Da liegt er nun, der Topf Heidekraut, der einst seinen Platz auf dem Balkon der ersten Etage hatte. So tief gefallen, ganz bis auf die Erde. Glücklicherweise hat er niemandes Kopf getroffen. Na, das wäre ein schlimmes Ende gewesen ....
So liegt er herum. Niemand hat Schaden genommen außer dem Plastikgefäß, das bei dem Aufprall zersprungen ist. Seit Tagen schon liegt er da, ohne dass sein Fehlen im Balkonkasten den Besitzern aufgefallen wäre.
Wie es wohl dazu kam? Ein Blumentopf fällt ja nicht einfach so herunter. Geschah es als der Wohnzimmerteppich über die Balkonbrüstung ausgeschüttelt wurde? Sowas passiert nicht am hellichten Tag. Dazu entschließt man sich spätabends oder nachts. Wohl in der Hoffnung so werde es bestimmt nicht bemerkt.
Doch spätestens wenn Hundehaare, Natoratten*, Chips- und Erdnußflockenreste auf dem unteren Balkon gefunden werden steht fest:
Entsorgung von Wohnungsschmutz ohne Staubsauger - es geschieht offenbar unter dem Gesichtspunkt der Energieersparnis. Einmal den Teppich ausschütteln - 0,05 Kw/h gespart!
Oder es ist einfach nur Nachlässigkeit den Topf da liegen zu lassen? Ein Symptom dafür, wie wenig Sorgfalt bei manchen Menschen herrscht? Ein Indiz dafür, dass es offenbar Überfluß gibt? Denn das Fehlen eines Gewächses in der Gruppierung der Balkonpflanzen müßte doch auffallen .... irgendwie, irgendwann?
Diese häßliche Lücke im Arrangement der Blumenpracht.
Möglicherweise ist es die Tatsache, dass ein solches Heidekraut, wenn es nicht gerade blüht, nicht sehr ansehnlich ist. Ein Stiefkind unter all den prächtigen Pflanzen. Zu unscheinbar, als dass sein Schicksal die Besitzer anrühren könnte.
* Natoratten = Staubgebilde, Flusen, die sich zusammenballen und besonders auf glatten Böden die Ecken zieren - ihre Bewegung bei Luftzug gleicht der von weghuschenden Ratten ....
Der Terminus »Natoratten« war mir nicht geläufig - hat es was mit der NATO zu tun, wie etwa Nato-Jacken? (im Österreichischen heißen Wollmäuse übrigens »Lurch«)
Ja, Herr nömix, ich lernte das Wort als Rekrut bei der Bundeswehr. Ein Stabsunteroffizier (es scheinen immer die Stabsunteroffiziere zu sein die solche Begriffe genüßlich auf der Zunge halten um sie dann den Rekruten entgegen zu schleudern) gebrauchte dies Wort um die totale Unsauberkeit der Unterkunft zu beschreiben in der wir zu 9 (!) Soldaten hausen mußten, Betten dreistöckig [1967], Terrazzo-Boden:
"In diesem Saustall verkrümeln sich selbst die Natoratten in die äußersten Ecken, ihr nichtsnutzigen Faulpelze - sowas nennt ihr "Stube und Revier gereinigt"?