Beschreibung von selbstgefälligen, überheblichen und unzulänglich sozialisierten Teilen einer Generation:
Verhätschelt und mit Kuschelecken versorgt - jetzt geht die Saat der falschen Rücksichtnahmen auf.

The noun “parent” has beco­me a verb as many peo­p­le embrace the belief that per­fec­ti­bi­li­ty can be appro­xi­ma­ted if par­ents are suf­fi­ci­ent­ly dili­gent about child-rea­ring. So, “heli­c­op­ter par­ents” hover over their off­spring to spa­re them abra­si­ve encoun­ters with the world. And “par­ti­ci­pa­ti­on tro­phies” are given to ever­yo­ne on the soc­cer team, lest the excel­lence of a few dent others’ self-esteem — the fuel that sup­po­sedly pro­pels upward social mobility.
Lard­ed with unst­in­ting paren­tal prai­se and gar­lan­ded with unear­ned lau­rels, the­se cos­se­ted child­ren arri­ve at col­lege thin­king high­ly of them­sel­ves and expec­ting others to rati­fy their com­pla­cent self-assess­ment. Sure­ly it was as under­gra­dua­tes that Stanford’s law school silen­cers beca­me what they are: expen­si­ve­ly cre­den­tia­led but negli­gi­bly edu­ca­ted brats.
[ Quelle/Source]

Über­set­zung

Das Sub­stan­tiv „Eltern“ ist zu einem Verb gewor­den, da vie­le Men­schen glau­ben, dass die Per­fek­ti­ons­fä­hig­keit annä­hernd erreicht wer­den kann, wenn die Eltern bei der Kin­der­er­zie­hung aus­rei­chend sorg­fäl­tig sind. So schwe­ben „Heli­ko­pter-Eltern“ über ihren Spröss­lin­gen, um ihnen har­sche Begeg­nun­gen mit der Welt zu erspa­ren. Und „Teil­nah­me-Tro­phä­en“ wer­den jedem in der Fuß­ball­mann­schaft ver­lie­hen, damit die Exzel­lenz eini­ger weni­ger das Selbst­wert­ge­fühl ande­rer nicht beein­träch­tigt – der Treib­stoff, der angeb­lich den sozia­len Auf­stieg vorantreibt.

Gespickt mit uner­schöpf­li­chem elter­li­chem Lob und bekränzt mit unver­dien­ten Lor­bee­ren, kom­men die­se ver­wöhn­ten Kin­der mit einer hohen Mei­nung von sich selbst zur höhe­ren Lehr­an­stalt und erwar­ten, dass ande­re ihre selbst­ge­fäl­li­ge Selbst­ein­schät­zung bestätigen.
Sicher­lich wur­den die Neu­zu­gän­ge der juri­sti­schen Fakul­tät nicht erst in den Anfangs­jah­ren des Stu­di­ums zu dem, was sie nun sind: All­um­fas­send aus­ge­stat­te­te, aber völ­lig unzu­läng­lich erzo­ge­ne Gören.

Seit Jah­ren gibt es die­se irre Ten­denz alles Schlech­te von Kin­dern fern­zu­hal­ten. In dem unbe­wie­se­nen Gedan­ken ihnen eine schö­ne Kind­heit mit posi­ti­ver Ten­denz zu bie­ten. Das steht in völ­li­gem Gegen­satz zu dem, was als Her­aus­for­de­rung auf die dann bereits zu jun­gen Erwach­se­nen gewor­de­nen unaus­weich­lich zukommt:
Exi­stenz­kampf, Kon­kur­renz­ge­ran­gel und die bit­te­re Erfah­rung unzu­läng­lich, № 2, zu sein oder schlicht nicht die rich­ti­ge Per­sön­lich­keit zu haben. Dann wäre eine Erzie­hung hilf­reich gewe­sen, die alter­na­ti­ve Wert­erfah­run­gen und Stra­te­gien ange­bo­ten hät­te, die in sol­chen Situa­tio­nen dabei hel­fen sich sozu­sa­gen 'am eige­nen Schop­fe aus dem Dreck zu ziehen'

Erhel­lend ist, dass es nicht nur (m)eine Beob­ach­tung hier bei uns ist, son­dern eine Wel­le die durch die zivi­li­sier­ten Staa­ten läuft und gan­ze Gene­ra­tio­nen zu depres­si­ven Indi­vi­du­en wer­den lässt. Man den­ke nur an die über­bor­den­den Ver­schrei­bungs­zah­len von Anti­de­pres­si­va und ste­tig wach­sen­den Krank­mel­dun­gen wegen psy­chi­scher Stö­run­gen. Nicht umsonst ist die Nach­fra­ge nach Can­na­bis hoch. Das kann das Kuschel­tuch wenig­stens zeit­wei­se ersetzen.

Kommentare

  1. Eines vor­weg: Heli­ko­pter-Eltern schei­nen kein eige­nes Leben und kei­ne eige­nen Hob­bys zu haben, oder sind durch die Arbeit noch nicht genug aus­ge­la­stet. Sonst hät­ten sie nicht noch so viel Ener­gie übrig, um stän­dig um ihren Nach­wuchs her­um­zu­schwir­ren und jeden Kie­sel­stein aus deren Weg zu räu­men... (Die Ener­gie will jemand mal haben, der den Ein­druck ver­spürt, um Leben aus­ge­la­stet oder sogar überlastet zu sein.)

    Zum Haupt­the­ma: Ich glau­be, "wir" hat­ten das in irgend­ei­ner ande­ren Kom­men­tar­spal­te bei dir schon...
    Ich kann der Beob­ach­tung auch nur bei­pflich­ten - und das, obwohl ich, dem phy­si­schen Alter nach, ein ganz Teil näher an der bespro­che­nen Grup­pe dran bin.

    Was du mit dem Zusam­men­hang zu Depres­si­vi­tät und dem gestei­ge­nen Can­na­bis- und All­tags­dro­gen­kon­sum (sol­che, die legal zu haben sind) hier sagt - ganz wür­de ich es eben­so nicht von der Hand weisen.
    Und da müss­te ich sogar auch mal etwas übel und pole­misch werden.

    In der jüng­sten Gene­ra­ti­on behaup­tet inzwi­schen bei­na­he jeder, an irgend­ei­ner Form von psy­chi­scher oder neu­ro­lo­gi­scher Stö­rung zu lei­den und des­we­gen die­ses oder jenes nicht zu kön­nen und dass man dar­auf Rück­sicht neh­men müsse.
    Schaut man sich die Pro­ban­den aller­dings näher an, sucht man all­zu oft nach der behaup­te­ten Störung.
    Ver­gleicht man es mit Leu­ten, die älter sind als sie, die haben dage­gen, wenn sie von sich behaup­ten, an die­ser oder jenen Stö­rung zu lei­den (oder gar offi­zi­ell dia­gno­sti­ziert sind), rich­tig spür­ba­re Pro­ble­me dadurch. Bei denen ist also <bzu mer­ken, dass da etwas ist, was sie anders macht als ande­re und dass bei ihnen im Leben des­halb etwas anders funk­tio­niert als beim Durchschnitt.
    Zusätz­lich dazu berich­tet die­se Alters­grup­pe wie­der­um davon, dass ihre offi­zi­el­len Dia­gno­sen ihnen glatt noch ein Hin­der­nis sind (auch wenn sie fak­tisch stim­men) - weil Arbeit­neh­mer eben kei­ne bekannt psy­chisch kran­ken Leu­te ein­stel­len wol­len (die könn­ten ja einen erhöh­ten Kran­ken­stand haben...), weil Ärz­te gern Din­ge auf die Psy­che schie­ben, wenn einem bekannt psy­chisch Kran­ken irgend­was weh tut (es wird also weni­ger bei kör­per­li­chen Lei­den kor­rekt dia­gno­sti­ziert), und weil immer die Angst dasteht, bei juri­sti­schen, poli­zei­li­chen oder ämter­li­chen Din­gen als psy­chisch kran­ke Per­son benach­tei­ligt bzw. schnel­ler ver­däch­tigt und als unglaub­wür­dig gewer­tet zu werden.
    Vom Sozia­len will man gar nicht erst spre­chen - Leu­te mit psy­chi­schem "Knacks" wer­den vom Umfeld gern als "unbe­quem" emp­fun­den, nur weil sie nicht den spieß­bür­ger­li­chen Zir­kus von Job, Kar­rie­re, Auto, Haus und "wo war ich zuletzt im Urlaub?" nicht mit­ma­chen kön­nen. Weil sie bei die­sen nicht mit­re­den kön­nen, wol­len oder ganz ande­re Sor­gen haben, die die­se besitz­ver­narr­ten Leu­te nicht verstehen.
    Mit ande­ren Wor­ten also: Die über­le­gen es sich genau­er, wem sie über­haupt etwas kon­kre­tes von ihren Unzu­läng­lich­kei­ten erzäh­len, und wo sie dazu recht­lich ver­pflich­tet sind.
    Sie sind kei­nes­falls stolz dar­auf und gehen damit hau­sie­ren wie die jün­ge­re Gene­ra­ti­on, die es regel­recht als eine Art stän­di­ge Ent­schul­di­gung ver­sucht zu miss­brau­chen, wenn Indi­vi­du­en von ihr irgend­was nicht geneh­mes nicht tun wol­len oder wenn sie Schei­ße bau­en. Oder als Attri­but, was sie ver­meint­lich "inter­es­san­ter" in den Augen ande­rer machen soll (am besten in Social Media).

    Was ich damit sagen will: Je jün­ger, desto stär­ker sind die Indi­vi­du­en nar­ziss­tisch durch­seucht, und das in einem schon krank­haf­ten Maße. Und das kommt nicht von unge­fähr. So kommt man nicht auf die Welt; dazu wird man gemacht.
    Kon­kret: Durch Nicht-Beach­tung der wah­ren Bedürf­nis­se des Kin­des. Wenn Kin­der sich den Bedürf­nis­sen ihrer Bezugs­per­so­nen anpas­sen müs­sen (das kann Ver­nach­läs­si­gung sein, aber auch Über­dra­ma­ti­sie­rung und "Ver­wöh­nung" - oft eine Kom­bi­na­ti­on aus beidem).
    Bei den Heli­ko­pter-Eltern stän­de stark im Ver­dacht, dass die­se sich ihre Kin­der nur als Schwanz­ver­län­ge­rung - als Sta­tus­sym­bol, als per­sön­li­cher Trö­ster und even­tu­el­le ste­ti­ge Lebens­auf­ga­be - ange­schafft haben.
    Even­tu­ell in man­chen Fäl­len wäre noch ein leich­tes Hypo­chon­der-Syn­drom von Sei­ten der Eltern vor­han­den (d. h. die reagie­ren bei jedem Lüft­chen über und sprin­gen gleich auf, obwohl es sach­lich nicht not­wen­dig wäre).

    Da geht es dann nicht mehr um die Bedrüf­nis­se, die die Kin­der wirk­lich haben, son­dern um das, was die Heli­ko­pter-Eltern wol­len, dass sie haben. Auch, dass sie die Per­sön­lich­kei­ten wer­den und Vor­lie­ben haben, die sie am lieb­sten wol­len, min­de­stens ihnen aber in den Kram pas­sen. - Spä­ter, nach der früh­kind­li­chen Prä­gung, wird die­se Sache irgend­wann ein Selbst­läu­fer, weil die Kin­der es nicht anders ken­nen und weil sie mit­un­ter, wegen die­ser Prä­gung, auch kei­ne eige­nen Lösungs­stra­te­gien beherr­schen. (Bei­spiel: Sei­ne Wäsche sau­ber krie­gen und klei­ne Din­ge kochen lernt man auch erst, wenn einen jemand lässt, und nicht dau­ernd die­se Auf­ga­ben für sich in Beschlag nimmt und das Kind sich nicht ein­mal aus­pro­bie­ren kann und/oder darf.)

    Über­mä­ßi­ger Nar­ziss­mus hat eben­so auch in etwa die Fol­gen, die sich beob­ach­ten las­sen - Selbst­über­schät­zung, erhöh­te Depres­si­vi­tät (weil man doch nicht so groß­ar­tig ist wie ein­ge­re­det), gar Grö­ßen­wahn, über­zo­ge­ne Vor­stel­lun­gen von Men­schen, Din­gen, Pro­zes­sen, Lebens­din­gen etc., über­zo­ge­ne Erwar­tun­gen, unrea­li­sti­sche Über­zeu­gun­gen von der eige­nen Wich­tig­keit, Man­gel an Geduld, evtl. Aggress­vi­tät (um sich das Ein­ge­for­der­te zu holen); als Kehr­sei­te dazu Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xe, Über­erfül­lung (es allen recht machen wol­len, um dafür Lie­be und Aner­ken­nung zu krie­gen), über­stei­ger­ter Per­fek­tio­nis­mus, Selbst­gei­ße­lung wo kein Anlass dazu besteht, chro­ni­fi­zier­tes Opfer­da­sein, Unsicht­bar­keit in Grup­pen ("graue Maus"), pas­siv-aggres­si­ves Ver­hal­ten, Wün­sche nach "Zutei­lung von ein jedes gerech­ten Anteils" von höhe­ren Instan­zen, Unfä­hig­keit mit Fru­stra­ti­on und nega­ti­ven Emo­tio­nen umzu­ge­hen, man­geln­de Fähig­kei­ten der Selbst­be­ru­hi­gung, unzu­rei­chen­de Fähig­kei­ten, sich durch­zu­set­zen und eige­ne Ansprü­che ein­zu­for­dern (selbst wenn sie ver­dient sind), Angststörungen.
    Naja, und so weiter...

    Gera­de, weil im Zeit­al­ter von Social Media eher die extro­ver­tier­ten Ver­hal­tens­zü­ge von über­stei­ger­ten Nar­ziss­mus lie­ber gese­hen sind bei Freun­den, Gleich­alt­ri­gen und Bekann­ten, liegt die Sache nahe, wenn man men­tal dazu nicht selbst in der Lage ist, die­se an sich zu erzeu­gen, dann ver­sucht man das mit "Hilfs­mit­teln" zu erreichen.
    Die ersten Hilfs­mit­tel dazu sind Dro­gen, Medi­ka­men­te und lega­le Rausch­mit­tel (u. a. auch über­mä­ßi­ger Kon­sum von Ener­gy-Pro­duk­ten!), da man hier­zu ledig­lich Kon­tak­te und Geld benö­tigt (anders wenn man "a hig­her sta­te of con­scious­ness" nüch­tern errei­chen will).
    - Gleich­zei­tig kön­nen man­che Rausch­mit­tel auch im Allein­sein einen Nut­zen erwei­sen. Wenn näm­lich "Wär­me", Gebor­gen­heit, Rück­zug in die inne­re Welt (inso­fern man davon spre­chen kann, bei jeman­dem, wo das Ich mehr von äuße­rem Input erzeugt wird...) gesucht wer­den, um im Allein­sein ein posi­ti­ves Gefühl zu erzeugen.

    ...Was man zu der Sache am Ende, auch ein klein wenig in Ver­tei­di­gung die­ser jun­gen Gene­ra­ti­on, fest­hal­ten muss: All die­se nar­ziss­ti­schen "Schnee­flocken" (O-Ton: "Snow­flakes"), so sehr man sie auch nicht lei­den kann und man ihnen einen nas­sen Lap­pen ins Gesicht wünscht, damit sie mal in der Rea­li­tät ankom­men, sie sind alle Opfer der Erzie­hung ihrer Eltern.
    Sie sind erst ein­mal so, weil jemand sie so geformt hat.
    Über­trie­ben gespro­chen, will man davon ein paar Indi­vi­du­en "ret­ten", so muss man ihnen "hel­fen", aus die­ser Bla­se her­aus­zu­kom­men. Sie auf den Boden der Tat­sa­chen zu holen, bei gleich­zei­ti­ger Sti­mu­la­ti­on der nütz­li­chen und posi­ti­ti­ven Fähig­kei­ten, die sie durch­aus beherrschen.
    Sodass einer­seits ein Kor­rek­tiv geschieht, ohne dabei auf der Strecke zu las­sen, dass auch die­se ver­wöhn­ten Kin­dern zu etwas fähig sind, wenn man sie nur gekonnt dazu anregt.
    (Die­ses "Kor­rek­tiv" darf durch­aus harsch sein und sie dort am Kra­gen packen, wo es ihnen weh tut, wenn die Sache schon zu weit fort­ge­schrit­ten ist und anders die ent­spre­chen­den Erkennt­nis­se von ihnen nicht zu errei­chen sind. - Das wäre aber eine gekonn­te psy­cho­lo­gi­sche Sache, die man mit­un­ter auch sub­til anle­gen müsste.)

    1. Das ist eine sehr gekonn­te Her­lei­tung der Tat­sa­chen und Beob­ach­tun­gen, sehr viel dif­fe­ren­zier­ter als ich es ange­legt habe, danke!

      Wenn es 'chic' ist etwas zu haben wol­len es Vie­le - auch wenn sie gar nicht wis­sen was das eigent­lich bedeu­tet: Sie sehen die Auf­merk­sam­keit die es bringt und das ist es letzt­lich was ihnen Auf­trieb und Antrieb ist sich dahin­ge­hend zu ver­hal­ten. Ob nun gezielt geschau­spie­lert oder unglück­li­cher­wei­se dahin­ge­hen geprägt sei dahin­ge­stellt, es ist allen­falls für einen The­ra­peu­ten wich­tig der dazu Stel­lung bezie­hen muss und even­tu­ell ein­zu­grei­fen hat.

      Spä­te­stens wenn das ein­tritt was du beschrie­ben hast, näm­lich wenn von Betrof­fe­nen Nach­tei­le erkannt und von der Umge­bung zuneh­men­de Distanz genom­men wird, dann ist der posi­ti­ve Auf­merk­sam­keits­ef­fekt weg und das gro­ße Heu­len setzt ein. Wir hat­ten damals, als das noch sel­te­ner vor­kam, eine Stu­den­tin im Mikro­bio­lo­gie­se­mi­nar die glaub­te die Wis­sen­schaft mit ihren Vor­trä­gen berei­chern zu kön­nen - bis ihr eines Tages der anson­sten sehr gedul­di­ge Pro­fes­sor scharf zurief "Shut up, stu­pid!" .... da lief sie heu­lend weg und ward bis zum näch­sten Seme­ster nicht mehr gese­hen. Das war wohl eine die­ser Situa­tio­nen die du gegen Ende dei­nes Kom­men­tars dar­stellst. Ich habe sie aus den Augen ver­lo­ren und kann nicht sagen ob es gehol­fen hat und sie sich danach in einer bes­se­ren Rol­le auslebte.

      Selbst­re­dend ist es nicht genug nur zu bekla­gen was da schief ist und es dabei zu belas­sen. Nach dem Mot­to "Jeder Mensch kann irgend­et­was - und wenn es nur ist als schlech­tes Bei­spiel zu die­nen!" (bit­te, das war jetzt ein­fach zu ver­füh­re­risch es hier sar­ka­stisch anzufügen)
      Es ist natür­lich sinn­voll nicht nur den Man­gel zu bekla­gen - son­dern wie du es gemacht hast - dar­über nach­zu­den­ken wie man das ins Posi­ti­ve umlen­ken und gesell­schaft­lich nutz­bar machen kann. 

      Was mich dabei antreibt ist klar:
      Ich sehe Wie­der­ho­lun­gen der frü­he­ren Feh­ler in Sinus­wel­len­form, alles schon 'mal dage­we­sen, mög­li­cher­wei­se ein wenig Ver­schie­den­heit, im Gro­ßen und Gan­zen jedoch Schwün­ge zwi­schen "lais­sez-fai­re, lais­sez-aller" und "Regel­werk Erzie­hung"
      [Wir hat­ten schon mal zu 'anti-auto­ri­tä­rer Erzie­hung' (Prin­zip Sum­merhill) eine Dis­kus­si­on, da zu habe ich stets die Mei­nung ver­tre­ten es sei falsch inter­pre­tiert wor­den was der Kern die­ser Art von Erzie­hung ist: Es ging dort um Par­ti­zi­pa­ti­on, ein­bin­den der Kin­der jed­we­den Alters in Ent­schei­dun­gen, nicht "lais­sez-fai­re, laissez-aller"]

      1. "Wie­der­ho­lung in Sinus­wel­len­form" - ja, so kann man das durch­aus sehen. Alle paar Jahr­zehn­te tritt das­sel­be Grund­phä­no­men wie­der auf, wenn auch immer leicht etwas ver­än­dert (und dadurch Gegen­maß­nah­men stets justiert wer­den müssen).

        Bezeich­nend in die­ser Zeit ist es irgend­wie auch, dass die jün­ge­ren Leu­te inzwi­schen kon­ser­va­ti­ver sind und den­ken als ihre Eltern. So etwas kommt sel­ten vor.
        Sonst sind es näm­lich die gewe­sen, die nach Ver­bo­ten von die­sem und von jenem geschrien haben, gedacht haben, damit sei ein Pro­blem ver­schwun­den; die Schmalz­sän­ger-/in­nen ange­him­melt haben und vom "Ver­tei­lungs­krieg" sprachen.
        Ins­be­son­de­re letz­te­res kommt bei ihnen aber mit einem wesent­lich anders gepräg­ten Hin­ter­grund daher: Man glaubt nicht mehr an auch nur die mini­mal­ste Mög­lich­keit von sozia­ler Mobi­li­tät, man redu­ziert alles auf Schub­la­den und Iden­ti­tä­ten, auf Haut­far­be, Geschlecht, und das sei­en die aus­schlag­ge­ben­den Kri­te­ri­en dafür, wer in die­sem System zu einem Stück vom Kuchen kommt und wer zurückbleibt.
        Dem­entspre­chend schreit man immer wie­der nach "Ord­nungs­maß­nah­men von oben", nach irgend­je­mand imma­te­ri­el­les, der den in die­ser Hier­ar­chie Benach­tei­lig­ten gibt, von denen nimmt, die über­mä­ßig viel haben, und dass nach die­ser Umver­tei­lung genau die Rich­ti­gen so viel in der Tasche haben wer­den wie sie ver­meint­lich "ver­die­nen" (was am Grad der "Unter­drückung", laut ihres Schub­la­den­sy­stems, aus­ge­macht wird, und nicht an eige­nen Bemü­hun­gen und Taten) und die Wohl­ha­ben­den genau­so mit der Men­ge vom Wohl­stand zurück­blei­ben, die ihrem "Ver­dienst" ent­spricht (wobei das auch nicht an Taten, son­dern ledig­lich am Ein­kom­men aus­ge­macht wird und in wel­che Schub­la­de die­se Per­son "gehört").
        In einem pri­mi­ti­ven und mehr ras­si­stisch und sexi­stisch gestrick­ten Kasten­sy­stem als das vor­he­ri­ge, wo Eigen­be­mü­hun­gen nicht zäh­len, son­dern nur - wie ich es nen­ne - "das Fleisch, was du bist". Wel­ches man sich nicht aus­su­chen kann, wel­ches man auch nicht so schnell aus­tau­schen kann...
        Kurz gesagt: In die­sem Gedan­ken­kon­strukt kommt nicht im Hauch eines Gedan­ken vor, dass jemand even­tu­ell auch was dafür getan haben könn­te, dass er dasteht wie er dasteht. Und das mehr als nur Gefäl­lig­keits­jobs gegen­über den rich­ti­gen Leuten.

        Es ergibt aller­dings eine psy­cho­lo­gi­sche Logik, wenn man es mit die­ser Über­be­hü­tung zusam­men­nimmt: In einer Gedan­ken­welt, wo ande­re einem stets die Arbeit und die Her­aus­for­de­rung vor der Nase weg­neh­men, wo ande­re für einen etwas machen, gerät der Ver­stand nicht gera­de dazu, "Ver­dienst durch Lei­stung" wahr­zu­neh­men und zu hono­rie­ren, son­dern sich auf irgend­ei­nen höhe­ren Ver­tei­ler zu versteifen.
        Weil es vor­her im klei­nen Rah­men schließ­lich auch nicht anders war. Mut­ti macht hier, Vat­ti macht da... Sie selbst aber kei­nen Fin­ger krumm.
        Da wird man emp­fäng­lich dafür, wenn irgend­wel­che Rat­ten­fän­ger einem erzäh­len "du, dass du nur so und so "wenig" hast ("wenig" muss hier auch nicht den Tat­sa­chen ent­spre­chen, son­dern kann eher einem "dir wird nicht alles hin­ter­her­ge­tra­gen" ent­spre­chen), das liegt dar­an, weil du in einer Welt lebst, wo die und die Leu­te pau­schal immer vor­teil­haf­ter daste­hen als du, weil die so eine Kaste sind, die sich gegen den Rest der Welt ver­schwo­ren, alle Macht und "alles coo­le Zeug" unter den Nagel geris­sen hat".
        Es passt an der Stel­le näm­lich sehr gut zu ihrem vor­he­ri­gen Mikro­kos­mos, wo (ech­te) Lei­stung nicht erfor­der­lich war und nicht dar­über bestimmt hat, ob sie etwas krie­gen oder nicht.

        (Böse könn­te man hier sagen: Die alten Kom­mu­ni­sten von Anfang des Jahr­hun­derts, die hät­ten auch in sol­chen pri­mi­ti­ven Sche­men gedacht. "Kaufmann/Bildungsbürgertum -> alles Schar­la­ta­ne und die hau­en die Leu­te übers Ohr -> brau­chen wir nicht bzw. nur weni­ge von; und die dür­fen dazu auch noch nicht so viel ver­die­nen!". Stren­ge Kasten statt auch mal die ein­zel­nen Men­schen anzusehen.)

        Was ich noch zu der Sache mit "anti-aut­ho­ri­tä­rem Erzie­hungs­stil" sagen will:

        Es gibt auch heu­te inzwi­schen genug Erwach­se­ne, die gera­de in der Zeit auf­ge­wach­sen sind, als die­ses Miss­ver­ständ­nis davon in Mode war (also "lais­sez fai­re, lais­sez aller"), die heu­te dar­über sagen, es war für sie eigent­lich die Katastrophe.
        Weil es dadurch kei­ne Eltern gab, die für sie wie Eltern da waren; es, emo­tio­nal und psy­chisch, eher wie Ver­wahr­lo­sung und Ver­nach­läs­si­gung war, weil ihnen dadurch vie­les an Kom­pe­ten­zen als Mensch nicht bei­gebracht wurde.
        Und mit die­sem Man­gel muss­ten sie spä­ter in einer Welt bestehen, in der es nicht jeder gut mit ihnen meint, in der man aber auch nicht jeden ein­fach ver­prü­geln kann, wenn er einem zu Nahe kommt oder einen über den Tisch zieht.
        - Da bestand dann viel, viel Plan­lo­sig­keit wie man sich als Erwach­se­ner über­haupt verr­hält, und vor allen Din­gen ver­nünf­tig und aus­ge­gli­chen ist...

        Es gibt natür­lich auch die Gegen­bei­spie­le, die es als Kind gut emp­fan­den und deren Per­sön­lich­keit nicht all­zu sehr dar­un­ter gelit­ten hat, weil sie, von Gemüt und Intel­li­genz­grad wegen her, so aus­ge­rich­tet waren, sich selbst durch­zu­fin­den, ohne sich dabei zu einem übelst ego­sti­schen Fratz zu entwickeln.
        Zusätz­lich dazu bestand auch noch ein pas­sen­des Umfeld, was sie nicht in ande­re Rich­tung ver­lei­tet hat...

        ...Den­noch, eher über­weigt der erste Teil, wenn man mal jen­seits aller Ver­herr­li­chung die Ohren offen hält.
        Und wenn nicht in der Erst-Gene­ra­ti­on, spä­te­stens in der Zweit-Gene­ra­ti­on tra­ten Schwie­rig­kei­ten auf - weil die "anti-aut­ho­ri­tär" erzo­ge­nen gar kei­ne Idee davon hat­ten wie man sich als Eltern­teil benimmt. (Also wur­den sie eben­falls zu Ver­nach­läs­si­gern, oder sie sind in die aut­ho­ri­tä­re Rich­tung wie­der ein­ge­schwenkt - weil sie sich anders nicht durch­zu­set­zen und zu behaup­ten wussten.)

        1. Der Man­gel von dem man­che nun Erwach­se­nen berich­ten ist mit Schwer­punkt "Gren­zen­lo­sig­keit". Nicht ein star­res Gerip­pe aus Anwei­sun­gen und Befeh­len, son­dern eine Art "Leit­plan­ke" die begrenzt was man darf und was nicht - sinn­vol­ler­wei­se gefüllt mit Erklä­run­gen zum "War­um" für all die Beschränkungen.
          Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu dem Gedan­ken der anti-auto­ri­tä­ren Erzie­hung die Klein­kin­der schon mit Erwach­se­nen­auf­ga­ben kon­fron­tier­te und Ent­schei­dun­gen abver­lang­te, die Kin­der allei­ne aus ihrer Ent­wick­lungs­stu­fe nicht zu lei­sten in der Lage sind.

          Ein tol­les Bei­spiel ist in mei­ne Erin­ne­rung eingebrannt:

          Ich stand vor der Men­sa in der Mit­tags­zeit in der übli­chen Schlan­ge, vor mir ein Kom­mi­li­to­ne etwas jün­ger als ich (damals 32, kurz vor dem Examen) und davor ein Vater-Stu­dent mit ca. drei-bis-vier-jäh­ri­gem Kind. Die­ses Kind lief um den Vater her­um und zwar unter Ein­be­zie­hung der Vor­der­frau und des Hin­ter­man­nes (das war der vor mir). Wäh­rend der Umläu­fe trat das Kind mei­nen Vor­der­mann jedes Mal auf bei­de Füße. Der ließ sich das eine Wei­le gefal­len. pack­te dann das Kind mit bei­den Hän­den an den Schul­tern, stell­te es neben sich hin und trat ihm erst auf den einen, dann auf den ande­ren Fuß. Bemerk­te dazu "Merkst du jetzt, dass es weh tut wenn man Leu­ten auf die Füße tritt?" 

          Der Kinds­va­ter brach­te so etwas wie ein Brab­beln her­vor das wohl bedeu­te­te das Kind sein doch ein eige­ner Mensch und müs­se machen dür­fen um zu ler­nen ... wor­auf der Kom­mi­li­to­ne vor mir trocken sprach "Na, dann hat er jetzt was gelernt!"

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