenn ich für mehr Ernsthaftigkeit in einer Debatte plädiert hätte. Wenn dem so wäre, dann würde ich mich vielleicht auch fragen, inwieweit mein eigener Diskussionsstil dazu beiträgt.
Von der unregelmäßigen Lektüre hier und ein paar Debatten in anderen twoday-Blogs, die ich nur fragmentarisch nachverfolgt habe, stehen mir keine Ferndiagnosen über Ihren Diskussionsstil zu. Ich sag vorsichtigerweise nur, dass Sie anscheinend für die eine oder andere Kontroverse gut sind. Also nehmen Sie das doch als Kompliment. Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die sich dem vorherrschenden Mainstream verweigern, die für ihre Werte kämpfen, auch wenn die grade nicht so populär sein mögen.
Ihren Ausführungen .... entnehme ich, daß Sie in ähnlicher Situation aufgewachsen sind wie ich - nur war das bei mir etwa 20 Jahre früher .... Übereinstimmungen sind aber sehr deutlich.
Weiter sagen Sie:
Es gab eine Menge Kinder, die anders aufgewachsen sind als ich - und genau von dieser Masse spreche ich. Pauschalierend, unter der Prämisse, daß diese "Anderen" die Masse ausmachen und daher bestimmend für heutige gesellschaftliche Prozesse sind.
Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, sich davon absetzen zu können und die Gesellschaft von Menschen zu geniessen, die eher andere Werte - den ihren ähnlich - für angemessen halten, dann stellen Sie ja dadurch schon wieder eine Ausnahme dar.
Ich stimme Ihrer Analyse meiner Position hier sicher zu. Es stimmt auch, daß ich nicht leicht zu überzeugen bin und mittlerweile nichts mehr darauf gebe, wenn ich von tumben Toren oder minderbemittelten Dumpfbacken angemacht werde - da lösche ich schon 'mal etwas schneller als früher - das spricht sich herum und meist ist dann Ruhe (ich habe auch schon in einem Fall, weil ich persönlich bedroht wurde, einen Anwalt einschalten müssen. Auch das ist ausgestanden, denn das ist die Sprache, die solche Menschen verstehen: Grober Klotz - grober Keil!).
Ihrem letzten Satz stimme ich gern zu. Weil Flüsse die laminare Strömung aufweisen langweilig sind - erst turbulente Strömung macht sie interessant .... und aus Biologen-Sicht füge ich noch hinzu: Erst die Abweichung vom generellen genetischen Muster - die Mutation - macht, daß sich Neues bildet und der Erfolg einer Spezies hängt mehr von den "Außenseitern" als von der normierten Masse ab .... auch wenn die es gerne umgekehrt darstellt.
Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, sich davon absetzen zu können und die Gesellschaft von Menschen zu geniessen, die eher andere Werte - den ihren ähnlich - für angemessen halten, dann stellen Sie ja dadurch schon wieder eine Ausnahme dar.
Das ist aber nur zum Teil ein Privileg, das mit meiner spezifischen Lebenssituation einhergeht. Sicher: Als Hausmann und Homeoffice-Teilzeitschreiber kann ich meine Sozialkontakte besser steuern als etwa meine Frau, die sich jeden Tag im Büro mit Menschen auseinandersetzen muss, die sie sich nicht ausgesucht hat. Inklusive deren dummem Mittagspausen-Geschwätz über neueste Diäten, Autos, Promi-Klatsch oder das Fernsehprogramm des Abends vorher. Sich dafür nicht in dem Maß zu interessieren, das kann ganz schön einsam machen im Arbeitsalltag.
Das war aber auch kein Riesenproblem für mich, als ich noch in diesen Strukturen drinsteckte. Wie weit man diese Dummheiten an sich ran lässt, kann man ja auch selber ein wenig steuern. Ich habe halt versucht, mich mehr auf die Kontakte mit den Leuten zu konzentrieren, mit denen mehr Austausch möglich war - und die Lala-Laberei mit dem Rest auf das nötige Minimum zu reduzieren. Das bietet natürlich keinen Rundumschutz dagegen, mit Dummheiten konfrontiert zu werden. Aber zumindest hat es geholfen, dass ich das Thema "Masse" mit zunehmendem Alter eher milder und gelassener sehen kann.
Dazu hat natürlich auch beigetragen, dass ich mich beruflich damit befasse, Massenphänomene zu verstehen. Und vielleicht kennen Sie das französische Sprichwort "tout comprendre, c'est tout pardonner" - alles verstehen heißt alles verzeihen. So weit, dass ich alles verzeihen und verstehen kann, bin ich natürlich nicht, aber ich arbeite dran. Auf alle Fälle habe ich für mich erkannt ist, dass es ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen ist, gegen Massendummheit anzurennen. Ich portioniere mir die Sache lieber so, dass ich einen einzelnen Dummbatz als einzelnen Dummbatz behandle. Die "normierte Masse" ist wirklich keine Kategorie, gegen die man ankämpfen kann oder muss.
Der von Ihnen zitierte Einganssatz war eigentlich eher auf Privatleben und nicht Arbeitsleben gemünzt - denn nur dort hat man, wie Sie ja auch anmerken, eine wirkliche Entscheidung mit wem man sich "abgeben" will ....
Noch ein paar ergänzende / abschließende Gedanken:
Auf alle Fälle habe ich für mich erkannt ist, dass es ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen ist, gegen Massendummheit anzurennen.
Ja, das sehe ich auch so .... obwohl es mich manchmal reizt, es doch zu versuchen ....
Ich portioniere mir die Sache lieber so, dass ich einen einzelnen Dummbatz als einzelnen Dummbatz behandle.
Sehr mühsam - aber sicher das größte Erfolgserlebnis ....
Die "normierte Masse" ist wirklich keine Kategorie, gegen die man ankämpfen kann oder muss.
Es schadet aber nicht, z.B. hier - anstatt (ausschließlich) inhaltsloser Zweizeiler - ab und an einmal umfangreichere Ausführungen zu machen .... möglich, daß es die/den Eine/-n oder Andere/-n dazu bringt nachzudenken ....
Es schadet aber nicht, z.B. hier - anstatt (ausschließlich) inhaltsloser Zweizeiler - ab und an einmal umfangreichere Ausführungen zu machen .... möglich, daß es die/den Eine/-n oder Andere/-n dazu bringt nachzudenken .
Da kann ich uneingeschränkt beipflichten. Einen Sachverhalt auf zwei Zeilen zu komprimieren, die auf den Punkt kommen, mag die hohe Schule sein. Zwei Zeilen unverständlichen Schwachsinn abzusondern und dann auch noch "Mehr Kryptik" drüberzuschreiben, sollte eigentlich mit Ordnungsgeld geahndet werden.
Vor diesem Hintergrund habe ich unseren kleinen Diskurs als wohltuendes Kontrastprogramm empfunden.
Es wäre .... vermessen, wollte ich versuchen Ihren letzten Satz mit anderen Worten besser zu sagen .... dto.!