Es heißt ja, die Geschichte sei dazu da von ihr zu lernen. Was lernen wir also aus der Geschichte in Bezug auf die plötzlichen Aktivitäten der bayerischen Verwaltung & Justiz gegen die Reichsbürger?
Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie mit bestimmten Adjektiven in der Berichterstattung ein Bild bei Zuhörern & ~sehern erzeugt wird, das man nur als "Zerrbild der Wirklichkeit" bezeichnen kann.
Die meisten der Reichsbürger sind keine Rechtsradikalen, radikal und unbeirrbar sind sie allerdings schon: Wenn es nämlich um die Frasge geht ob die Bundesrepublik Rechtsnachfolgerin des dritten Reiches ist. Da kommt ein glattes "Nein" - die Bundesrepublik sei, so erklärte man mir, eine GmbH mit Sitz in New York. [Siehe andere Versionen bei WIKIPEDIA]
>>>>>> Anders als in den Medien behauptet datieren die Reichsbürger den letzten rechtlich fundierten Staat "Deutschland" auf das Kaiserreich zurück, also nicht die Grenzen von 1937, sondern die Grenzen des Kaiserreiches vor 1912.
Die sogenannten "Reichsbürger" sind keine unbedeutende Minderheit, es sind eine Menge Menschen - und die wurden in den letzten Jahren immer mehr. So viele, dass schon seit Jahren die Verfassungsschützer der Bundesländer die Aktivitäten der Reichsbürger zu durchschauen und zu erfassen suchen. Da haben uns heute, 19.10.2016, am Tag dieses Zwischenfalls in Bayern, die Presse und das Fernsehen falsch informiert, möglicherweise, das muß man einräumen, aus purer Unwissenheit.
Mich erinnert das an die Anfänge von Baader-Meinhof. Erst ganz wenige Informationen, dann plötzlich großes Getöse in den Medien und gleichzeitige Strafverschärfung für Straftaten, die man dieser Gruppe zuordnete. Der nächste Schritt war die völlige Dämonisierung ohne eine Auseinandersetzung mit den Zielen und Argumenten - und dann die totale Verfolgung mit allen Mitteln die dem Staat zur Verfügung stehen.
Herrmann, der bayerische Innenminister, deutete schon an "intensiver" gegen diese Leute vorgehen zu wollen. Sie werden der Politik wohl unbequem, und es soll ein Exempel statuiert werden.
Was hat denn den Förster plötzlich "nicht mehr zuverlässig für den Besitz einer Waffe" gemacht? DAS hat bisher in den Medien niemand erklärt.
Wären Sie, liebe Lesende, nicht auch erstaunt wenn man Ihnen so ganz aus heiterem Himmel plötzlich ein bisheriges Recht absprechen wollte - nur weil sie den Staat kritisch sehen und seine rechtmäßige Existenz anzweifeln?
Der Frage, warum g e n a u die bayerische Verwaltung dem Mann seine Waffen wegnehmen wollte hat sich noch niemand in der Berichterstattung angenommen - und da wäre doch der Ansatz für Außenstehende zu verstehen, ob dieser Verwaltungsakt gerechtfertigt oder willkürlich war. Was danach folgte ist doch nur abschließend zu beurteilen, wenn man die Hintergründe komplett überschaut.
Soweit ich es verstanden habe:
"ungeeignet" war der Mann nicht etwa weil er jemanden bedroht hätte, sondern lediglich, weil er von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat und das der bayerischen Verwaltung nicht gefallen hat - das ist eine gefährliche Entwicklung, die wir so zuletzt vor '33 hatten. Und gleich nach der Hitler'schen Machtübernahme, in deren Folge alle Anderdenkenden erst ausgesondert, dann geächtet, und zuletzt in KZs ermordet wurden.
Gerade der Innenminister in Bayern ist nicht zimperlich wenn es darum geht Andersdenkende anzuschwärzen, auszusondern, zu ächten ....
Damit ich nicht verkehrt verstanden werde:
- Ich bin weder "Reichsbürger" noch sympathisiere ich mit deren Thesen;
- Ich lehne jede Art von gewaltsamer Aktion zur Durchsetzung von politischen oder Weltanschauungszielen ab;
- Ich trete hier für freie Meinungsäußerung auch von noch so abstrusen Ideen ein, selbst wenn sie mir nicht gefallen, denn sie sind ein Grundpfeiler der Demokratie.
Ich denke, dass der Mann deshalb nicht mehr zuverlässig im Sinne des Waffenrechts ist, weil er den Staat und seine Rechtssprechung nicht (mehr) anerkennt. Und wenn einer keine Steuern zahlen will, seine Ausweisdokumente wegwirft und sich eigene malt, die Exekutive und Legislative nicht (mehr) ernst nimmt - wenn einer also das alles macht: Weshalb sollte der Staat, also "wir", davon ausgehen, dass er nicht plötzlich seine Waffen nimmt und den Wilden Westen nun in Deutschland zu neuer Blüte führen will?
Dass die Gefahr bestand und nicht gesehen wurde, beweisen ja die Ereignisse.
Nein, die "Reichsbürger" müssen bekämpft werden. Am besten durch Aufklärung. Denn nur wenn sie sich so blöd vorkommen, wie ihre Argumente klingen, haben wir eine Chance, dass nicht noch eine Gruppe mehr die postfaktische Welt von morgen "mitgestaltet".
Hallo Olaf,
sollte es tatsächlich so sein wie du es beschreibst ist das sicher kein 'normales' Verhalten - aber ich habe nirgendwo gelesen oder gehört/gesehen, dass der Betroffene sich so verhalten hat BEVOR ihm die mangelnde Zuverlässigkeit unterstellt wurde .... diese Auslassung einer Vorgeschichte ist es ja gerade, die mich stutzig macht.
Es gibt - nur um das näher zu beleuchten - in der Psychiatrie die sogenannte "Querulatorische Persönlichkeit" [F60.0 ICD-10-GM Version 2008]. Die gibt es immer noch, obwohl sie dem nationalsozialistischen Staat dazu diente mißliebige Personen zu eliminieren .... WIKIPEDIA dazu " .. Die Anwendung des Begriffs ist rechtlich problematisch, steht doch beim Vorliegen einer derartigen Störung die Prozessfähigkeit in Frage. Dadurch kann ein Betroffener effektiv an der missbräuchlichen Nutzung von Klagen und Rechtsbehelfen, aber auch an der Durchsetzung tatsächlicher Rechte gehindert werden. Eine gesetzliche Definition des Querulanten fehlt, weshalb auch missbräuchliche oder fehlerhafte Verwendungen des Begriffs diskutiert werden. .. "
Nun könnte man statt "querulatorisch" auch "non-konform" setzen und schon erkennt man die Gefahr, die in dieser Kennzeichnung steckt.
Mit den Reichsbürgern ist es wie mit vielen anderen Randerscheinungen der Gesellschaft:
Beachtung wertet auf & führt zu weiterem Wachstum [siehe PEGIDA, oder, im internationalen Rahmen, IS], je mehr man darüber redet desto 'wichtiger' werden sie. Deswegen halte ich es für besser genau das zu vermeiden.
Schlimmer als die Reichsbürger sind Politiker die glauben den Stein der Weisen gefunden zu haben [Bsp. Oettinger!] und Argumente mangels Sachkenntnis & Fachverstand an sich abperlen lassen - solche Leute können schweren Schaden anrichten.
Ich hätte mich ja zuerst gefragt, warum eine zivile Person in Deutschland 30+ Waffen legal in der Wohnung haben darf, aber seis drum(auch mit Jagdschein sehe ich diese Anzahl nicht als notwendig an). Hier liegt nach meiner Betrachtung der erste Hinweis auf einen Defekt bei der Wahrnehmung der Realität. Früher sprach man dabei zu Recht von einem Waffennarr. Wenn sich jemand wie ein Idiot anfängt in der Öffentlichkeit zu benehmen, man ihm einen Jagdschein und Waffen bis zum Arsch erlaubt hat, halte ich es durchaus für angemessen, hier einen Korrektiv -auch nachträglich- einzuziehen.
Wenn, wie es hier stand:P., 49, ist Jäger und Sportschütze, er besitzt nach Angaben der Polizei mehr als 30 Waffen. Im Mai wollten Mitarbeiter des Landratsamts die Waffen kontrollieren, doch P. verweigerte ihnen den Zutritt. Ein zweiter Besuch im Juli blieb erfolglos. Anfang August erhielt P. ein Anhörungsschreiben. "Ich bin Reichsbürger", schrieb P. zurück.
Nachdem er sich abgemeldet hat, dort wohnen blieb und auch keine Steuern mehr zahlte, stufte das Landratsamt ihn als unzuverlässig ein und entzog ihm den Waffenbesitzschein. Spätestens da war es geboten ihm die Waffen -da er scheinbar nicht selbst welche abgeben wollte- bei ihm abzuholen.
Den Vergleich mit den Nazis und einer möglichen Gefahr halte ich für überdenkbar(Mollath lässt grüßen). Man sollte aber im Auge behalten, dass es sich eher um genau die Sorte Mensch handeln könnte, der man mit Samthandschuhen dann genau ermöglicht, wieder das tun zu können, was sie am liebsten tun: Andern jede Form von Recht vorzuenthalten, weil sie anderer Hautfarbe, Religion oder Gesinnung sind. Hier greift jene Einschränkung, die man als Lehre aus der Geschichte etabliert hat und die unter dem Namen "Wehrhafte Demokratie" bekannt ist. Was ich für akzeptabel halte, solange es auf rechtlicher, demokratischer Grundlage geschieht.
Der Anspruch jede Meinung gelten lassen zu wollen, ist aus meiner Sicht nicht zielführend. Es gibt offensichtlich blöde und gefährliche Mitmenschen, bei denen es durchaus Sinn macht, begleitend einzuschreiten und den Unfug zu unterbinden.
So denkbar bei dem ganzen esoterischen Sumpf, der sich dramatische Schnittmengen mit all den anderen Wirrköpfen teilt. Hier könnte man die Germanische Neue Medizin beispielhaft nennen. Nur weil man als einigermaßen bei Verstand seiender meist müde über diese ganzen Eseleien der Szene lächeln kann, sind sie eben nicht ungefährlich. Ob es sich dabei um den -inzwischen sicher von Reichsflugscheiben abgeholten- Axel Stoll handelt oder die Anhänger Rudolf Steiners.
Die wichtige Frage, die sich mir stellt ist aber: Was ist in der Gesellschaft geschehen, dass die ganz Blöden - und deren Eseleien - inzwischen von immer mehr Mitbürgern für bare Münze genommen werden und diese somit ihre Einflusskreise deutlich erweitern konnten. Wie schlimm muss es um die Aufklärung in diesem Land bestellt sein, wenn wir bereits in der Avantgarde einer faktenlosen Gesellschaft angekommen zu sein scheinen? Ich wies bei den Sätzen zu Trump in einem andern Zusammenhang darauf hin, dass es inzwischen in den Unterstützerkreisen als schick gilt, eben entgegen der Fakten-und Datenlage sich zu positionieren. Meinung statt Wissen. In diesem globalen (deswegen vermutlich als Nebenwirkung oder direktem Ausfluss des kapitalistischen Systems) Zusammenhang zu beobachtenden Tendenzen und Entwicklungen sehe ich auch diese Reichsbürgerwahrnehmung.
Reisburger statt Reichsbürger!
Ihnen ihr Blödbabbler
Soweit ich in Erfahrung bringen konnte - die Quelle werde ich 'aus Gründen' nicht nennen - handelte es sich bei der überwiegenden Zahl der "Waffen" um historische Replika (die nicht zum schießen geeignet sind). Da kommt mir die Zahl 30 schon nicht mehr so außerordentlich groß vor wenn ich mit meiner Kugelsammlung vergleiche, die mittlerweile gut 200 Exponate zählt ["Kugel" im Sinne des Wortes, nicht das, was aus einer Waffe herauskommt].
Auf ein amtliches Schreiben nicht zu reagieren ist niemals eine gute Idee, genausowenig wie auf einem Standpunkt zu beharren den andere Menschen eher für absonderlich und/oder wirklichkeitsfremd halten. Was diesen Teil der Auseinandersetzung angeht stößt das Verhalten auch bei mir auf Unverständnis.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass eine Behörde nicht nur eine Handlungsoption hat und stets die "Obrigkeit" auf Biegen und Brechen durchsetzen zu wollen anstatt nach Kompromißlösungen zu suchen ist bestimmt nicht angetan sowas friedlich zu beenden.
Sie wissen, ich stehe auf dem Boden des Grundgesetzes, und ich bin ganz bei Ihnen, wenn es darum geht Jenen, die die Freiheit ausnutzen um andere Menschen in eben dieser zu beschränken, die Suppe zu versalzen und sie an weiteren Übertretungen zu hindern.
Nur:
Solange sie lediglich herumspinnen und ihre kruden Thesen verbreiten leidet das Staatswesen noch nicht - wenn wir nach Stuttgart oder Berlin oder Hamburg schauen findet man dort Ghettos, in denen Schlimmeres vorbereitet wird und da kommt kein Rollkommando ....
Weswegen ich - auch wegen der "Rundumberichterstattung" in allen Medien, wo unisono die gleiche Botschaft verkündet wurde - erstaunt zur Kenntnis nehme wie ein paar Tausend Reichsbürger auf einmal die Hauptnachrichten erreichen. Wo doch sonst mehr als 300.000 Meinungen in unserem Land der Kanzlerin lediglich ein Schulterzucken abringen ....
Könnte es sein, dass an deren Thesen etwas dran ist was die Politik stört und sie diesen Fall gern genutzt hat um ein Exempel zu statuieren? Das Ganze also hochzupushen, aus der Mücke einen Elefanten zu machen? Pegida ist erledigt, wir brauchen einen neuen Popanz, eine frische Sau, die durchs Dorf getrieben werden kann um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von CETA, TTIP, Geheimdienstgesetz und Erweiterung der Polizeibefugnisse abzulenken?
" .. Meinung statt Wissen .. " - ja, da haben Sie einen Teil der Wirklichkeit beschrieben .... ich gehe sogar weiter und sage " Wissensfeindlichkeit als Reaktion auf die (selbst-) Erkenntnis unwissend zu sein " .... während Frü-her™ Unwissende danach trachteten das möglichst niemanden bemerken zu lassen gehen sie heute forsch gegen Wissende an, insbesondere wenn die ihr Wissen im Kopf und nicht lediglich bei WIKIPEDIA verfügbar haben.
Der Kapitalismus als Grundursache ist schon deswegen anzunehmen, weil der Besitz mehr zählt als die Bildung oder der Charakter: Mit Geld - das lehrt das amerikanische Beispiel, da bin ich völlig auf ihrer Seite - kann selbst der mieseste Schurke ein vom Gesetz unbehelligtes Leben führen .... und wir werden das in den nächsten Jahren in Europa ähnlich erleben, es schwappt doch stets das Schlechte zuerst über den Atlantik.
Was den ReisBurger angeht:
Das will ich nächstens gern einmal ausprobieren - ohne jede Ideologie dahinter, die mich zwingen will vegetarisch oder gar vegan zu werden.
[Haben Sie das schonmal probiert und preisen es deswegen an oder war das ein wilkommenes Gericht wegen des Wortspiels?]
Solange sie lediglich herumspinnen und ihre kruden Thesen verbreiten leidet das Staatswesen noch nicht - wenn wir nach Stuttgart oder Berlin oder Hamburg schauen findet man dort Ghettos, in denen Schlimmeres vorbereitet wird und da kommt kein Rollkommando ....
Nun ja, wenn man keine Steuern zahlt kommt man gewöhnlich in den Knast, früher oder später -oder bei den Aktionären gut weg, wenn man ein großer Konzern ist.
Wenn Menschen sich massiv außerhalb der Norm stellen, wie gut oder schlecht diese auch erst mal zu sein scheint, kommt gewöhnlich immer eine Reaktion von Seiten der Institutionen(also der normalen, nicht der sprachlich georwellschten ehemaligen Troika, die Griechenland verwüstet).
Wenn ich bspw. morgen entscheide, dass der Linksverkehr(auf der Straße) dem Rechtsverkehr total überlegen ist, und beginne den im Alleingang einführen zu wollen, werde ich vermutlich schnell gestoppt bei der Ausführung.
So ähnlich wie weiland der
alte NaziführungsoffizierF.J. Strauß als er heldenhaft im Alleingang in der Münchener Innenstadt testete ob Tempo 30 nicht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wäre(was es natürlich war), als um ihn herum alle noch 50 fuhren.Die haben gehupt und ihm den Vogel gezeigt, es war rundherum massiver Terror, weswegen er schlussfolgerte: Tempo 30 ist unentspannt und macht die Menschen aggressiv. :-D (Aus meiner Erinnerung beschrieben).
Aber ich schweife ab.
Es ging ja eigentlich um den Reisburger. Nein, ich esse sowas nicht, es war nur dem schlechten Sprachwitz geschuldet, da haben sie mich schnell ertappt.
Solange es geschreddertes Tier gibt, sehe ich den Sinn von Reis als Burgerderivat nicht ein. :-D
Ihnen Ihr Blödbabbler
Wir sind da zwar hinsichtlich der Aktionen nicht in völliger Übereinstimmung (was das Verhalten der Reichsbürger angeht), aber schon recht nah - ich verstehe z.B. nicht, warum diese Menschen sich nicht erstmal ganz normal an die Regeln halten - wo doch Vernunft angebracht ist & sie erkennen müßten, dass es keinen Sinn hat sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen wenn man machtlos ist den Zustand zu verändern.
Ebenso widersinnig finde ich den Austausch via 'facebook', wo doch bekannt ist, dass die zuerst "HIER!" schreien wenn die US-Dienste nach Daten dürsten und die 'Befunde' dann weiterleiten .... zu 'facebook' habe ich kürzlich übrigens eine tolle Karikatur gesehen (oben eingefügt; "click!" vergrößert).
Zu erfahren, dass "Reisburger" - da mochte ich ihren/den Sprachwitz - nicht ihr Leibgericht werden hat mich den Unterkiefer wieder hochklappen lassen, ein Glück, wenn Sie bedenken wie blöde das ausgesehen haben muß ....