Es hat doch etwas länger als 11:00h gedauert - ich bitte das zu entschuldigen
Auf meinen vorigen Artikel (vor der Zwangspause wegen Neuordnung und Installation eines aktuelleren Betriebssystems) hat Claudia Klinger in ihrem eigenen Blog eine Antwort verfasst auf die es multiple Kommentare gab - und das indes nicht nur auf Claudias Ausführungen, sondern ebenso auf meine Kommentare zu diesen Kommentaren .... Na ja, da sind wir nun und ich stelle die Antworten die ich mittlerweile verfasst habe hier zusammen mit den Texten ein zu denen sie gehören. Damit beide Teile im Zusammenhang gelesen werden können.
Eine Kopie wird sich später am Tag im Artikel bei Frau Klinger befinden.

@ Claudia am 23. März 2025
Nach reiflicher Überlegung und der Verfassung mehrerer Kommentare als Antwort auf mich sollten die angesprochenen Bedenken und alternativen Vorschläge ausreichen darzustellen wie meine Haltung zum Thema und Einwänden ist. Derzeit ist, denn es könnte durchaus sein, daß ich im Verlauf der Zeit zu geänderter Einschätzung komme. Punktuell, nicht generell. Wenn dargebotene Fakten es rechtfertigen.

@ Siewurdengelesen 22.03.2025: 18:04
Ich fange mal bei der Wiederbewaffnung an - wenn Sie auch nicht weiter darüber geschrieben haben und ich den Grund dafür darin sehe, daß die Besatzung der (Ostzone = Besatzungsgebiet der Sowjetunion) ein schmerzliches Ereignis in der Geschichte Deutschlands war, die gezeigt hat welche Folgen eine Besatzung durch Rußland haben würde.
Zugleich allerdings ein Beispiel wie wenig wir an demokratischen Rechten zu erwarten hätten würden wir je wieder von Rußland besetzt werden.
Sie zitieren mich:
Ist ihnen klar, welche Folgen es hätte wenn wir – beispielsweise – unter russische Besatzung kämen? Denken Sie dann hätten Sie immer noch die Möglichkeit hier in Blogs zu schreiben was Sie etwa zur Notwendigkeit von Militär zu sagen haben?
Ohne jedoch auf den Kern dieser Bemerkung einzugehen. Nein, falsch, das gefällt Ihnen nicht und Sie nennen es ".. Die Keule russische Besatzung zu ziehen, zeugt auch nicht gerade von konstruktiver Diskussion .." - das war keine Keule, sondern die Dastellung welche Verhältnisse wir mit Sicherheit haben würden wenn der Fall einträte - denn die Folgen haben wir doch in der vormaligen DDR 'live' erlebt und beobachten können. Das als *Keule* abzutun ist unredlich.
Deswegen nochmal anders ausgedrückt um mich besser verständlich zu manchen. Natürlich hätten wir dann ganz andere Probleme, nämlich die, die die Menschen in Rußland derzeit haben:
- Unterdrückung von unliebsamer Opposition zum Staatsapparat;
- Einschränkung der Reisefreiheit und Bestimmung des Aufenthalts durch den Staat;
- staatlich bestimmte Berufsausbildung /-übung ohne Berücksichtigung der persönlichen Wünsche und/oder Vorzüge;
- Zuteilungen nach Wohlverhalten und Unterstützung für den Partei- und Staatsapparat.
[Auswahl!]
Meine Darstellung zum Erziehungszweck bei ansonsten resistenten Jungmännern basieren auf jahrelanger Erfahrung nicht auf Hörensagen. Ich nenne Ihnen einmal zwei Beispiele.
1.Fall:
Ein Soldat wäscht sich tagelang nicht und seine Kameraden bitten ihn das endlich einmal zu machen weil er anfängt zu stinken und alle in einer Stube mit 9 Soldaten damit belästigt. Als er sich immer noch weigert ergreifen sie ihn gemeinsam und bringen ihn unter die Dusche, waschen & bürsten ihn sauber. Das brauchten sie nach diesem einen Mal bis zum Ende der Dienstzeit nicht wieder zu tun;
2. Fall:
Ein Soldat kam regelmäßig zu spät aus dem Kasernengebäude zum Appell - was dazu führte, daß alle erst mit Verzögerung die Kaserne zum Wochenende verlassen konnten, manche den Zug nach Hause verpassten.
Sie haben diesen Kameraden zu mehreren - in dem Zustand der Bekleidung in der er sich gerade befand als zum Appell gerufen/gepfiffen wurde - nach draußen geschafft damit alle pünktlich waren. So wurde die 'fertigen' Soldaten entlassen und nur der
Unbelehrbare spürte die Folgen.
Ein Teil der Grundausbildung ist 'Staatsbürgerkunde', es mag nun eine alternative Bezeichnung haben, vermittelt jedoch Grundwerte der Verfassung und der Pflichten und Rechte der Staatsbürger. Es war für mich immer erschreckend wenn die Rekruten zwar über Pop-Idole und deren Umfeld, über Fußballer und Autos, sowie über die besten Reiseźiele Bescheid wußten, jedoch nicht darüber was ein Grundrecht ist, wie der Staat mittels Gewaltenteilung zum Wohle aller Bürger verfasst ist, und welche internationalen Verpflichtungen sich aus Völkerrecht, Kriegsvölkerrecht und internationaler Gerichtsbarkeit ergeben.
Die "Innere Führung" war und ist umstritten: Betonköpfe und wenig flexible, machthungrige Führungskräfte hassen sie. Viele können sich nur schwer zur Balance der Behandlung von Untergebenen zwischen *Bürger in Uniform* und *Gehorsam als Soldat* bewegen weil sie nicht die geistige Beweglichkeit haben. Zuletzt gibt es noch die Gruppe, die aus Bequemlichkeit Respekt und Disziplin schleifen lassen und so Unsicherheit des Handelns befördern.
Es kommt - das ist keine Frage - auf die geistige und menschliche Flexibilität der jeweiligen Führungspersönlichkeit an. Da habe ich alle Varianten zwischen ehemaligen Wehrmachtsoffizieren und in der Bundeswehr in den Rängen aufgestiegenen Offizieren erlebt. Es gibt immer Verbesserungspotenzial, denn hier greift die Lebensweisheit:
"Wo Menschen sind menschelt's!"
So-genannte "Eliteeinheiten" haben nach meiner Auffassung keine Sonderrechte - sie sind achtenswerte Spezialisten, jedoch wie jeder andere Soldat zu behandeln und verpflichtet sich so zu benehmen. Alles andere ist abzustellen und wenn ein Fehlverhalten vorliegt entsprechend zu ahnden.
Sollte dennoch eine Ungleichbehandlung, ein falsch verstandener Korps-Geist, einreißen, so sind diese ebenfalls zu unterbinden.
Zudem:
Wenn die falsche Vorstellung "Élite", etwas "Besonderes" zu sein zu Auswüchsen führt ist das nicht der bestehenden Struktur, der Grundidee der Inneren Führung zuzurechnen! Der Mangel entsteht durch falsch verstandene Privilegierung und kann deswegen dem Grundgedanken nicht angelastet werden.
Ein Wort zu Unterschieden im Kriegsfall:
Anderer Meinung als eine Führungskraft zu sein ist keine mangelnde Disziplin solange sie nicht die gestellte Aufgabe einer Truppe unmöglich macht:
- VOR einem Befehl ist Diskussion erwünscht,
- NACH einem Befehl muß Gehorsam herrschen.
Ein im Frieden von seinen Soldaten anerkannter Vorgesetzter wird auch im Krieg immer anerkannt sein - wer es als Vorgesetzter also nicht schafft den Respekt seiner Mannschaften zu erringen ist fehl am Platze. Offiziere die nur aufgrund des Dienstgrades führen sind ungeeignet.
Natürlich gelingt es manchmal nicht die Spreu vom Weizen zu trennen und Auswüchse zu verhindern. Wichtig ist aber auf allen Ebenen ein Auge darauf zu haben und die von Ihnen geschilderten Entgleisungen zu erkennen, abzustellen und das Wiederaufleben durch organisatorischen Änderungen zu verhindern-
Auch dafür gibt es Beispiele, Initiationsriten, *geheime* Zirkel in der Truppe, Motivationsverirrungen zur Aufgabe des Militärs im Staate.

Sven 22.03.2025; 20:34h (Zitatlink)
".. ich bin ein sehr neugieriger Mensch und hätte mir ihre Antwort in ihrem Blog wahrscheinlich auch durchgelesen, wenn sich ihr Kommentar wie eine Einladung angehört hätte. Tatsächlich hörte er sich wie ein persönlicher Angriff auf meine Person an – egal, ob das jetzt ihre Intention war oder nicht. Ihren Blogeintrag würde ich jetzt genau so lesen, als persönlichen Angriff auf mich. Das ergibt keinen Sinn, weil sie – da gehe ich jetzt einfach einmal davon aus – in ihrem Beitrag mit Sicherheit nur ihre Sicht der Dinge wiedergeben möchten und mit Argumenten belegen wollen, warum mein Kommentar falsch ist .."
Es ist bei schriftlicher Kommunikation immer schwierig genau den Ton zu treffen den der Kommentator erwartet oder ansonsten verstimmt ist. Mir tut es leid, wenn das so bei Ihnen ankam und ich versichere, daß das nicht meine Absicht war.
Es geht mir auch nicht darum Recht zu haben oder zu beweisen Sie hätten etwa eine *falsche Sicht* oder mindestens ihre Argumente seien *falsch* - ich möchte lediglich beitragen eine andere Sichtweise darzustellen, da es stets mehrere Betrachtungen geben wird und sich jeder sein Bild aus mehreren Quellen selbst zusammenreimt.
Zur Vorgeschichte:
Ich hatte '66 das Abitur und wollte '67 mit dem Studium anfangen - doch der Einberufungsbescheid kam und ich war gezwungen meine Pläne zu ändern. Damals war die Grundwehrdienstzeit 18 Monate.
Aus bereits benannten Gründen bewarb ich mich für die Offizierslaufbahn (B&Z;drei Jahre, später wurde eine Laufzeit von zwei Jahren eingeführt - doch das traf für mich damals noch nicht zu).
Militär hat zunächst nichts mit Demokratie zu tun, das ist völlig klar. Es ist hingegen sinnvoll bei der Führung von Menschen demokratische Prinzipien zu berücksichtigen, denn Überzeugung ist allemal besser als Gehorsam zu erzwingen.
Die demokratische Komponente besteht für mich darin den Zweck eines Befehls so zu verdeutlichen, daß dessen Notwendigkeit erkennbar wird. Damit handeln die Empfänger von Befehlen im Sinne dessen, was beabsichtigt ist und können bei Hindernissen selbst, ohne Nachfrage, Alternativen entscheiden die das Ziel erreichbar machen.
[Dieser Unterschied zur Wehrmacht, wo ausdrücklich Abweichungen verboten waren, oder wie bei der US-Armee, bei der ein schriftlicher (!) Befehl buchstabengetreu zu erfüllen ist, macht die Erfolgsaussichten wesentlich besser als reine gedankenlose Befehlsausführung]
Insoweit sehe ich den Unterschied zwischen verschiedenen Modellen der Führung im Militär nicht anders als in einem Unternehmen: Wenn die Absichten des wie und warum des zu erreichenden Zieles und der Gesamtlage verstanden wurden kann der gut ausgebildete Untergebene nach eigenem Muster den besten Weg finden sich an der Erreichung des Zieles zu beteiligen - so werden aus Befehlen die geeigneteren Zieldarstellungen.
Was davon unbetroffen bleibt ist der Bereich der körperlichen Ertüchtigung und der Einübung von Routineabläufen, sowohl persönlicher wie der von Gruppen. Viele Menschen gleichzeitig zu bewegen erfordert Ordnung, daher die notwendige Übung von Formationsbewegungen (*Formationsausbildung; *Formaldienst )
Hierarchie bedeutet keinesfalls Wertunterschiede zwischen den Rängen (Personen) - es bedeutet Aufgabenstellungen die pro Ebene verschieden sind und daher mehr oder weniger Folgen für die Handlungsweisen haben die der individuellen Einschätzung unterliegen können:
Wer in höherem Rang ist sollte mehr Übersicht und Erfahrung haben und dessen Wort sollte deswegen mehr Gewicht haben.
Da ich nicht 80 Jahre mit Scheuklappen durch das Leben gegangen bin - und gehe - ist mir natürlich klar, daß die Abweichungen von der *reinen Lehre*, dem *theoretisch Sinnvollen* oft Gründe entgegenstehen. Die sind vielfach nicht objektiv nachvollziehbar, nicht faktenbasiert, hingegen von Vorurteil und *Meinung* bestimmt.
Wenn es Bedrohung der bürgerlichen Rechte lt. Grundgesetz gibt, die von ausländischen Kräften per Gewalt durch Armeen ausgeübt werden sollen, halte ich es für angebracht diesen mit militärischer Stärke zu begegnen. Damit es dazu erst nicht kommt ist Militär notwendig.
In der augenblicklichen Umwälzungsbewegung auf vielen Feldern des Lebens ist es zweifellos verwirrend die einzelnen Bereiche zu identifizieren und zu trennen. Deswegen ist schrittweise Auflösung angebracht, ein Schritt ist der Abbau des zivilen Innovationsstaus, ein weiterer das vernachlässigte militärische Potenzial der Abschreckung und drittens die Förderung der Wirtschaftskraft.
Den Pistorius-Vorschlag es mit Freiwilligen im ersten Schritt zu versuchen den Aufbau des Militärs zu erweitern - wir haben ja trotz Aussetzung des Wehrdienstes schon mehr als 120.000 Soldaten unter Waffen sodaß wir nicht bei Null anfangen müssen - halte ich für zielführend und schnell umsetzbar.
Zur Abschlußfrage:
Nationalstaaten sind nicht mehr zeitgemäß - Europa muß das Ziel sein!
Damit ist klar: Es gilt die Demokratie als die beste Staatsform zu verteidigen.

@ Wolf Jäger 22.03.2025, 20:26h
Es ist eine sehr individuelle Erfahrung mit der man je nach Persönlichkeit und Erlebnis umgeht. Wir hatten mal einen Rekruten der sehr unsicher im Umgang mit Handgranaten war. Solange es Übungsmunition war ging es leidlich, aber wenn scharfe Munition geübt wurde war es brandgefährlich. Wir haben daher einen zweiten Unteroffizier als *Aufsicht beim Schützen* hingestellt, einer rechts, einer links. Als der Soldat die bereits entsicherte Handgranate fallen ließ anstatt sie zu werfen hat der Unteroffizier sie ergriffen und über den Wall befördert während der zweite den Schützen zu Boden zog.
Was ich damit sagen will:
Fehler sind nie auszuschließen, Schuldzuweisung ist - wenn nötig - oft eher ungerecht, mindestens aber ein Zeichen von Mangel in der Ausbildung.
Militär bedeutet Umgang mit tödlichen Waffen, da kann menschliches und/oder technisches Versagen nicht ausgeschlossen werden. Einschlägige Bestimmungen zu erklären, zu üben, und auf ihrer Einhaltung zu bestehen allerdings schon ein guter Schritt zu mehr Sicherheit.
PS:
Es erfolgte nur eine Schnelldurchsicht -deswegen können noch TYPOs zu finden sein
Ich kann diese Meinung in vielen Punkten nicht teilen. Schuldzuweisungen sind ein Teil der Analyse, die da von einer Gruppe betrieben wird. Wütend macht mich die Aussage:"Es ist eine sehr individuelle Erfahrung mit der man je nach Persönlichkeit und Erlebnis umgeht." Damals gab es keine psychische Betreuung. Ich musste damit umgehen und war der, der immer wieder Albträume hatte. Es ging einfach weiter: "Wenn der Feind angreift müsst ihr mit soetwas klar kommen..." war der Spruch des Tages. Militär finde ich einfach Schei... Und sehe das wie Tucholsky.
Und ehrlich, für die "Freiheit" die ich im System BRD kennen gelernt habe, lohnt es sich wirklich nicht, eine Waffe in die Hand zu nehmen. (Ich kenne KEIN System für das sich das lohnt!) Meine Enkel sollen NIEMALS zum Wehrdienst müssen.
Danke für die Erläuterungen zu ihrer Haltung gegenüber einer Wehrpflicht. Nach den aktuellen Bestimmungen sind Ausnahmen vorgesehen - und das wird sich bestimmt nicht ohne Not ändern.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist wieso Sie meinen die Freiheit hierzulande sei keine Verteidigung wert. Möglich, daß wir da keine übereinstimmende Vorstellung von Freiheit haben .... wären Sie bereit mir da zu helfen Sie besser zu verstehen?
Meine Ablehnung der Wehrpflicht hat mir damals ein einziges Aurgument ausgetrieben:
"Schau, eine Pflichtarmee kann man viel schlechter gegen das eigene Volk einsetzen."
Dieses Argument ist, mindestens hierzulande, und solange die Verfassung Bestand hat, richtig.
Ein Einsatz im Inland ist ausgeschlossen sofern es sich nicht um einen Notstand handelt - das war als es beschlossen wurde äußerst umstritten, hat hingegen bei Katastrophen geholfen.
1. Vermutlich antwortet es sich hier besser als bei Claudia.
2. Ebenfalls vermutlich kommen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner, dazu sind die Ansichten zu gegenteilig.
Meine Erfahrung entspricht so ziemlich der von Wolf Jäger inklusive der permanenten Einflussnahme von frühester Jugend an zu DDR-Zeiten.
Wie gesagt lassen sich die Systeme nicht vergleichen, aber auch die BW ist in ihrem Werben nicht unumstritten. Das gilt für Kindergärten, Schulen, Berufsberatungszentren, Hochschulen etcpp. Weiter stimme ich einem anderen Blogger zu, dass statt Wehrpflicht eine Berufsarmee sinnvoller ist.
Die BW ist nach wie vor die Armee mit dem siebtgrößten Etat weltweit und ich sehe nicht, dass da mehr Geld sinnvoll wäre, weil das wie erwähnt, sowieso nur in andere taschen wandert. Beredtes Beispiel ist da der Fail um den F-35.
Viele Dinge wie dieser jetzt aus der Taufe gehobene "Heimatschutz" (sic) liessen sich genauso auf zivilem Wege lösen durch Investitionen in das THW, Feuerwehr, anderweitigen Katastrophenschutz oder in Pflegesysteme.
Beim Begriff Heimatschutz rollen sich mir sowieso schon wieder die Fussnägel hoch - nicht nur, dass sich in den 1990ern ein rechter Schlägertrupp so genannt hat, sondern auch dieser Begriff hat im rechten Spektrum eine lange Tradition. Das will man bei der modernen BW alles nicht wissen?
Was das Erzieherische betrifft, so ging es mir eher nicht so um die anekdotischen Stories aus der Armeezeit selber, sondern eher darum, dass und ob es Belege dafür gibt, dass (Ex)-Wehrdienstleistende signifikant bessere menschen im Sinne von sozialem oder gesellschaftlichen Engagement für die Demokratie sind als "Zivis" oder solche, die nicht gedient haben. Mir wäre das jetzt trotz Recherche nicht nachweislich bewusst und dieses "Erziehen" ist halt Anekdote und gibt es im zivilen und Berufsleben auch in ähnlicher Form.
Ähnlich wie Sven halte ich das Konzept Nationalstaat und das jemand seinem Vaterland etwas schuldig wäre, für Nonsens. Niemand kann etwas für den Ort seiner Geburt und der patriotische Sch... hat genug Unheil gestiftet, Menschenleben gekostet und ausgerechnet die Nationalisten sind m.E. die Klientel, welche Konzepte wie eine gemeinsames Europa am stärksten ablehnen. Dass sich aus diesem Quell auch wieder der Militarismus, völkisches und rechtes Denken und damit eher Einfalt statt Vielfalt speist, ist auch keine neue Erkenntnis.
Mit dem Wesen eines demokratischen Staates als Sachwalter der Interessen seiner Bürger hat so ein Konstrukt jedenfalls nichts zu tun.
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Die Aufrüstung und Wiederbewaffnung war durch den Kalten Krieg m.E. so eine Sache, die von beiden Seiten forciert wurde und diese sich bis in die 1980er gegenseitig die Schuld dafür gegeben wurde. Als Profiteur dieses Wettrüstens kann man dennoch in erster Linie die Rüstungsindustrie sehen.
Und last, but not least noch einmal die Sache mit russischer Besatzung. Da könnte man jetzt viele schöne Szenarien entwickeln, aber ein Punkt ist ja wohl, dass es trotz allem eher unwahrscheinlich ist, denn dazu müsste Russland vorher durch Polen und andere Staaten durch, was dann ja wohl den Bündnis- und Verteidigungsfall zur Folge hätte. Ob sich selbst ein Putinsches Russland darauf einliesse, lasse ich mal im Raum stehen.
Variante 2 wäre ein tatsächlicher Einsatz von Raketen und Drohnen mit ggf. Kernsprengköpfen. Auch da ist die Sache mit Demokratie etcpp. eher nicht das Hauptthema und so etwas wie das israelische Iron Dome existiert für Europa nur rudimentär.
In beiden Fällen wären solche Debatten um Bloggerei, Meinungsfreiheit usw. vielleicht zweitens, ohne dabei die Probleme von Autokratien und Diktaturen zu verharmlosen.
Allein schon der Austausch von Argumenten ist doch ein Wert an sich - schließlich bloggen wir um genau das zu erreichen.
Ich habe z.B. gelernt warum es so viel Ablehnung gegen die Wehrpflicht gibt:
Das Basiskonzept wird einseitig interpretiert. Wehrpflicht bedeutet vorrangig nicht die jüngeren Generationen zu *opfern*, sie *hinmetzeln* zu lassen! Es bedeutet eher sie in die Lage zu versetzen einen Feind abzuschrecken, weil er damit rechnen muß bei einem Angriff zu unterliegen. Zwei völlig gegenteilige Prämissen - das führt zwangsläufig zu anderen Ergebnissen.
*Heimatschutz* halte ich für eine Verirrung schon beim Begriff, denn es ist die zivil-miltärische Zusammenarbeit um die Bevölkerung aus Kampfhandlungen heraus zu halten und so weit es geht die Normalität des Lebens trotz Spannung oder Krieg zu gewährleisten. Zudem bewegen sich Soldaten nicht im menschenleeren Nirgendwo, sondern in Gelände, das mit Zivilpersonen geteilt wird, weswegen die beiderseitigen Interessen und Notwendigkeiten abgewogen werden müssen. Da gilt der Wahlspruch "Wer vorher plant ist hinterher auf weniger Improvisation angewiesen!"
Hier fügt sich ein was Sie angedacht und ausgeführt haben: Vieles läßt sich heute durch ausgeklügeltes Material und digitale Steuerung ohne Menschen direkt in Gefahr zu bringen erledigen - man sieht ja gerade im Ukraine-Krieg, daß herkömmliche Vorteile (Überlegenheit durch Panzerkrieg) keine Zukunft haben und durch andere Möglichkeiten leicht ausgehebelt werden. Rußland hat schon immer auf Wellen von Soldaten gesetzt - und das bringt wie man sieht keine überzeugenden Ergebnisse mehr. Nur unzählig mehr tote Soldaten.
Das Geld, das gebraucht wird um das Material und Waffensysteme zu erneuern und Bewährtes zu erhalten fließt wohl zukünftig nicht mehr nach außerhalb von Europa und bleibt damit als Teil dessen was zur Schuldentilgung gebraucht wird hier.
Ganz grundsätzlich wird es wohl nicht möglich sein ohne finanziellen Einsatz den Einsatz von Soldaten zu verringern.
Zum erzieherischen Ergebnis kann ich keine Untersuchungen nennen - wohl aber die Folgerungen aus dem was ich über Jahre beobachtet habe, wie sich Rekruten verhalten haben als sie kamen und wie sie sich in den Monaten verändert haben: Rücksichtnahme, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Beachtung von Grenzen anderen Menschen gegenüber, nicht zu vergessen Lernschritte in Sachen Staat, Gesetzen, und ihrer Rolle als Bürger.
Natürlich können Sie das als *anekdotisch* werten, ich sehe es als Erfahrung aus eigener Beobachtung, manche sagen 'begründete Vermutung', erkennbar an Veränderungen die so wahrscheinlich ohne diesen Lebensabschnitt nicht gekommen wären.
Was hingegen belegt ist sind die Vorteile in Sachen körperlicher Leistungsfähigkeit, denn Sportarten jenseits von Fußball bringen da mehr mit meist geringerer Verletzungsgefahr. Die zentralen Sporteinrichtungen der Bundeswehr berichteten früher von Forschungsergebnissen, ich bin zu lange raus um das für heute noch zu bestätigen.
Meine Antwort auf die abschließende Frage war "Nationalstaaten sind nicht mehr zeitgemäß - Europa muß das Ziel sein!
Damit ist klar: Es gilt die Demokratie als die beste Staatsform zu verteidigen." - und das unter der Prämisse die Staaten noch mehr zu verbinden damit die Bürger sich fortan als "Europäer" und nicht mehr getrennt, hingegen mit nationalen Verschiedenheiten und Bräuchen aller erweitert sehen.
Lassen Sie uns in unserem Umfeld dafür werben sich zu engagieren, insbesondere jene Bürger, die von einer Ausweitung der Wehrpflicht betroffen wären, und es nicht den Parteien zu überlassen über sie hinweg zu entscheiden. Jedenfalls danke ich Ihnen für die Darstellung ihrer Überlegungen zum Thema.
Moin Wolfgang,
da hast du dich bei diesem überaus komplexen Thema ja in schwieriges Fahrwasser begeben und ich bewundere die Geduld, mit der du versuchst deine "Sicht der Dinge" aufzuzeigen. Auf gegenteilige Meinungen reagierst du höflich und respektvoll.
Ein Beispiel:
"... Möglich, daß wir da keine übereinstimmende Vorstellung von Freiheit haben .... wären Sie bereit mir da zu helfen Sie besser zu verstehen?"
Das nenne ich eine vorbildliche DISKUSSIONSKULTUR!
Was im Übrigen "Allgemeiner Wehrdienst, Wehrpflicht, Demokratie" betrifft, so teile ich deine Ansichten voll und ganz.
Herzliche Grüße
Fred
Danke Fred,
für deine freundliche Stellungnahme und die Zustimmung in der Sache. Das Thema ist schon von Anbeginn der BRD kontrovers. Was mich dabei wundert ist die große Sicherheit mit der über Militär und Soldaten Urteile gefällt werden - vor allem wohl von Menschen die nie eine Kaserne von innen gesehen haben, und doch sehr wohl glauben zu wissen worum es und wie es da zugeht.
Die Verteidigung soll möglichst *out-ge-sourced* werden .... bürgerliche Freiheiten ja, gern - aber bitte ohne jegliche Verpflichtung etwas dafür zu tun.
Das ist nicht besonders oder neu, nur mal eben wieder 'aktuell' ....