Als "Vieltrinker" bin ich ja ständig auf der Suche nach der 'besten Sorte' - und natürlich soll der Preis in einem angemessenen Verhältnis zur Qualität des Produktes stehen.
Das Kaffeekochen - ich denke da an viele Beobachtungen die ich als Kind im Hause meiner Großmutter machte - war ein Ritual. Kaffee war bis in die 60'er Jahre ein Luxus. Es gab auch keinen fertig gemahlenen Kaffee.
Bei Oma wurde die Kaffeemühle zwischen die Knie geklemmt und ein Täßchen Bohnen eingefüllt - dann wurde gut fünf Minuten von Hand gemahlen ....
Das Kaffeepulver sammelte sich in einer kleinen Schublade unterhalb des Mahlwerks, wurde dann vorsichtig - um nichts zu verschütten - in die Kaffeekanne gefüllt.
In eine richtige Porzellankanne, mit langem Ausguß und passendem Deckel, sowas ist heute eine Seltenheit. Darauf gab man kochendheißes Wasser und wartete eine Weile, damit die Aromastoffe aus dem Kaffeepulver gelöst werden konnten. Schließlich wurde der Kaffee - nach gutem Umrühren des Kanneninhaltes - durch ein Sieb in die Tassen gefüllt. Ich erinnere mich noch gut an das Aroma, das so sehr schnell den Raum erfüllte. Möglich, daß genau dieses Erlebnis mich so nachhaltig zum Kaffeetrinker 'geprägt' hat.
Nach einer Periode des Aufschwungs für Porzellan-Kaffeefilter mit Filtertüten kam dann der 'Siegeszug' der Kaffemaschinen - die machten all das, was früher in Einzelschritten erledigt werden mußte 'automatisch':
Kaffee in die Filtertüte, Fach schließen, Wasser in die Maschine füllen, anschalten und warten, bis die meist gläserne Kanne gefüllt war. Vorbei das Kaffee-Ritual. Ein deutlicher Verlust der Wertschätzung eines mit Liebe gebrauten Kaffees, ein weiterer Verlust an 'Lebensqualität'.
Über die Unsitte "Pulverkaffee" zu brühen werde ich hier nur soviel sagen:
Es ist ein Sakrileg! Schnell, schneller am schnellsten! So etwas ist beim Kaffeegenuß unangemessen .... und das Gebräu, das da herauskommt verdient den Namen "Kaffee" nicht!
Als die ersten Kaffeeautomaten auf den Markt kamen und deren Preise sich noch in für 'Privatleute' unerschwinglichen Höhen bewegten war es außerordentlich mühsam ungemahlenen Kaffee für diese Maschinen zu finden: Keiner der großen Namen im Kaffeemarkt bot etwas anderes als gemahlenen, vakuumverpackten Kaffee an.
Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Immer mehr Firmen verkaufen ungemahlenen Kaffee - doch häufig noch mit sehr schlechter Qualität! Vielfach werden einfach nur die herkömmlichen Sorten mit sehr schwacher Röstung als Bohnen statt Pulver verkauft - die aber zu unverhältnismäßig höheren Preisen als der gemahlene Kaffee, das 'riecht' verdächtig nach "Abzocke":
Wenn verschiedene Verarbeitungsschritte - nach dem Rösten - wegfallen, wie das z.B. das Mahlen des Kaffees, so sollte doch der Verbraucherpreis niedriger sein als der für das gemahlene Produkt. Das Gegenteil ist der Fall. Die ungemahlenen Sorten sind meist 30 bis 50% teurer als gemahlene Kaffees.
Nach einer Zeit der 'Abstinenz' (= Nicht-Präsenz) der großen Röster entdeckt man immer öfter auch bei ihnen Angebote (ungemahlene Bohnen) für den Kaffeeautomaten - und das zunehmend zu angemesseneren Preisen. Ob da ein Umdenken stattfindet?
Eines jedoch ist sicher:
Ein stark gerösteter, von Hand gemahlener, mit kochendem Wasser gebrühter (bestenfalls in einer Espressomaschine südeuropäischer Art bereiteter) Kaffee ist immer noch das Beste was dem Kaffeegenießer passieren kann ....
Ich geh' jetzt erst 'mal einen Kaffee trinken.
Bildquellen
- Kaffeemühle: sxc.hu | Porzellankanne: Winterling | Porzellanfilter: Melitta | Kaffeemaschine 'alter Art': "oldschoolman/freie Bilder" | Espresso/Gas: "frankana"